Freitag, 10. Juli 2020

Klamm^2

Bei der Jahrgangspräsentation auf dem Weingut Dönnhoff gab es 2019 eine Neuheit, nämlich einen Kabinett aus der Lage Niederhäuser Klamm. Diese recht kleine Lage liegt direkt neben der Hermannshöhle, der Boden ist mit Porphyr durchsetzt. Sie ist als VDP Große Lage klassifiziert. Das Weingut hat diese Lage schon länger im Portfolio (wie lange weiß ich nicht), aber vor dem Jahrgang 2018 meines Wissens keine Weine unter dem Lagennamen abgefüllt. Der 2018er Kabinett nun gefiel mir bei der Jahrganspräsentation sehr gut, besser sogar als der Kabinett aus dem Oberhäuser Leistenberg.
Auf dem Heimweg von der Jahrgangspräsentation habe ich (wie eigentlich immer) beim Weingut Jakob Schneider in Niederhausen Halt gemacht - ein Familienbetrieb, der sehr gute Weine zu sehr kundenfreundlichen Preisen anbietet und in dem man mit einer heute leider selten gewordenen Herzlichkeit empfangen wird. Dort gab es nun ebenfalls einen Kabinett aus der Lage Klamm, und auch davon habe ich ein paar Flaschen gekauft. Letzten Freitag, etwa ein Jahr nach dem Kauf, stand eine kleine Blindprobe auf dem Programm.





Wein 1: 2018 Jakob Schneider Niederhäuser Klamm Riesling Kabinett
Helles Gelb mit grünlichen Reflexen
Zunächst zurückhaltender Duft mit Noten von Apfel und gelben Früchten (Pfirsisch). Mit etwas Luft und steigender Temperatur wird der Duft etwas intensiver und es tritt eine mineralische Note hinzu.
Am Gaumen harmonische Süße-Säure-Balance, wiederum Apfel und dezent gelbfruchtige Noten, nicht sehr langes Finale
85-87, bis 2025


Wein 2: 2018 Dönnhoff Niederhäuser Klamm Riesling Kabinett
Ebenfalls helles Gelb mit grünlichen Reflexen, praktisch ununterscheidbar
Etwas ausgeprägterer und deutlicher gelbfruchtiger Duft mit mineralischem Sidekick, der mit Luftzufuhr ausgeprägter wird.
Etwas mehr Restsüße als der erste Wein, aber auch hier ausgewogenes Süße-Säure-Verhältnis, gelbfruchtig mit pikanter Note im Finale, recht langer Abgang.
Insgesamt der komplexere und etwas spannendere Wein.
87-89, bis 2025+

Fazit: Die Klamm von Dönnhoff gefällt mir etwas besser. Der Wein ist aber auch ein Stück teurer (13,50 im Vergleich zu 9 Euro). Auf jeden Fall sind beide Weine ihr Geld wert.

Donnerstag, 2. Juli 2020

La Vie en Rosé

Rosés sind seltene Gäste in unseren Gläsern. Dass es in den letzten Wochen gleich drei waren ist eine echte Ausnahme und in allen drei Fällen meiner Neugier geschuldet. Den "Bone Dry" von Buhl habe ich vor einiger Zeit als "Beifang" bei einer Bestellung mitgeordert. Er wird angeblich aus 100% Spätburgunder hergestellt, was auf dem Etikett allerdings nicht angegeben ist. Den Gran Reserva-Rosé von Lopez de Heredia wollte ich schon länger probieren. Er wird aus roten und weissen Trauben hergestellt und lange im Barrique ausgebaut. Der 2010er ist tatsächlich der aktuell im Verkauf befindliche Jahrgang. Mit einem Preis von über 40 Euro ist das allerdings auch kein ganz preiswertes Vergnügen. Der Spätburgunder Rosé von Keller kostet ab Weingut etwa ein Drittel davon. Er stammt aus der Lage Westhofener Morstein.



2010 Lopez de Heredia Vina Tondonia Rosé Gran Reserva
Kräftiges Rosa mit deutlichem Einschlag Richtung Orange.
In der Nase recht ausgeprägt und ausdrucksvoll, rote Früchte, Hagebutte(?), etwas Erdbeere, leicht oxidative, an Sherry erinnernde Note
Am Gaumen gut proporitoniert, mit recht lebhafter Säure, wieder etwas oxidativer Stil, dezente Tannine im langen Abgang
Das ist ein sehr guter und eigenständiger Rosé, mehr auf der intellektuellen Seite als auf der Easy-Drinking-Seite. Dürfte noch einige Jahre vor sich haben.
90-92, bis 2025+

2018 Bone Dry
Kräftiges Rosarot
Nicht sehr intensive und leicht dropsig wirkender Duft mit Aromen roter Früchte 
Am Gaumen angenehme, aber auch eindimensional wirkende Frucht. Betont trocken, anregender Säurebogen, leicht bittere Note im Finale
83-85, bis 2020

2019 Keller Spätburgunder Rosé
Recht helle, an Zwiebelschale erinnernde Farbe
Duft nach roten Früchten und etwas Zitrus
Am Gaumen ganz trocken, lebhafte Säure, eher zitrusartige Frucht, recht lang, Potential
86-88+, bis 2023+