Montag, 21. Juni 2021

Die Basis

Nach längerer Zeit mal wieder in Graz, und zur Einstimmung gibt es einen Sauvignon Blanc vom Sattlerhof in Gamlitz in der Südsteiermark. Das ist einer der Basisweine des Gutes, die hier als "Gebietsweine" bezeichnet werden. In Deutschland wären es "Gutsweine". Es heisst ja, gute Betriebe erkenne man an der Qualität ihrer Basisweine. Test bestanden.

 


 

2019 Sattlerhof Sauvignon Blanc 

Sehr helles Gelb
In der Nase sortentypisch, aber in einer angenehm dezenten Ausprägung; Cassis, Holunderblüte
Das setzt sich am Gaumen fort: angenehm-unaufdringliche Aromatik, Holunderblüte, etwas "Exotik" (Lychee?), eine dezente Bitternote setzt einen passenden Kontrapunkt.
Sehr schöner Sauvignon, der in seiner Preisklasse (knapp über 10 Euro) viel bietet

86-88, bis 2022

 

Freitag, 11. Juni 2021

Zweimal Deutschland - Frankreich (Spätburgunder 2018 Teil 2)

Bei meinen Einzelflascheneinkäufen 2018er Spätburgunder habe ich mehr oder weniger zufällig auch zwei Franzosen erstanden. Auf den Maranges 1er Cru von Sarrazin bin ich beim Stöbern im Online-Shop eines Händlers gestossen und habe aus Neugier eine Flasche bestellt. Über den 2017er Gevrey-Chambertin von Duroché habe ich sehr Gutes gelesen und drei Flaschen gekauft, und da in der Kiste noch Platz war, habe ich eine Flasche des 2018ers dazulegen lassen. 

Bei der Probe habe ich beiden Weinen dann jeweils einen deutschen Spätburgunder der gleichen Preisklasse gegenübergestellt. Beim Maranges fiel die Wahl auf den 2018er Spätburgunder -S- von Klaus Peter Keller. Dem Gevrey-Chambertin habe ich den 2018er Spätburgunder "Am Gutenberg" von Von Winning zur Seite gestellt. Letzterer stammt aus Deidesheim und ist mit 59 Euro selbstbewusst bepreist (liegt damit aber immer noch einen Euro unter dem Gevrey-Chambertin). 

 


2018 Klaus Peter Keller Spätburgunder -S- 

Mittleres Rot
In der Nase intensiv und fructhbetont, zu Beginn rotfruchtig mit Johannisbeeren, mit mehr Luft zunehmend Kirsche. Dabei ist die Frucht bei aller Intensität nicht vorlaut oder gar parfumiert, sondern sehr präzise und vornehm wirkend.
Das setzt sich am Gaumen fort: Klar konturierte, intensive Frucht, gepaart mit präsenten Tanninen und einer prägnanten Säure. Sehr dezenter Holzeinsatz. Hier spielt die Frucht (Sauerkirsche, Granatapfel) klar die erste Geige. Der Wein wirkt durch die Tannin- und Säurepräsenz noch etwas ungestüm, aber das dürfte sich mit etwas mehr Reife legen. Angenehm moderater Alkoholgehalt (12,5%) und insgesamt überraschend kühl angesichts des heissen Jahres.
Hervorragender Spätburgunder, der in seiner Preisklasse keine Konkurrenz fürchten muss.

91-93, 2023-2030+


2018 Michel Sarrazin Maranges Premier Cru 

Dunkles Rot mit ganz leichtem Violettschimmer
In der Nase ausgeprägt, intensive Kirschfrucht, gewürzige Noten, auch Pflaume
Kraftvoller Gaumenauftakt, Schwarzkirsche, prägnantes Tannin und feine Säure, recht lang, kein spürbares Holz, Potential. 

90-92, bis 2030

 

2018 Von Winning Spätburgunder "Am Gutenberg"

Mittleres bis dunkles, noch jugendlich wirkendes Rot mit leichtem Violettschimmer
In der Nase direkt nach dem Öffnen schöne, intensive Kirschfrucht. Mit mehr Luftkontakt (zwei bis drei Stunden in der geöffneten Flasche) wird dann aber eine deutliche Holzprägung erkennbar, die die Frucht etwas verdrängt.
Am Gaumen erstaunlich kraftvoll und nachhaltig angesichts des moderaten Alkoholgehalts (12,5%). Auch hier anfangs mit ausgeprägter und sehr schöner Kirscharomatik, zu der aber mit Luftkontakt ein deutlicher Holzton mit Bitternote hinzutritt. Die Tannine sind seidig und von bester Qualität.
Der Wein hinterläßt mich etwas ratlos. Sofort nach dem Öffnen fand ich den Wein toll und hätte ihn ohne weiteres bei über 90 Punkten gesehen. Später, mit der ausgeprägten und leicht bitteren Holznote waren es dagegen klar unter 90 Punkten. Ich einige mich mal auf die Mitte, aber mit Fragezeichen. Es kommt hier wirklich darauf an, ob und wie sich mit weiterer Lagerung das Holz integriert.

89-91? bis 2030


2018 Domaine Duroché Gevrey-Chambertin 

Dunkles, jugendliches Rot mit leichtem Violettschimmer
Nach etwas Belüftung sehr schöne Nase mit Gewürzen, etwas Pfeffer, Kirschen und auch etwas Pflaumen
Am Gaumen sehr elegent, seidiges Tannin, kompakte Frucht, wieder Kirsche, recht lang, bei aller Eleganz trotzdem kraftvoll, perfekter Holzeinsatz, Potential. 

91-93+, bis 2030 


Fazit: Im ersten Vergleich lag bei mir der Wein von Keller knapp vor dem Maranges. Das ist aber vermutlich mehr eine Frage des persönlichen Geschmacks als der "objektiven" (wenn es das gibt) Qualität. Beim zweiten Vergleich liegt das Burgund dagegen vorne. Der "Am Gutenberg" hat hervorragende Anlagen, aber mir gefällt die derzeitige Holzdominanz nicht. Da wäre eigentlich Wiedervorlage in ein paar Jahren angesagt.

Ein Exot, oder nicht, oder doch?

Die Rebsorte Savagnin habe ich bislang immer mit dem französischen Jura in Verbindung gebracht und war daher etwas überrascht, einen badischen Savagnin zu sehen. Aus Interesse habe ich eine Flasche gekauft, zumal ich mit dem Weingut (von der Mark) gute Erfahrungen gemacht habe - bislang allerdings nur mit Spätburgunder.

Savagnin ist, wie ich mir zwischenzeitlich ergugelt habe, offenbar nur eine andere Bezeichnung für Traminer (guckstu hier). Das klingt dann schon deutlich weniger exotisch. Ist es am Ende aber dann doch, denn Traminer wird kaum angebaut. Verbreitet ist vielmehr die Spielart Gewürztraminer. Mit dessen bei mir abgespeichertem Geschmacksprofil hatte der heutige Wein allerdings sehr wenig zu tun.

 

 

2019 von der Mark Savagnin "Allewinden" 

Mittleres Gelb
In der Nase recht ausgeprägt, rauchig, mit kräutrigen Noten, etwas grüner Apfel und etwas Zitrus 
Am Gaumen kraftvoller Auftakt, wieder etwas Rauch, Kräuter, mineralisch geprägt, durchaus prägnante Säure, recht lang.
Ein sehr stimmiger Wein, der auch solo Spaß macht

89-91, trinkt sich jetzt schon sehr gut, dürfte aber auch gut altern