Dienstag, 15. Oktober 2019

Gelblack einst und jetzt

Im Frühjahr 1990, zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung, war ich zum allerersten Mal auf Weintour im Rheingau. Unter anderem haben wir Allendorf, Langwerth von Simmern und Schloß Johannisberg besucht. Die 1988er von Langwerth waren mit der stolzen Zusatzangabe "525. Jahrgang" versehen. Leider existiert dieses Gut ja nicht mehr (guckstu auch hier).

Bei den Preisen auf Schloß Johannisberg habe ich damals einen leisen Schreck bekommen. Der Qualitätswein (damals wie heute als "Gelblack" bezeichnet) kostete DM 13,90. Für einen Studenten war das viel Geld. Ich habe aber trotzdem 6 Flaschen 1988er "halbtrocken" gekauft (die Bezeichnung feinherb gab es noch nicht). Diesen Wein habe ich in sehr guter Erinnerung. Insbesondere ist mir eine sehr schöne Säure im Gedächtnis geblieben, die ich als "feingliedrig" abgespeichert habe.

Kürzlich habe ich aus einer Mischung aus Neugier und Sentimentalität ein paar Flaschen des (für etwa 15 € erhältlichen) 2018er Nachfolgers gekauft und kurz darauf die erste Flasche geköpft.




2018 Schloß Johannisberger Riesling Gelblack feinherb
Recht helles Gelb mit grünlichen Reflexen
In der Nase frischer, animierender Duft mit Noten von Äpfeln, etwas Birne
Auch am Gaumen geht die Frucht in Richtung Apfel, sehr dezente Süße, im Abgang leicht zitronig-spitze Säure, ordentliche Länge 
85-87, bis 2023+ 

Fazit: In meiner Erinnerung war der 1988er damals besser als der 2018er heute. Allerdings trinke ich heute hochwertigere Weine als damals, so dass die "Konkurrenz" für den 1988er damals nicht so gross war. Ich würde gerne eine Zeitreise unternehmen und beide Weine, 1988 und 2018, im gleichen Alter nebeneinander trinken.


Montag, 7. Oktober 2019

Gut Ding braucht Weile

Aus ebenso bedeutsamem wie erfreulichem Anlass wollte ich mir einen "Killer-Riesling" gönnen. Nach einiger Überlegung viel meine Wahl auf eine der drei verbliebenen Flaschen von Dönnhoffs 2004er Hermannshöhle. Von diesem Wein hatte ich 2005 drei Flaschen gekauft, die ich allesamt zu früh getrunken habe, die letzte 2011. Der Wein hat in seiner Jugend nicht gezeigt, was er wirklich kann. Ich konnte dann 2017 drei Flaschen nachkaufen. Davon kam heute die erste unter den Korkenzieher. 





2004 Dönnhoff Niederhäuser Hermannshöhle Riesling GG
Goldgelb
In der Nase ausgeprägt und vielschichtig mit Noten von frischen und kandierten Zitrusfrüchten
Am Gaumen wiederum kandierte Zitrusfrüchte, betont trocken wirkend, leichter Schmelz, im Abgang spürbare Mineralik, sehr lang.
Großartiger Riesling, dem man sein Alter beim besten Willen nicht anmerkt. 
93-95, bis 2022+