Das ist in diesem Fall keine politische, sondern eine geographische Frage. In Bordeaux liegen links der Gironde das Medoc sowie Graves (insbesondere Pessac-Leognan), wo die Hauptrebsorte Cabernet Sauvignon ist. Rechts der Gironde liegen (unter anderem) Saint Emilion und Pomerol, wo Merlot die dominante Rebsorte ist. Oft fallen die Jahrgänge ähnlich aus - an beiden Ufern eher gut oder eher mäßig. In manchen Jahren aber begünstigt das Wetter entweder das rechte Ufer mit der früher reifenden Merlot oder das linke Ufer mit den später reifenden Cabernet-Trauben. 1996 etwa war am linken Ufer ein sehr guter, am rechten Ufer dagegen ein eher mäßiger Jahrgang. 1998 war es genau umgekehrt. Der Jahrgang fiel am rechten Ufer ganz hervorragend aus (guckstu zum Beispiel hier), war dagegen am linken Ufer eher durchwachsen. Das war auch dem 1998er Leoville Barton anzumerken.
1998 Chateau Leoville Barton
Mittleres bis dunkles Rot mit nur ganz leichten Reifenoten
Unmittelbar nach dem Öffnen ganz klassischer und eher maskuliner Duft nach Cassis, Zedernholz und etwas Leder. Nach einigen Stunden in der Karaffe wird der Duft dunkelfruchtig mit Heidelbeeren und Cassis
Am Gaumen zunächst kernig mit durchaus noch präsentem Tannin und spürbarer Säure, dunkelfruchtig, Cassis, etwas Teer. Mit mehr Luft wird der Wein etwas ruhiger und die anfänglich spürbare Rustikalität schwindet.
Klassischer Saint Julien, dem der schwächere Jahrgang aber anzumerken ist.
89-91, dürfte noch einige Jahre in Form bleiben