Sonntag, 5. März 2023

Der Endgegner (Riesling 2014 Teil 4 - Rheingau)

An diesem Wochenende stand die vierte Etappe der Riesling 2014-Tour auf dem Programm: der Rheingau mit leider nur drei Weinen. Darunter allerdings eine Ikone.

Vorherige Etappen waren Mosel, Pfalz mit einem Gastspieler aus Franken und Nahe.


2014 Prinz Hallgartener Schönhell Riesling GG 

Reifes Goldgelb
Mittelkräftiger Duft mit ausgeprägten Noten gelber Steinfrüchte (Aprikose)
Am Gaumen mittelgewichtig mit reif wirkende Aprikosenfrucht, präsenter Säure und recht langem, würzigem Abgang 

89-91, sollte IMHO in den nächsten zwei bis drei Jahren getrunken werden 


2014 Robert Weil Kiedricher Gräfenberg Riesling GG 

Mittleres Gelb mit Goldschimmer
Recht ausgeprägter und spannender Duft mit "dunkler" Würze (Tannenwald?), dann aber zunehmend gelben Früchten und Zitrusnoten
Recht kraftvoller Auftritt am Gaumen, trotz der Kraft aber ein in sich ruhender Wein mit ausgeprägter Zitrusfrucht, dunkler Mineralik, unaufdringlich-präsenter Säure und sehr langem, wieder zitrusfruchtigen Finale. 

92-94, bis 2030+


2014 P.J. Kühn Mittelheimer Sankt Nikolaus Riesling GG 

Reifes Goldgelb
Schon direkt nach dem Öffnen entströmt dem Glas ein ebenso faszinierender wie schwer zu beschreibender  Duft. Da sind vor allem kräutrige Noten (Kamille?), daneben etwas Zitrus. Mit mehr Luft und Temperatur noch intensiver und mit einer deutlich mineralischen Komponente
Baut am Gaumen sofort eine druckvolle Präsenz auf, aromatisch sind da wieder Kräuter und (teilweise kandierte) Zitrusfrüchte, vor allem ist da aber eine den Wein marmorierende Säure und ein sehr griffiges Mundgefühl. Kilometerlanger Abgang - der Wein bleibt wirklich minutenlang am Gaumen haften. 
Das ist nicht einfach "nur" ein großer Riesling, sondern eine Ikone. Vor Jahren habe ich den Wein mit 95-97 bewertet und in meine Riesling Hall of Fame aufgenommen (guckstu hier). Ich habe mich gestern und heute gefragt, was an diesem Wein besser sein müsste, damit er die Höchstbewertung verdient. Mir ist nichts eingefallen.

98-100, Potential bis ins nächste Jahrzehnt


Fazit: Den Schönhell von Prinz hatte ich seinerzeit wegen sehr guter Bewertungen (94 bei Wein plus) und seines moderaten Preises (ich habe unter 20 Euro bezahlt) bestellt. Für den gezahlten Preis ist das ein schöner Wein, aber an die "Bewertungsvorgaben" kommt er meiner Ansicht nach nicht heran. Der Gräfenberg ist ein hervorragender Riesling und wird dem Renommée von Weingut und Lage vollauf gerecht. Wenn man gegen den Sankt Nikolaus antreten muss, ist das dann aber doch so, als würde man mit dem Messer zu einer Schiesserei gehen.

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