Donnerstag, 13. März 2025

Der Geburtstagsriesling

Ich trinke zu meinem Geburtstag gerne guten Riesling. Heute habe allerdings nicht ich Geburtstag, sondern der Riesling selbst. Der wurde nämlich vor 590 Jahren, am 13. März 1435 in Rüsselsheim erstmals urkundlich erwähnt. Damit ich das auch ja nicht vergesse, hat mir ungefähr ein halbes Dutzend Händler Mailings mit reduzierten Geburtstagsangeboten geschickt. Die habe ich allerdings umgehend gelöscht und mich lieber im eigenen Keller bedient. Meine Wahl viel auf die 2017er Hermannshöhle von Dönnhoff. Den Wein hatte ich jung ganz grossartig gefunden (guckstu hier) und ich fand, es sei Zeit für eine Wiedervorlage.



2017 Dönnhoff Niederhäuser Hermannshöhle Riesling GG 

Sattes Gelb
Gleich nach dem Öffnen intensiver Duft nach Zitrusfrucht, ergänzt um eine kräutrige Komponente
Am Gaumen noch kompakt wirkend, aber dennoch auch hier viel Zitrusfrucht; enorme Tiefe und Mineralik, die auch den sehr langen Abgang prägt, hervorragend integrierte Säure
Großer Riesling, der noch nicht im optimalen Trinkfenster angekommen ist. In die Riesling Hall of Fame wurde er ja schon 2019 aufgenommen.

95-97, eher noch zwei bis drei Jahre liegen lassen und dann sicher bis 2035+

Sonntag, 9. März 2025

Ja ist denn heut noch Weihnachten?

Ende November gab es das Angebot, ein Weihnachtspaket mit den unten abgebildeten 6 Flaschen für 135 Euro zu kaufen. Das war ein echter Weihnachtspreis, denn allein die drei deutschen Weine haben zusammen einen Listenpreis von etwa 115 Euro. Von unseren zwei Paketen haben wir eines in der Adventszeit konsumiert, das zweite aber erst in den letzten Tagen. Es hat auch ohne vorweihachtliche Stimmung gut gefallen.


 

2017 Battenfeld-Spanier Blanc de Noirs Extra Brut (reiner Pinot Noir mit 6 Jahren Hefelager)

Mittelgelb
Im Duft etwas Brotkruste, eher zurückhaltende gelbe und rote Frucht
Am Gaumen recht kräftige Perlage, rote Früchte, auch Zitrus, zupackend und betont trocken
Schöner Sekt 

88-90


2021 Wasserer Hof Chardonnay Riserva "Ryed"

Mittelgelb
Nach etwas Belüftung recht ausgeprägter nussiger und vegetabiler Duft, etwas Zitrus. Die Zitruskomponente wird nach zwei Tagen in der geöffneten Flasche deutlicher
Körperreich, deutliche Holzprägung, nachhaltig und mit schöner, gut integrierter Säure, im recht langen Abgang macht sich dann wieder Zitrusfrucht bemerkbar
Guter Chardonnay, der noch zulegen kann, wenn sich das Holz noch etwas einbindet 

88-90+, bis 2030+


2022 Balthasar Ress Hattenheimer Nussbrunnen Riesling GG 

Mittelgelb
Ausgeprägter Duft nach Zitrusfrüchten und einer kräutrigen Komponente
Auch am Gaumen intensive und herbe Zitrusfrucht (Grapefruit?), wieder auch kräutrig, betont trocken, mineralisch, langer und wieder zitrusfruchtiger Nachhall
Sehr guter Riesling mit Potential

91-93, noch ein bis zwei Jahre warten, bis 2032+ 


2022 Piombaia Rosso di Montalcino 

Mittleres, jugendliches Rot
Im Duft ausgeprägte Frucht, Kirsche
Auch am Gaumen ausgeprägt kirschfruchtig, frisch, lebhafte Säure, saftig, im Abgang recht präsentes und leicht trochnendes Tannin
Sauberer Wein für alle Tage

86-88, jung trinken 


2020 Paolo Manzone Barolo Ottogemme 

Recht helles Rot, am Rand mit Orangeschimmer
Im Duft viel dunkle Frucht, Kirsche, florale Noten (Rosenblätter?), ein Hauch Schokolade
Am Gaumen kraftvoll, lebendige Säure und kräftiges Tannin, die Frucht ist noch nicht richtig entfaltet
Sehr schön und mit Potential, ist zwar schon gut antrinkbar, sollte aber besser noch ein paar Jahre im Keller bleiben. 

91-93+, 2027-2035+ 


2021 St. Antony Niersteiner Paterberg Spätburunder GG 

Helles Rot
Recht ausgeprägter Duft nach roten Früchten und etwas Milchschokolade. Daneben eine etherische Note
Auch am Gaumen rote Frucht, Kirsche, wiederum eine schokoladige Note. Lebhafte Säure und feines Tannin, etwas mentholische Frische im Nachhall
Man sollte sich von der hellen Farbe nicht täuschen lassen - das ist ein schöner Spätburgunder mit Substanz und weiterem Entwicklungspotential 

89-91, bis 2030

Dienstag, 4. März 2025

Der frühe Vogel fängt den Wurm

Mit schöner Regelmäßigkeit ist das Weingut Julian Haart das erste, das mir (im Februar) das Angebot des neuen Jahrgangs schickt. Natürlich werden die Weine erst später gefüllt und erst im Spätsommer oder Herbst geliefert, aber aussuchen und reservieren muss man im Winter. Was würde zu dieser Tätigkeit besser passen als ein Wein eben dieses Weinguts?



2021 Julian Haart Piesporter Riesling 

Recht helles Gelb
Fokussierter Duft von mittlerer Intensität mit Zitrusnoten, Limettenabrieb und Noten von gelben Früchten, ein Hauch Sahne(?) 
Am Gaumen herb-saftig mit zitrusfruchtiger Prägung, einem Hauch Süße, bestens integrierter Säure und recht langem, wieder herb-saftigen Finale
Sehr schöner trockener Mosel-Riesling und für einen nominellen Ortswein stark

90-92, jetzt sehr schön zu trinken, aber Potential für sicher 3-5 Jahre

Samstag, 1. März 2025

Der Süßwein der Woche (12)

Eine wirklich wilde Mischung habe ich mir das über die letzten Wochen zusammengestellt. Den Beginn machte eine große Auslese von J.J. Prüm.

 


2017 J.J. Prüm Graacher Himmelreich Riesling Auslese

Mittleres Gelb, noch ein klein wenig Kohlensäure im Glas
Intensiver und animierender Duft nach gelben und auch exotischen Früchten (Maracuja!), etwas Rauch
Am Gaumen grandios: fest gebaut mit perfekter Süße-Säure-Balance, wieder ausgeprägter, teils exotischer Frucht und großer Intensität, hallt mindestens eine Minute nach.
Extrem präziser Wein mit einer Säure wie ein Laserschwert. Großes Riesling-Kino und ein Fall für die Riesling Hall of Fame 

95-97, bis 2040+ 


Der nächste Wein war ein "Beifang" in einem ersteigerten Rieslingpaket. Nicht schlecht, aber gegen das Himmelreich verblaßt er dann doch.

2011 Karl Pfaffmann Walsheimer Silberberg Riesling Auslese 

Bernsteinfarben
Duftet nach teils getrockneten gelben Früchten, auch etwas Klebstoff
Am Gaumen sehr süß, die recht reichlich vorhandene Säure sorgt dafür, dass das nicht pappig wirkt, dezent gelbfruchtig, mittellanges und durchaus saftiges Finale mit (am zweiten Tag) ganz leichter Bitternote

87-89, bis 2030+


Dann zur Abwechslung mal wieder Sauternes, diesmal Chateau Rieussec aus 1999 und vielleicht keine optimale Flasche Von drei (gleichzeitig gekauften und identisch gelagerten) Flaschen war dies die mit dem erkennbar dunkelsten Inhalt. 



1999 Chateau Rieussec 

Bernsteinfarben
Im Duft kraftvoll, auch etwas alkoholisch, Karamell, Datteln, Trockenfrüchte
Wirkt am Gaumen leicht brandig, viskose Textur, sehr süß, recht ausgeprägte Frucht (teils getrocknete Aprikose)
Der (zu sehr) spürbare Alkohol trübt hier den Gesamteindruck recht deutlich.

86-88, bis 2040+ 

 

Weiter ging es nach Rheinhessen. Wenn "Keller" auf der Flasche steht, geht man da mit hohen Erwartungen ran. Und der Wein hat geliefert.

 


2013 Keller Westhofener Morstein Riesling Auslese 

Goldgelb
Im Duft viel gelbe Frucht, Vanille und Backgewürze
Am Gaumen ein Korb (teils exotischer) Früchte mit fulminantem Spiel zwischen ausgeprägter Süße und rassiger Säure.
Tolle Auslese 

93-95, bis 2040+


Zum Schluß dann ein echter Exot, ein Rosenmuskateller aus Südtirol. Rosenmuskateller ist eine rote Rebsorte, die weltweit auf nicht viel mehr als 50 Hektar angebaut wird. Wer mehr darüber wissen möchte, gucke gerne hier. Die Kellerei Bozen baut daraus einen Süßwein aus, der aus getrockneten Trauben hergestellt wird. 



2022 Kellerei Bozen Rosenmuskateller "Rosis"

Mittleres Rot
Recht intensiver Duft nasch dunklen Früchten mit deutlich floraler Prägung. Der Duft lässt nicht unbedingt einen Süßwein erwarten.
Am Gaumen intensive florale Aromatik, auch etwas exotische Frucht, sehr ausgeprägte (aber nicht pappig wirkende) Süße. Körperreich; der (reichlich vorhandene - 15%) Alkohol ist gut verpackt und dadurch unaufdringlich. Recht langes Finale.
Spannender Wein. 

89-91, bis 2040+

Montag, 24. Februar 2025

Neun Sommer

Vor einiger Zeit habe ich hier über Salweys "Sieben Winter" geschrieben (guckstu hier), einen aus 80% Grauburgunder und 20% Chardonnay aus GG-Lagen bestehenden und erst nach sieben Jahren Faßreife abgefüllten "Spezialwein" von Konrad Salwey. Es muss aber nicht zwingend Faßreife sein. Dieser Grauburgunder hier hat neun Sommer Flaschenreife hinter sich und ist lange noch nicht am Ende.

 


2015 Salwey Oberrotweiler Henkenberg Grauburgunder GG

Goldgelb
"Ruhiger" Duft nach Zitrus, Rauch, daneben vegetabile Noten
Baut am Gaumen Druck auf, ausgeprägter Schmelz, schönes Mundgefühl, betont trocken mit Zitrusnoten im langen und saftigen Finale.
Toller Grauburgunder (den ich blind vielleicht für Chardonnay gehalten hätte) 

91-93, dürfte sich noch einige Jahre auf diesem hohen Niveau halten

Mittwoch, 12. Februar 2025

Der Schatz im Silberberg

Der Ahrweiler Silberberg ist (jedenfalls gemessen am Preis) eines der "kleinen" Grossen Gewächse im Portfolio des Weinguts Meyer-Näkel. Mangels ausreichender Erfahrung kann ich diese Rangfolge weder bestätigen noch ihr widersprechen. Tatsächlich ist das mein erster Silberberg, als Einzelflasche aus Neugier gekauft (und nicht bereut).


2018 Meyer-Näkel Ahrweiler Silberberg Spätburgunder GG 

Mittleres bis dunkles, noch recht jugendlich wirkendes Rot
Recht ausgeprägter, komplexer Duft nach dunklen Früchten mit ausgeprägt würziger Note
Am Gaumen gut strukturiert mit dezentem Tannin und einer frischen Säureader, wieder dunkelfruchtig-würzig mit leichter Schokonote, gute Länge
Schöner und Ahr-typischer Spätburgunder (der mit seiner würzigen Art übrigens sehr gut zum 24-monatigen Comté passt, aber das nur am Rande)

90-92, bis 2030

Samstag, 1. Februar 2025

Der Tabubruch

Über Tabubrüche wird dieser Tage ja viel geredet. Dieser hier ist allerdings eher unspektakulär. Der Jahrgang 2021 in Bordeaux hat keinen besonders guten Ruf. Zum einen wird die Qualität geringer eingeschätzt als die der Vorgänger (2018, 2019, 2020) und Nachfolger (2022), zum anderen kam der Jahrgang zu hohen Preisen auf den Markt. Ich habe daher erstmals seit dem Jahrgang 2013 keine Weine in Subskription gekauft und mir vorgenommen, die Finger von dem Jahrgang zu lassen. 

Mit diesem Vorsatz habe ich allerdings gebrochen, als mir drei Flaschen Chateau Durfort-Vivens zu einem sehr guten Preis angeboten wurden. Dieses Weingut, ein 2ème Grand Cru Classé, galt lange eher als Underperformer. Seit dem Jahrgang 2018 (so jedenfalls meine Wahrnehmung) werden die Weine jedoch deutlich besser beurteilt. Meine eigene Erfahrung mit dem 2018er (guckstu hier) spricht jedenfalls dafür.  

Nachdem ich die drei Flaschen des 2021ers hatte, wollte ich wissen, ob es eine gute Idee wäre, mehr davon zu kaufen. Zur Beantwortung dieser Frage wurde die erste Flasche geöffnet.

 



 

2021 Chateau Durfort Vivens 

Dunkles, jugendliches Rot mit deutlichem Violettschimmer
Unmittelbar nach dem Öffnen expressiver und fruchtbetonter Duft nach eher roten Früchten (Himbeeren) und etwas Flieder, daneben auch schwarzer Tee. Wird mit mehr Luft etwas intensiver. Nach drei Stunden gewinnt der Duft etwas an Komplexität; es kommen Noten von Tabak hinzu 
Am Gaumen viel frisch wirkende Frucht, sehr reifes und dadurch leicht zu unterschätzendes Tannin, dezenter Holzeinfluß, recht langes Finale

91-93+, bis 2040+