Mittwoch, 23. Dezember 2015

Kellerduell (3): Red Lights - Light Reds


Der diesjährige Wein der Deutschen Weinentdeckungsgesellschaft (der ich selbstverständlich von Anbeginn an angehöre) ist ein im Weingut Stein an der Mosel ausgebauter Spätburgunder, der über nur 11% Alkohol verfügt. Die Idee war, dem Riesling Kabinett einen trockenen Roten zur Seite zu stellen, der ebenfalls die Leichtigkeit des Seins verkörpert. 
Beim Verkosten vergleiche ich gerne. Daher habe ich dem diesjährigen "Fund" der Weinentdeckungs-gesellschaft einen 2014er Bourgogne Coulange La Vineuse zur Seite gestellt, der mit 11,5% Alkohol in einer ähnlichen Gewichtsklasse kämpft. Diesen Wein hatte vor einiger Zeit jemand bei Facebook besprochen (ich habe leider vergseen, wer es war) und ich habe mir daraufhin ein paar Flaschen davon besorgt. Das schien mir der ideale Partner für den "Red Light" zu sein.


2014 Bourgogne Coulange La Vineuse Grole Tete, Vini Viti Vinci
Helles Rot, am Rand rosa
In der Nase eine recht ausgeprägte und leider auch aufdringliche Frucht; rote Früchte (Himbeere) und etwas, das mich an Veilchenpastillen erinnert
Auch am Gaumen etwas aufdringliche und leicht dropsig wirkende Frucht, leichtgewichtig, kein spürbares Tannin. Wirkt auf mich auch nicht so, als würde sich der Wein noch großartig zum Positiven entwickeln.
80-82, bis 2018

2014 "Red Light" Spätburgunder Kabinett trocken, Weingut Stein
Helles Rot, das in Rosa übergeht
Wirkt in der Nase noch etwas unentwickelt, rote Früchte, Hagebutte(?)
Wirkt am Gaumen etwas ernsthafter als der Coulanges La Vineuse, rote Früchte, etwas Tannin und nichts dropsiges. Macht (mir) im Moment noch keinen richtigen Spaß, aber hier sehe ich Potential.
83-85+, bis 2020

Fazit: Ich denke nicht, dass das die Zukunft des Spätburgunders in Deutschland, dem Burgund oder sonstwo ist. Ich bin wirklich kein Freund von Alkoholmonstern, aber das hier ist dann doch etwas zu mager.


Sonntag, 20. Dezember 2015

Kellerduell (2): 2003 Duhart Milon vs. Giscours




Ja, die 2003er. Mein Jahrgang ist das nicht, weder in Deutschland noch in Bordeaux. Nachdem kürzlich weder der Charmail noch der Moulin-Haut-Laroque richtig überzeugen konnten, kamen nun zwei Weine aus einer höheren Kategorie an die Reihe.

2003 Chateau Duhart Milon
Mittleres Rot, am Rand orange Reifenoten.
Sehr schöne und recht tiefe Nase, Leder, etwas Cassis, dunkle Früchte
Am Gaumen schön entwickelt, generöse Fruchtsüße, etwas Minze, im Abgang eine leicht herbe Note.
89-91, bis 2020

2003 Chateau Giscours
Mittleres Rot, am Rand ins orange-bräunliche übergehend, dabei etwas dunkler als der Duhart Milon.
In der Nase zurückhaltender als der Duhart Milon, dunkelfruchtig, Gewürznoten, etwas Teer(?).
Am Gaumen elegant und seidig wirkend, in der Aromatik etwas auf der rotfruchtigen Seite, mit Belüftung kommt auch hier die Teernote sowie etwas Krautiges durch.
86-88, bis 2020

Unmittelbar nach dem Öffnen sah ich beide Weine auf Augenhöhe. Mit mehr Luft gewinnt der Duhart Milon aber an Tiefe, während beim Giscours eine etwas krautige Note hervortritt.

Dienstag, 8. Dezember 2015

Weingut Günther Steinmetz

Stefan Steinmetz ist einer der "Rising Stars" an der Mosel (siehe auch hier: http://www.thewineparty.de/2015/09/stefan-steinmetz-guenther-steinmetz-riesling-schiefer-mosel-mineralisch/). Zuerst habe ich ihn als einen Erzeuger von sehr gelungenen Spätburgundern kennengelernt. Aber er macht (natürlich) auch Riesling. Um die mal in Ruhe zu probieren, habe ich mir sechs Flaschen besorgt.



2014 Dhroner Hofberg Riesling feinherb
Helles bis mittleres Gelb.
In der Nase von mittlerer Intensität, Kräuter, dahinter "lauern" gelbe Früchte.
Am Gaumen Kräuter auf mineralischem Fundament. Dezente Süße, die von der Säure bestens gepuffert wird. Hervorragender Trinkfluß. Macht in diesem Stadium schon viel Spaß, wird sich aber sicher gut entwickeln.
86-88, -2020+

2014 Dhroner Hofberg Riesling GD trocken
GD heißt "Großer Dhroner". Oder "Große Dröhnung". Oder so. Als einziger der sechs Weine ist das keine Gutsabfüllung. Aber deswegen noch lange keine (Achtung, Kalauer) Schlechtabfüllung...
Wieder helles bis mittleres Gelb.
Die Nase ist sehr fein, aber eher zurückhaltend, mit Noten von Kräutern und Orangenschale.
Am Gaumen von cremiger Textur, wieder etwas Orange und Kräuter, mittelgewichtig, guter Trinfluß und gute Länge. Im Abgang eine angenehme herbe Note. Zukunft.
86-88+, -2020

2014 Kestener Paulinshofberger Riesling
Sattes Gelb.
In der Nase noch jugendlich, mineralisch, gelbe Früchte, Kräuter.
Am Gaumen sehr harmonisch, saftig, leicht cremige Textur. Dürfte vom Restzucker etwas über "trocken" liegen. Gute Länge. Obwohl der Wein schon sehr zugänglich wirkt, dürfte da noch einiges kommen. Trinkt sich aber jetzt schon unverschämt gut. Für 12,90€ gibt es hier sehr viel Wein fürs Geld.
89-91, -2020+

2014 Wintricher Geyerslay Riesling "sur lie"
Eher helles Gelb.
Sehr schöne Nase, viel Kräuter, dahiner Pfirsisch, recht vielschichtig.
Am Gaumen dominieren eher die Kräuternoten, kühle Stilistik.
86-88, 2016-2020+

2014 Wintricher Ohligsberg Riesling
Helles Gelb.
In der Nase noch zurückhaltend und verschlossen mit angedeuteter Tiefe und gelbfruchtigen Noten, mit Belüftung auch etwas Orange. 
Auch am Gaumen noch verschlossen, Kräuter, dezente und sehr gut eingebundene Restsüße.
Sicheres Potential und sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis (auch 12,90€). 
89-91, 2018-2025.

Und etwas Süßes zum Dessert, sozusagen:
2014 Dhroner Hofberg Riesling Spätlese
Helles bis mittleres Gelb.
Die Nase ist natürlich noch unentwickelt, aber sehr animierend, schöne Frucht, weiße Johannisbeeren, exotische Noten.
Am Gaumen ebenfalls noch verschlossen mit noch zurückhaltender Frucht aber sehr schönem Süße-Säure-Spiel. Es ist alles da für eine tolle Spätlese, aber der Wein braucht noch Zeit.
89-91+, 2018-2030

Fazit: Eine hervorragende Kollektion. Alle Weine machen Spaß und bieten ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Und der Vollständigkeit und guten Ordnung halber: Ich habe keine wirtschaftliche Beziehung zum Weingut und kenne Stefan Steinmetz nur "virtuell" (über Facebook). Die Weine habe ich regulär im Handel gekauft.

Nachtrag: Es heißt ja "Put your money where your mouth is". Dem folgend habe ich mir sechs Flaschen Ohligsberg und sechs Flaschen von der Spätlese in den Keller gelegt. 

Freitag, 27. November 2015

Daniel Aßmuth

Daniel Aßmuth ist ein recht neuer Name. Er hat bei verschiedenen Gütern in der Pfalz gearbeitet und macht seit einigen Jahren seinen eigenen Wein; zunächst nur Riesling, mittlerweile auch rote Sorten auf insgesamt 1,5 Hektar. Mit seinen Weinen hat er sich unter Eingeweihten mittlerweile einen sehr guten Namen gemacht. Ich kannte bislag nur einen Wein (einen 2012er Riesling, der mir gut gefallen hat). Heute kamen zwei 2014er dazu:

2014 Dürkheimer Fuchsmantel Riesling trocken Junge Reben
Helles bis mittleres Gelb.
In der Nase Pfirsisch, Kräuter (Salbei?)
Knackig, wieder pfirsischfruchtig, prägende Säure, betont trocken, leicht im Alkohol (10,5%).
83-85, -2016+

2014 Dürkheimer Fuchsmantel Riesling trocken Alte Reben
Kräftiges Gelb, deutlich dunkler als die "Jungen Reben".
In der Nase ausgeprägte Frucht, Pfirsisch, Ananas, exotische Noten, aber auch ausgeprägt mineralisch.
Am Gaumen intensive Frucht, schöner Schmelz - obwohl der Wein ziemlich trocken ist und auch nur 12% Alkohol hat. Dieser Wein spielt schon in einer Liga mit vielen Großen Gewächsen - und ist für das Gebotene mit 13,90€ ausgesprochen preiswert. Der Beschreibung auf der Homepage des Weinguts zufogle stammt der Wein aus 1930 gepflanzten wurzelechten Reben, die einen minimalen Ertrag liefern.
89-91, -2020.

Samstag, 21. November 2015

Bonner Weinmarkt - und der dritte Spätburgunder

Am Sonntag fand der 25. Bonner Weinmarkt statt - und obwohl ich seit 15 Jahren hier wohne, war ich erst zum ersten Mal dabei. Keine Ahnung, wie das passieren konnte. Organisiert wird der Weinmarkt von den Kinkel-Stuben bzw. ihrem Besitzer. Das Ambiente - Schloß Kommende in Bonn-Ramersdorf - ist mehr als stilvoll.

Zu verkosten waren Weine von knapp 20 deutschen Winzern (darunter viele Top-Winzer) und einem Champagnerhaus.  Die Verkostungsbedingungen waren, wie bei solchen Veranstaltungen üblich und auch kaum vermeidbar, eher mäßig. Es gab doch an einigen Tischen ziemliches Gedränge. Besser wäre es meiner Ansicht nach, Spucknäpfe nicht nur an den Verkostungstischen aufzustellen und dadurch Ausschank und Entsorgung etwas zu trennen.


Ausführliche Verkostungsnotizen habe ich nicht gemachgt, aber ich versuche, meine Eindrücke zusammenzufassen. Los ging es mit Franken. Bei Wirsching gefiel mir der feinduftige 2014er Silvaner vom Iphöfer Kalb ganz gut (83-85), das Pendant vom Kronsberg (Alte Reben) war zwar derzeit zurückhaltender, hat aber Potential und einen schönen mineralischen Charakter (86-88). Das 2013er GG vom Julius-Echter-Berg zeichnet sich durch eine schöne Mineralik und Tiefe aus (89-91).

Der Zehnthof Luckert hatte drei 2014er Silvaner am Start. Der Sulzfelder Ortswein ist erdig und eher neutral (83-85), der feinduftige Blaue Silvaner gefiel mir einen Tick besser (aber auch 83-85). Eine Stufe darüber der erdig-würzige Sulzfelder Silvaner Alte Reben (86-88). Schön fand ich auch den nachhaltigen 2014er Weißburgunder "Berg I" (86-88). Dass der Zehnthof Spätburgunder kann, zeigt einmal mehr der 2013er Sulzfelder Spätburgunder mit feinem Kirsch- und Bittermandelaroma. Für 14 € ab Werk macht man hier nichts falsch (86-88).

Von Franken in die Pfalz waren es nur ein paar Schritte. Das Weingut Bergdolt, ein Spezialist für Weissburgunder, zeigte einen feinduftigen, leicht wirkenden 2014er "Mineral" (83-85) und einen derzeit noch zurückhaltenden, aber nachhaltigen 2014er Duttweiler Mandelberg (86-88). Neben Weissburgunder gab es natürlich auch Riesling. Die 2014er Deidesheimer Mäushöhle ist trinkig mit würziger Frucht (83-85), das 2014er GG aus dem Reiterpfad ist nachaltig, wirkt aber eher schlank (89-91).

Knipser hatte ein sehr schönes 2014er Riesling GG aus dem Mandelpfad am Start - fruchtbetont, unkompliziert (das ist hier nicht negativ gemeint) und schon zugänglich (92-94). Die 2011er Rotwein-Cuvée Gaudenz ist Cabertnet-geprägt mit Paprikanoten (83-85). Daneben habe ich das 2011er Spätburgunder GG aus dem Kirschgarten probiert; der Wein war für meinen Geschmack noch recht holzgeprägt und schokoladig (86-88+).

Die Nahe war mit zwei Weingütern vertreten. Crusius hatte eine grosse Riesling-Auswahl mitgebracht. Der 2014er "vom Fels" bot reife, exotische Frucht in der Nase, wirkte am Gaumen aber eher neutral (83-85). Der 2014er Traiser Rotenfels war ebenfalls von exotischer Frucht geprägt, üppig, aber mir fehlte etwas Spiel und Säure. Der 2014er "Top of the Rocks" hatte eine sehr schöne, nachhaltige und mineralische Nase, wirkte am Gaumen dann aber eher weich und würzig. Ich fand beide etwas besser als den "vom Fels" (jeweils 83-85+). Wenn ich das richtig kapiert habe, stammen übrigens alle drei Rieslinge aus der Lage Traiser Rotenfels.Ob das Sinn macht? Eine deutliche Schippe drauf legte das GG aus der Traiser Bastei. Eine spannende Nase (war da Curry?), eher schlanke Stilistik, Zukunft (89-91+) . Aus dem Jahr 2013 war die Schloßböckelheimer Felsenberg Auslese Goldkapsel. Intensiv, von der Stilistik (und vermutlich auch vom Mostgewicht) eher eine kleine Beerenauslese (89-91+).

Bei Diel gefiel der 2014er Riesling "Eierfels" sehr gut (86-88), das Große Gewächs aus dem Goldloch aus gleichem Jahr setzte da nochmal etwas drauf mit einer vielschichtigen Nase, einer eher kühlen Stilistik und viel Potential (89-91+). Bei den restsüßen Weinen gefiel der Kabinett aus dem Goldloch (schöne Nase, pikant, 83-85+) und die derzeit noch eher zurückhaltende Pittermännchen Spätlese (86-88).

Für die weitere Verkostung mußte man sich treppaufwärts bewegen, wo zunächst das Champagnerhaus Forget-Chemin aufwartete. Dessen Cuvée "Heritage Paul Forget" wartete zwar mit schöner Zitrusfrucht, aber auch einer recht groben Perlage auf. Die Cuvée "Special Club" aus dem Jahrgang 2009 war da deutlich besser.

An der Mosel habe ich im Vorübergehen bei Vols den 2014er Schlangengraben trocken (aus 1920 gepflanzten wurzelechten Reben) probiert, der mir aber gar nicht zusagte (80-82) um mich dann einem meiner eklärten Lieblingsweingüter, nämlich Maximin Grünhaus, zuzuwenden. Dort gab es einen 2008er Abtsberg trocken mit sehr schöner Nase (83-85); die restsüße Variante dieses Weines (die gab es heute nicht, aber ein paar Flaschen haben wir noch im Keller) ist aber noch ein gutes Stück besser. Der 2014er Abtsberg Alte Reben trocken ist schon überraschend zugänglich und trinkig (86-88); aus anderen Jahren kenne ich diesen Wein als in der Jugend ziemlich kantig und uncharmant. Der 2014er Herrenberg Kabinett präsentierte sich nicht schön mit schwefligen Noten in der Nase (keine Bewertung). Zwei restsüße 2013er waren noch am Start; der Bruderberg eher einfach aber pikant (83-85), die Herrenberg Spätlese dann aber (endlich!) ein echter Grünhäuser mit einer feinen Stachelbeernase und schöner Säure (86-88+). Insgesamt hatte ich mir von "meinen" Grünhäusern etwas mehr versprochen.

Der Rheingau war unter anderem mit dem vom Gault Millau frisch gekürten Weingut des Jahres, Peter Jakob Kühn, vertreten. Hier gab es einen zitrusfruchtigen 2014er Quarzit (83-85). Die beiden 2014er Erste-Lage-Weine (Oestricker Klosterberg und Hallgartener Hendelberg) waren zur Zeit für meinen Geschmack noch etwas zu sehr vom Ausbau in großem Holz geprägt. Der Hendelberg gefiel mir etwas besser, aber ich sehe derzeit nicht, dass er an den großartigen 2013er herankommt. Sollte man aber nächstes Jahr nochmal probieren um zu sehen, wie sich die Holznote einbindet. Das restsüße 2014er Oestricher Lenchen Kabinett war saftig mit exotischer Frucht (83-85+).

Bei Künstler gab es einen sehr schönen 2014er Hochheimer Stielweg Alte Reben (klassisch, Pfisischnase, schöne Säure, 86-88). Daneben habe ich noch zwei GGs probiert. Die 2013er Hochheimer Hölle wirkte in der Nase noch verschlossen und am Gaumen irgendwie nussig (89-91), die 2012er Kostheimer Weiß Erd fabd ich enttäuschend (83-85?).

Bei Domdechant Werner hatte der 2013er Hochheimer Kirchenstück trocken eine schöne Nase, war aber am Gaumen nicht sehr ausdrucksvoll (83-85). Die 2013er Domdechaney gefiel mir besser; saftig und mit schöner Frucht (86-88). Noch einen Tick besser das 2013er GG aus dem Kirchenstück; schöne Frucht, würzig, Substanz (89-91). Dass es neben dem GG einen Lagenwein aus gleichem Jahr und gleicher Lage gibt, scheint mir mit den Regeln des VdP schwer vereinbar zu sein. Probiert habe ich noch ein 2011er Erstes Gewächs aus der Hochheimer Dondechaney. Das war jahrgangsbedingt eher opulent und reif, sagte mir aber nicht zu (83-85+).

Letzte Station war Baden. Bei Wöhrle (einem Weingut, von dem ich vorher noch nie etwas getrunken habe) gab es einen schönen, holzgeprägten und würzigen 2014er Weißburgunder aus dem Lahrer Kronenbühl (86-88). Der Grauburgunder aus gleicher Lage wirkte etwas süßlich und fiel dadurch etwas ab. Ebenfalls aus gleicher Lage gab es eine 2013er Spätburgunder SC, der viel Holz und Substanz mitbrachte, aber auch eine leicht Bitternote.

Bei Salwey konnte mich der irgendwie etwas käsige 2014er Guts-Grauburgunder (80-82) nicht vom Hocker reißen. Besser war der 2014er Weißburgunder RS mit dezentem Holz (83-85+) und das 2013er Weißburgunder GG aus dem Henkenberg (dezentes Holz, lebhafte Säure, 86-88). Richtig gut gefiel mit das 2013er Grauburgunder GG aus dem Henkenberg - zwar mit deutlicher Holzprägung, aber auch mit Substanz und Potential (89-91). Bei den Spätburgundern war der 2013er RS noch kantig mit prägnanter Säure (86-88). Das 2013er GG aus dem Henkenberg wirkt da derzeit zugänglicher. Ein sehr schöner Wein mit tiefer, würziger Nase (89-91).

Bei Heger habe ich nur zwei Weißweine probiert (es gab keine 2013er Roten - die hätte ich gerne probiert). Das 2014er Weißburgunder GG aus dem Ihringer Winklerberg war schön und würzig (86-88). Noch etwas besser gefiel mir der 2013er Winklerberg Chardonnay; würzig mit gut eingebundenem Holz (86-88+).

Last but not least habe ich dann noch zwei Spätburgunder von Jürgen von der Mark verkostet. Der Spätnurgunder S "Weingarten" ist sehr schön und samtig (86-88+) und muß in seiner Preisklasse (16,50) die Konkurrenz bestimmt nicht fürchten. Mehr als eine Schippe drauf legte dann aber noch der 2013er Pinot Noir** - der diesjährige Liedwein (jedes Jahr wird ein Wein nach einem Lied benannt, das den Charakter des Weins ausdrücken soll. Der 2013er heißt "Dies Bildnis ist bezaubernd schön"). Ein wunderbarer, seidenweicher und tiefer Pinot, der sich schon jetzt wunderbar trinkt (92-94). Ich habe zwar nur einen beschränkten Überblick, wage aber die Behauptung, dass das zur deutschen Spitze zählt - und dafür ist der Wein mit 30€ preiswert. Mein Wine of the day und der einzige Wein von dem ich erstens zweimal probiert und zweitens sechs Flaschen bestellt habe.

Sonntag, 15. November 2015

Zwei Spätburgunder und ein Cliffhanger

Gestern und heute habe ich die vor einiger Zeit besorgte Flasche  Pinot Noir von "Garagenwinzer" Henrik Möbitz aus Baden endlich mal probiert. Ich wollte wissen, wie dieser 2012er schmeckt um zu überlegen, ob ich mir 2013er bestellen soll. Lange warten kann man nicht damit, denn die Produktionsmenge des Nebenerwerbsbetriebs ist winzig.
Um das, was ich da probiere, einordnen zu können, habe ich zum Vergleich den 2012er Sonnenberg von Jülg danebengestellt. Diese Wahl war nicht Ergebnis tiefschürfender Überlegungen, sondern der Jülg war einfach der einzige andere 2012er, der im Keller war.

2012 Jülg Spätburgunder Sonnenberg
Recht helles Rot.
In der Nase zunächst sehr verhalten. Mit Luft dann ausgeprägter, distinguiert wirkend, dunkle Früchte. Am nächsten Tag intensiver, Wacholder
Am Gaumen noch etwas unnahbar; braucht noch Zeit. Hat aber gute Anlagen und "Grip"
durch eine feine Säure und Tannin.
86-88+, 2017-2020+

2012 Möbitz Spätburgunder Kanzel
Mittleres Rot.
In der Nase recht ausgeprägt und tief, Noten von Wacholder und Trockenkräutern.
Am Gaumen seidiges Tannin, das den Wein schon angenehm trinkbar erscheinen läßt. Ich denke aber, dass da noch deutlich mehr kommt. Am nächsten Tag kommt die Frucht deutlicher heraus. Sehr schöner Spätburgunder, aber braucht noch Zeit.
89-91, 2017-2020+

Und - kaufe ich jetzt 2013er? Ich weiß es noch nicht. Der Wein ist
gut und sein Geld (knapp 30 Euro) durchaus wert. Aber ich habe heute den 2013er Liedwein von Jürgen von der Mark probiert. Und der hat mich regelrecht umgehauen. Dazu mehr im nächsten Post. Stay tuned. (Jetzt gibt es Cliffhanger sogar schon in Weinblogs...) 

Montag, 9. November 2015

Weinkauf ohne Reue

Diesen Wein habe ich in einem Supermarkt in Graz entdeckt. Er kommt aus gutem Haus (ist allerdings keine Erzegerabfüllung) und ist mit 15 € für einen Supermarktwein eher teuer.
Auf dem Rückenetikett steht unter der Überschrift "Flucht ist kein Verbrechen", dass der Reinertrag aus dem Verkauf dieses Weines dem Integrationshaus Wien zugutekommt. Dieses biete, so der Text weiter, ein sinnvolles Angebot zur fundierten, mehrsprachigen Unterstützung. Hilfe zur Selbsthilfe für Flüchtlinge und MigrantInnen.Wenn der Wein nicht schmecken sollte, hat man also immerhin ein gutes Werk getan. Weinkauf ohne Reue eben.

Übrigens ist die Förderung des Integrationshauses Wien keine Idee, die erst angesichts der Flüchtlingskrise in diesem Jahr geboren wurde. Eine kurze Internetsuche ergab nämlich, dass das (mindestens) der vierte Jahrgang dieses Weines ist.

2013 Heinrich guter Blaufränkisch
Dunkles Rot mit Violettschimmer am Rand.
In der recht ausgeprägten Nase vor allem Gewürze, etwas Pfeffer, Pflaume.
Am Gaumen dominieren Gewürznoten, etwas Tannin, das dem Wein Grip verleiht. Nicht besonders komplex und für meine Begriffe auch etwas eindimensional.
85-86, bis 2018

Donnerstag, 22. Oktober 2015

Ägypten?



Nein. Nur weil "Suez" auf der Flasche steht, kommt der Wein darin noch lange nicht aus Ägypten. Sondern aus der Pfalz. Die Begründung für den Namen liefert die Homepage des Weinguts: "Als Hommage an den Riesling, der bei der offiziellen Eröffnung des Suezkanals serviert wurde, trägt die Edition den Namen »Suez«." Ob diese Begründung auch für den Rosé Suez taugt, ist nicht ganz klar.

Zum Klassifikationssystem des VDP passt die Edition Suez auch nicht. Die Weine sind preislich etwa bei den Erste-Lage-Weinen angesiedelt (je 16,90 ab Werk), tragen aber weder eine Orts- noch eine Lagenbezeichnung. Es sind also quasi Edel-Gutsweine. Aber wie heißt es so schön - entscheidend is aufm Platz - ähh, im Glas. Also: 

2014 Reichsrat von Buhl Riesling Edition Suez
Mittleres Gelb. In der Nase noch unentwickelt, aber vielversprechend. Gelbe Früchte, Kräuter.
Am Gaumen ziemlich trocken, wieder gelbe Früchte, guter Trinkfluß, mittlere Länge.
86-88, 2016-2020+

2014 Reichsrat von Buhl Edition Suez Rosé
Recht kräftige Farbe. In der Nase rote Früchte (Himbeeren, Erdbeeren).
Auch am Gaumen dominieren rote Früchte, erfrischende Säure, knochentrocken. Ein wenig Holzeinsatz ist schmeckbar und gibt dem Wein eine schöne Cremigkeit. Macht viel Spaß. Da freut man sich auf den nächsten Sommer.
Jens Priewe hat den 2014er Suez Rosé in der FAZ als den für ihn besten Rosé Deutschlands bezeichnet. Mir fehlt der Überblick, um das zu beurteilen, aber ich bin durchaus bereits, es zu glauben.
89-91, bis 2016


Bildnachweis:
Foto von Sean Ellis - Giza pyramids
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Quelle: www.piqs.de

Samstag, 17. Oktober 2015

Kellerduell (1)





Im Fussball ist der Begriff Kellerduell negativ besetzt. Hier nicht. Es ist einfach der Vergleich zweier oder mehrerer Weine, die "ähnlich" sind und bei denen ein Vergleich lohnend erscheint. Einen Sieger kann es geben, aber so ein Duell kann auch unentschieden enden.

Heute gibt es zweimal 2014er Riesling aus Westhofen. Auf das Kirchspiel vom Seehof bin ich auf einer Präsentation rheinhessischer Winzer im April in Frankfurt aufmerksam geworden. Für mich war das von den 2014ern, die ich dort probiert habe, der beste, und so habe ich mir sechs Flaschen besorgt. Den Westhofener von Wittmann habe ich dann als Einzelflasche speziell für den heutigen Vergleich besorgt.

2014 Wittmann Westhofener Riesling trocken 
Mittleres Gelb.
In der Nase recht ausgeprägt, Kräuter, gelbe Früchte mit exotischem Einschlag.
Am Gaumen kraftvoll, wieder exotisch und mit einer (nicht unangenehmen) Note, die ich mangels eines besseren Ausdrucks als medizinal bezeichne (und die ich bei Guts- und Ortsrieslingen von Wittmann schon öfter gefunden habe). Guter Trinkfluß.
86-88, bis 2018+

2014 Seehof Westhofener Kirchspiel Riesling trocken
Recht helles Gelb.
In der Nase schlanker als der Wittmann, Kräuter, Stachelbeeren.
Auch am Gaumen schlanker, Kräuter, noch verschlossen aber bereits mit gutem Trinkfluß, Zukunft.
86-88+, 2016-2020

Fazit: Ein Duell auf Augenhöhe. Wittmann opulenter und fruchbetonter, der Seehof-Wein ist schlanker und dürfte von etwas Reife profitieren.

Sonntag, 4. Oktober 2015

Alle Jahre wieder - "Natur pur auf Hattenheimer Flur"

Jedes Jahr am 3. Oktober laden die Hattenheimer Winzer zur Weinwanderung. Start ist unten im Ort, das Ziel ist der Steinberg (wobei die Domäne Steinberg seit vielen Jahren selbst nicht mehr teilnimmt). Unterwegs bieten die Winzer an etwa einem Dutzend Ständen Wein und verschiedene Speisen an.
Das Wetter hat dieses Jahr bestens mitgespielt - traumhaftes Herbstwetter. Trotzdem war es nicht ganz so voll wie im letzten Jahr. Das mag an den Feiern zur deutschen Einheit in Frankfurt gelegen haben, die viele Menschen aus dem Rhein-Main-Gebiet von einem Ausflug in den Rheingau abgehalten haben.
Am Rande des Weges konnte man den 2015er Jahrgang begutachten. Er präsentiert sich derzeit so:


 
So schön und gesellig die Veranstaltung ist - um in Ruhe Wein zu probieren, ist sie nicht geeignet (und wohl auch nicht gedacht). Daher gibt's auch keine Verkostungsnotizen. Positiv in Erinnerung geblieben sind mir der 2014er Nußbrunnen trocken von Schönborn, ein 2014 er Ortswein von Hans Lang (ich erinnere mich nicht mehr daran, ob es der Hallgartener oder der Hattenheimer war) und der Riesling-Sekt extra brut von Hans Barth (gut, aber ich würde ihn nicht gegen den Riesling-Sekt von Buhl eintauschen..).
Es hat wieder Spaß gemacht - und auch der Termin für 2016 ist schon fest vorgemerkt.

Dienstag, 22. September 2015

Spaß im Glas

Den haben wir "nur" aufgemacht, um am Abend noch ein Glas Riesling zu trinken. Ich wollte keine Wissenschaft draus machen und nichts dazu posten. Aber der Wein macht so viel Spaß, dass ich mir das anders überlegt habe:

2012 August Eser Rauenthaler Rothenberg Riesling trocken "Steillage"
Schöner und recht intensiver Duft, mürber Apfel, aber auch rotfruchtige Noten (sind das Erdbeeren?).
Auch am Gaumen mit schöner Frucht, sehr saftig, belebende Säure, hervorragender Trinkfluß. Wie schon gesagt, das macht gerade richtig Spaß.
Beim Versuch einer objektiven Bewertung sind das 86-88 Punkte, aber in der Trinkspaßwertung sind es locker 90. Bis 2016+

Samstag, 12. September 2015

Grüner Veltliner aus der Pfalz


In Deutschland werden mittlerweile sehr viele internationale Rebsorten angebaut. War vor 20 Jahren ein Chardonnay aus Deutschland noch etwas besonderes, so sind wir heute bei Viognier, Syrah, Nebbiolo und Co.  Da kann es nicht verwundern, dass sich auch einige Winzer am Grünen Veltliner (GV) versuchen. Mein erster deutscher GV kommt von Lukas Krauß, dem Mann mit Hut, der nur "geile Weine" produziert (wer's nicht glaubt, lade sich von seiner Homepage die pdf-Datei mit seinen Weinbeschreibungen herunter). Sein GV wird in gebrauchten Barriques ausgebaut. Um ihn besser einordnen zu können, habe ich ihm den GV "Schafflerberg" vom Weingut Leth aus Wagram gegenübergestellt. Das ist ein sehr guter und klassischer GV mit sehr gutem Preis-Leistungsverhältnis (ich habe etwa 9 Euro bezahlt, für den GV von Lukas Krauß 11,90).






2013 Leth Grüner Veltliner Schafflerberg
Mittleres Gelb. In der Nase fruchtbetont, erinnert an Orange und Maracuja, sehr animierend.
Der Fruchteindruck setzt sich am Gaumen fort; leichtes Pfefferl, sehr guter Trinkfluß.
86-88, -2016

2013 Lukas Krauß Grüner Veltliner
Kräftiges Gelb. In der Nase zunächst ein Eindruck von Vanille (wohl vom Holzausbau),  dann gelbe Früchte, macht einen noblen Eindruck. Auch am Gaumen dezent vom Holzeinsatz geprägt, cremige Textur. 
86-88, -2016+

Fazit: Beides schöne Weine; einen Sieger kann ich nicht benennen. Um ein Glas "solo" zu trinken, ist der Schafflerberg besser geeignet, als Speislenbegleiter dürfte der Wein von Lukas Krauß besser geeignet sein.

Donnerstag, 10. September 2015

Herbst im Glas


Chateau des Tours in Vacqueras gehört Emmanuel Reynaud, der auch das legendäre Chateau Rayas leitet (ich warte immer noch darauf, meinen ersten Rayas zu probieren. Wenn da jemand helfen kann - bitte melden). Ich weiß noch, wie ich vor ein paar Jahren die erste Flasche dieses Weines getrunken habe. Süßlich, aufdringlich, enttäuschend. Zum Glück hat sich das geändert.

2007 Chateau des Tours Reserve, Cotes du Rhone
Helles bis mittleres Rot mit Reifenoten. In der Nase ausgeprägte, deutliche Erdbeerfrucht; daneben würzige Noten, auch etwas Leder. Am Gaumen noch immer viel Fruchtsüße, die aber von einer würzigen Herbe gut balanciert wird. Zu den rotfruchtigen Noten gesellen sich Tertiäraromen wie Laub und Waldboden. Irgendwie verströmt das ganze einen faszinierenden morbiden Charme. Herbstlich, irgendwie. Allzu lange sollte der Wein wohl nicht mehr im Keller bleiben. Bei der Bewertung tue ich mich schwer, ich schwanke zwischen 86-88 und 89-91. Also weiche ich mal von meinem üblichen  Schema ab:
88-89, -2017

Freitag, 4. September 2015

Deidesheim hoch drei

In der Mannheimer Innenstadt wurden in den letzten Tagen "Wein und Spezialitäten aus aller Welt" angeboten, wobei die "Welt" hier zu etwa zwei Dritteln aus der Pfalz besteht. Daher habe ich mir eine Portion Saumagen gegönnt und dazu drei 2014er Deidesheimer Rieslinge probiert.

Bürklin-Wolf Deidesheimer Riesling
Mittleres Gelb; in der Nase recht ausgeprägt, fast etwas parfümiert, Tabak, wirkt etwas eigenwillig. Das setzt sich am Gaumen fort. So, wie er sich derzeit präsentiert, ist das nicht mein Wein.
83-85?

Bassermann-Jordan Deidesheimer Kieselberg Riesling
Sehr helles Gelb. Frischer Riesling-Duft, eher auf der floral-kräutrigen Seite. Knackig und frisch, nicht besonders tief, aber mit schönem Trinkfluß. Macht Spaß.
86-88

Von Buhl Deidesheimer Riesling
Formell ein Ortswein, aber (laut Auskunft auf der Homepage des Weinguts) komplett aus dem Herrgottsacker.
Mittleres Gelb; verhaltene, aber feine Nase, gelbe Früchte, Pfirsisch. Kompromißlos trocken ausgebaut. Das ist sicher nicht "everybody's darling", aber es ist gut. Für mich der beste und interessanteste der drei Weine, und die 10 Euro ab Weingut sind ein fairer Preis dafür.
86-88

Sonntag, 23. August 2015

Man gönnt sich ja sonst nichts...

Nach einer mehrwöchigen Weinpause mußten dieses Wochenende einige vielversprechende Weisse ihren Korken lassen. Man hat schliesslich Nachholbedarf...

2013 Dönnhoff Hermannshöhle Riesling GG
Mittleres Gelb. In der Nase rauchig, mineralisch, ausgeprägt gelbfruchtig.
Am Gaumen dominiert zunächst die Mineralik, sehr präzise Säure, im Hintergrund wieder gelbe Früchte, leichter Zuckerschwanz.
Großer Riesling, der aber noch Zeit braucht, um zueinanderzufinden. Das hätte man natürlich ahnen können, aber ich war halt neugierig...
92-94, 2018-2025+

2010 Emmerich Knoll Loibner Schütt Grüner Veltliner Smaragd
Reifes Goldgelb. In der Nase ruhig, reif, Aprikose, Wiesenkräuter.
Am Gaumen voll, extraktsüß, wieder kräutrig, erinnert aromatisch fast etwas an Weißburgunder
89-91, -2018+

2013 Markus Molitor Wehlener Sonnenuhr Riesling Spätlese
Mittleres Gelb mit Goldschimmer. Die Nase ist von der Mineralik dominiert, dahinter Apfel, Pfirsisch.
Am Gaumen rauchig, mineralisch, die Frucht noch im Hintergrund, tolle Süße-Säure-Balance. Braucht noch Zeit.
89-91+, 2018-2030

1991 Hans Lang Hattenheimer Hassel Riesling Eiswein
Mahagonifarben. Intensive Nase, Trockenfrüchte, Früchtebrot, auch leicht pilzige Noten.
Süß, getrocknete Pflaume, leicht nussig, stützende Säure, lang.
Schöner reifer Eisein, aber zu lange im Keller liegen sollte er wohl nicht mehr.
92-94, -2016

Samstag, 8. August 2015

Egon Müller by Surprise

Letzten Monat wollte ich im Frankfurter Westend abends noch ein Glas Wein trinken. Direkt neben meinem Hotel war das "Allgaiers", das sehr vielversprechend aussah. Auf der Karte viele spannende offene Weine (Coravin machts möglich). Direkt ins Auge sprangen mir zwei Scharzhofberger Kabinette von Egon Müller, 2008 und 2009. Die mußten es dann auch sein.

Der 2008er mit leichter Petrolnote, ausgeprägte Schiefermineralik, am Gaumen elegant, viel Schiefer, recht lang (89-91). Der 2009er in der Nase viel fruchtbetonter als der 2008er, zunächst Apfel, dann Stachelbeeren und Minze. Am Gaumen etwas opulenter, wieder schiefermineralisch, aber es fehlt die Eleganz des 2008ers (86-88).

Zwei schöne Weine, die auch gut zu dem heissen Wetter passten. Ich habe mich aber schon gefragt, ob die jetzt viel besser sind als Weine anderer guter Erzeuger, die höchstens die Hälfte kosten.

Warum noch ein Weinblog?

Weinblogs gibt es nun wirklich genug. Warum also noch einen? Nun, einfach weil ich Lust dazu habe. Es wird ja niemand gezwungen, ihn zu lesen. Und außerdem scheint es zunehmend so zu sein, dass Blogger zu tollen Proben eingeladen werden, etwa zur VDP-Grosse-Gewächse-Präsentation oder zu Gräfenberg-Vertikalen bei Robert Weil. Da will ich natürlich auch hin. Also muss ein Blog her. Nun, hier ist er. Ich werde (mehr oder weniger regelmässig - je nach dem wie es meine Zeit erlaubt) Verkostungsnotizen, Weinerlebnisse und anderes rund um das Thema Wein posten.

Ich habe beruflich nichts mit Wein zu tun, bin also ein reiner Amateur (im franzöischen Sinne des Wortes). Dem entsprechend sollten meine Bewertungen und Trinkreifeprognosen mit Vorsicht genossen werden. Wer sich darauf verlässt, ist selber schuld.

A propos Bewertungen. Ich habe ein grobes Bewertungssystem mit 10 Kategorien. Warum? Wenn ich an drei verschiedenen Tagen drei sehr verschiedene Weine probiere, glaube ich nicht, dass ich wirklich konsistent zwischen 86 und 87 Punkten unterscheiden kann. Dass mir die Einteilung in meine groben Kategorien gelingt, ist da schon realistischer. Da aber das 100-Punkte-System so verbreitet ist und daher auch von vielen Lesern (falls denn dieser Blog überhaupt Leser hat...) leichter zu interpretieren ist, habe ich eine Umrechnung vorgenommen (s.u.) und werde bei meinen Verkostungsnotizen die Werte aus dem 100-Punkte-System angeben. 

0       unter 70
1       70-75
1,5    76-79
2       80-82
2,5    83-85
3       86-88
3,5    89-91
4       92-94
4,5    95-97
5       98-100

Ein "+" hinter einer Bewertung kann zweierlei heißen. Entweder deutet es an, dass mit weiterer Reife der Wein eine höhere Bewertung verdienen könnte oder es deutet an, dass der Wein am oberen Ende der Spanne anzusiedeln ist und die nächsthöhere Wertung nur knapp verfehlt hat. Welcher der beiden Fälle zutrifft, sollte aus der Baschreibung zu erschliessen sein. Ein "?" deutet auf große Unsicherheit bei der Bewertung hin.