Samstag, 30. Dezember 2017

Jura für Anfänger

Was fällt mir zu "Jura" ein? Paragraphen natürlich. Und nach etwas längerem Nachdenken auch Kaffeemaschinen. Aber Wein? Ok, ich weiß, daß es da welchen gibt, Vin Jaune und Arbois und so. Aber getrunken habe ich das sehr selten, und Denkwürdiges war bislang auch nicht dabei.

Gestern waren wir im "Amabile", einem sehr netten, unprätentiösen Restaurant in Köln essen (Impressionen ganz unten). Dort gibt es auf der Weinkarte einige durchaus interessante Positionen. Ins Auge fiel mir ein 2015er Chardonnay von Tissot im Jura. Ich war anfangs etwas skeptisch, da Weißweine aus dem Jura wegen des oft oxidativen Ausbaus durchaus speziell sein können. Ich wurde eines besseren belehrt - der Wein war sehr gut und hat insbesondere als Essensbegleiter hervorragend "funktioniert".


Bénédicte & Stéphane Tissot 2015 Chardonnay "Patchwork"
Kräftiges Gelb.
Recht ausgeprägte Nase, nicht oxidativ, Birne, etwas Äpfel, Butterscotch.
Am Gaumen schöne Frucht, frisch, ganz dezent stützendes Holz verleiht Schmelz.
Eigenständige Chardonnay-Interpretation und ein guter Essensbegleiter. Das scheint mir ein guter Einstiegs-Jua zu sein, weil er zwar eigenständig ist, aber nicht freakig.
89-91

Gebeizter Lachs mit Roter Bete


Jakobsmuscheln mit Gambas und Karotten, gewürzt mit Kokos


Donnerstag, 21. Dezember 2017

Ein "nördlicher Roter"


Spontankauf in einem Bioladen in Paris: Eine halbe Flasche des Crozes-Hermitage "Les Meysonniers" von Chapoutier. Das ist ein guter Einstieg in die spannende Welt der Rotweine der nördlichen Rhone. Ich kenne mich da nicht wirklich gut aus, habe aber schon des öfteren sehr schöne Weine von dort getrunken. Sie unterscheiden sich recht deutlich von denen der südlichen Rhone. Das liegt natürlich unter anderem an der Rebsorte (meist 100% Syrah im Norden im Vergleich zu oft Grenache-dominierten Cuvées im Süden). Außerdem haben die "nördlichen Roten" oft einen geringeren Alkoholgehalt (hier 13%). Im übrigen sind die Syrahs der nördlichen Rhone stilistisch auch ganz anders, als die meisten australischen Shiraz (obwohl es sich um die gleiche Rebsorte handelt). Zurück zum Meysonniers. Der ist (natürlich) zu 100% aus Syrah, nicht im Holz ausgebaut und zu Preisen zwischen knapp unter 15 und 17,50 Euro leicht zu bekommen. Natürlich ist das ein in recht grossen Mengen (aber immerhin mit Bio-Zertifikat) produzierter Wein eines grossen Handelshauses, aber er ist gut und bietet ein sehr anständiges Preis-Leistungsverhältnis. Wer es lieber handwerklicher mag, dem sei Ogiers 2015er "La Rosine" empfohlen, den ich vor ein paar Tagen (aber leider ohne ausführliche Notizen zu machen) getrunken habe. Auf mindestens gleichem Niveau wie der Meysonniers, schien mir sogar zugänglicher zu sein. Der Wein ist unwesentlich teurer, aber (quasi zwangsläufig) nicht so leicht erhältlich.




2015 Chapoutier Crozes-Hermitage "Les Meysonniers"
Sehr dunkles Rot mit Violettschimmer
In der Nase von mittlerer Intensität, recht komplex, rotfruchtig (Himbeeren), Cassis, etwas Tapenade (aber vielleicht will ich die auch nur riechen...)
Am Gaumen dicht und mit einigem Druck, eine ordentliche Portion reifes Tannin und eine ausgeprägte Säureader sorgen für Struktur und lassen den Wein im Abgang betont herb wirken.
Trinkt sich zwar schon gut, dürfte aber über 1-2 Jahre zulegen und sicher 5 und mehr Jahre Trinkspaß bereiten.
89-91, bis 2023+


Sonntag, 10. Dezember 2017

Nicht-Jahre

Bordeaux war meine erste Liebe in Sachen Wein. Sie wurde nicht immer erwiedert - man muss da schon den ein oder anderen Frosch küssen, bis wieder eine Prinzessin dabei ist. Wie dem auch sei, ich habe jedenfalls schon früh angefangen, Bordeaux-Weine in Subskription zu kaufen. Es waren mal mehr und mal weniger, mal preiswertere und mal etwas höherwertige Weine. Das hing von der (vermuteten) Qualität der Jahrgänge, vom jeweiligen Preisniveau und von meiner Kassenlage ab. Es gab aber tasächlich Jahre, in denen ich gar keine Weine subskribiert habe. In diesem Jahrhundert waren es genau drei (im letzten Jahrhundert ein paar mehr...), nämlich 2007, 2011 und 2013. Das also sind die Nicht-Jahre.

Kürzlich habe ich zuimindest aus zweien dieser Nicht-Jahre, nämlich 2011 und 2013, dann doch noch jeweils einen Wein erstanden. Den 2013er Pavie Macquin habe ich bei Ebay gefunden, den 2011er Domaine de Chevalier habe ich zufällig zu einem sehr guten Preis bei einem belgischen Händler entdeckt.



2013 Chateau Pavie Macquin
Leuchtendes Kirschrot.
In der Nase zurückhaltende, aber reintönige Frucht, Kirsche, Marzipan.
Am Gaumen mittelgewichtig, dezente Kirschfrucht, verhaltenes Tannin, sehr zurückhaltender Holzeinsatz, wirkt "transparent" und strahlt eine gewisse Noblesse aus.
89-91, bis 2025

2011 Domaine de Chevalier
Ziemlich dunkles, noch eher jugendlich wirkendes Rot, am Rand rosa.
In der Nase nach etwas Belüftung recht intensiv, Cassis, Brombeeren, Tabak, mit mehr Luft Heidelbeeren.
Am Gaumen elegant, Heidelbeeren, samtiges Tannin.
Sehr schöner, sehr eleganter Wein, der anfangs noch etwas spröde wirkt, aber mit Luft deutlich zulegt. 
92-94, bis 2025+

Fazit: Der Pavie Macquin ist ein schöner, nobel wirkender Wein, der mir viel Spaß gemacht hat. Mir gefällt, dass der Wein nicht mehr will, als er kann. Bei einem Preis von knapp über 40 Euro (das sind die günstigsten Angebote) kein Schnäppchen, aber sein Geld wert.
Der Domaine de Chevalier ist ein eher "leiser" aber sehr eleganter Wein. Für Bordeaux-Verhältnisse waren die knapp 44 Euro dafür ein veritables Schnäppchen.


Samstag, 9. Dezember 2017

Und das war erst der Langoa...

Ich dachte ja, mit den 2014er Bordeaux wäre ich erstmal durch. Die Subskriptionsweine sind geliefert und im Keller verstaut. Vor einigen Wochen hatte ich aber dann auf der Probe eines Händlers Gelegenheit, einige 2014er zu probieren. Besonders gut gefallen hat mir dabei der Langoa-Barton. Das Chateau ist mir natürlich ein Begriff, aber irgendwie habe ich es immer als "Leoville-Barton zweiter Klasse" wahrgenommen und den Wein tatsächlich nie bewußt probiert. Auf dieser Probe nun war aber (trotz der eher homöopathischen Ausschankmengen) klar zu erkennen, dass das richtig gut ist. Daher habe ich dann meine Bestände an 2014ern noch einmal aufgestockt. Und damit ich den Wein auch mal in ordentlichen Mengen probieren kann, haben wir heute eine Flasche geöfnet:



2014 Chateau Langoa Barton
Dunkles Violett, im Kern fast schwarz.
In der Nase sehr schöne, ausgeprägte Frucht, Himbeeren, Brombeeren mit einem etwas (nicht unangenehm) säuerlichen Fruchteindruck.  
Am Gaumen zum Auftakt ganz viel Frucht. Der Wein vermittelte einen Eindruck von Frische. Das (reife) Tannin kommt erst nach und nach zum Vorschein. Der Holzeinsatz ist kaum wahrnehmbar. Lang.
Sehr schöner Bordeaux in der Fruchtphase. Natürlich "eigentlich" viel zu jung, macht aber jetzt großen Spaß.
92-94, 2021-2030+

Fazit: So macht Bordeaux Spaß. Und wenn der Langoa Barton schon so überzeugend ist, dann freue ich mich schon auf unsere Leovilles...