Freitag, 30. Juni 2023

Keller Open 2023

Im Mai hatte ich zum zweiten Mal (nach 2019, guckstu hier) das Vergnügen, bei den "Keller Open" mitzuspielen, der (nicht nur) Jahrgangspräsentation des Weinguts Keller. Wein kaufen kann man da zwar (fast - eine trockene Scheurebe und einen Grauburgunder Réserve konnte man vor Ort erwerben) nichts, da im Mai alles längst ausverkauft ist, aber probieren kann man. Und wie. Bei den 2022er Weinen gibt es eine herausragende Riesling-Kollektion (was zugegebenermassen nicht überrascht) und eine grandiose Silvaner-Quadrologie mit einer (für mich) neuen Benchmark bei dieser Rebsorte. Daneben wurde eine Vertikale mit fünf Jahrgängen des Grossen Gewächses aus dem Westhofener Kirchspiel und eine beeindruckende Phalanx restsüßer Weine angeboten.


Weisse Burgundersorten

2021 Grauburgunder Reserve

Kupferfarben, kraftvoller noch nicht ausdifferenzierter Duft, Kraftvoll am Gaumen mit Schmelz und Potential. 89-91+


2021 Alte Reben Reserve

Ausgeprägter, floral wirkender Duft, am Gaumen mit Holzprägung, dabei aber sehr fein und lang. 91-93+ 

 

Spätburgunder

2015 Spätburgunder GG Dalsheimer Bürgel

Nachhaltiger Duft mit feiner Kirschfrucht (Amarena?), auch am Gaumen schöne Kirschfrucht, durchaus kantig wirkend, recht lang. 90-92 


2015 Spätburgunder GG Flörsheimer Frauenberg 

Im Duft ähnlich wie der Bürgel: nachhaltig mit feiner Kirschfrucht, am Gaumen wieder Kirsche, etwas voller als der Bürgel, lang. 91-93


2020 Spätburgunder GG Westhofener Morstein "Felix"

Noch unentwickelt, perfekt-samtiges Tannin, lang, wird groß. 93-95+ 


Die Scheurebe

2022 Scheurebe trocken "aus dem Morstein" 

Feiner, unaufdringlicher Duft, sehr schön mit feiner Säure. 87-89 

 

Die Riesling-Trilogie

2022 Riesling von der Fels

Vielversprechender, primär gelbfruchtiger Duft, auch am Gaumen gelbfruchtiger Charakter, toller von der Fels. 90-92

 

2022 Riesling GG Westhofener Kirchspiel 

Wow. Toller Duft mit kalkiger Mineralik, gelbe und rote Früchte. Das setzt sich am Gaumen fort: Sehr mineralisch mit gelber und roter Frucht, tolle Säure, lang, wird groß. 94-96. 


2022 Riesling GG Dalsheimer Oberer Hubacker

Im Duft etwas verhaltener als das Kirchspiel, gelbfruchtig mit hintergründiger Mineralik. Am Gaumen tritt die Mineralik dann deutlicher hervor, gelbfruchtig. 93-95.



Die Kirchspiel-Vertikale 

2019 Westhofener Kirchspiel Riesling GG

Intensive und eher rotfruchtige Nase mit deutlicher Mineralik. Auch am Gaumen deutliche Mineralik, eher rotfruchtige Aromatik, sehr lang. 94-96 

 

2017 Westhofener Kirchspiel Riesling GG

Etwas weiter entwickelt als der 2019er (natürlich), wieder diser eher rotfruchtige Charakter mit deutlicher Mineralik. 94-96

 

2013 Westhofener Kirchspiel Riesling GG

Großartige Nase, voll entwickelt mit viel gelber und roter Frucht, stützende Mineralik. Am Gaumen fein, toll gereift, lang. 94-96

 

2011 Westhofener Kirchspiel Riesling GG

Wieder eher rotfruchtig, weniger mineralisch als der 2013er, auch am Gaumen vielleicht etwas weniger Spannung. 93-95.

 

2005 Westhofener Kirchspiel Riesling GG

Eher gelbfruchtig mit feiner Honignote (?). Sehr schöne Frucht, etwas Restsüße, lang, noch Zukunft. 94-96


Die Silvaner-Quadrologie

2022 Grüner Silvaner

Schöner Sortentyp, fein, macht Spaß. 86-88


2022 Westhofen Sylvaner

Setzt auf den "Grünen Silvaner" eins drauf: nachhaltiger, sehr fein. 89-91


2022 Sylvaner "Feuervogel" 

Und noch ein Schritt nach oben mit klarer mineralischer Komponente, hervorragend. 90-92+


2022 Sylvaner "vom Austernfels"

Und da ist sie: die neue Benchmark für Sylvaner. Feiner, nachhaltiger und mundwässernder Duft, am Gaumen deutlich mineralische Prägung, feingliedrig, sehr lang, grossartig. 93-95+



Süße Versuchungen 

2022 Riesling Kabinett "limestone"

In der Nase floral mit etwas Zitrus. Am Gaumen wieder Zitrus, schönes Spiel. 87-89


2014 Niersteiner Hipping Riesling Kabinett -Versteigerung-

Deutlich mineralischer Duft mit Zitrus und rotfruchtigfen Noten. Am Gaumen feingliedrig mit unaufdringlicher Süße. 91-93.


2013 Niersteiner Pettenthal Riesling Spätlese Goldkapsel

Etwas "schwer" wirkender gelbfruchtiger Duft. Wirkt am Gaumen etwas undifferenzierter als der vorherige Kabinett. 89-91


2015 Westhofen Abts E Riesling Spätlese Goldkapsel 

Feiner, etwas ins Rotfruchtige changierender Duft. Feingliedrig mit perfekter Süße-Säure-Balance, lang. 92-94 


2011 Niersteiner Pettenthal Riesling Auslese 

Großartige Nase mit gelber Frucht, Maracuja, feine Honignote. Auch am Gaumen großartig, lang. 94-96 


2015 Westhofen Abts E Riesling Auslese Goldkapsel -Versteigerung-

Im Duft eher zurückhaltend, gelbe Früchte, Honignote. Am Gaumen groß mit perfekter Säure und viel gelber Frucht, wieder Maracuja. 95-97

Sonntag, 25. Juni 2023

Drei Farben Silvaner

Roter und blauer Silvaner sind Varianten der Rebsorte mit etwas dunkelschaligeren Beeren (die aber trotzdem Weissweine liefern). Vor einiger Zeit habe ich ein Trio des Jahrgangs 2021 vom fränkischen Weingut Zehnthof Luckert erstanden - drei Sulzfelder Ortswein aus Silvaner (den man auch als grünen Silvaner bezeichnen kann), rotem und blauem Silvaner. Da lag ein Vergleich dann nahe... 

Mehr Details zur Rebsorte gibt es übrigens hier.

 


2021 Sulzfelder Silvaner

Mittelgelb mit leichtem Goldschimmer
Recht ausgeprägter und animierender Duft nach Birne, Quitte und herben Kräutern  
Auch am Gaumen animierend mit schöner Frucht und passender Säure. Blitzsauberer Wein und für mich archetypischer fränkischer Silvaner 

86-88, bis 2025


2021 Sulzfelder Blauer Silvaner

Mittelgelb
Im Duft etwas zurückhaltender, aber mit sehr präziser Frucht (wieder Birne), frisch und mit gewisser Mineralik
Am Gaumen saftige Frucht, deutlich erdiger Charakter, recht nachhaltig
Wirkt im Vergleich zum "farblosen" Silvaner etwas fokussierter und präziser

87-89, bis 2025


2021 Sulzfelder Roter Silvaner 

Mittelgelb
Im Duft fruchtgeprägt mit erdigem Charakter
Am Gaumen dezente Frucht, feine Säure, wieder erdig, etwas Schmelz, nachhaltig 

86-88, bis 2025  


Fazit: Drie sehr schöne Silvaner, die sich (natürlich) sehr ähnlich sind. Mein Favorit ist der blaue Silvaner wegen seiner fokussierten und präzisen Charakteristik.

Drei Farben Rosé

Rosés sind seltene Gäste in unserem Keller und unseren Gläsern.  In den letzten Monaten haben sich aber drei Rosés im Keller "aufgestaut", so dass sich - auch wenn die drei Weine in vielerlei Hinsicht sehr verschieden sind - ein Vergleich anbot. Gestern und heute war es dann soweit.

 


 


2021 Hofgut Falkenstein Niedermenninger Herrenberg Rosé 

Kräftiges, recht dunkles Rosa
Sauberer, leicht rauchiger Duft nach roten Früchten (Erdbeeren). Die rauchige Note war am zweiten Tag nicht mehr da. Vielleicht hatten am ersten Tag auch nur die Nachbarn gegrillt :-) 
Am Gaumen schlank und recht säurebetont, verhaltene Frucht, betont trocken, säurebetontes Finale
Interessante Interpretation, sehr moderat im Alkohol (10,5%)

84-86, würde ich bis Ende nächsten Jahres trinken 


2012 Lopez de Heredia Vina Tondonia Gran Reserva 

Kräftiges Orange-Rosa
Recht ausladender und klar vom Holzausbau geprägter Duft nach Nüssen, Zitrusfrüchten und Kräutern
Am Gaumen voluminös mit viel Grip und gut integrierter Säure, wieder Zitrus und Kräuter, langer Abgang 

91-93, dürfte Potential bis Ende des Jahrzehnts haben


2020 Huber Malterdinger 

Vergleichsweise helles Rosa
In der Nase verschlossen, etwas Zündplättchen, erkennbar vom Holzausbau geprägt, kaum Frucht
Auch am Gaumen noch zugeknöpft und auch hier vom Holzausbau geprägt, ganz dezent rotfruchtig, viel Grip, betont trocken, langes, deutlich mineralisches Finale. Potential.

88-90+, eher noch 1-2 Jahre ruhen lassen 


Fazit: Drei sehr verschiedene Rosés, alle abseits des Mainstreams. So richtig begeistern tut mich keiner (wobei man beim Vina Tondonia den Preis von über 70 Euro berücksichtigen muss). Rosés werden wohl auch weiterhin seltene Gäste bei uns bleiben.

Donnerstag, 22. Juni 2023

F&F Peters

F&F Peters ist ein junges und kleines Weingut, das hervorragende Lagen in Rheinhessen bewirtschaftet. Felix Peters hat lange beim rheinhessischen Weingut St. Antony gearbeitet, bevor er sein eigenes Weingut gegründet hat. Ich hatte davon gehört und gelesen, aber noch nicht getrunken. Im Frühjahr konnte ich aber ein Paket mit drei Weinen aus dem Jahrgang 2020 zu einem sehr günstigen Preis erwerben.


2020 F&F Peters Nierstein "Roter Schiefer" Riesling

Mittelgelb
Zurückhaltender, primär gelbfruchtiger Duft
Auch am Gaumen eher gelbfruchtig, pikant, nicht sehr komplex aber mit schönem Trinkfluß.
Sehr schöner Ortsriesling, der durchaus die "Gene" der Lagenrieslinge in sich trägt. 

86-88, würde ich in den nächsten 2-3 Jahren trinken


2020 F&F Peters Niersteiner Orbel Riesling

Helles bis mittleres Gelb
Im Duft eher schlank, aber sauber, animierend und pikant mit einem Mix aus gelben und teils roten Früchten sowie Kräutern
Am Gaumen schlank, fokussiert und in sich ruhend. Deutliche Mineralik, pikantes Finale

89-91, würde ich in den nächsten 3-5 Jahren trinken


2020 F&F Peters Dalsheimer Hubacker Riesling

Helles bis mittleres Gelb
In der Nase schlank, aber sehr präzise und animierend mit Noten von gelben Früchten und dunklen Beeren
Am Gaumen ebenfalls vergleichsweise schlank mit ausgeprägter Mineralik, viel Saft, gut integrierter Säure und einem langen, pikant-animierenden Abgang
Ausgesprochen schöner Riesling mit ausgeprägtem Trinkfluss 

90-92, sicher 3-5 Jahre, auf länger möchte ich mich da nicht festlegen


Fazit: Drei sehr schöne Weine, die eine klare Handschrift erkennen lassen. Dieser eher schlanke, in sich ruhende und pikant-animierende Stil gefällt mir sehr gut. Die 55 Euro, die ich für die drei Weine bezahlt habe, sind extrem günstig. Allerdings sind "normalerweise" wohl auch gut 80 Euro fällig. Vom Hubacker habe ich sechs Flaschen nachgeordert.

Montag, 29. Mai 2023

Der Geburtstagsriesling

Zum Geburtstag, zumal an einem Feiertag, sollte es ein besonderer Riesling sein. Zunächst hatte ich an 2013 Hubacker von Keller gedacht, mich dann aber (in Erinnerung an die grandiose Performance dieses Weines bei der 2013 Ten-Years-After-Probe Anfang Mai (guckstu hier)) umentschieden für Dönnhoffs 2013er Hermannshöhle.

 

2013 Dönnhoff Niederhäuser Hermannshöhle Riesling GG

Reifes Goldgelb
Intensiver und komplexer Duft nach gelben Früchten, Orangen, Rauch, Safran(?)
Auch am Gaumen Rauch, viel felsige Mineralik, sehr klare, fast strahlende gelbe Frucht, harmonisch integrierte Säure, Schmelz und große Länge
Großes Riesling-Kino und jetzt im besten Trinkfenster 

94-96, würde ich in den nächsten drei bis fünf Jahren trinken 

Fazit: Toller Riesling, wirkt aber etwas reifer und nicht ganz so großartig wie sein "Kollege" auf der  Ten-Years-After-Probe drei Wochen zuvor.


2013 - 10 Years After

Am 5. Mai fand in Kirchheim unter Teck eine großartige und großartig organisierte (vielen Dank, Dirk) Probe mit dem Who-is-who der Rieslinge des Jahrgangs 2013 statt. 

Bei einer solchen Probe mit über 25 Weinen und einem Menu "zwischendurch" fallen die Notizen mehr oder weniger zwangsläufig kürzer und sicher auch weniger präzise und verläßlich aus, als wenn man einen Wein über Stunden zu Hause in Ruhe verfolgen kann. Insofern sollten die folgenden Notizen mit einer gewissen Vorsicht interpretiert werden.



(alles Riesling und natürlich alles 2013)

 

Groebe Westhofener Kirchspiel Grande Réserve Auction

Sehr schöne Nase, "ölig", eher exotisch
Toller Wein, viskos, körperreich, deutliche Restsüße, sehr harmonisch, lang 

93-95

Diesen Wein habe ich besser bewertet als die meisten anderen Teilnehmer, aber er hat mir eben wirklich hervorragend gefallen 


Markus Molitor Zeltinger Sonnenuhr Auslese ***

Schlanke Nase, eher grüne, sehr saubere Frucht
Sehr mineralisches Fundament, vollmundig, Zukunft

91-93+


Trimbach Clos Ste. Hune

Schöne Frucht in der Nase, leichter Süßeeindruck, Apfel, sehr komplex
Sehr schöne Frucht, feine, perfekt eingebundene Säure, sehr harmonisch, sehr lang, wieder leichter Süßeeindruck. Groß. 

95-97


Bürklin-Wolf Forster Kirchenstück
Nase verhalten, reife Frucht
Verhalten, aber sehr nachhaltig, ausgeprägte Mineralik, fein, braucht noch Zeit 

91-93+


Emrich-Schönleber Monzinger Halenberg

Tolle Nase, extrem mineralisch, inensive und sehr feine gelbe Frucht, etwas Orange
Am Gaumen tolle gelbe Frucht, sehr mineralisch, tief, groß 

95-97

 

Schäfer-Fröhlich Bockenauer Felseneck 

Reife, etwas säuerlich wirkende Frucht, Apfel.
Nicht mein Wein

? (keine Bewertung)

Da ist mein Problem mit Schäfer-Fröhlich wieder. Ich konnte mit diesem Wein nicht viel anfangen und verzichte lieber auf eine Bewertung, als hier irgend etwas Albernes zu posten. Vielleicht verstehe ich die Weine von Schäfer-Fröhlich einfach nicht.


Emmerich Knoll Smaragd Ried Schütt

Großartige Nase
Am Gaumen etwas unharmonisch

91-93?


Nikolaihof Privatreserve Klause am Berg

Nase fein, in sich ruhend
Sehr fein, etwas parumiert, leichter Süßeeindruck, schön 

92-94


Keller Westhofener Kirchspiel

Schöne Frucht (gelbe und rote Früchte)
Straff, kalkige Mineralik

92-94


Wittmann Westhofener Kirchspiel

Apfel
Am Gaumen toll, perfekt integrierte Säure, feine Süße

94-96

Dass Wittmann in diesem Flight vor Keller lag, hat einige überrascht. Ich konnte Kellers 2013er Kirchspiel zwei Wochen später auf dem Weingut noch einmal verkosten und fand es dort klar besser.


Dönnhoff Norheimer Dellchen

Tolle rauchig-gelbfruchtige Nase
Reife Gelbfrucht, toll

93-95


Dönnhoff Niederhäuser Hermannshöhle 

Großartige intensive Nase
gelbe und rote Frucht, enorme Mineralik, lang

96-98 und Einzug in meine Riesling Hall of Fame

Das Dellchen war hervorragend, aber die Hermannshöhle in dieser Verfassung der Wein des Abends.


Breuer Rauenthaler Nonnenberg

Säuerliche Fruucht (was hier nicht negativ gemeint ist), viel Potential 

91-93


Breuer Rüdesheimer Berg Schloßberg 

Wirkt in der Nase noch verschlossen, säuregeprägt
Schön, eher rotfruchtig, toll integrierte Säure, lang, Zukunft 

94-96+

Einer der wenigen Weine, die wohl noch nicht auf dem Höhepunkt sind. Die anderen waren Molitors Zeltinger Sonnenuhr, Bürklin-Wolfs Kirchenstück und Breuers Nonnenberg. 


P.J. Kühn Schlehdorn 

Tolle, intensive Nase, eher süß, medizinal
Sehr intensiv, eher kräutrig, viel Glyzerin, wieder medizinal, lang

93-95


Schätzel Niersteiner Pettenthal 

Nase eher säuerlich, leicht rotfruchtig
Auch am Gaumen eher rotfruchtig, schlank, Säure dominiert  

91-93+?


Keller AbtsE

Schöne, leicht medizinale Nase
Schön, leicht viskos

92-94


Wittmann Westhofener Brunnenhäuschen 

Nase schlank, puristisch, etwas säuerlich
Spannend, wieder puristisch, lang., Potential

91-93+

Die Mehrheit der Teilnehmer hatt das Brunnenhäuschen vorne. Unabhängig von der Reihenfolge hatte ich mir von der AbtsE mehr versprochen (auch wenn das natürlich Jammern auf sehr hohem Niveau ist).


Christmann Königsberger Ölberg Kapelle 

Sehr schöne, eher rotfruchtige Nase
In sich ruhend, schön integrierte Säure 

92-94


Knipser und Philippi Kallstadter Saumagen Spätlese trocken

Spezielle Nase, Rhabarber? Spannend, leicht oxidativ

87-89?

Dieses "in-sich-ruhende" haben Chtistmanns Weine eigentlich immer, und ich mag das sehr. Der Saumagen war irgendiwe nicht auf der Höhe.


Trimbach Cuvée Frédéric Emile

Nase "warm", leicht medizinal
Am Gaumen überraschend schlank, prägnante Säure, Apfel 

92-94


Zind-Humbrecht Brand

Nase eher verhalten, aber durchaus ähnlich der des Frédéric Emile
Am Gaumen harmonischer, gut integrierte Säure, medizinal 

93-95


Hirtzberger Singgerriedl

Schöne reife Nase
Viskos, reif, schön

93-95


F.X. Pichler Riesling Unendlich

Medizinal-kräutrige Nase, Heftpflaster
Etwas monolithisch, recht lang, medizinal-kräutrig 

89-91

 

Zum Abschluß und nach der "eigentlichen" Probe gabe es noch zwei Süßweine, die ich aus unserem Keller mitgebracht hatte: 

 

Dönnhoff Niederhäuser Hermannshöhle Spätlese

Dezente Gelbfrucht, mineralische Prägung
Schöne Harmonie

91-93


Fritz Haag Brauneberger Juffer-Sonnenuhr Auslese Goldkapsel -9- 

Deutlich mineralisch geprägte Nase
Deutliche Süße, sehr mineralisch, würzig 

92-94

 

Fazit: Tolle Probe. Wenn ich es einrichten kann, komme ich nächstes Jahr zu "2014 - Ten Years After" gerne wieder. Und da hätte ich dann eine Prognose, welcher Wein gewinnt... (guckstu hier

 

Samstag, 27. Mai 2023

Voll auf die Zwölf

Der Jahrgang 2012 in Bordeaux gehört sicherlich nicht zu den großen Jahrgängen seines Jahrzehnts. Er war geprägt von einem eher naßkalten Frühjahr, einem heißen und trockenem Sommer und Niederschlägen im Herbst. Es heißt, das Jahr sei am rechten Ufer besser gelungen als am linken Ufer, da die früher reifenden Merlottrauben tendenziell vor den Herbstniederschlägen gelesen werden konnten. Die Wahtheit aber ist im Glas, und um dieser Wahrheit auf den Grund zu gehen, versammelten sich Ende April 10 Weinfreunde in Köln. 

Vorweg gab es, sozusagen off topic, einen Weißwein, danach 16 Rotweine in Zweier-Flights. Mit Ausnahme des ersten Flights kamen die Weine dabei jeweils aus der gleichen Appelation.




Clos Floridene blanc

Feine Nase, Orange, Sauvignon-Aromatik
Gut eingebundenes Holz, prägnante Säure

86-88


Chateau Moulin-Haut-Laroque

Feine, saubere Kirschfrucht, mentholische Frische
Schöne Frucht, etwas rustikal 

86-88


Chateau Feytit-Clinet

Sehr schöne Nase, tief, würzig
Am Gaumen etwas Stall, dahinter dicht, herb, mit leichter Bitternote 

ohne Bewertung


Chateau Haut-Bailly

Im Duft sehr fein, elegant, Kirsche
Auch am Gaumen Elegant, Paprika 

90-92


Domaine de Chevalier

In der Nase herb, Cassis, tief, kräutrig
Fein, transparente Kirschfrucht, fehlt etwas an Länge 

89-91


Chateau Calon-Ségur

Sehr schöne Nase "into your face", viel dunkle Frucht, Cassis, dunkle Beeren
Tolle Frucht, komplex, lang, harmonisch 

93-95

 

Chateau Montrose

Im Duft etwas zurückhaltender, aber durchaus ähnlich dem Calon-Ségur, dunkle Frucht, Papika, mentholische Frische
Deutlich herber und verschlossener als der Calon, Lakritz, Potential 

91-93+


Chateau Batailley

In der Nase schöne Frucht, leicht rustikal, dunkle Frucht
Kräutrig-würzig mit etwas mentholischer Frische 

89-91


Chateau Grand-Puy-Lacoste

Sehr schöne, klassisch-elegante dunkelfruchtige Nase
Auch am Gaumen klassisch, eher kräutrig, feines Tannin 

91-93


Chateau Leoville-Poyferré

In der Nase intensiv mit viel dunkler Frucht, Cassis
Am Gaumen intensive Frucht, lang

92-94


Chateau Ducru-Beaucaillou

Sehr fein ausdifferenzierte, transparente Nase, mit Luft Paprika
Am Gaumen ausserordentlich fein und elegant 

93-95


Chateau Malescot-Saint-Exupery

Feine Nase, dunkle Frucht, etwas Paprika
Schöne Komplexität, wieder etwas Paprika, würzig

89-91


Chateau Rauzan-Segla

Intensive Nase, blumig, mentholisch-etherisch
Am Gaumen fein, transparent, sehr elegant

91-93


Chateau Beausejour-Becot

Sehr feine Nase mit iel Kirschfrucht
Schöne Frucht am Gaumen, wenn auch etwas plakativ 

90-92


Chateau Beausejour Duffau-Lagarosse

Der Wein duftet nicht, er stinkt. Trinken mag man das dann schon nicht mehr 

ohne Bewertung


Chateau Canon

In der Nase viel dunkle Frucht, Kirsche, fein
Am Gaumen sehr schöne Frucht, fest, salziges Finale 

91-93


Chateau Pavie-Macquin 

Schöne Nase, kräutrig (Cabernet Franc?), fein, Kirsche
Etwas alkoholische Schwere, Kirsche, etwas schwerfällig 

88-90


Fazit: Dass 2012 kein großer Jahrgang ist, merkte man auch in dieser Probe. In einem großen Jahr hätte man bei diesem Line-up mehr Bewertungen um und über 95 erwartet. Das heißt nicht, dass es nicht sehr schöne Weine ab. Allerdings kamen für meinen Geschmack die besten vom linken Ufer, das doch angeblich 2012 nicht so gut abgeschnitten hat. Meine Highlights waren Calon-Ségur (davon hättte ich gerne mehr im Keller) und Ducru-Beaucaillou (davon eigentlich auch, aber der ist halt auch teuer), gefolgt von Leoville-Poyferre. Die Weine des rechten Ufers fand ich auf hohem Niveau etwas enttäuschend. Beausejour Duffau-Lagarosse muss ich bei Gelegenheit nachverkosten um zu sehen, ob das (hoffentlich) nur ein Flaschenfehler war. Für Feytit-Clinet gilt eigentlich das gleiche, aber da ich davon keinen mehr habe und nach der Erfahrung hier nicht noch einmal viel Geld dafür ausgeben möchte, werde ich das wohl lassen.