Freitag, 11. März 2022

Cubillo

Lopez de Heredia ist ein sehr traditionell arbeitendes Weingut in Haro, das für seine Rotweine (vor allem den Vina Tondonia), aber vielleicht noch mehr für seine Reserva- und Gran Reserva Weiß- und Rosé-Weine bekannt ist. Den Gran Reserva-Rosé hatte ich bereits im Glas (guckstu hier), die Weißen stehen auf der To-do-Liste. 

Heute gab es aber keine Reserva, sondern den Einstiegs-Rotwein des Gutes, den Vina Cubillo. Selbst im Einstiegssegment kommen die Weine des Gutes immer erst nach langer Lagerung in den Verkauf - der 2013er ist tatsächlich der aktuelle Jahrgang und erst seit 2022 erhältlich. Es ist eine Cuvée aus tradtionellen Sorten (hauptsächlich Tempranillo, daneben Garnacha, Graciano und Mazuelo).

 

2013 Lopez de Heredia "Vina Cubillo" 

Leuchtendes mittleres Rot
In der Nase recht ausgeprägt, Kirsche, Gewürze, Weihrauch(?)
Am Gaumen kraftvoll, wieder Kirsche, sehr dezente Holznote, lebhafte Säure, recht nachhaltig. Macht Lust auf den nächsten Schluck
Richtig gut und viel Wein fürs Geld (ca. 15 Euro)

89-91, sollte mindestens bis Ende des Jahrzehnts Spaß machen

Mittwoch, 9. März 2022

Brandenburg

Brandenburg hatte ich als Weinbauregion bislang nicht auf dem Schirm. Das änderte sich, als ich im Dezember mein Weinwichtelpaket bekam. Beim seit 2014 stattfindenden Weinwichteln (guckstu hier) soll man eine Flasche (handwerklich erzeugten) Weines an einen Teilnehmer verschicken und bekommt dafür von jemandem anders eine ebensolche zugeschickt. Theoretisch. Praktisch kann das ganz anders aussehen. Im ersten Jahr bekam ich vom Weingut Meierer an der Mosel nicht nur gleich zwei Flaschen Riesling, sondern dazu auch noch eine Riesling-Rebe, die seitdem in unserem Garten steht und Früchte trägt. Und in diesem Jahr gabe es einen Karton mit gleich sechs Flaschen Wein. Und zwar aus Brandenburg, genauer aus Bad Liebenwerda im Süden des Landes. Also habe ich mich auf eine spannende Entdeckungsreise gemacht.


 

Frauenwiesen Weißweincuvée

Mittleres Gelb
Nase zurückhaltend, gelbfruchtig mit Ankgängen an Pfirsisch
Am Gaumen sehr neutral, kurz, im Abgang bleibt nur ein Säureeindruck 

75-79, bald trinken


2020 Kerner 

In der Nase recht ausgeprägt, grüner Apfel, Banane
Am Gaumen durchaus Substanz, eher grüne Fruchtnoten, recht kurz 

80-82

 

Lammfromm Weißweincuvée 

In der Nase nussig, etwas Zitrus, aber auch grün-gemüsige Noten
Am Gaumen "weiches" Mundgefühl, florale und nussige Aromatik, in der Gaumenmitte "leer", im Abgang etwas länger als die beiden ersten Weine 

80-82

 

Naturtyp

Kupferfarben
Der Duft erinnert an Nüsse und Trockenfrüchte und läßt eher einen Süßwein erwarten
Am Gaumen viel Gerbstoff-Grip, dezente Aromatik nach Nüssen und Trockenfrüchten, bitter wirkendes Finale. Insgesamt durchaus frisch wirkend. 

75-79


Fruchtbombe

Ausgeprägte, etwas dropsige Frucht
Auch am Gaumen leicht dropsige Frucht, deutliche Süße, wieder recht kurz 

80-82


2018 Cabernet Cortis

Sehr dunkles Rot mit Wasserrand
In der Nase einfach gestrickt, reife Brombeeren, aber auch grüne Noten
Am Gaumen alkoholische Wärme, eher zurückhaltende Frucht, tanninbitteres Finale 

75-79


Fazit: Das war eine interessante Entdeckungsreise, aber da ist schon noch Luft nach oben.

Freitag, 25. Februar 2022

Noch ein Preis-Leistungswunder?

Noch ein Wein, der sehr gute Kritiken bekommen hat (unter anderem 18,5 im Januar/Februarheft von Vinum) und dabei sehr preiswert (um 10 Euro) ist. Die Domaine des Aires Hautes ist ein bekannter Erzeuger im Languedoc und der Wein eine Cuvée aus Syrah, Mourvèdre, Grenache und Carignan. Ganz so begeistert wie andere war ich nicht. 

 


 

2018 Domaine des Aires Hautes Minervois La Livinière Reserve 

Dunkles Rot
Recht ausgeprägter Duft nach Kirschen, dunklen Früchten und Gewürzen
Drückt am Gaumen kräftig aufs Gaspedal. Viel Frucht (dunkle Beeren), eine ordentliche Ladung sehr reifes Tannin und deutlich wahrnehmbarer Alkohol.
Das ist irgendwie eindrucksvoll und wird sicher viele Anhänger haben, aber es ist auch ein wenig beliebig und die Alkoholwahrnehmung (laut Etikett 14,5%) stört mich. Trotzdem ist das für etwa 10 Euro ein sehr guter Wert.

86-88, sollte sich in den nächsten drei bis fünf Jahren gut trinken 

 


Donnerstag, 24. Februar 2022

Starker erster Aufschlag

Das pfälzische Weingut Seckinger war mir aus einigen positiven Erwähnungen ein Begriff, obwohl ich noch nie einen Wein des Gutes getrunken hatte. Die Beschreibung dieses Chardonnays im Prospekt eines Händlers weckte dann aber doch meine Neugier, und so habe ich drei Flaschen bestellt. Nachdem ich die erste davon geöffnet hatte, habe ich gleich überlegt, ob ich noch einmal nachbestellen soll. Der Wein ist nämlich richtig gut.

 


 

2020 Seckinger Chardonnay R Pure 

Recht reif wirkendes Goldgelb
Sehr reintöniger Duft, Birne, vegetabile Noten mit einer mineralischen Komponente
Am Gaumen mit sehr schöner Struktur. Der Wein wird von der Säure durchzogen, schöner Gerbstoff-Grip, praktisch fruchtfrei, eher kräutrige Aromatik. Im recht langen Abgang mineralisch und (dann doch) Zitrusfrucht. 

88-90, bis 2025+

Fazit: Ganz starker Auftritt und sehr gutes Preis-Qualitätsverhältnis (der Wein kostet etwa 15 Euro) )

Mittwoch, 16. Februar 2022

Für Schnäppchenjäger

Dieser Wein ist eine Entdeckung, die ich Markus Hofschuster verdanke. Er hat den Wein für wein.plus verkostet und bewertet - und zwar mit 87 Punkten. Das hört sich zunächst wenig bemerkenswert an. Nun muss man aber zwei Dinge wissen. Erstens bewertet Markus Hofschuster zurückhaltend. Bei ihm sind 87 Punkte die Bewertung für einen wirklich guten Wein. Zweitens kostet dieser Wein ab Werk 7,20. Das hat mich dann doch neugierig gemacht. 

Der Wein ist ein (als Landwein deklarierter) Lemberger des Weinguts Siegloch im württembergischen Winnenden und kommt mit einem angenehm moderaten Alkoholgehalt von 12,5% daher.


2019 Siegloch Lemberger Landwein 

Mittleres Rot mit leichtem Violettschimmer
In der Nase zunächst zurückhaltend, mit Belüftung etwas intensiver, Kirsche, Zwetschke und eine pfeffrige Note
Am Gaumen sehr sauber, jugendlich wirkend, mit schöner, klar konturierter Frucht, hier eher Sauerkirsche mit einer ganz leichten Bittermandelnote, präsentes Tannin, belebende Säure
Insgesamt ein sehr stimmiger Wein mit hervorragendem Preis-Qualitätsverhältnis 

86-88, würde ich in den nächsten 2-3 Jahren trinken 

 

Fazit: Sehr viel Wein fürs Geld. Das ist kein Schnäppchen, sondern ein ausgewachsener Schnapp.

Samstag, 5. Februar 2022

Kellerumbau

Wir haben gerade unseren Keller umgebaut. Dazu mussten auch grössere Mengen Wein bewegt werden. Dabei begegnete mir eine Kiste mit dem 2014er Oberrotweiler Kirchberg GG von Franz Keller. Da ich den Wein noch gar nicht probiert habe, war meine Neugier geweckt und der Wein heute "dran".

Meine erste nähere Begegnung mit den Spätburgundern von Franz Keller hatte ich anlässlich eines Weingutsbesuchs 2016. Die seinerzeit im Verkauf befindlichen 2013er Spätburgunder haben mich durch ihre feine, geradezu aristokratisch wirkende Art so überzeugt (guckstu auch hier), dass ich nicht nur davon, sondern später auch von den Folgejahrgängen einige Flaschen gekauft habe. Dabei landete dann eben auch der heute getrunkene 2014er Kirchberg im Keller.

 


 

2014 Franz Keller Oberrotweiler Kirchberg Spätburgunder GG 

Mittleres Rot mit angedeuteter Reife
In der Nase nicht vorlaut, sondern gediegen wirkend mit Noten von roten und dunklen Früchten, Kirsche, dezente Kräuternoten
Auch am Gaumen dunkel- und kirschfruchtig auch hier wieder gediegen wirkend, unaufdringlich-präsentes Tannin und eine recht ausgeprägte, vor allem im Abgang wahrnehmbare Säure verleihen dem Wein Struktur. Gekonnt-dezenter Hozeinsatz 

90-92, Potential für mindestens fünf weitere Jahre 


Fazit: Sehr guter Spätburgunder und zu Recht ein Grosses Gewächs. Jahrgangsbedingt aber vielleicht nicht ganz auf der Höhe der 2013er.

Sonntag, 16. Januar 2022

Ein Margaux auf Drogen

Mit Chateau Durfort-Vivens habe ich wenig Erfahrung. Ich kenne nur den 2014er, und der hat mich nicht sehr beeindruckt (guckstu hier). Das Gut gehört auch zweifellos zu den weniger renommierten deuxième Crus in Bordeaux. 2018 war aber einiges anders. Die Ernte auf dem biologisch arbeitenden Gut war extrem gering, nur etwa ein Viertel der normalen Menge. Ausgebaut wurde die geringe Menge dann in Amphoren und zu 70% in neuem Holz. Herausgekommen ist dabei ein Wein, der in einer ganz anderen Liga spielt als der 2014er. Ein Margaux auf Drogen sozusagen.

 


2018 Chateau Durfort-Vivens 

Dunkles Purpurrot
In der Nase eine wahre Fruchtexplosion mit Noten von süßen Himbeeren und dunklen Früchten, daneben etwas Tabak, Rauch, dezent gewürzige Noten
Am Gaumen ein seidenweiches Kraftpaket. Da ist wieder diese intensive Frucht, begleitet von Tanninen, die so weich sind, dass man sie kaum wahrnimmt. Wirkt bei aller Kraft sehr unangestrengt und nicht sättigend. Langer Abgang mit minutenlangem Nachhall.
Das ist jetzt ein hedonistisches Trinkvergnügen erster Güte und darüber hinaus ein grosser Bordeaux. 

95-97, trinkt sich in der jetzigen Fruchtphase grossartig, wird aber sicher langlebig sein