Donnerstag, 27. September 2018

Premierenwein

Geschafft. Alle 2015er Bordeaux sind geliefert und im Keller verstaut. Noch nicht geklärt ist, wer das eigentlich wann alles trinken soll :-) Am besten, man fängt gleich mal an. Als Premierenwein habe ich mir den Nectar des Bertrands ausgesucht. Das ist ein Wein aus dem eher abseits gelegenen Blayais, auf den ich durch den "Wineterminator" aufmerksam geworden bin (guckstu hier und hier). Da der Nectar unterhalb des Radars der internationalen Verkostergilde fliegt, ist er weitgehend unbekannt, obwohl er hervorragende Qualität zu einem sehr verbraucherfreundlichen Tarif bietet. Nach 2009 und 2010 ist der 2015er mein dritter Jahrgang (und auch 2016 habe ich subskribiert - den gibt es übrigens noch, wer Interesse hat, möge sich die Bezugsquelle bitte ergugeln).





2015 Nectar des Bertrands
Dunkles Rot mit fast schwarzem Kern
Schöne Nase, etwas Holzkohle, ausgeprägt dunkelfruchtig, Kirschen, Cassis, etwas Schokolade
Am Gaumen ausladend, viel reifes und rund wirkendes Tannin, wieder Kirsche, mittlere Länge
Schöner Merlot-dominierter Bordeaux, der sich jetzt sehr gut trinken läßt. Sicher kein Wein, der polarisiert, sondern eher ein bisschen "Everybody's Darling". Auf jeden Fall aber ein sehr schöner Bordeaux mit hervorragendem Preis-Leistungsverhältnis (14,95 € in der Subskription).
89-91 bis 2025+ (der 2009er trinkt sich gerade hervorragend)

Mittwoch, 19. September 2018

Denn erstens kommt es anders...

Mit einem Anflug von Entsetzen habe ich neulich festgestellt, dass wir noch (bislang unangetastete) sechs Flaschen 2001er Chateau Moulin Haut-Laroque besitzen. Das Entsetzen bezog sich nicht auf das Chateau an sich - Moulin Haut-Laroque macht schöne Weine - als mehr auf die Befürchtung, der Wein könne seine besseren Tage hinter sich haben. Daher habe ich ohne grosse Begeisterung eine Flasche zum unmittelbaren Konsum vorgemerkt. Heute war der Tag der Wahrheit. Und es kam natürlich (und zum Glück) anders.





2001 Chateau Moulin Haut-Laroque
Recht kräftiges Rot mit ausgeprägter Orange-Note am Rand
In der Nase zunächst eher zurückhaltend, mit Luft kräftiger, leicht rauchig, dunkelfruchtig, Cassis, viel Kirsche
Am Gaumen reife Kirschfrucht, die von durchaus noch spürbarem Tannin gestützt wird. Mittlere Länge.
Schön gereifter Bordeaux, der sich jetzt gut trinken läßt. Allzu lange sollte man ihn aber sicher nicht mehr liegenlassen.
86-88, bis 2020

Fazit: Zum wiederholten Mal in recht kurzer Zeit überrascht mich ein Bordeaux, dem ich nicht mehr allzu viel zugetraut hätte, positiv (guckstu auch hier).
Moulin Haut-Laroque gehört im übrigen auch zu den Bordeaux, die im Zeitablauf kaum teurer (und inflationsbereinigt sogar deutlich preiswerter) geworden sind. Der 2001er hat in der Subskription 16 Euro gekostet, der 2015er (beim gleichen Händler) 17,50. 

Nachtrag: Nach einem Tag in der geöffneten Flasche entwickelt der Wein einen unangenehmen Ton in der Nase. Daher vielleicht doch besser bald trinken.

Samstag, 15. September 2018

Der beste Beifang

Eigentlich hatte ich diesen Wein gar nicht kaufen wollen. Kaufen wollte ich das 2017er Morstein GG von Wittmann. Das wiederum ist kaum zu bekommen. Ein kleiner Händler hatte jedoch noch drei Flaschen zu einem fairen Preis. Geknüpft allerdings an die Bedingung, dass man für jede Flasche Morstein zwei andere Flaschen aus dem Programm kauft. Ich entschied mich für je drei Flaschen zweier Weine von Bernhard Huber, den 2015er Malterdinger Spätbugunder und eben den 2015er Chardonnay "Alte Reben". Dass das ein guter Wein sein würde, war mir schon irgendwie klar. Aber er war noch besser als erwartet.





2015 Berhnhard Huber Chardonnay Alte Reben
Mittleres Gelb mit Goldschimmer
In der Nase ausgeprägt, deutlich mineralischer Duft mit Noten von Zitrus und Haselnuß, sehr dezenter Holzeinfluß
Am Gaumen straff, wieder Zitrusaromen, hervorragende Balance zwischen der ausgeprägten Mineralik, einer prägnanten Säure und zurückhaltendem Holzeinsatz. 
92-94, bis 2023+

Fazit: Das ist richtig gut, ein toller Chardonnay mit einer eigener Stilistik, die mir sehr gut gefällt. Ich gebe zu, dass ich überlegt habe, ob ich diesem Wein so viele Punkte geben "darf", obwohl er ja formell "nur" ein Ortswein und damit unter den Großen Gewächsen angesiedelt ist. Aber er ist halt so gut. Ich bin gespannt darauf, wie gut dann erst die Großen Gewächse sind. Die sind aus 2015 praktisch nicht mehr zu bekommen, aber zum Glück haben wir zumindest drei Flaschen Bienenberg im Keller.

Sonntag, 2. September 2018

Spitzenwinzer im Pferdestall

Im Wein liegt bekanntlich Wahrheit. Was liegt da also näher, als eine Weinmesse "Veritable" zu nennen. Besagte Messe (nur für Fachbesucher) fand Anfang Juli diesen Jahres bereits zum achten Mal statt. Veranstaltet wird sie von Uwe Warnecke als Organisator und Philipp Kiefer als Gastgeber im hübschen pfälzischen Weinort St. Martin - genauer im Weingut Aloisiushof.


Der Ort des Geschehens - der Aloisiushof in St. Martin

Was hier auf die Beine gestellt wird, ist mehr als beachtlich. Über 90 Weingüter waren in diesem Jahr vertreten, die zumeist je sechs Weine aus ihrem Programm präsentierten. Zwar waren Deutschland im allgemeinen und die Pfalz im speziellen etwas überrepräsentiert, aber auch zahlreiche Betriebe aus Österreich, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und je ein Betrieb aus Argentinien und der Schweiz waren vertreten. Der Sondepreis für den prominentesten Winzer geht an Günther Jauch, der die Weine seines Weinguts von Othegraven präsentierte.

Die Organisation war (mit leichten Abstrichen bei der Wartezeit beim Einlass vielleicht) sehr gut. Gefallen hat mir, dass man zwischen zwei Gläsern mit unterschiedlichen Pfand-Beträgen wählen konnte, wobei meine Wahl auf das Zalto Universal fiel. Da der Pfandbetrag von 20 € deutlich unter dem normalen Einzelhandelspreis liegt, haben  offenbar einige Besucher die Messe zum "Gläserkauf" benutzt. Jedenfalls begegeneten mir auf der Rückfahrt am Mannheimer Bahnhof mehrere Messeteilnehmer mit den Gläsern in der Hand. Gut war auch die Versorgung mit Spucknäpfen abseits der Verkostungstische. Es war zwar ziemlich voll, aber wenn man einigermassen antizyklisch vorging, waren die Verkostungsbedingungen gut. Zur guten Stimmung trug natürlich auch das schöne Wetter (siehe Bilder) bei.

Ein Hinweis an die Veranstalter sei erlaubt. Man kommt eigentlich ganz gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach St.Martin (Zug bis Neustadt und dann Bus). Darauf könnte man vielleicht die Besucher hinweisen.

Der Aloisiushof ist erstaunlich gross. Im Inneren gibt es eine ganze Reihe von Räumlichkeiten. Der größte Raum ist der "Pferdestall", und so kam es dann, dass sich dort eine beeindruckende Phalanx von Spitzenwinzern versammelte. Nun aber (endlich) zu den Weinen.

Zum Auftakt habe ich auf ein Gläschen Champagner bei Billecart-Salmon vorbeigeschaut. Der "Reserve" brut ist in der Nase fein und nussig, am Gaumen Zitrus, recht robuste Perlage. Der Rosé brut hat eine dezent rotfruchtige Pinot-Nase, ist auch am Gaumen rotfruchtig und hat eine feine Säure. Die Cuvée "Sous-Bois" ist in der Nase intensiv mit Holznote und gelbfruchtiger Aromatik. Auch am Gaumen intensiv und nachhaltig mit gut integriertem Holz, ein Champagner um eine Mahlzeit zu begleiten. 

Gleich drei der besten Wachauer Güter waren vertreten, nämlich Emmerich Knoll, F.X. Pichler und Franz Hirtzberger. Bei Knoll gefiel mir der 2016er Riesling "Ried Pfaffenberg" gut mit seiner intensiven, eher kräutrigen Nase, schöner gelbfruchtiger Aromatik am Gaumen und gutem Trinkfluß (89-91). Bei F.X. Pichler gab es ausschließlich 2017er, zum Teil als Faßproben. Sehr vielversprechend der Riesling Smaragd Kellerberg. In der Nase zurückhaltend mit angedeuteter Tiefe, am Gaumen nachhaltig, viel Kraft, gelbfruchtig (92-94). Auf vergleichbarem Niveau der 2017er Riesling Smaragd Ried Steinporz von Hirtzberger (ebenfalls 92-94) - intensiv in der Nase mit Aprikosenfrucht, am Gaumen sehr schöne Frucht, nachhaltig, aber leichtfüßiger wirkend als etwa der Riesling Ried Setzberg aus gleichem Haus und Jahr. Der 2017er Grüne Veltliner Honivogl ist in der Nase noch recht zurückhaltend, leicht rauchig und gelbfruchtig. Am Gaumen viel Schmelz, noch verhaltene Frucht, Zukunft (89-91+). Das wird wohl eher in Richtung Wuchtbrumme gehen.

Bei Gernot und Heike Heinrich aus Gols war der 2015er Blaufränkisch Alter Berg ein schöner Einstieg. Dunkelfruchtig, noch etwas ungestüm, sehr konzentriert und mit Potential (89-91). Der Blaufränkisch Edelgraben Leithaberg aus gleichem Jahr wirkt ruhiger, ist deutlich mineralisch geprägt (der Wein wächst auf Schiefer). Am Gaumen tiefe Frucht, Kirsche, sehr schön (92-94). Zum Abschluß gab es den 2015er Salzberg, eine Cucée aus etwa gleichen Teilen Blaufränkisch und Merlot.  In der Nase ausgeprägte Cassis-Note, auch am Gaumen Cassis, viel reifes Tannin, großes Potential (92-94+).

Auf ebenfalls sehr hohem Niveau die Weine von Kollwentz. Der 2015er Blaufränkisch Leithakalk, ausgebaut in gebrauchten Barriques, ist in der Nase verhalten, schön und dunkelfruchtig (89-91). Der 2015er Eichkogel, eine Cuvée aus Blaufränkisch und Zweigelt, hat eine distinguierte, dunkelfruchtige Nase, intensive Frucht und endet (derzeit) leicht bitter. Hat Potential (89-91+). Bester Wein war hier der Steinzeiler, eine von 85% Blaufränkisch dominierte Cuvée. In der Nase komplex und dunkelfruchtig, am Gaumen dann würzig, wieder dunkelfruchtig und mit Potential (92-94).

Bei Knipser habe ich "nur" zwei Rotweine probiert. Das 2013er Kirschgarten Spätburgunder GG zeigt in der Nase noch viel Holz, am Gaumen Sauerkirsche, Holzprägung, erkennbares Potential (89-91+). Der 2012er Syrah Réserve ist ebenfalls in der Nase noch holzgeprägt mit Noten von Räucherspeck und dunklen Früchten. Am Gaumen deutliches Potential erkennbar, aber noch dominantes Holz (89-91+).

Bei Christmann duftet der 2016er Königsbacher Ölberg Riesling nach Apfel und gelben Früchten. Am Gaumen ist der Wein vergleichsweise schlank mir reifer Säure (89-91). Das 2014er Idig GG hat eine sehr ausgeprägte Nase, viel Apfel und einen exotischen Einschlag (92-94).

Bei von Winning habe ich drei 2016er Rieslinge probiert. Der Ruppertsberger Reiterpfad hat eine schöne Nase mit reifen Gelbfrüchten, ist aber am Gaumen (noch) etwas verhalten (86-88). Der Forster Ungeheuer U500 ist in der Nase zitrusfruchtig mit deutlicher Holzprägung. Auch am Gaumen viel Holz, der Wein braucht definitiv noch Zeit (89-91?). Viel besser mit dem Holz zurecht kommt der Top-Riesling des Guts, der Marmar, den ich zum ersten Mal probieren konnte. In der Nase neben dem Holz intensive Frucht, am Gaumen perfekt proportioniert (92-94+).

Die Verkostung bei Rings fing mit einem hervorragenden Ortsriesling, dem 2017er Kallstadter, an. In der Nase kräftige Zitrusfrucht, am Gaumen schön, etwas Zitrus, gelbe Früchte. Für einen "Nur-Ortsriesling" ist das richtig gut (89-91). Der 2016er Kallstadter Steinacker Riesling hat eine kräftige Nase, ist sehr mineralisch und wieder zitrusfruchtig. Am Gaumen dominiert die Mineralik die Frucht (89-91). Das 2016er Saumagen Riesling GG hat eine schöne, zurückgenommene Nase mit Zitrus und Mirabelle. Am Gaumen kalkige Mineralität, präzise Säure, Potential, aber braucht Zeit (92-94). Der 2015er Kallstadter Steinacker Spätburgunder ist holzwürzig, braucht noch Zeit, aber hat ebenfalls Potential (89-91).

Beeindruckt hat mich, wie sich eine klar erkennbare Handschrift durch die Weine der Domaine Trimbach zieht. Der 2015er Riesling Reserve hat eine interessante, aber eigenwillige Nase mit Noten nach Apfel und Muschelschalen(?). Auch am Gaumen apfelig mit lebendiger Säure, wirkt noch recht jung (86-88+). Die Selection Vieilles Vignes aus gleichem Jahr wirkt in sich ruhend, derzeit noch wie mit angezogener Handbremse, auch hier Apfel, viel Potential (89-91). Fünf Jahre älter die 2010er Cuvée Fréderic Emile. Sehr intensive, salzige Nase (ich weiß, dass man Salz nicht riechen kann, aber das war mein Eindruck). Während die Nase noch recht jung wirkt, zeigt sich am Gaumen eine feine Reife (89-91+). Höhepunkt der 2012er Clos Ste Hune. Wunderbare Nase, tief, intensiv, wieder Apfel, aber hier eingebettet in ein komplexes Aromengeflecht. Am Gaumen noch sehr jung wirkend, perfekte Harmonie der Komponenten, Meditationswein, groß (95-97 und aufgenommen in meine Riesling Hall of Fame).

Zweites Elsässer Weingut war die Domaine Remy Grosser, von der ich vorher noch nie etwas probiert habe. Gut gefielen mir der 2013er Wiebelsberg Grand Cru Riesling (leichte Reifenote, dezente Süße, schön, 89-91) und der 2014er Mönchberg Riesling Grand Cru (schöne Nase, Apfel, am Gaumen eigenständig, mineralisch, schöne Säure, 89-91). Der 2015er Kastellberg Grand Cru kam da nicht ganz mit, deutliche Restsüße, prägnante Säure, reif, Nase und Gaumen passen nicht recht zusammen (86-88). 

Bei Philipp Kuhn habe ich nur das 2016er Schwarzer Herrgott Riesling GG probiert. Intensive Nase mit dicht verwobenen Aromen, am Gaumen schöne Frucht, die Säure steht noch etwas daneben (89-91+).

Eine sehr spannende Auswahl hatte Bernhard Huber am Start, nämlich jeweils den gleichen Wein (Chardonnay Alte Reben und Spätburgunder Alte Reben, beide heißen seit 2016 "Malterdinger Alte Reben" und firmieren insofern als VDP-Ortsweine) aus je drei Jahrgängen (2010, 2013 und 2016). Bei den durchweg guten Chardonnays war der Stilwechsel hin zu schlankeren, von kalkiger Mineralität geprägten Weinen deutlich zu erkennen. Bei den Spätburgundern gefiel mir der 2016er am besten, herbe Frucht in der Nase, noch verschlossen, gut eingebundenes Holz, Potential (89-91+).

Die Schweiz war durch das Weingut Gantenbein bestens vertreten. Ich hatte Gelegenheit, erstmals den raren Riesling des Weinguts zu probieren. Der 2016er hat eine schöne Nase mit Mirabelllennoten. Am Gaumen ist er mittelgewichtig mit schönem Frucht-Säure-Spiel (89-91+). Der 2016er Chardonnay ist derzeit sowohl in der Nase als auch am Gaumen vom Holz dominiert. Das Potential ist klar erkennbar, aber der Wein wird noch etwas Zeit brauchen. Am besten hat mir hier der 2016er Pinot Noir gefallen mit einer schönen, an Räucherspeck erinnernden Aromatik, mittlerer Holzintensität und samtigem Tannin (92-94).

Ein kurzer Zwischenstop im Burgund bei den Weinen von Louis Boillot. Sehr gut hat mir der 2015er Volnay 1er Cru Les Brouillard gefallen: In der Nase animierend, Kirsche, dunkle Früchte. Am Gaumen gute Fruchtintensität, samtiges Tannin, elegant (92-94). Der 2014er und der 2013er aus gleicher Lage kamen da nicht mit. Auch der 2015er Gevrey-Chambertin Village überzeugt, ebenfalls elegant und kirschfruchtig, leicht trocknendes Tannion (89-91).

An den Weinen von Maximin Grünhaus kann ich natürlich nicht vorbeigehen. Die 2017er Rieslinge wirken noch etwas unruhig, haben aber das Potential zu Klassikern. Der trockene Riesling Alte Reben zeichnet sich durch schöne Frucht und reife Säure aus (86-88+), der restsüße Herrenberg Kabinett ist animierend, klassisch, mit Stachelbeeraroma. Primus inter pares bei den 2017ern die Abtsberg Spätlese mit Aromen von Pfirsisch und etwas Cassis (89-91). Das 2016er GG aus dem Herrenberg ist ein eher leiser, delikater Wein mit in sich ruhender, gelb- und weißfruchtiger Nase; am Gaumen etwas Mango und reife Säure (89-91+). Der 2016er Pinot Noir ist in der Nase noch recht holzgeprägt mit rotfruchtigen Aromen (Erdbeere), am Gaumen recht dicht mit gut integriertem Holz (86-88+).

Kurzer Ausflug von der Ruwer an die Saar: Ein hervorragender Süßwein ist die 2017er Saarburger Rausch Riesling Auslese Goldkapsel von Forstmeister Geltz-Zilliken, feine Beerennote, Tee, ein Kaleidoskop von Früchten (92-94+).

Sehr gut gefallen hat mir der 2017er Kiedricher Turmberg Riesling von Robert Weil: Sehr ausgeprägte Nase, ins Exotische gehende Frucht, Potential (89-91). Das 2016er GG aus dem Gräfenberg setzt da noch eins drauf. In der Nase verhalten, rauchig, angedeutete Kraft. Am Gaumen noch verschlossen mit angedeuteter Kraft, Potential (92-94).

Mit grossem Interesse habe ich die Weine von Alois Lageder verkostet. Von diesem Weingut habe ich viel gehört, aber bislang wenig getrunken. Angefangen habe ich mit einem Pinot Grigio, dem 2016er "Porer". Ich mag eigentlich keinen Pinot Grigio. Pinot Grigio geht gar nicht. Aber der hier (bei dem im übrigen 10% auf der Maische vergoren wurden) war wirklich gut. In der Nase fein und dezent nussig, an Gaumen eher schlank, geradlinig und präzise (86-88+). Noch eine Klasse weiter oben boxt der 2015er Chardonnay "Löwengang", zu 80% im Barrique und zu 20% in großem Holz ausgebaut. In der Nase schön, buttrig, aber auch mit frischen Noten ("Wiese"). Auch am Gaumen sehr schön, dezent zitrusfruchtig, perfekter (und das heisst für mich: stützender, aber keinesfalls dominierender) Holzeinsatz (92-94). Der 2015er Cason wird aus Viognier und Petit Manseng vinifiziert. In der Nase Litschi, etwas Honig(?), dezentes Holz. Am Gaumen fast viskos, leicht exotische Anmutung, spürbare Süße (86-88). Der BLA XVI wird aus Trauben der alten authochtonen weissen Sorte Blatterle vinifiziert, die von Vertragswinzern zugekauft werden. Der maischevergorene Wein hat eine interessante und eigenständige Nase mit "herb"wirkender Frucht und ist am Gaumen spannend und herb-würzig (89-91). Zum Abschluß habe ich zwei Cabernets probiert, wobei der 2014er Löwengang intensiv und würzig war (89-91), aber von dem Cor Römigberg mit seiner feinen, dunkelfruchtigen Nase und samtigem Gaumen (92-94) in den Schatten gestellt wurde.

Ich bin grosser Portugal-Fan. Nach meiner bescheidenen Erfahrung das gastfreundlichste Land in Europa. Und guten Wein machen die auch (guckstu auch hier). Ein Aushängeschild ist die Quinta do Crasto. Der 2016er Crasto Superior White zeichnet sich durch Zitrusnoten, dezenten Holzeinsatz uns schönen Schmelz aus. Guter Essensbegleiter (86-88). Die rote 2015er Riserva Old Vines weist eine tolle Fruchtintensität in der Nase auf, schöne Frucht und gut eingebundenes Holz (89-91+). Das ist jetzt nach 2005, 2006 und 2009 für mich der vierte Jahrgang dieses Weines, und alle waren sehr gut. Noch besser war allerdings der 2015er Touriga National. In der Nase sehr fein und distinguiert, am Gaumen schöne Frucht und seidenweiches Tannin (92-94+). Der 2015er Vintage Port wirkt noch sehr verschlossen mit angedeuteter Kraft, am Gaumen intensiv, viel Cassis, Potential (92-94+).

Zum Abschluss der Messe wird übrigens (nach Voranmeldung) bei einem Get together noch ein Abendessen serviert, dessen Anblick ich niemandem vorenthalten möchte:




Fazit: Eine sehr schöne Veranstaltung. Ich komme gerne nächstes Jahr wieder.