Sonntag, 15. August 2021

Noch mehr Chardonnay

Noch einmal Chardonnay, diesmal drei gereifte Weine, alle aus der gleichen Preisklasse (zwischen 20 und 22 Euro). Ein Freund fragte, ob wir noch von dem Chardonnay "SE" von Bercher hätten (wir hatten den Wein seinerzeit gemeinsam vor Ort gekauft). Wir hatten - noch eine Flasche. Und direkt daneben lag ein 2014er Chardonnay von Heger, und ebenfalls in Griffweite die letzte Flasche eines 2012er Viré-Clessé. Damit stand das Programm für die nächsten Abende fest.  



2014 Bercher Chardonnay "SE" 

Kräftiges Gelb mit Goldschimmer
In der Nase recht ausladend, Buttergebäck, Zitrus, aber auch gelbe Früchte mit exotischen Noten (Ananas)
Am Gaumen eher auf der barocken Seite mit viel Schmelz, aber auch Zitrusfrucht und angedeuteter Mineralik. Eine recht ausgeprägte Säure hält das ganze in der Spur.
Schöner und sehr gut gereifter Chardonnay. 

88-90, in den nächsten zwei bis drei Jahren trinken 


2014 Heger Ihringer Winklerberg Chardonnay 

Kräftiges Gelb
In der Nase verhalten mit vegetabilen Noten, angedeutet gelbfruchtig, etwas Feuerstein(?), buttrige Noten
Am Gaumen schlanker und fokussierter als der Wein von Bercher, weitgehend fruchtfrei, aber trotzdem saftig mit erdigen Noten; betont trocken mit leichter, nicht unangenehmer Bitternote, recht langer Abgang mit Zitrusnoten
Das ist kein Charmeur (und wird auch nicht jedem gefallen), aber ein spannender Wein.
Die Notiz ist vom zweiten Tag, am ersten Tag war der Wein eher abweisend und machte wenig Spaß. Ich prognostiziere daher, dass der Wein noch einige Jahre vor sich hat.

87-89, bis 2025+ 



2012 Les Héritiers du Comte Lafon Viré-Clessé

Sattes Goldgelb
In der Nase eher verhalten, zunächst buttrige Noten, dann klare Zitrusfrucht, das Ganze begleitet von einer dezent mineralischen Komponente
Fängt am Gaumen vergleichsweise harmlos an, entwickelt dann aber schnell ordentlich Grip und Biß. Verbindet sanften Schmelz mit zupackender Zitrusfrucht, die bis in den recht langen Abgang am Gaumen anhält.

88-90, würde ich in den nächsten ein bis zwei Jahren trinken (wenn ich noch etwas davon hätte)

 

Fazit: Drei gute (und vor allem gut gereifte), interessante und recht unterschiedliche Chardonnays. Obwohl ich den barocken Typus eigentlich gar nicht besonders mag, gefällt mir der Wein von Bercher etwas besser als der von Heger. Am ersten Tag wäre der Abstand allerdings deutlich grösser gewesen, denn da zeigte sich der Wein von Heger doch ziemlich abweisend. Der Wein von Heritiers du Comte Lafon ist stilistisch etwas anders, aber auf etwa gleichem Niveau wie der Bercher.

Dienstag, 10. August 2021

Mal was aus Savoyen

Noch eine Entdeckungstour, diesmal nach Savoyen. Mit den Weinen aus dieser alpinen Region habe ich bislang wenig Bekanntschaft gemacht. An ein oder zwei Aprémonts erinnere ich mich, aber bleibenden Eindruck haben die nicht hinterlassen. Kürzlich habe ich einen weiteren Versuch unternommen mit zwei Weinen der Domaine des Ardoisières. Der Silice wird aus 100% Jacquère, einer autochtonen Rebsorte des Gebiets, gekeltert, teilweise aus zugekauften Trauben. Der Argile blanc ist eine Cuvée aus je etwa 40% Jacquère und Chardonnay sowie 20% Mondeuse Blanche. Beide Weine zeichnen sich durch niedrigen Alkoholgehalt (11% bzw. 11,5%) aus. Die Etiketten deuten auf eine gewisse Marketingresistenz des Produzenten hin.

 


 

2020 Maison des Ardoisières "Silice"

Helles bis mittleres Gelb
Dezenter, mineralisch unterlegter (nasse Kieselsteine) Duft mit Noten von Birnen und Pfirsisch, auch nussige Nuancen und etwas Limette
Am Gaumen leichtgewichtig, zurückhaltende Aromatik mit Limette und eher kräutrigen Noten, gewisse Länge.
Das ist sauber gemacht und gut trinkbar, aber schon auch irgendwie unaufregend

84-86, würde ich in den nächsten ein bis zwei Jahren trinken 


2020 Domaine des Ardoisières "Argile"

Mittleres Gelb
In der Nase verhalten, aber reintönig; dezente Noten von Birne, gelben Früchten (Pfirsisch), etwas Kokos(?)
Am Gaumen leichtgewichtig, aber saftig mit wieder gelbfruchtiger Aromatik, durchaus cremige Textur, mittleres Finale mit leichter Salzigkeit
Zeichnet sich durch grossen Trinkfluss bei sehr moderatem Alkoholgehalt aus (11,5%). Da darfs dann auch mal ein Glas mehr sein.

86-88, würde ich in den nächsten ein bis zwei Jahren trinken 

 

Fazit: Man kann beide Weine gut trinken, wobei der Argile Blanc der eindeutig bessere und interessantere Wein ist. Bei Preisen von 15,90 für den Silice und 24,90 für den Argile sind das allerdings auch keine Schnäppchen.

Donnerstag, 5. August 2021

North and South of the River (Spätburgunder 2018 Teil 3)

Vom Weingut Saalwächter war hier schon das ein oder andere Mal die Rede (guckstu hier und hier). Das Weingut liegt im rheinhessischen Ingelheim und hat dort auch die meisten seiner Rebflächen. Man verfügt jedoch auch über Flächen in Assmannshausen, das auf der anderen Rheinseite und damit im Rheingau liegt. Da der Rhein hier von Ost nach West fließt, liegen die Rebflächen somit also North and South of the River. 

Für meinen Vergleich habe ich vier Flaschen gekauft, zwei Rheinhessen und zwei Rheingauer. Die "Alten Reben" und der "Assmannshausen La Premiere" liegen in einer ähnlichen Preisklasse, ebenso wie der Assmannshäuser Höllenberg und der "R". Zwei schöne Paare also.

 


2018 Assmannshausen La Premiere 

Mittleres Rot
In der Nase recht ausgeprägt, viel reife Kirsche, etwas Marzipan (?), Trockenkräuter; macht einen sehr sauberen und transparenten Eindruck
Am Gaumen mittelgewichtig, von viel Kirsche und etwas Granatapfel getragene Frucht, verhaltenes Tannin und durch einen feinen Säurenerv frisch wirkend. Mittlere Länge.
Schöner Spätburgunder mit angenehm moderatem Alkoholgehalt (12,5%) 

88-90, bis 2025

 

2018 Alte Reben 

Helles bis mittleres, leuchtendes Rot, am Rand Rosa
In der Nase wiederum augeprägt kirschfruchtig, aber auch florale Noten, sehr klarer Fruchtausdruck
Am Gaumen eher leichtgewihtig, ausgepägte Kirschfrucht mit leicht säuerlicher Note (was nicht abwertend gemeint ist). Wirkt leider etwas "strukturschwach"; durch die sehr zurückhaltende Tanninstruktur wirkt das (auf hohem Niveau) etwas weichgespült und ohne Biß. 

86-88; würde ich eher in den nächsten zwei bis drei Jahren trinken 


2018 Assmannshäuser Höllenberg

Mittleres Rot, am Rand Rosa
Recht ausgeprägte Nase, wieder mit Noten von Kirschen, daneben Kirschkerne und wiederum etwas Marzipan(?); dann auch recht ausgeprägte Kräuternoten. Dem "Premiere" recht ähnlich, vielleicht etwas komplexer und tiefer, aber ein Quantensprung ist das nicht
Am Gaumen sehr ausgewogen und elegant; eine von Kirschen dominierte Frucht wird von unaufdringlich-präsenten Tanninen begleitet. 
Sehr schöner Wein, unaufgeregt, nachhaltig und bereits jetzt gut trinkbar, dabei aber sicher Potential für 5 bs 10 Jahre 

89-91+, bis 2026+ 


2018 "R"

Recht helles Rot
In der Nase mittlere Intensität, Kirschen, dunkle Früchte, grüne Noten (von mitvergorenen Rappen?)
Wirkt am Gaumen noch etwas unnahbar. Da ist einerseits elegant wirkende Frucht (wieder Kirsche, aber auch dunkle Früchte), andererseits wieder diese leicht grünen Noten, die derzeit noch etwas bitter im ansonsten langen Finale auslaufen.
Das dürfte mit etwas Flaschenreife ein sehr schöner Spätburgunder auf der eleganten Seite des Pinot-Spektrums werden. 

89-91+, sollte noch zwei bis drei Jahre lagern 


Fazit: Im Vergleich der beiden preiswerteren Weine sehe ich den Asmannshäuser klar vorne. Von den beiden Assmannshäusern ist erwartungsgemäß der Höllenberg der (etwas) bessere und elegantere Wein, aber ich finde den Unterschied weniger groß als ich aufgrund der Preisdifferenz erwartet hätte. Die "Premiere" ist hier vielleicht der schlauere Kauf. Es wäre spannend zu sehen, wie viel der "Höllenberg R" noch auf den "normalen" Höllenberg draufsetzen kann. Der "Höllenberg R" ist eine in Kleinmengen produzierte Selektion, die für 85 Euro pro Flasche in den Verkauf kam. Der Spätburgunder "R" ist derzeit der am wenigsten zugängliche Wein und braucht sicher noch das ein oder andere Jahr im Keller, dürfte dann aber ein sehr schöner und elegenater Spätburgunder werden.



Montag, 19. Juli 2021

solidAHRität - Bitte mitmachen

Wir haben alle die schrecklichen Bilder aus den Hochwassergebieten gesehen. Neben einer grossen Zahl von Todesopfern gibt es zahlreiche Menschen, die ihren gesamten Besitz und oft auch ihre berufliche Existenz verloren haben. Dazu zählen insbesondere viele Winzer im Ahrtal.

Wir sind alle aufgerufen, für alle Betroffenen zu spenden (z.B. hier). Den Winzern an der Ahr kann man aber auch auf eine andere Weise helfen. In einer grossartigen Aktion hat Dirk Würtz vom rheinhessischen Weingut St.Antony Winzerinnen und Winzer in ganz Deutschland aufgerufen, je mindestens 60 Flaschen Wein zu spenden. Eine grosse Zahl von Betrieben nicht nur aus Deutschland hat mitgemacht, von (jedenfalls mir) ganz unbekannten Betrieben bis hin zu absoluten Top-Betrieben. 

Die gespendeten Weine werden zu Sechserpaketen zusammengestellt und für 65 Euro (inklusive Versand in Deutschland) verkauft. Der Erlös kommt den betroffenen Winzern an der Ahr zugute. Man kann hier also ein spannendes Weinpaket erwerben und gleichzeitig den Winzern an der Ahr helfen. Mitmachen, bitte!!! 

Hier ist der Link zur Aktion: https://www.st-antony.de/SOLIDAHRITAET-solida-h-ritaet-paket/

 SOLIDA(H)RITÄT Paket

 

 

 

Samstag, 17. Juli 2021

Mehr Chardonnay

Weiter geht die Reise durch das Chardonnay-Territorium (guckstu auch hier und hier). Diesmal waren zunächst zwei Weine von La Souffrandière aus Saint Véran an der Reihe. Dieses Gut gehört den Bret Brothers, die unter eben diesem Namen, Bret Brothers, auch Weine aus zugekauften Trauben vermarkten. Die beiden Saint Vérans hatte ich als Einzelflaschen zum Probieren erworben. Das gleiche gilt für den Chablis von Garnier et Fils.

 


 

2017 La Soufrandière Saint Veran La Combe Desroches (29,00)

Mittleres Gelb mit leichtem Goldschimmer
In der Nase ausgeprägte Zitrusfrcht, etwas Pop Corn, gelbe Früchte (Pfirsisch?)
Am Gaumen dominiert zunächst kalkige Mineralik, dann wieder Zitrusfrucht, "bissig", lang.
Schöner Wein mit Entwicklungspotential 

89-91, bis 2026+ 


2017 La Soufrandière Saint Veran Climat La Bonnode (35,00)

Auch hier mittleres Gelb mit leichtem Goldschimmer 
Sehr schöner Duft mit Noten von Zitrus, nussige Aromen, Orangenblüten, grüner Apfel
Am Gaumen kräftiger, aber auch ausgewogener und in sich ruhender als der La Combe Desroche. Präsente, aber nicht dominierende Mineralik, sehr harmonische, "saftige" Säure
Der etwas kraftvollere Wein (13,5% Alkohol im Vergleich zu 12,5% beim La Combe Desroche) gefällt mir noch einmal besser, das ist ein Chardonnay-Stil, der mir sehr zusagt. Sicher Potential für mindesens 5 Jahre 

90-92, bis 2026+ 




2017 Garnier & Fils Chablis "Grains Dorés"

Sattes Goldgelb
In der Nase eher zurückhaltend, zunächst nussig, dann etwas Zitrus, Rauch, Feuerstein und Orangen. Insagesamt sehr sauber und durchaus komplex
Am Gaumen eher schlank mit prägnanter Säure, vor allem im Abgang deutlich zitrische Noten. Löst das Versprechen nicht ganz ein, dass zuvor der Nase gegeben wurde. 

87-89, bis 2023+

Mittwoch, 7. Juli 2021

Chablis vom Chateau de Béru

Weiter geht die Erkundungstour ins Chardonnay-Territorium (für die erste Station guckstu hier). Diesmal waren vier Chablis des Chateau de Béru an der Reihe. Das Chateau liegt etwas östlich von Chablis und verfügt über Monpollagen, die um das Chateau herum liegen. Hier wird biologisch gearbeitet, neuerdings nach Demeter-Richtlinien. Ich muss zugeben, von Chateau de Béru noch nie etwas gehört zu haben, bis mir letzten Herbst ein Probepaket mit drei Flaschen angeboten (und in höchsten Tönen angepriesen) wurde. Eine Flasche 2017er habe ich dann etwas später nachgekauft.

 


 

2014 Chateau de Béru Chablis Clos Béru Monopole (€ 55)

Reifes Gelb
In der Nase recht intensiv, vegetabile Noten, (Hasel?)Nüsse, Zitrus, daneben auch (eingekochte) Quitte
Am Gaumen recht ausladend, kalkige Mineralik, lang
Kein Wein, der sich auf den ersten Schluck erschliesst, aber spannend und mit Potential. Legt in der geöffnetren Flasche am zweiten und dritten Tag noch zu. 

89-91+, bis 2025+


2015 Chateau de Béru Chablis "Orangerie" (um € 40)

Kräftiges Gelb mit Goldschimmer
Schön entwickelte, kreidig-mineralisch geprägte Nase mit Noten von Haselnuß, Buttergebäck und tatsächlich einer an Orangen erinnernden Fruchtnote (das kann aber auch Einbildung sein)
Am Gaumen schlanker und fokussierter als der Clos Béru, ausgeprägte kalkige Mineralik gepaart mit dezentem Schmelz, im recht langen Abgang deutliche Zitrusnoten
Sehr schöner Wein mit Entwicklungspotential 

90-92, bis 2025+


2015 Chateau de Béru Chablis "Côte aux Prêtres" (um € 35)

Kräftiges Gelb mit Goldschimmer
In der Nase deutlich von kalkiger Mineralik geprägt, ausgeprägte Zitrusnoten, etwas Haselnuß
Am Gaumen straff, wieder ausgeprägt kalkig-minralisch, wieder Zitrus, kräftige Säure, dezenter Schmelz, gute Länge
Sehr schöner, mineralisch geprägter und noch ziemlich jung wirkender Wein

90-92, bis 2030 


2017 Chateau de Béru Chablis "Côte aux Prêtres" sans soufre (um € 35)

Mittleres Gelb
In der Nase ausgeprägte Zitrusfrucht, kalkige Mineralik, dezenter Nusston
Auch am Gaumen dominiert Zitrus, daneben auch gelbe Früchte, das Ganze wirkt saftig mit animierender Säure und mineralischer Prägung, recht lang 

88-90, bis 2030+


Fazit: Das sind sehr schöne Weine mit mineralisch-zitrischer Aromatik. Dass ich den (teureren und aus einem für weiße Burgunder hervorragenden Jahrgang stammenden) Clos de Béru etwas weniger gut bewertet habe als die beiden 2015er, hat mich selbst etwas überrascht. Vielleicht liegt es an der Jahrgangscharakteristik. Nachgekauft habe ich die "Orangerie".


Montag, 21. Juni 2021

Die Basis

Nach längerer Zeit mal wieder in Graz, und zur Einstimmung gibt es einen Sauvignon Blanc vom Sattlerhof in Gamlitz in der Südsteiermark. Das ist einer der Basisweine des Gutes, die hier als "Gebietsweine" bezeichnet werden. In Deutschland wären es "Gutsweine". Es heisst ja, gute Betriebe erkenne man an der Qualität ihrer Basisweine. Test bestanden.

 


 

2019 Sattlerhof Sauvignon Blanc 

Sehr helles Gelb
In der Nase sortentypisch, aber in einer angenehm dezenten Ausprägung; Cassis, Holunderblüte
Das setzt sich am Gaumen fort: angenehm-unaufdringliche Aromatik, Holunderblüte, etwas "Exotik" (Lychee?), eine dezente Bitternote setzt einen passenden Kontrapunkt.
Sehr schöner Sauvignon, der in seiner Preisklasse (knapp über 10 Euro) viel bietet

86-88, bis 2022