Sonntag, 25. Februar 2024

Zwei Cuvées aus bestem Hause

Zum Abendessen sollte es eine Cuvée aus Weissburgunder und Chardonnay sein. Da ich mich nicht zwischen der Version von Dönnhoff und der von Keller entscheiden konnte, haben wir einfach beide aufgemacht. Das ergab einen spannenden Vergleich zweier sehr guter Weine. 


 

2020 Dönnhoff Weissburgunder und Chardonnay "Stückfass"

Recht helles Gelb
Eher zurückhaltender, aber delikater Duft mit Noten von Nüssen. Mit Luft wird der Duft etwas intensiver und es kommen Noten von Zitrus und gelber Frucht hinzu.
Am Gaumen unaufdringlich mit dezenter Frucht aber sehr gut strukturiert mit betonter Säure und recht langem Abgang
Sehr schöner Wein, jetzt gut trinkbar aber mit Reserven

88-90, in den nächsten zwei bis drei Jahren


2020 Keller Weissburgunder und Chardonnay

Ebenfalls recht helles Gelb
Im Duft etwas ausgeprägter, verhalten gelbfruchtig, mit Belüftung auch Zitrusnoten 
Am Gaumen fein mit gelber Frucht und ganz leichtem Süßeeindruck 

87-89, würde ich ebenfalls in den nächsten zwei bis drei Jahren trinken


Fazit: Zwei sehr schöne Weine. Der Wein von Dönnhoff gefällt mir noch einen Tick besser (und die Flasche wurde auch am ersten Abend leer), er war aber auch etwas teurer (16,50 versus 13,50). Ein gutes Preis-Qalitätsverhältnis haben beide.

Samstag, 10. Februar 2024

Mehr Chardonnay

In den letzten Wochen gab es wieder einige Chardonnays aus Deutschland und Frankreich. Was dabei zunehmend auffällt, ist das mittlerweile hervorragende Niveau vieler deutscher Chardonnays.


 

Von Holger Koch habe ich schon viel Gutes gehört (vor allem über seine Spätburgunder), aber sehr lange nichts mehr getrunken. Daher habe ich drei Probeflaschen gekauft, darunter den 2021er Chardonnay ***.

 

2021 Holger Koch Chardonnay***

Goldgelb
Recht ausladender Duft mit buttrigen Noten, leicht rauchig, etwas Zitrus und deutlich wahrnehmbare gelbe Früchte  
Am Gaumen voluminös mit schönem Tannin-Grip, eher auf Zitrus laufender Frucht und langem Abgang.
Sehr feiner Chardonnay und schöne Kombination aus Frucht und Schmelz einerseits und mineralischem Grip andererseits. Für den aufgerufenen Preis (22 Euro) ein toller Wert.

89-91, mindestens bis 2030 


Der nächste Wein, ein Saint-Veran von einem sehr grossen Erzeuger, war für etwas mehr als die Hälfte des normalen Einzelhandelspreises zu haben, so dass ich mal drei Flaschen gekauft habe.

2020 Delaunay Saint-Veran

Mittelgelb 
In der Nase deutlicher Zitrusduft (Zitronenkuchen)
Am Gaumen mittelgewichtig, wieder Zitrusaromen, Schmelz, mittellanger und wieder zitrusfruchtiger Abgang
Ordentlicher, etwas einfach gestrickter Basis-Burgunder 

84-86, würde ich in den nächsten ein bis zwei Jahren trinken

Für den normalen Einzelhandelspreis von gut 20 Euro wäre mir der Wein um einiges zu teuer, für die knapp 12 Euro, die ich bezahlt habe, geht das aber in Ordnung. 


Von Charlopin-Tissier habe ich voriges Jahr ein paar Weine gakauft und war neugierig:

2021 Charlopin-Tissier Bourgogne Côte d'Or 

Mittelgelb
Recht ausgeprägter Duft mit deutlicher Zitrusfrucht, Butter und angedeuteter kalkiger Mineralik
Auch am Gaumen zitrusfruchtig, schöne Spannung durch lebendige Säure und mineralischen Grip, recht langes Finale.
Auch wenn die Beschreibung durchaus ähnlich klingen mag hat der Wein doch deutlich mehr Spannung und ist klar besser und interessanter als der Delaunay. 

88-90, würde ich in den nächsten zwei bis drei Jahren trinken


Das Weingut David Spies war mir kein Begriff. Der Wein war in einem Dreier-Paket enthalten, das ich wegen der beiden anderen Weine darin gekauft habe-

2021 David Spies Westhofener Morstein Chardonnay

Mittelgelb
Im Duft Zitrus, buttrig, zu Beginn deutlich wahrnehmbare Barrique-Prügung, die sich aber mit Luft gut einbindet
Auch am Gaumen Zitrus, dezenter Schmelz, pikante Säure, spürbarer Holzeinsatz 

86-88, bis 2026+


Auch vom Weingut Hornstein am See hatte ich noch nie etwas gehört. Aufgrund einer Empfehlung habe ich drei Flaschen bestellt.

2021 Hornstein am See Nonnenhorner Chardonnay

Mittelgelb
Zurückhaltender Duft, etwas Haselnuss, dann eher gelbfruchtig, mit mehr Luft dann auch Zitrus
Am Gaumen leicht laktisch, dann aber mit schöner Spannung, dezente Zitrusfrucht, erster Schmelz, angedeutete Mineralik im recht langen, pikanten Finale 

89-91, dürfte von etwas Reife profitieren, bis 2028+


Und last but not least ein Wein von Julian Huber, der, was Chardonnay angeht, in Deutschland zur absoluten Spitze zählt. Seine Weine sind so gesucht, dass mittlerweile selbst der Chardonnay "Alte Reben" nicht leicht zu bekommen ist (von den Grossen Gewächsen gar nicht zu reden). Wenn man ihn dann getrunken hat, weiss man allerdings, warum die Nachfrage so hoch ist.

2021 Bernhard Huber Chardonnay Alte Reben 

Mittelgelb
Recht ausgeprägter Duft, rauchig, schöne Zitrusfrucht mit kalkiger Mineralik, Anklänge an Nüsse und Butter
Am Gaumen fokussiert und sehr präzise mit viel Spannung, Zitronentarte, feine und gut integrierte Säure, animierend, ausgeprägze, leicht salzige Mineralik im langen Abgang
Hervorragender Chardonnay mit toller Struktur und tollem Mundgefühl. Noch etwas zu jung, Potential.

91-93+, bis 2030+

Sonntag, 4. Februar 2024

Argentiera

Der "Argentiera" ist ein Bordeaux-Blend (Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc) des gleichnamigen Weinguts. Der 2019er erhielt hervorragende Kritiken (unter anderem 97 Punkte im Wine Advocate), und so trieb mich die Neugier dazu, die erste unserer Flaschen zu öffnen. Bislang kannte ich nur den deutlich preiswerteren Villa Donoratico (guckstu hier) des Weinguts. Der ist durchaus gut, aber der Argentiera spielt doch in einer anderen Liga.



2019 Tenuta Argentiera Bolgheri Superiore "Argentiera" 

Sehr dunkles Rot
Nicht sehr intensiver, aber vielschichtiger, nobel wirkender Duft nach roten und schwarzen Früchten (Cassis), ein Hauch Basilikum(?)
Am Gaumen wird die Klasse des Weins deutlich: Sehr präzise mit gutem Gerüst aus hochwertigem Tannin, lebendiger Säure und herb-saftiger Frucht. Vereint Kraft und Noblesse, langes Finale. Kann noch zulegen. 

93-95+, besser noch ein paar Jahre warten und dann bis 2035+


Freitag, 2. Februar 2024

7 Terroirs

Das Gut Hermannsberg, Anfang des 20. Jahrhunderts als Königlich-Preussische Weinbaudomäne gegründet, war lange im Staatsbesitz. Ende des 20. Jahrhunderts wurde es privatisiert und später in "Gut Hermannsberg" umbenannt. Es verfügt über Spitzenlagen an der Nahe; insbesondere ist man in sieben als VdP-Grosse Lage klassifizierten Lagen begütert. Aus deren jüngeren Reben wird der Gutswein "7 Terroirs" gekeltert - er ist also quasi Zweitwein der Grossen Gewachse des Guts. Daneben gibt es einen zweiten, etwas preiswerteren trockenen Gutsriesling, den "Just".

Heute gab es den 2021er "7 Terroirs". Was soll ich sagen? Das ist in der Kategorie Gutsriesling ganz weit vorne und eine unbedingte Empfehlung.


2021 Gut Hermannsberg Riesling "7 Terroirs" 

Mittelgelb
Im Duft pikant und animierend mit Noten eher roter (Erdbeeren?) als gelber Früchte, daneben Kräuter, gewisse Komplexität
Am Gaumen straff und mit kühler Stilistik, gelbe und rote Früchte, animierende Säure, recht langes, pikant-mineralisches Finale
Großartiger Gutsriesling mit hervorragendem Preis-Leistungsverhältnis.

88-90, bis 2025+


Donnerstag, 25. Januar 2024

Montrose und Durand

Zwei Gründe führten (im Dezember) zur Wahl dieses Weines. Erstens sollte es die letzte Flasche vor einer längeren Alkoholpause sein - also sollte etwas Besonderes ins Glas. Zweitens hatte ich kurz vorher einen "Durand" erworben. Das ist ein Korkenzieher, der besonders gut geeignet ist, um alte und beschädigte Korken intakt aus der Flasche zu befördern. Um den Durand standesgemäß einzuweihen, musste also ein älterer Wein her. Und in dieser Schnittmenge zwischen "besonders" und "älter" befand sich der 1982er Chateau Montrose. Die ersten beiden von insgesamt sechs Flaschen dieses Weines, getrunken vor Jahrzehnten, habe ich als eher uncharmant und sperrig in Erinnerung. Diese Flasche war sehr viel besser, und ich freue mich, noch drei zu haben :-)


 

1982 Chateau Montrose 

Beim Probeschluck direkt nach dem Öffnen viel Leder und etwas uncharmant. Drei Stunden in der Karaffe taten dem Wein gut: 

Mittleres Rot mit deutlichen orange-braunen Reifenoten
Mittelkräftiger, aber feiner Duft nach dunklen Früchten, Waldboden, etwas Zedernholz
Am Gaumen mit roter und dunkler Frucht, elegant, sehnig und ohne Fett, das Tannin abgeschmolzen bis auf einen Rest, der zusammen mit der Säure dem Wein eine schöne Struktur gibt. Recht lang.
Gemessen an Jahrgang und (heutigem) Status des Weinguts keine Offenbarung, aber ein sehr schöner, hervorragend gereifter Bordeaux. Hat offensichtlich viel Zeit gebraucht, denn der Wein gefällt mir jetzt besser als die ersten beiden Flaschen, die ich in grauer Vorzeit getrunken habe.

91-93, wird sicher nicht mehr besser, dürfte sich aber noch ein paar Jahre auf dem Niveau halten

Freitag, 12. Januar 2024

Ahr-Spätburgunder

Nachdem vor einiger Zeit Rieslinge von der Ahr an der Reihe waren (guckstu hier) nun wieder Spätburgunder. Eine bunte Mischung von Weinen, die im Herbst letzten Jahres bei uns "unter die Räder" kamen.


2018 Julia Bertram Spätburgunder "Handwerk" 

Recht helles, leuchtendes Rot
Im Duft Trockenkräuter, etwas rote Beeren, ein Hauch Schokolade
Wirkt am Gaumen kühl und sehr frisch mit belebender Säure. Rote Frucht (Johannisbeere?), verhaltenes Tannin, guter Trinkfluss, knapp mittellanger Abgang.
Vor über drei Jahren hatte ich "wohl eher jung trinken" geschrieben (guckstu hier), aber der Wein wirkt immer noch jugendlich-frisch.

86-88, bis 2025  


2019 Meyer-Näkel Spätburgunder "Grauwacke" 

Mittleres Rot
Eher zurückhaltender, delikater und primär rotfruchtiger (Erdbeeren!) Duft
Am Gaumen gut strukturiert mit stützendem Tannin und prägnanter Säure; saftige, leicht rauchige Frucht, ein Hauch Schokolade 

87-89, in den nächsten zwei bis drei Jahren trinken 


2018 Bertram-Baltes Ahrweiler Spätburgunder 

Recht helles Rot
Ausgeprägter Duft mit viel (eher roter) Frucht und dezenter Holzwürze
Am Gaumen elegant mit sehr schöner, saftiger Frucht und lebendiger Säure. Reifes Tannin verleiht dem Abgang schönen Biss.
Macht Spaß, und das bei moderatem Alkoholgehalt (12,5%)

88-90, bis 2025+


2018 Bertram-Baltes Dernauer Spätburgunder 

Helles bis mittleres Rot
In der Nase kräftige, aber auch ein wenig rustikal wirkende Frucht. Nach zwei Tagen ist das Rustikale verschwunden, der Duft ist jetzt elegant und rotfruchtig (Erdbeere)
Am Gaumen saftig mit schönem Trinkfluß und lebhafter Säure 

87-89, bis 2025+ 

 

2020 Bertram-Baltes Spätburgunder "Treibgut" 

Helles bis mittleres Rot, am Rand altrosa
Kraftvoller Duft mit grünholzigen Noten, herb wirkender roter Frucht (Kirsche), gewürzigen Noten (Piment?) und einem Hauch Schokolade. Mit mehr Luft bindet sich die grünholzige Note ein und wird zu einer frischen, mentholigen Note, die mit der Frucht bestens harmoniert.
Das erste Wort, dass mir beim Gaumeneindruck einfällt, ist "transparent". Elegant und nachhaltig trotz des ausgesprochen niedrigen Alkoholgehalts (12%). Herb-saftige rote Frucht, lebhafte Säure. Dezente Holzwürze, langer Nachhall.
Ein jetzt schon sehr gut (an)trinkbarer Spätburgunder mit Potential. 

90-92, bis 2030



2021 Sermann Dernauer Pfarrwingert Spätburgunder 

Recht helles Rot
Duft von mittlerer Intensität nach dunklen Früchten (Kirsche) und etwas Schokolade, mit mehr Luft auch Gewürznoten 
Am Gaumen noch etwas ungestüm, wieder dunkle Früchte mit etwas Schokolade, dezente Gewürznote, lebhafte Säure und eher zurückhaltendes Tannin, mineralisch, recht lang, Potential.

89-91+, sollte noch etwas reifen

Freitag, 5. Januar 2024

All that glitters

Im Sommer begegnete mir bemerkenswerte Werbung für einen neuen österreichischen Sauvignon blanc. Bemerkenswert daran war erstens das elitär anmutende Konzept, das sich ausdrücklich an die Spitzengastronomie richtete, und zweitens der Preis - pro Flasche werden Endkunden gegenüber 180 Euro aufgerufen. Für einen Sauvignon, zumal ohne Track Record, ist das eine erstaunliche Summe. 

Vermarktet wird der Wein (gemeinsam mit drei weiteren Weißweinen aus anderen Rebsorten, für die etwas niedrigere, aber ebenfalls dreistellige Preise aufgerufen werden) unter dem Namen "Signum". Der Name des Winzers, Thomas Rothschädel, war mir zuvor unbekannt. Der Wein stammt aus der Ried Kreuzberg in Leutschach in der Südsteiermark. Der Boden dort enthält anscheinend Turmalin. Dem entsprechend trägt der Wein das Wort "Turmalin" im Namen. Ob Turmalin im Boden Einfluß auf Charakter und Qualität des Weins hat, weiß ich nicht; ich habe dergleichen jedenfalls noch nie gehört. 

Mir bot sich die Gelegenheit, eine Flasche des Sauvignon "Turmalin" zu einem Bruchteil des normalen Preises zu erwerben. Die habe ich dann über mehrere Tage hinweg und zusammen mit einem adäquaten "Sparringspartner", dem Sauvignon blanc Zieregg vom Weingut Tement aus gleichem Jahr, verkostet.

 


2018 Signum Blanc Sauvignon Blanc Ried Kreuzberg "Turmalin"

Mittelgelb mit leichtem Grünschimmer
Direkt nach dem Öffnen feiner, recht komplexer und unaufdringlicher Duft nach Holunderblüte und exotischen Früchten, etwas Wachs. Auch am zweiten Tag eher zurückhaltend, aber sehr fein. Am vierten Tag wirkt der Duft intensiver mit sehr feiner Sortencharakteristik
Am Gaumen vergleichsweise schlank, aber nachhaltig, dezente und unaufdringliche Sortencharakteristik, leichte Rauchnote (vom Ausbau in Holz?), noch unentwickelt, betont trocken, langer Nachhall.
Ein "leiser", aber sehr feiner Sauvignon mit Zukunft.

92-94, könnte noch zulegen und hat klares Lagerpotential


2018 Tement Sauvignon Blanc Ried Zieregg 

Mittel- bis Goldgelb
Direkt nach dem Öffnen rauchiger Duft mit Noten exotischer Frucht, etwas frisch geschnittenes Gras, Kräuter. Am zweitenn Tag komplexer und sehr animierend. Am vierten Tag unverändert, vielleicht noch etwas intensiver.
Wirkt am Gaumen sehr konzentriert, dabei aber noch weitgehend unentwickelt, wieder dezente Noten eher exotischer Frucht, leicht rauchig, langes, herb-saftiges Finale.

92-94, sollte noch ein paar Jahre liegen 


Fazit: Der Signum ist ein hervorragender Sauvignon. Er ist ein "leiser" und sehr feiner Wein mit viel Potential. Wer ihn jetzt schon trinken möchte, sollte ihn unbedingt dekantieren und große Gläser nehmen. Der "Zieregg" ist qualiativ auf ähnlichem Niveau, hat aber einen anderen Charakter, so dass er nicht der ideale Partner war. Wäre der Turmalin in der gleichen Preisklasse wie der Zieregg, so wäre er eine gute, stilistisch unterschiedliche Alternative dazu. Tatsächlich kostet er allerdings etwa dreimal so viel, und da bin jedenfalls ich dann raus.