Freitag, 25. März 2022

Der erste 21er

Da ich heute Abend noch zu arbeiten hatte, aber trotzdem ein Glas Wein trinken wollte, war mir nach einem restsüßen Riesling mit wenig Alkohol. Da traf es sich gut, dass ich heute eine Lieferung des Weinguts Keller aus der Packstation geholt hatte - unsere ersten 2021er überhaupt. In dem Karton befand sich der Kabinett "limestone", und da der Karton noch im Auto war, hatte der Wein auch perfekte Trinktemperatur. 

Der limestone des Jahrgangs 2021 ist etwas anders, als ich die Weine der Vorjahre in Erinnerung habe (guckstu hier). Er hat weniger Alkohol (7,5% statt sonst 9 bis 9,5%) und dafür mehr Restsüße. Das steht dem Wein ausgesprochen gut.



2021 Keller Riesling Kabinett "limestone" 

Helles Gelb mit leichtem Grünschimmer
In der Nase noch etwas unruhig wirkend, Noten von reifen gelben Früchten, etwas grüner Apfel, auch Kräuter (Waldmeister?)
Am Gaumen beeindruckendes Spiel zwischen recht ausgeprägter Süße und einer fulminanten Säure (auch mit einer Wahrnehmung von Kohlensäure), wieder gelbfruchtige Aromen und etwas Zitrus, erstaunliche Länge
Enorm trinkanimierender Wein, der jetzt schon viel Spaß macht, aber auch Potential für längere Reifung hat. 

89-91, bis 2030

Donnerstag, 17. März 2022

Abarbeitung

Irgendwie hatte ich verdrängt, dass ich diese Weine mal gekauft habe. Nachdem sie mir aber vor ein paar Tagen mehr oder weniger zufällig im Keller begegneten, kamen sie dann aber doch auf die To-do-Liste und wurden heute abgearbeitet. So muss man das wohl tatsächlich nennen. 

Vall Llach ist ein Ende der 90er Jahre gegründetes Weingut, das (zumindest zu der Zeit, aus der diese beiden Weine stammen) drei Rotweinlinien im Programm hatte, Enbruix, Idus und als Flaggschiff den Vall Lllach. Hauptrebsorte ist jeweils Carinena (=Carignan, Mazuelo).

Weine aus dem Priorat haben mir bislang vergleichsweise wenig Spass gemacht. Vielleicht habe ich einfach die falschen Weine getrunken (von den ganz teuren war auch noch keiner dabei), aber das, was ich probiert habe, war mir oft zu alkoholisch. Die 15% Alkoholgehalt laut Etikett waren insofern kein gutes Omen...

 

 

2007 Idus de Vall Llach 

Mittleres bis dunkles Rot mit leichten orange-bräunlichen Reifenoten
In der Nase recht ausgeprägte, kompottig-reife Pflaumenfrucht, Kakao, Gewürznoten
Am Gaumen dominanter Alkoholeindruck mit leichter Bitternote, daneben reife Pflaumen und auch wieder der Eindruck von Kakaopulver.
Wirkt insgesamt etwas unharmonisch und macht schon satt, bevor man auch nur das erste Glas getrunken hat. 

84-86, den Wein sollte man m.E. bald trinken. Mag sein, dass er vor ein paar Jahren besser war (auch wenn der Wine Advocat als Trinkfenster 2013-2027 angibt)


2007 Vall Llach 

Mittleres bis dunkles Rot, etwas jünger wirkend als beim Idus
In der Nase etwas zurückhaltender, aber dafür deutlich feiner als der Idus. Differenzierte und fast kühl anmutende Frucht, Kirsche, Pflaume und Gewürze
Auch hier ist der hohe Alkohol am Gaumen deutlich spürbar, wenn auch ohne die ausgeprägte Bitternote. Die Frucht, vorwiegend Pflaume, ist ausgeprägter als beim Idus und der Wein insgesamt deutlich länger. Das ist der klar bessere Wein, aber auch der macht sehr schnell satt. 

88-90, auch diese Wein würde ich in den nächsten Jahren trinken. Er wird kaum besser werden, aber der Alkohol wird sich womöglich stärker in den Vordergrund drängen. Die Angabe "bis 2035" im Wine Advocat würde ich definitiv nicht ausreizen wollen.


Freitag, 11. März 2022

Cubillo

Lopez de Heredia ist ein sehr traditionell arbeitendes Weingut in Haro, das für seine Rotweine (vor allem den Vina Tondonia), aber vielleicht noch mehr für seine Reserva- und Gran Reserva Weiß- und Rosé-Weine bekannt ist. Den Gran Reserva-Rosé hatte ich bereits im Glas (guckstu hier), die Weißen stehen auf der To-do-Liste. 

Heute gab es aber keine Reserva, sondern den Einstiegs-Rotwein des Gutes, den Vina Cubillo. Selbst im Einstiegssegment kommen die Weine des Gutes immer erst nach langer Lagerung in den Verkauf - der 2013er ist tatsächlich der aktuelle Jahrgang und erst seit 2022 erhältlich. Es ist eine Cuvée aus tradtionellen Sorten (hauptsächlich Tempranillo, daneben Garnacha, Graciano und Mazuelo).

 

2013 Lopez de Heredia "Vina Cubillo" 

Leuchtendes mittleres Rot
In der Nase recht ausgeprägt, Kirsche, Gewürze, Weihrauch(?)
Am Gaumen kraftvoll, wieder Kirsche, sehr dezente Holznote, lebhafte Säure, recht nachhaltig. Macht Lust auf den nächsten Schluck
Richtig gut und viel Wein fürs Geld (ca. 15 Euro)

89-91, sollte mindestens bis Ende des Jahrzehnts Spaß machen

Mittwoch, 9. März 2022

Brandenburg

Brandenburg hatte ich als Weinbauregion bislang nicht auf dem Schirm. Das änderte sich, als ich im Dezember mein Weinwichtelpaket bekam. Beim seit 2014 stattfindenden Weinwichteln (guckstu hier) soll man eine Flasche (handwerklich erzeugten) Weines an einen Teilnehmer verschicken und bekommt dafür von jemandem anders eine ebensolche zugeschickt. Theoretisch. Praktisch kann das ganz anders aussehen. Im ersten Jahr bekam ich vom Weingut Meierer an der Mosel nicht nur gleich zwei Flaschen Riesling, sondern dazu auch noch eine Riesling-Rebe, die seitdem in unserem Garten steht und Früchte trägt. Und in diesem Jahr gabe es einen Karton mit gleich sechs Flaschen Wein. Und zwar aus Brandenburg, genauer aus Bad Liebenwerda im Süden des Landes. Also habe ich mich auf eine spannende Entdeckungsreise gemacht.


 

Frauenwiesen Weißweincuvée

Mittleres Gelb
Nase zurückhaltend, gelbfruchtig mit Ankgängen an Pfirsisch
Am Gaumen sehr neutral, kurz, im Abgang bleibt nur ein Säureeindruck 

75-79, bald trinken


2020 Kerner 

In der Nase recht ausgeprägt, grüner Apfel, Banane
Am Gaumen durchaus Substanz, eher grüne Fruchtnoten, recht kurz 

80-82

 

Lammfromm Weißweincuvée 

In der Nase nussig, etwas Zitrus, aber auch grün-gemüsige Noten
Am Gaumen "weiches" Mundgefühl, florale und nussige Aromatik, in der Gaumenmitte "leer", im Abgang etwas länger als die beiden ersten Weine 

80-82

 

Naturtyp

Kupferfarben
Der Duft erinnert an Nüsse und Trockenfrüchte und läßt eher einen Süßwein erwarten
Am Gaumen viel Gerbstoff-Grip, dezente Aromatik nach Nüssen und Trockenfrüchten, bitter wirkendes Finale. Insgesamt durchaus frisch wirkend. 

75-79


Fruchtbombe

Ausgeprägte, etwas dropsige Frucht
Auch am Gaumen leicht dropsige Frucht, deutliche Süße, wieder recht kurz 

80-82


2018 Cabernet Cortis

Sehr dunkles Rot mit Wasserrand
In der Nase einfach gestrickt, reife Brombeeren, aber auch grüne Noten
Am Gaumen alkoholische Wärme, eher zurückhaltende Frucht, tanninbitteres Finale 

75-79


Fazit: Das war eine interessante Entdeckungsreise, aber da ist schon noch Luft nach oben.

Freitag, 25. Februar 2022

Noch ein Preis-Leistungswunder?

Noch ein Wein, der sehr gute Kritiken bekommen hat (unter anderem 18,5 im Januar/Februarheft von Vinum) und dabei sehr preiswert (um 10 Euro) ist. Die Domaine des Aires Hautes ist ein bekannter Erzeuger im Languedoc und der Wein eine Cuvée aus Syrah, Mourvèdre, Grenache und Carignan. Ganz so begeistert wie andere war ich nicht. 

 


 

2018 Domaine des Aires Hautes Minervois La Livinière Reserve 

Dunkles Rot
Recht ausgeprägter Duft nach Kirschen, dunklen Früchten und Gewürzen
Drückt am Gaumen kräftig aufs Gaspedal. Viel Frucht (dunkle Beeren), eine ordentliche Ladung sehr reifes Tannin und deutlich wahrnehmbarer Alkohol.
Das ist irgendwie eindrucksvoll und wird sicher viele Anhänger haben, aber es ist auch ein wenig beliebig und die Alkoholwahrnehmung (laut Etikett 14,5%) stört mich. Trotzdem ist das für etwa 10 Euro ein sehr guter Wert.

86-88, sollte sich in den nächsten drei bis fünf Jahren gut trinken 

 


Donnerstag, 24. Februar 2022

Starker erster Aufschlag

Das pfälzische Weingut Seckinger war mir aus einigen positiven Erwähnungen ein Begriff, obwohl ich noch nie einen Wein des Gutes getrunken hatte. Die Beschreibung dieses Chardonnays im Prospekt eines Händlers weckte dann aber doch meine Neugier, und so habe ich drei Flaschen bestellt. Nachdem ich die erste davon geöffnet hatte, habe ich gleich überlegt, ob ich noch einmal nachbestellen soll. Der Wein ist nämlich richtig gut.

 


 

2020 Seckinger Chardonnay R Pure 

Recht reif wirkendes Goldgelb
Sehr reintöniger Duft, Birne, vegetabile Noten mit einer mineralischen Komponente
Am Gaumen mit sehr schöner Struktur. Der Wein wird von der Säure durchzogen, schöner Gerbstoff-Grip, praktisch fruchtfrei, eher kräutrige Aromatik. Im recht langen Abgang mineralisch und (dann doch) Zitrusfrucht. 

88-90, bis 2025+

Fazit: Ganz starker Auftritt und sehr gutes Preis-Qualitätsverhältnis (der Wein kostet etwa 15 Euro) )

Mittwoch, 16. Februar 2022

Für Schnäppchenjäger

Dieser Wein ist eine Entdeckung, die ich Markus Hofschuster verdanke. Er hat den Wein für wein.plus verkostet und bewertet - und zwar mit 87 Punkten. Das hört sich zunächst wenig bemerkenswert an. Nun muss man aber zwei Dinge wissen. Erstens bewertet Markus Hofschuster zurückhaltend. Bei ihm sind 87 Punkte die Bewertung für einen wirklich guten Wein. Zweitens kostet dieser Wein ab Werk 7,20. Das hat mich dann doch neugierig gemacht. 

Der Wein ist ein (als Landwein deklarierter) Lemberger des Weinguts Siegloch im württembergischen Winnenden und kommt mit einem angenehm moderaten Alkoholgehalt von 12,5% daher.


2019 Siegloch Lemberger Landwein 

Mittleres Rot mit leichtem Violettschimmer
In der Nase zunächst zurückhaltend, mit Belüftung etwas intensiver, Kirsche, Zwetschke und eine pfeffrige Note
Am Gaumen sehr sauber, jugendlich wirkend, mit schöner, klar konturierter Frucht, hier eher Sauerkirsche mit einer ganz leichten Bittermandelnote, präsentes Tannin, belebende Säure
Insgesamt ein sehr stimmiger Wein mit hervorragendem Preis-Qualitätsverhältnis 

86-88, würde ich in den nächsten 2-3 Jahren trinken 

 

Fazit: Sehr viel Wein fürs Geld. Das ist kein Schnäppchen, sondern ein ausgewachsener Schnapp.