Sonntag, 24. April 2022

Aus der Restpostenliste

In der "Restpostenliste" unseres Kellers fand sich unter anderem diese 1990er Spätlese des (leider als eigenständiges Weingut nicht mehr existierenden, guckstu hier) Weinguts Langwerth von Simmern. Gekauft habe ich den Wein 1995 und ich habe ihn in durchaus sehr guter Erinnerung. Allerdings ist es viele Jahre her, dass ich die letzte Flasche getrunken habe. Insofern schwankte ich zwischen der Hoffnung auf ein schönes Altweinerlebnis und der Befürchtung, einen "toten" Wein in den Gully befördern zu müssen. Zum Glück ging der Gully leer aus.


 

1990 Langwerth von Simmern Hattenheimer Mannberg Riesling Spätlese 

Dunkles Goldgelb mit Rotschimmer
In der Nase recht verhalten, aber mit etwas Luft durchaus feine Fruchtnoten, vor allem getrocknete Aprikose, etwas Quitte
Zeigt am Gaumen schöne Präsenz mit Fruchtnoten (wieder getrocknete Aprikose), einem ganz leichten Karamellton, einer dezenten und (jedenfalls mich) nicht störenden Firne und vor allem einer schönen Harmonie zwischen unaufdringlicher Süße und noch immer präsenter Säure; erstaunlich lang.
Hervorragend gereifte Spätlese. Man muß kein Altwein-Freak sein, um daran Spaß zu haben. 

88-90, trinken

 

Dienstag, 19. April 2022

Kugel Peter

Viele Leser werden mit dem Titel "Kugel Peter" nichts anfangen können. Wer allerdings die Weine des Hofguts Falkenstein kennt, wird sofort wissen, worum es geht. Auf dem Gut werden die Weine aus den einzelnen Parzellen separat ausgebaut und kommen dann jedes jahr ins gleiche Faß. Die Fässer wiederum haben Namen, die darauf verweisen, von wem die entsprechende Parzelle erworben oder gepachtet wurde. Die Namen der Fässer sind auf dem Etikett angegeben. "Kugel Peter" ist eine solche Faßbezeichnung. 

Nach unserer ersten Begegnung mit (und Begeisterung für, guckstu hier) den Weinen des Hofguts Falkenstein habe wir uns auch von den nachfolgenden Jahrgängen jeweils einige Flaschen in den Keller gelegt. Heute war der 2020er Kabinett aus dem Krettnacher Euchariusberg mit eben der Faßbezeichnung "Kugel Peter" an der Reihe.


 

2020 Hofgut Falkenstein Krettnacher Euchariusberg Riesling Kabinett -12- "Kugel Peter" 

Helles Gelb
In der Nase ein gelbfruchtiger Grundton, dem dann Zitrusaromen und Kräuternoten folgen
Am Gaumen stehen dann die Zitrusaromen im Vordergrund. Die eher zurückhaltende Süße wird von kräftiger, reifer Säure so eingefangen, dass ein fast halbtrockener Gesamteindruck entsteht. Sehr animierend mit hervorragendem Trinkfluß und recht langem Abgang 

88-90, wird sicher bis Ende des Jahrzehnts und darüber hinaus Freude mahen

 

Freitag, 8. April 2022

Heimwein und Auswärtswein

Julian Haart stammt aus einer alteingesessenen Piesporter Winzerfamilie und hat sich 2010 selbständig gemacht. Innerhalb kurzer Zeit hat er sich für sein kleines Weingut (ca. 5 Hektar) einen hervoragenden Ruf erworben - so hervorragend, dass die Weine nur sehr schwer zu bekommen sind. Bewirtschaftet werden Lagen in Piesport und Wintrich. Seit 2018 wird auch eine Parzelle im Niederflörsheimer Frauenberg in Rheinhessen bewirtschaftet. Wir haben von Anfang an jedes Jahr ein paar Flaschen dieses "Auswärtsweins" eingekellert, aber bislang noch keine geöffnet. Heute war dann Premiere, und zwar mit der 2019er Ausgabe. Am Tag danach gab es dann einen "Heimwein", einen Kabinett aus dem Wintricher Ohligsberg.

 


 

2019 Julian Haart Niederflörsheimer Frauenberg Riesling 

Mittelgelb mit Goldschimmer
In der Nase noch nicht ganz entfalteter, aber recht komplexer Duft nach kandierten Zitrusfrüchten, gelben Steinfrüchten und kräutrigen Noten
Am Gaumen dominiert zunächst ein Eindruck von gelben Früchten, dann baut sich am Gaumen zunehmend Druck auf, der dann von einer gut integrierten Säure aufgefangen wird. Recht langer, leicht salziger Abgang.
Sehr schöner Riesling auf gutem GG-Niveau. 

91-93+, würde ich noch 1-2 Jahre liegen lassen und dann bis Ende des Jahrzehnts trinken


2018 Wintricher Ohligsberg Riesling Kabinett 

Helles Gelb
In der Nase eher verhaltener Duft nach süßem Apfel.
Auch am Gaumen süßer Apfel, dann auch gelbe Steinfrüchte, hervorragende Süße-Säure-Balance, unverschämter Trinkfluß 

88-90, bis 2030+

Freitag, 25. März 2022

Der erste 21er

Da ich heute Abend noch zu arbeiten hatte, aber trotzdem ein Glas Wein trinken wollte, war mir nach einem restsüßen Riesling mit wenig Alkohol. Da traf es sich gut, dass ich heute eine Lieferung des Weinguts Keller aus der Packstation geholt hatte - unsere ersten 2021er überhaupt. In dem Karton befand sich der Kabinett "limestone", und da der Karton noch im Auto war, hatte der Wein auch perfekte Trinktemperatur. 

Der limestone des Jahrgangs 2021 ist etwas anders, als ich die Weine der Vorjahre in Erinnerung habe (guckstu hier). Er hat weniger Alkohol (7,5% statt sonst 9 bis 9,5%) und dafür mehr Restsüße. Das steht dem Wein ausgesprochen gut.



2021 Keller Riesling Kabinett "limestone" 

Helles Gelb mit leichtem Grünschimmer
In der Nase noch etwas unruhig wirkend, Noten von reifen gelben Früchten, etwas grüner Apfel, auch Kräuter (Waldmeister?)
Am Gaumen beeindruckendes Spiel zwischen recht ausgeprägter Süße und einer fulminanten Säure (auch mit einer Wahrnehmung von Kohlensäure), wieder gelbfruchtige Aromen und etwas Zitrus, erstaunliche Länge
Enorm trinkanimierender Wein, der jetzt schon viel Spaß macht, aber auch Potential für längere Reifung hat. 

89-91, bis 2030

Donnerstag, 17. März 2022

Abarbeitung

Irgendwie hatte ich verdrängt, dass ich diese Weine mal gekauft habe. Nachdem sie mir aber vor ein paar Tagen mehr oder weniger zufällig im Keller begegneten, kamen sie dann aber doch auf die To-do-Liste und wurden heute abgearbeitet. So muss man das wohl tatsächlich nennen. 

Vall Llach ist ein Ende der 90er Jahre gegründetes Weingut, das (zumindest zu der Zeit, aus der diese beiden Weine stammen) drei Rotweinlinien im Programm hatte, Enbruix, Idus und als Flaggschiff den Vall Lllach. Hauptrebsorte ist jeweils Carinena (=Carignan, Mazuelo).

Weine aus dem Priorat haben mir bislang vergleichsweise wenig Spass gemacht. Vielleicht habe ich einfach die falschen Weine getrunken (von den ganz teuren war auch noch keiner dabei), aber das, was ich probiert habe, war mir oft zu alkoholisch. Die 15% Alkoholgehalt laut Etikett waren insofern kein gutes Omen...

 

 

2007 Idus de Vall Llach 

Mittleres bis dunkles Rot mit leichten orange-bräunlichen Reifenoten
In der Nase recht ausgeprägte, kompottig-reife Pflaumenfrucht, Kakao, Gewürznoten
Am Gaumen dominanter Alkoholeindruck mit leichter Bitternote, daneben reife Pflaumen und auch wieder der Eindruck von Kakaopulver.
Wirkt insgesamt etwas unharmonisch und macht schon satt, bevor man auch nur das erste Glas getrunken hat. 

84-86, den Wein sollte man m.E. bald trinken. Mag sein, dass er vor ein paar Jahren besser war (auch wenn der Wine Advocat als Trinkfenster 2013-2027 angibt)


2007 Vall Llach 

Mittleres bis dunkles Rot, etwas jünger wirkend als beim Idus
In der Nase etwas zurückhaltender, aber dafür deutlich feiner als der Idus. Differenzierte und fast kühl anmutende Frucht, Kirsche, Pflaume und Gewürze
Auch hier ist der hohe Alkohol am Gaumen deutlich spürbar, wenn auch ohne die ausgeprägte Bitternote. Die Frucht, vorwiegend Pflaume, ist ausgeprägter als beim Idus und der Wein insgesamt deutlich länger. Das ist der klar bessere Wein, aber auch der macht sehr schnell satt. 

88-90, auch diese Wein würde ich in den nächsten Jahren trinken. Er wird kaum besser werden, aber der Alkohol wird sich womöglich stärker in den Vordergrund drängen. Die Angabe "bis 2035" im Wine Advocat würde ich definitiv nicht ausreizen wollen.


Freitag, 11. März 2022

Cubillo

Lopez de Heredia ist ein sehr traditionell arbeitendes Weingut in Haro, das für seine Rotweine (vor allem den Vina Tondonia), aber vielleicht noch mehr für seine Reserva- und Gran Reserva Weiß- und Rosé-Weine bekannt ist. Den Gran Reserva-Rosé hatte ich bereits im Glas (guckstu hier), die Weißen stehen auf der To-do-Liste. 

Heute gab es aber keine Reserva, sondern den Einstiegs-Rotwein des Gutes, den Vina Cubillo. Selbst im Einstiegssegment kommen die Weine des Gutes immer erst nach langer Lagerung in den Verkauf - der 2013er ist tatsächlich der aktuelle Jahrgang und erst seit 2022 erhältlich. Es ist eine Cuvée aus tradtionellen Sorten (hauptsächlich Tempranillo, daneben Garnacha, Graciano und Mazuelo).

 

2013 Lopez de Heredia "Vina Cubillo" 

Leuchtendes mittleres Rot
In der Nase recht ausgeprägt, Kirsche, Gewürze, Weihrauch(?)
Am Gaumen kraftvoll, wieder Kirsche, sehr dezente Holznote, lebhafte Säure, recht nachhaltig. Macht Lust auf den nächsten Schluck
Richtig gut und viel Wein fürs Geld (ca. 15 Euro)

89-91, sollte mindestens bis Ende des Jahrzehnts Spaß machen

Mittwoch, 9. März 2022

Brandenburg

Brandenburg hatte ich als Weinbauregion bislang nicht auf dem Schirm. Das änderte sich, als ich im Dezember mein Weinwichtelpaket bekam. Beim seit 2014 stattfindenden Weinwichteln (guckstu hier) soll man eine Flasche (handwerklich erzeugten) Weines an einen Teilnehmer verschicken und bekommt dafür von jemandem anders eine ebensolche zugeschickt. Theoretisch. Praktisch kann das ganz anders aussehen. Im ersten Jahr bekam ich vom Weingut Meierer an der Mosel nicht nur gleich zwei Flaschen Riesling, sondern dazu auch noch eine Riesling-Rebe, die seitdem in unserem Garten steht und Früchte trägt. Und in diesem Jahr gabe es einen Karton mit gleich sechs Flaschen Wein. Und zwar aus Brandenburg, genauer aus Bad Liebenwerda im Süden des Landes. Also habe ich mich auf eine spannende Entdeckungsreise gemacht.


 

Frauenwiesen Weißweincuvée

Mittleres Gelb
Nase zurückhaltend, gelbfruchtig mit Ankgängen an Pfirsisch
Am Gaumen sehr neutral, kurz, im Abgang bleibt nur ein Säureeindruck 

75-79, bald trinken


2020 Kerner 

In der Nase recht ausgeprägt, grüner Apfel, Banane
Am Gaumen durchaus Substanz, eher grüne Fruchtnoten, recht kurz 

80-82

 

Lammfromm Weißweincuvée 

In der Nase nussig, etwas Zitrus, aber auch grün-gemüsige Noten
Am Gaumen "weiches" Mundgefühl, florale und nussige Aromatik, in der Gaumenmitte "leer", im Abgang etwas länger als die beiden ersten Weine 

80-82

 

Naturtyp

Kupferfarben
Der Duft erinnert an Nüsse und Trockenfrüchte und läßt eher einen Süßwein erwarten
Am Gaumen viel Gerbstoff-Grip, dezente Aromatik nach Nüssen und Trockenfrüchten, bitter wirkendes Finale. Insgesamt durchaus frisch wirkend. 

75-79


Fruchtbombe

Ausgeprägte, etwas dropsige Frucht
Auch am Gaumen leicht dropsige Frucht, deutliche Süße, wieder recht kurz 

80-82


2018 Cabernet Cortis

Sehr dunkles Rot mit Wasserrand
In der Nase einfach gestrickt, reife Brombeeren, aber auch grüne Noten
Am Gaumen alkoholische Wärme, eher zurückhaltende Frucht, tanninbitteres Finale 

75-79


Fazit: Das war eine interessante Entdeckungsreise, aber da ist schon noch Luft nach oben.