Samstag, 8. Februar 2020

Ein Nachmittagsriesling

Überraschender Besuch am späten Nachmittag. Nach dem Kaffee sollte ein Wein her, nach Möglichkeit "nicht zu trocken". Im Kühlschrank fand sich diese wunderbare und mit 7% Alkohol auch absolut nachmittagstaugliche Spätlese.




2013 Julian Haart Wintricher Ohligsberg Riesling Spätlese
Mittleres Gelb
In der Nase ganz klare, animierende Fruchtaromen, Orange,
Auch am Gaumen intensive, ins Exotische spielende Fruchtaromen, der (analytisch vermutlich recht hohe) Restzucker wird von einer wie mit dem Laser fokussierten Säure in Schach gehalten.
Geniale Kombination von Leichtigkeit und Intensität.
92-94, bis 2030

Riesling for Runaways

Nach längerer Pause gestern mal wieder Riesling. Meine Wahl fiel auf das 2014er Nackenheimer Rothenberg GG von Gunderloch. Die vor einigen Jahren geöffnete erste Flasche hatte auf mich keinen bleibenden Eindruck gemacht. Offenbar hatte ich den Wein da in einer ungünstigen Phase erwischt.




2014 Gunderloch Nackenheimer Rothenberg Riesling GG
Kräftiges Goldgelb
In der Nase nach etwas Belüftung ziemlich intensiv mit Kräuternoten und teils kandierten Zitrusfrüchten
Am Gaumen betont herb, eine mundfüllende Mischung aus Kräuern und Zitrusfrüchten, die von einer ausgeprägten Säure in der Spur gehalten wird. Insbesondere im langen Abgang eine deutlich spürbare salzige Note.
Das ist Riesling für Fortgeschrittene. Kein Crowd Pleaser, der laut "trink mich" schreit, sondern bei aller Intensität ein eher subtiler Wein, der nach etwas Beschäftigung verlangt.
91-93, bis 2025

Mittwoch, 5. Februar 2020

Die heilige Tasse

Der "Copa Santa" der Domaine Clavel im Languedoc ist ein Wein, der mich schon länger begleitet. Beginnend mit dem 1998er haben einige Jahrgänge dieser Syrah-dominierten Cuvée den Weg in unseren Keller gefunden, aber einige Flaschen haben bislang den Weg hinaus nicht gefunden. Heute begegneten mir zwei Flaschen des Jahrgangs 2004 und eine davon war dann auch gleich "dran". Allzu große Hoffnungen hatte ich nicht, aber offensichtlich habe ich das Alterungspotential des Weins unterschätzt. Das war und ist noch richtig gut.


2004 Domaine Clavel Terroir de la Mejanelle "Copa Santa"
Dunkles Rot mit bräunlichen Reifenoten am Rand
In der Nase recht intensiv und mit ausgeprägter Frucht, Schwarzkirsche, Kräuter
Am Gaumen kraftvoll mit noch präsenten Tanninen, wieder kirschfruchtig, leichte aber nicht wirklich störende alkoholische Bitternote
Ausgesprochen gut gereift und schön zu trinken, sollte aber wohl nicht mehr weiter gelagert werden. 
87-89, trinken


Mittwoch, 29. Januar 2020

Manchmal darf es auch Burgund sein

Das Burgund ist nicht meine Baustelle. Nicht, dass ich keinen Pinot Noir mögen würde, aber ich bin irgendwie im Bordelais hängengeblieben. Für Burgund fehlte dann das nötige Kleingeld und der Platz im Keller. Ab und an kaufe ich dann aber doch ein paar Flaschen. Vor nun auch schon wieder sechseinhalb Jahren gab es in einer Sonderaktion eines Händlers den 2010er Chambertin vieilles vignes von Rossignol-Trapet für 22,40 Euro. Das schien mir ein gutes Angebot zu sein, und so wanderten ein paar Flaschen in den Keller. Vor einiger Zeit nun war die erste Flasche "dran".



2010 Domaine Rossignol-Trapet Gevrey-Chambertin
Helles bis mittleres Rot mit leichten Reifenoten
In der Nase eher zurückhaltend, aber sehr delikat mit Noten von roten Früchten, Gewürzen, etwas Pfeffer(?)
Am Gaumen sehr elegant, wieder rotfruchtig, samtiges Tannin, recht lang. Sehr schöner, eleganter Pinot.
90-92, bis 2022+

Fazit: Das war in der Tat ein sehr gutes Angebot. Aktuelle Jahrgänge kosten um die 40 Euro.

Einem geschenkten Gaul...

Das ist mal wieder ein Wein, zu dem ich gekommen bin wie die Jungfrau zum Kind. Ich hatte (bei Silkes Weinkeller, das darf man in diesem Fall wohl sagen) unter anderem drei Flaschen des 2010er Rioja Gran Reserva 904 von La Rioja Alta bestellt. Geliefert wurden statt dessen drei Flaschen 2018er Rosado von Baron de Ley. Nachdem ich darauf per Email hingewiesen hatte, wurden die drei Flaschen Rioja Alta umgehend nachgeliefert, zusammen mit dem Hinweis, ich dürfe die drei Flaschen Rosado behalten. Da das eher kein Wein für die Ewigkeit ist, habe ich gleich mal eine aufgemacht.





2018 Baron de Ley Rosado
Recht intensives Rosarot
In der Nase ausgeprägt rotfruchtig, vor allem Himbeeren und Erdbeeren
Am Gaumen dann recht kräftig und mit spürbarem Alkohol, wiederum ausgeprägt fruchtige Art, lebendige Säure, leichte und nicht unangenehme Bitternote, eher kurz.
Das ist ein ordentlicher Wein mit etwas plakativer Frucht, der sich als Essensbegleiter in geselliger Runde sicher gut macht. Für einen Listenpreis von 5,90 gibt es hier einen anständigen Gegenwert. Wo der Winespectator 90 Punkte hernimmt, erschließt sich mir allerdings nicht.
84-86, bis 2020


Mittwoch, 22. Januar 2020

Gut diversifizierter Jahresauftakt

Zum Jahresauftakt am 1. Januar gab es Reste der an den beiden vorherigen Tagen geöffneten Flaschen. Alles musste raus, da es am 2. Januar in einen (fast) weinfreien Urlaub ging.



2015 Stephane Ogier Syrah La Rosine (aus am Vortag geöffneter Flasche)
Sehr dunkles Rot mit leichtem Violettschimmer
In der Nase recht ausgeprägt, fleischig, Oliven, Noten von roten und dunklen Früchten
Am Gaumen kraftvoll mit schöner Präsenz, dunkelfruchtig, wieder eine fleischige Note, Kaffee(?), eine Portion Tannin verleiht ihm Grip.
Sehr schöner Syrah, der (wenn man ihm etwas Zeit in der Karaffe gibt) jetzt gut trinkbar ist, aber noch einige Jahre vor sich hat. Macht Spaß. Erfreulich niedriger Alkoholgehalt (12,5% laut Etikett)
89-91, bis 2025

2018 Dautel "Wald vor lauter Bäumen" Lemberger (aus einer zwei Tage zuvor geöffneten Flasche)
Dunkles Violettrot
In der Nase auf eine unaufdringliche Weise intensiv, gut integriertes Holz, dunkelfruchtig, etwas Nadelwald und eine leicht harzige(?) Note
Kraftvoller Gaumenauftritt, viel sehr reifes Tannin, kompakte dunkelfruchtige Aromatik, recht ausgeprägte Säure, bestens integriertes Holz
Unmittelbar nach dem Öffnen hatte der Wein eine recht harte, fast bittere Note (vom Holz, vermue ich), die aber nun, nach zwei Tagen, verschwunden ist. Sollte m.E. noch 2-3 Jahre im Keller ruhen.
88-90+, 2022-2025+

Der "Wald vor lauter Bäumen" ist der 2019er Wein der deutschen Weinentdeckungsgesellschaft. Der Lemberger wurde in der Lage Bönnigheimer Sonnenberg (einer ersten Lage nach VdP-Regeln) geerntet und in einem großen Akazienholzfaß ausgebaut (für mehr Informationen guckstu hier).




2012 Becker-Steinhauer Veldenzer Carlsberg Riesling Auslese** (aus am Vortag geöffneter Flasche)
Reifes Goldgelb
In der Nase ausgeprägt, gelbe Frucht (Aprikose, Pfirsisch) und eine dezent kräutrige Note
Am Gaumen zunächst eine süße Attacke, wieder ausgeprägt gelbfruchtige Aromatik, kräftige Säure, die einen Kontrapunkt zu der Süße setzt. Recht lang.
Schöne, gut gereifte und für Mosel-Verhältnisse recht "dicke" Auslese
89-91, bis 2030

Donnerstag, 19. Dezember 2019

Les Meysonniers reloaded

Vor ziemlich genau 2 Jahren habe ich während eines Konferenzbesuchs in Paris den 2015er Crozes Hermitage "Les Meysonniers" von Chapoutier getestet und für gut befunden (guckstu hier). Heute nun bin ich auf der gleichen Konferenz und habe mir, da der Mensch ja nun mal ein Gewohnheitstier ist, den aktuellen Jahrgang des gleichen Weins besorgt.



2017 Chapoutier Crozes Hermitage "Les Meysonniers"
Sehr dunkles, blickdichtes Violett-Rot
In der Nase recht ausgeprägt, Gewürznoten, Himbeeren, Oliven
Am Gaumes recht plakative Frucht, ausgeprägte Säure, wenig Tannin.
Das ist ein sehr ordentlicher Wein, aber deutlich hinter dem 2015er, der komplexer, durch sein Tanningerüst strukturierter und auch lagerfähiger wirkte. Während der 2015er Ein- bzw. Nachkaufreflexe auslöste, ist das hier nicht der Fall.
86-88, bis 2022