Donnerstag, 5. August 2021

North and South of the River (Spätburgunder 2018 Teil 3)

Vom Weingut Saalwächter war hier schon das ein oder andere Mal die Rede (guckstu hier und hier). Das Weingut liegt im rheinhessischen Ingelheim und hat dort auch die meisten seiner Rebflächen. Man verfügt jedoch auch über Flächen in Assmannshausen, das auf der anderen Rheinseite und damit im Rheingau liegt. Da der Rhein hier von Ost nach West fließt, liegen die Rebflächen somit also North and South of the River. 

Für meinen Vergleich habe ich vier Flaschen gekauft, zwei Rheinhessen und zwei Rheingauer. Die "Alten Reben" und der "Assmannshausen La Premiere" liegen in einer ähnlichen Preisklasse, ebenso wie der Assmannshäuser Höllenberg und der "R". Zwei schöne Paare also.

 


2018 Assmannshausen La Premiere 

Mittleres Rot
In der Nase recht ausgeprägt, viel reife Kirsche, etwas Marzipan (?), Trockenkräuter; macht einen sehr sauberen und transparenten Eindruck
Am Gaumen mittelgewichtig, von viel Kirsche und etwas Granatapfel getragene Frucht, verhaltenes Tannin und durch einen feinen Säurenerv frisch wirkend. Mittlere Länge.
Schöner Spätburgunder mit angenehm moderatem Alkoholgehalt (12,5%) 

88-90, bis 2025

 

2018 Alte Reben 

Helles bis mittleres, leuchtendes Rot, am Rand Rosa
In der Nase wiederum augeprägt kirschfruchtig, aber auch florale Noten, sehr klarer Fruchtausdruck
Am Gaumen eher leichtgewihtig, ausgepägte Kirschfrucht mit leicht säuerlicher Note (was nicht abwertend gemeint ist). Wirkt leider etwas "strukturschwach"; durch die sehr zurückhaltende Tanninstruktur wirkt das (auf hohem Niveau) etwas weichgespült und ohne Biß. 

86-88; würde ich eher in den nächsten zwei bis drei Jahren trinken 


2018 Assmannshäuser Höllenberg

Mittleres Rot, am Rand Rosa
Recht ausgeprägte Nase, wieder mit Noten von Kirschen, daneben Kirschkerne und wiederum etwas Marzipan(?); dann auch recht ausgeprägte Kräuternoten. Dem "Premiere" recht ähnlich, vielleicht etwas komplexer und tiefer, aber ein Quantensprung ist das nicht
Am Gaumen sehr ausgewogen und elegant; eine von Kirschen dominierte Frucht wird von unaufdringlich-präsenten Tanninen begleitet. 
Sehr schöner Wein, unaufgeregt, nachhaltig und bereits jetzt gut trinkbar, dabei aber sicher Potential für 5 bs 10 Jahre 

89-91+, bis 2026+ 


2018 "R"

Recht helles Rot
In der Nase mittlere Intensität, Kirschen, dunkle Früchte, grüne Noten (von mitvergorenen Rappen?)
Wirkt am Gaumen noch etwas unnahbar. Da ist einerseits elegant wirkende Frucht (wieder Kirsche, aber auch dunkle Früchte), andererseits wieder diese leicht grünen Noten, die derzeit noch etwas bitter im ansonsten langen Finale auslaufen.
Das dürfte mit etwas Flaschenreife ein sehr schöner Spätburgunder auf der eleganten Seite des Pinot-Spektrums werden. 

89-91+, sollte noch zwei bis drei Jahre lagern 


Fazit: Im Vergleich der beiden preiswerteren Weine sehe ich den Asmannshäuser klar vorne. Von den beiden Assmannshäusern ist erwartungsgemäß der Höllenberg der (etwas) bessere und elegantere Wein, aber ich finde den Unterschied weniger groß als ich aufgrund der Preisdifferenz erwartet hätte. Die "Premiere" ist hier vielleicht der schlauere Kauf. Es wäre spannend zu sehen, wie viel der "Höllenberg R" noch auf den "normalen" Höllenberg draufsetzen kann. Der "Höllenberg R" ist eine in Kleinmengen produzierte Selektion, die für 85 Euro pro Flasche in den Verkauf kam. Der Spätburgunder "R" ist derzeit der am wenigsten zugängliche Wein und braucht sicher noch das ein oder andere Jahr im Keller, dürfte dann aber ein sehr schöner und elegenater Spätburgunder werden.



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