Mittwoch, 27. Juni 2018

Der Aus-Wein

Was trinken nach dem WM-Aus? Hochprozentiges? Das entspräche vielleicht der Stimmung, hätte aber unschöne Konsequenzen am nächsten Morgen. Als kleine historische Reminiszenz einen 78er (Bordeaux)? Hätten wir tatsächlich noch im Keller. Allerdings dürfte sich der Wein in einem ähnlich desolaten Zustand befinden wie Die Mannschaft. Am Ende bin ich dann bei Kellers Limestone gelandet. Erstens wollte ich den schon länger probieren und zweitens hat er einen Alkoholgehalt, der auch dann noch verträglich ist, wenn man die Flasche leer macht. Den Bezug zum heutigen Spiel könnte man über einen Verweis auf den Tabellenkeller herstellen, aber damit würde man dem Winzer, Klaus Peter Keller, Unrecht tun. Der Wein ist nämlich richtig gut und hat es nicht verdient, mit der heutigen Darbietung in Verbindung gebracht zu werden.




2016 Keller Riesling Kabinett Limestone
Sehr helles Gelb mit grünlichen Reflexen
In der Nase recht ausgeprägt, etwas Zitrus, gelbe Früchte, Apfel, sehr animierend
Am Gaumen hält eine kräftige Säure die Süße bestens in Schach. Vom Geschmachseindruck her etwas über "halbtrocken". Schöne Frucht (gelbe Früchte, reifer Apfel) und hervorragender Trinkfluß. Kein Wein, zu dem man "Sie" sagen muß, sondern einer, den man einfach mit Spaß trinken kann. Sogar heute.
Der Wein hat sicher noch viele Jahre vor sich, aber er schmeckt heute schon so gut, dass das Warten schwerfällt. 
89-91, bis 2025+


Dienstag, 26. Juni 2018

Dompro(b)st

Kürzlich gab es zwei (zumindest auf dem Papier) sehr ähnliche Weine. Beides Rieslinge aus dem gleichen Jahr (2015) und der gleichen Lage (Graacher Domprobst). Beide aus gutem Haus (Markus Molitor und Max Ferd. Richter), beide sehr moderat im Alkohol (laut Etikett 10.5% bei Molitor und 11,0% bei Richter) und preislich in etwa vergleichbar (€ 13,30 und € 15,90). Eigentlich unterscheiden sie sich nur hinsichtlich der Schreibweise des Lagennamens auf dem Etikett :-) Da bot es sich natürlich an, sie gemeinsam (oder gegeneinander, wie man will) zu verkosten.




2015 Markus Molitor Graacher Domprobst Kabinett weiße Kapsel (trocken)
Mittleres Gelb
In der Nase recht ausgeprägt, frisch und fast etwas grün wirkend, Pfirsisch, mit Luft auch kräutrige Noten.
Das setzt sich am Gaumen fort: Eher grün wirkende Frucht (was beschreibend und nicht wertend gemeint ist) sorgt zusammen mit der Säure für eine sehr animierende Stilistik, leichtgewichtig, aber trotzdem mit einer gewissen Nachhaltigkeit, dürfte gut reifen.
89-91, bis 2025+

2015 Max Ferd. Richter Graacher Domprobst Alte Reben
Etwas kräftigeres Gelb
In der Nase ebenfalls recht ausgeprägt, reifer wirkende Fruch. 
Wirkt auch am Gaumen reifer, sowohl was die Aromatik angeht als auch was die Säure angeht. Gelbfruchtig, auch hier Noten von Pfirsisch, kräftige aber reife Säure, etwas Restsüße (tatsächlich sind es 12,7g, aber ich hätte auf weniger getippt). Dürfte ebenfalls langlebig sein.
86-88+, bis 2025+

Fazit: Zwei sehr schöne Weine. Mir gefällt der Wein von Molitor wegen seiner sehr animierenden Art ein klein wenig besser. Beide Weine stehen aber erst am Anfang ihrer Entwicklung.