Mittwoch, 1. Dezember 2021

SolidAHRität - mein Paket

Über die Aktion SolidAHRität hatte ich hier im Sommer berichtet (guckstu hier). Zahlreiche Winzer aus dem In- und Ausland hatten Wein gespendet, der dann auf gemischte 6er-Kartons aufgeteilt und für 65 Euro pro Karton verkauft wurde. Der Erlös ging vollständig an die vom Hochwasser betroffenen Winzer an der Ahr. Die Aktion war ein enormer Erfolg. Insgesamt wurden über 200.000 Flaschen Wein gespendet, von über 600 Helfern verpackt und versendet. Der Gesamterlös betrug etwa 2 Millionen Euro (guckstu hier).

Natürlich habe ich auch ein Paket erstanden und erhielt eine interessante und vielversprechende Auswahl deutscher Weine. Von den sechs Erzeugern war mir nur einer (Prinz von Hessen) bekannt. Die Weine habe ich bereits im Sommer verkostet, komme aber erst jetzt dazu, diesen Blog-Beitrag zu erstellen.

 


2020 Weinhaus Hauck "Kunststück" Weißburgunder und Auxerrois trocken 

Helles bis mittleres Gelb
In der Nase nussig, leicht vegetabile Noten, Melone(?)
Am Gaumen saftig, wieder nussig, nicht ganz trocken, prägnante Säure, eher kurz, ganz leichte Bitternote 

83-85, in den nächsten 1-2 Jahren trinken


2019 Full Weißburgunder unfiltriert Rheinischer Landwein

Sattes Mittelgelb
In der Nase etwas "funky" mit Orange-Note, Feuerstein, herb wirkender Duft, grüner Apfel, Birne, Brotkruste
Am Gaumen zupackender Gerbstoff, dadurch betont herb, aber auch krafvoll wirkend, mittlere Länge. 

Das Etikett verrät, dass das zu 50% ein Orange Wine ist, also ein auf der Maische vergorener Weißwein. Danach hat der Wein 10 Monate im Barrique verbracht.
Ist das spannend und interessant? Ja. Macht das auch beim zweiten Glas noch Spaß? (Mir jedenfalls) eher nicht. 

84-86?, würde ich eher jung trinken


2019 Peterhof Biebelnheimer Riesling 

Helles bis mittleres Gelb
In der Nase vor allem gelbe Steinfrüchte, sehr Riesling-typisch
Auch am Gaumen viel gelbe Steinfrucht, saftig und mit Zug, aber die Säure steht etwas neben dem Wein, was die Harmonie ein wenig stört. 

84-86, würde ich bis Ende nächsten Jahres trinken 


2018 Brummund Riesling trocken 

Mittelgelb
Beginnt in der Nase recht verhalten, etwas Rauch, dezent gelbfruchtige Aromen
Das wirkt am Gaumen wie "viel Kraft mit angezogener Handbremse", gelbe Steinfrüchte und Zitrusnoten, die Säure wirkt etwas aufgesetzt, leichte Bitternote im recht langen Finale 

83-85, bis 2023+ 


2017 Vollmer Hohen-Sülzer Domblick Riesling halbtrocken

Recht helles Gelb
In der Nase eher verhalten, neben gelben Steinfrüchten auch vegetabile Noten
Am Gaumen wirkt das recht unharmonisch mit verhaltener gelber Frucht, aufgesetzt wirkender Säure, wieder vegetabil, deutlich wahrnehmbare Restsüße im eher kurzen Abgang.

76-79, trinken 


2017 Prinz von Hessen Winkeler Hasensprung Riesling Spätlese 

Sattes Mittelgelb
In der Nase recht ausdrucksvoll und sehr animierend, weisse Johannisbeeren, Kräuter, süßer Apfel
Recht ausgeprägte Süße, eine ausgeprägte Säure läßt ein intensives Süße-Säure-Spiel entstehen, in der Aromatik traubig, im recht langen Abgang Zitrusnoten
Sehr schöne, wenn auch etwas plakative Spätlese

87-89, macht sicher noch 5 und mehr Jahre Spaß

Fazit: Als Käufer eines solchen Pakets muss man schon fast ein schlechtes Gewissen haben. Natürlich landen die 65 Euro, die man bezahlt, bei den Winzern an der Ahr. Aber man erhält einen sehr ordentlichen Gegenwert für das Geld, so dass man eigentlich nichts gespendet hat. Gespendet haben die teilnehmenden Winzer, und ihnen gebührt daher (neben den Organisatoren natürlich) der Dank. 


Donnerstag, 28. Oktober 2021

Scheure(h)be

Dieser Wein ist scheu wie ein Reh, und zwar gleich in zweierlei Hinsicht. Zum einen ist er aromatisch sehr schön, aber auch recht zurückhaltend - als ob er sich verstecken wollte. Zum anderen versteckt der Wein sich auch auf dem Markt - er ist nämlich kaum zu bekommen. Vom 2019er habe ich drei Flaschen ab Weingut bekommen können, beim Nachfolgejahrgang 2020 bin ich dann leider leer ausgegangen. Wenn man nach dem Wein googelt, findet man nur Händler die ausverkauft sind (und, als sie es noch nicht waren, in vielen Fällen 40-50% Aufschlag auf den Weingutspreis verlangt haben).

 


 

2019 Keller Scheurebe Kabinett 

Helles Gelb mit leichtem Grünschimmer
Verhaltener, unaufdringlicher Duft nach Stachelbeeren und exotischen Früchten (Maracuja?)
Auch am Gaumen von zurückhaltender Statur, aber mit sehr reintöniger, exotisch angehauchter Frucht. Schöne Balance zwischen Süße und Säure, ordentliche Länge 

88-90, bis 2024+, sehr konservativ geschätzt. Ich wäre nicht überrascht, wenn der Wein auch in 10 Jahren noch tadellos dastünde. Da ich aber nur noch eine Flasche habe, werde ich das wohl nicht überprüfen können.

 

Freitag, 15. Oktober 2021

Mosel 8x14 (Riesling 2014 Teil 1)

"Eigentlich" wollte ich nur den 2014er Wintricher Riesling von Julian Haart probieren. Der lag aber in einer Kiste zusammen mit anderen trockenen Mosel-Rieslingen aus 2014. Also vergleichen wir die doch mal. Und dann fiel mir ein, dass es ja noch mehr 2014er Mosel im Keller gibt. Am Ende wurden dann acht Weine daraus, die ich (nein, nicht an einem Abend, sondern über zwei Wochen hinweg) probiert habe. Dabei gab es dann durchaus Licht und Schatten. Das wird auch am Jahrgang gelegen haben, denn 2014 war aufgrund eines nassem Sommers und Regens während der Erntezeit kein einfacher Jahrgang. Da waren strikte Selektion, Schnelligkeit und vielleicht auch ein bisschen Glück nötig, um wirklich gute Weine zu produzieren. 




2014 Julian Haart Wintricher Riesling

Goldgelb
Recht verhaltener Duft mit nicht leicht dechiffrierbaren Fruchtnoten (Mirabelle?)
Am Gaumen wenig Frucht (vielleicht etwas grüne Birne?), dafür aber ein spannendes Mundgefühl, leicht salzige Mineralik, recht lang.
Das ist interessant und spannend, aber so richtig begeisternd ist es nicht. 

86-88, bis 2025+


2014 Schloß Lieser Lieser Niederberg-Helden Riesling GG

Reifes Goldgelb
Duft von mittlerer Intensität mit klar gelbfruchtiger Aromatik (Aprikose!)
Das setzt sich am Gaumen fort, auch hier deutlich gelbfruchtig (wieder Aprikose) und von einer lebendigen Säure begleitet. Im Finale dezent salzig-mineralisch
Das ist ein sehr schöner Wein, wenn auch die letzte Klarheit und Präzision fehlen. 

89-91, bis 2025+


2014 Peter Lauer "Schonfels" Riesling GG

Goldgelb
Eher verhaltener, aber frisch wirkender, mineralisch unterlegter Duft mit Noten von Kräutern und gelben Früchten
Am Gaumen dominierende Mineralik, die die (gelbe) Frucht an den Rand drängt; wirkt dadurch und durch die prägnante und gut integrierte Säure spannungsgeladen wie eine gespannte Feder
Man wird verleitet zu glauben, dass der Wein noch mehr verspricht als er jetzt bietet, aber das könnte trügerisch sein. 

88-90, bis 2025+

 

2014 Heymann-Löwenstein Winninger Röttgen Riesling GG

Reifes Goldgelb
Ausgeprägter und sehr präziser Duft mit Kräuternoten (Kamille!) und etwas Birne
Am Gaumen sehr frisch wirkend, wieder mit kräutriger Aromatik und einer lebhaften Säure.
Das ist ein sehr schöner, charaktervoller und präziser Riesling, der im Kontext des Jahrgangs bemerkenswert gut gelungen ist. 

91-93, würde ich (bzw. werde ich, denn ich habe noch 2 Flaschen) in den nächsten 2-3 Jahren trinken

2014 Maximin Grünhäuser Abtsberg Riesling trocken 

Mittleres Gelb mit leichtem Goldschimmer
Duft von mitlerer Intensität, sehr animierend und frisch wirkend mit Noten von Limettenschale und Kräutern, mit mehr Luft auch etwas Pfirsisch
Am Gaumen schlanker Bau (auch nur 11% Alkohol laut Etikett), herb-kräutrige Aromatik und wieder sehr frischer Eindruck.
Sehr schöner Wein, der zwar nicht sonderlich tief und komplex ist, aber durch Präzision und Frische überzeugt und von den bis hier probierten Weinen erstens der ist, der am jüngsten schmeckt (blind hätte ich den Wein vermutlich deutlich jünger eingeschätzt als er ist) und dem ich zweitens das größte Lagerpotential zuspreche. Sehr gutes Preis-Qualitätsverhältnis (mit € 13,90 war das der preiswerteste Wein der Runde)

88-90, dürfte noch mindestens fünf, wahrscheinlich auch 10 Jahre Spaß machen

Interessant in diesem Kontext übrigens die Trinkreifeeinschätzung von Stephan Reinhardt im Wine Advocate (veröffentlicht 2016): 2024-2040(!)


2014 Maximin Grünhäuser Abtsberg Riesling trocken "Alte Reben"

Goldgelb
Eher verhaltener, vorwiegend kräutriger Duft, daneben Stachelbeeren(?)
Am Gaumen recht fokussiert, wieder mit vorwiegend kräutriger Aromatik, dezemte Zitrusnote im recht langen Nachhall
Wirkt genau so präzise und sogar ein wenig nachhaltiger als der "normale" Abtsberg, dafür aber nicht so animierend. Ebenfalls noch einiges Lagerpotential.

88-90, sicher noch fünf und mehr Jahre Potential


2014 Karthäuserhof Riesling GG

Goldgelb
In der Nase sauber, dezente Kräuterwürze, Stachelbeeren
Am Gaumen wird der Wein zunächst von einer kräftige Säure dominiert. Aromatisch von Kräutern und etwas Limette geprägt, schöne Frische im recht langen Abgang.

89-91, bereitet sicher noch drei bis vier Jahre Freude


2014 Fritz Haag Brauneberger Juffer Riesling GG 

Dunkles Goldgelb mit Orangeschimmer
In der Nase reife gelbe Früchte (Aprikose, Pfirsisch), begleitet von einer kräutrig-würzigen Note
Das setzt sich am Gaumen fort: auch hier gelbfruchtig mit einer kräuterwürzigen Komponente, aber auch einer leichten Bitternote im mittellangen Abgang 

87-89, würde ich in den nächsten ein bis zwei Jahren trinken

 

Fazit: Man merkt einigen der Weine doch an, dass das kein einfacher Jahrgang war. Es fehlt teilweise etwas an Präzision, Klarheit und Frische. Die zwei für mich bemerkenswertesten Weine waren der "einfache" Abtsberg und der Röttgen von Heymann-Löwenstein. Der Abtsberg ist zwar kein sehr komplexer und tiefer Wein (das muß er bei einem Preis von € 13,90 auch nicht sein), hat aber eben genau die Präzision und Frische, die einigen anderen Weinen fehlt. Außerdem tippe ich, dass das der langlebigste von allen Weinen hier ist. Chapeau. Der Röttgen ist einfach ein hervorragender Wein mit eigenständigem Charakter und klar der beste der Runde hier. Nochmal Chapeau.

 

 

 

Mit dem Steinwingert in den Herbst

Bei dem Herbstwetter heute hatte ich Lust auf Rotwein. Beim Blick ins Regal "begegnete" mir der 2014er Steinwingert von Friedrich Becker. Davon haben wir zwar mehrere Jahrgänge im Keller, aber getrunken habe ich den noch nie. Der Steinwingert ist (ebenso wie der "Herrenwingert") ein Wein der Kategorie "Erste Lage". Er kostete seinerzeit knapp über 30 Euro, da darf man auf einen schönen Wein hoffen.



2014 Friedrich Becker Spätburgunder Steinwingert 

Leuchtendes mittleres Rot
In der Nase recht intensiv, zunächst eine feine Rauchnote, dann intensive Kirschfrucht, dezent kräutrig
Am Gaumen zupackend mit Tanninbiß und recht lebhafter Säure, wieder ausgeprägte Kirschfrucht, sehr gut eingebundenes Holz, das stützt, ohne vordergründig zu wirken, recht lang.
Sehr schöner, kraftvoller Spätburgunder am Beginn der Trinkreife 

89-91, wird sicher noch fünf Jahre Freude bereiten

Samstag, 18. September 2021

Kaufmannsgruß?

Kaufmann ist ein relativ neuer Name im Rheingau. 2013 übernahmen Eva Raps und Urban Kaufmann das renommierte Weingut Hans Lang in Hattenheim, weil sich dort keine familieninterne Nachfolge finden liess. Das Weingut wurde zunächst unter dem ursprünglichen Namen weitergeführt, aber einige Jahre später dann doch in "Kaufmann" umbenannt. 

Mit dem Weingut Hans Lang verbinde ich viele Erinnerungen aus den 90er Jahren, als ich in Hessen lebte und häufig im Rheingau war. Daher war ich neugierig, als ich kürzlich drei Flaschen des Nachfolgeguts geschenkt bekam.

 


2019 Rheingau Riesling 

Helles bis mittleres Gelb
In der Nase recht augseprägter Duft nach grünem Apfel, etwas Zitrus
Am Gaumen "knackig", wieder mit Aromen von Apfel und Zitrus. Einfacher, aber schön zu trinkender Basis-Riesling.
84-86, jung trinken 


2019 Hattenheim Riesling 

Helles bis mittleres Gelb
In der Nase auch hier grüner Apfel, daneben Limette, Zitronengras(?), etwas komplexer wirkend als beim Gutsriesling
Am Gaumen zunächst kompakt wirkend und sich dann langsam entfaltend, neben Apfel auch Steinfrüchte (Mirabellen?), gewisse Länge, nachhaltiger als der Gutsriesling. 

86-88, bis 2024 

 

2019 Tell Riesling 

Mittleres Gelb
In der Nase zunächst recht zurückhaltender, aber animierender Duft. Mit mehr Luft wird das intensiver mit Noten von wiederum grünem Apfel, aber auch deutlichen Anklängen von gelben Früchten (Pfirsisch)
Auch am Gaumen zunächst kompakt, dann saftig mit der gleichen Apfel-Gelbfruchtcharakteristik wie in der Nase. Gute Länge. 

88-90, bis 2025+ 

 

Fazit: Es heißt ja, die Klage sei des Kaufmanns Gruß. Hier gibt es aber trotz des Namens nichts zu klagen. Drei in ihrer jeweiligen Kategorie gute Rieslinge.

Sonntag, 15. August 2021

Noch mehr Chardonnay

Noch einmal Chardonnay, diesmal drei gereifte Weine, alle aus der gleichen Preisklasse (zwischen 20 und 22 Euro). Ein Freund fragte, ob wir noch von dem Chardonnay "SE" von Bercher hätten (wir hatten den Wein seinerzeit gemeinsam vor Ort gekauft). Wir hatten - noch eine Flasche. Und direkt daneben lag ein 2014er Chardonnay von Heger, und ebenfalls in Griffweite die letzte Flasche eines 2012er Viré-Clessé. Damit stand das Programm für die nächsten Abende fest.  



2014 Bercher Chardonnay "SE" 

Kräftiges Gelb mit Goldschimmer
In der Nase recht ausladend, Buttergebäck, Zitrus, aber auch gelbe Früchte mit exotischen Noten (Ananas)
Am Gaumen eher auf der barocken Seite mit viel Schmelz, aber auch Zitrusfrucht und angedeuteter Mineralik. Eine recht ausgeprägte Säure hält das ganze in der Spur.
Schöner und sehr gut gereifter Chardonnay. 

88-90, in den nächsten zwei bis drei Jahren trinken 


2014 Heger Ihringer Winklerberg Chardonnay 

Kräftiges Gelb
In der Nase verhalten mit vegetabilen Noten, angedeutet gelbfruchtig, etwas Feuerstein(?), buttrige Noten
Am Gaumen schlanker und fokussierter als der Wein von Bercher, weitgehend fruchtfrei, aber trotzdem saftig mit erdigen Noten; betont trocken mit leichter, nicht unangenehmer Bitternote, recht langer Abgang mit Zitrusnoten
Das ist kein Charmeur (und wird auch nicht jedem gefallen), aber ein spannender Wein.
Die Notiz ist vom zweiten Tag, am ersten Tag war der Wein eher abweisend und machte wenig Spaß. Ich prognostiziere daher, dass der Wein noch einige Jahre vor sich hat.

87-89, bis 2025+ 



2012 Les Héritiers du Comte Lafon Viré-Clessé

Sattes Goldgelb
In der Nase eher verhalten, zunächst buttrige Noten, dann klare Zitrusfrucht, das Ganze begleitet von einer dezent mineralischen Komponente
Fängt am Gaumen vergleichsweise harmlos an, entwickelt dann aber schnell ordentlich Grip und Biß. Verbindet sanften Schmelz mit zupackender Zitrusfrucht, die bis in den recht langen Abgang am Gaumen anhält.

88-90, würde ich in den nächsten ein bis zwei Jahren trinken (wenn ich noch etwas davon hätte)

 

Fazit: Drei gute (und vor allem gut gereifte), interessante und recht unterschiedliche Chardonnays. Obwohl ich den barocken Typus eigentlich gar nicht besonders mag, gefällt mir der Wein von Bercher etwas besser als der von Heger. Am ersten Tag wäre der Abstand allerdings deutlich grösser gewesen, denn da zeigte sich der Wein von Heger doch ziemlich abweisend. Der Wein von Heritiers du Comte Lafon ist stilistisch etwas anders, aber auf etwa gleichem Niveau wie der Bercher.

Dienstag, 10. August 2021

Mal was aus Savoyen

Noch eine Entdeckungstour, diesmal nach Savoyen. Mit den Weinen aus dieser alpinen Region habe ich bislang wenig Bekanntschaft gemacht. An ein oder zwei Aprémonts erinnere ich mich, aber bleibenden Eindruck haben die nicht hinterlassen. Kürzlich habe ich einen weiteren Versuch unternommen mit zwei Weinen der Domaine des Ardoisières. Der Silice wird aus 100% Jacquère, einer autochtonen Rebsorte des Gebiets, gekeltert, teilweise aus zugekauften Trauben. Der Argile blanc ist eine Cuvée aus je etwa 40% Jacquère und Chardonnay sowie 20% Mondeuse Blanche. Beide Weine zeichnen sich durch niedrigen Alkoholgehalt (11% bzw. 11,5%) aus. Die Etiketten deuten auf eine gewisse Marketingresistenz des Produzenten hin.

 


 

2020 Maison des Ardoisières "Silice"

Helles bis mittleres Gelb
Dezenter, mineralisch unterlegter (nasse Kieselsteine) Duft mit Noten von Birnen und Pfirsisch, auch nussige Nuancen und etwas Limette
Am Gaumen leichtgewichtig, zurückhaltende Aromatik mit Limette und eher kräutrigen Noten, gewisse Länge.
Das ist sauber gemacht und gut trinkbar, aber schon auch irgendwie unaufregend

84-86, würde ich in den nächsten ein bis zwei Jahren trinken 


2020 Domaine des Ardoisières "Argile"

Mittleres Gelb
In der Nase verhalten, aber reintönig; dezente Noten von Birne, gelben Früchten (Pfirsisch), etwas Kokos(?)
Am Gaumen leichtgewichtig, aber saftig mit wieder gelbfruchtiger Aromatik, durchaus cremige Textur, mittleres Finale mit leichter Salzigkeit
Zeichnet sich durch grossen Trinkfluss bei sehr moderatem Alkoholgehalt aus (11,5%). Da darfs dann auch mal ein Glas mehr sein.

86-88, würde ich in den nächsten ein bis zwei Jahren trinken 

 

Fazit: Man kann beide Weine gut trinken, wobei der Argile Blanc der eindeutig bessere und interessantere Wein ist. Bei Preisen von 15,90 für den Silice und 24,90 für den Argile sind das allerdings auch keine Schnäppchen.