Dienstag, 26. Juli 2022

Laufke

Da komme ich nun seit sieben Jahren regelmässig nach Graz und brauche dann doch einen Tip aus Düsseldorf (danke Rainer!) um auf das Laufke aufmerksam zu werden. Das Laufke bezeichnet sich selbst als Wirtshaus und bietet zwei Menus sowie eine Wirtshauskarte mit klassischen Gerichten. Aus dieser Karte habe ich mich dann bedient und als Aperitiv sowie zu jedem meiner zwei Gänge ein Glas Wein bestellt. Normalerweise würde ich dazu nichts schreiben (und zu dem Aperitivwein, einem sehr schönen trockenen Muskateller, habe ich mir auch keine Notizen gemacht). Der zweite Wein war aber dann so bemerkenswert, dass ich Papier und Stift gezückt habe. Von dem Weingut Schöneberger in Mörbisch (Neusiedlersee-Hügelland im Burgenland) hatte ich noch nie etwas gehört. Um so (positiv) überraschter war ich dann angesichts dieses sehr eigenständigen Sauvignons, zumal das im Burgenland ja eine eher exotische Rebsorte ist. Und weil ich gerade mal dabei war, habe ich mir dann auch zu dem anschliessenden Zweigelt Notizen gemacht.

 


2018 Schönberger Sauvignon Blanc Kräften 

Goldgelb
In der Nase ausgesprochen spannend: rauchig, kräutrig
Am Gaumen dominiert ebenfalls eine kräutrige Aromatik (Kamille?), sehr harmonisch und in sich ruhend, recht lang
Ganz hervorragender und eigenständiger Sauvignon Blanc - auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich ihn blind als Sauvignon Blanc identifiziert hätte 

89-91, sollte m.E. in den nächsten zwei bis drei Jahren getrunken werden



2021 Preisinger Zweigelt "Kieselstein" 

Dunkles, jugendliches Violettrot
In der Nase zunächst floral, dann eine an Pflaumenkompott erinnernde Frucht
Recht leichtgewichtig mit wenig Tannin, schöner und unkomplizierter Wein 

85-87, würde ich bis Ende nächsten Jahres trinken

Und hier eine Impression vom Essen:



Montag, 25. Juli 2022

Joseph

Mal wieder Eulen nach Athen getragen beziehungsweise den Joseph mit nach Graz genommen. "Joseph" ist ein Sauvignon Blanc des Weinguts Potzinger in der Südsteiermark aus der Lage Sulz. Davon hatte ich 2016 drei Flaschen gekauft. An die beiden ersten habe ich keine dezidierten Erinnerungen. Heute ging dann also die letzte Flasche den Weg alles Irdischen.

 


 

2015 Potzinger Sauvignon Blanc Ried Sulz "Joseph" 

Mittelgelb
In der Nase recht ausgeprägt, rauchig, dezente und unaufdringliche Frucht mit anklingender Exotik
Geht am Gaumen voll zur Sache, einerseits mit Nachhaltigkeit und auch spürbarem Alkohol, andererseits auch hier mit rauchig unterlegter Frucht, recht lang
Schöner Sauvignon, nachhaltig ohne aufdringlich zu sein, aber mit etwas weniger Alkohol hätte mir das noch besser gefallen. Dürfte als Essensbegleiter mehr überzeugen als als Solist.

87-89, sollte IMHO demnächst getrunken werden

Samstag, 16. Juli 2022

...in all but name.

Das Zellertal liegt an der Grenze zwischen Rheinhessen und der Pfalz und war lange weitgehend in Vergessenheit geraten. Meine erste Begegnung mit den dortigen Weinen hatte ich 2013 bei einem Besuch des Weinguts Schwedhelm. Dort habe ich beeindruckend gute Rieslinge verkostet (und dann gekauft). 

Mittlerweile haben die Lagen Mölsheimer Zellerweg am schwarzen Herrgott (zu Rheinhessen gehörig) und Zeller Schwarzer Herrgott sowie Zeller Kreuzberg (zur Pfalz gehörig) wieder die Aufmerksamkeit von Riesling-Fans auf sich gezoegn - nicht zuletzt, weil bekannte Weingüter wie Battenfeld Spanier (Zellerweg am schwarzen Herrgott) und Philipp Kuhn (Scharzer Herrgott) hier mittlerweile Grosse Gewächse nach VdP-Richtlinien erzeugen. 

Das Weingut Battenfeld-Spanier bietet (soweit ich weiss erst seit 2020) einen Ortswein aus dem Zellertal an. Von dem hatte ich blind sechs Flaschen gekauft und heute die erste verkostet.



2020 Battenfeld-Spanier Riesling Zellertal 

Mittelgelb
Duft von mittlerer Intensität, "vorne" Limette, dann Birne und eine Spur Feuerstein. Das hätte ich blind vielleicht noch nicht einmal als Riesling identifiziert
Am zweiten Tag (aus einem Burgunderglas) ähnlich: vornean etwas Limette, dann überwiegend kräutrig mit vielleicht etwas grüner Birne. Das gefällt mir sehr gut, es ist spannend und komplex, aber es hat nicht viel mit dem zu tun, was andere über den Wein geschrieben haben (da ist von reifer gelber Frucht und ähnlichem die Rede; das finde ich überhaupt nicht)
Sehr schönes Mundegefühl mit hervorragend integrierter Säure und leichtem Gerbstoff-Grip. Relativ wenig Frucht (etwas Birne), Kräuternoten. Insgesamt in sich ruhender, sehr kühl wirkender, faszinierender Wein, erstaunlich langer, salzig-mineralischer Abgang.

91-93, wird sicher mindestens fünf und wahrscheinlich deutlich mehr Jahre Spaß machen  und man darf sehr gespannt darauf sein, wie sich der Wein entwickeln wird. 


Fazit: Das ist ein erstens sehr guter und zweitens sehr eigenständiger Wein. Chapeau. Qualitativ ist das klar im Bereich der Grossen Gewächse angesiedelt. Leider ist es aber auch preislich dort angesiedelt (37 Euro ab Werk). Insofern also ein Grosses Gewächs "in all but name".