Montag, 2. Mai 2022

Bordeaux 2003 (Teil 1)

Mit dem Jahrgang 2003 habe ich so meine Probleme. Anfangs wurden die Weine aus dem Hitzejahr bejubelt, konnten dann aber nicht immer halten, was sie versprachen. Um unsere 2003er Bordeaux habe ich daher auch lange einen Bogen gemacht (wie auch um manchen Riesling aus dem Jahr, guckstu hier). Nun aber war mal wieder eine "Wasserstandsmeldung" gefragt, und so haben wir in recht kurzer Folge fünf 2003er überprüft. Drei weitere gibt es noch, die kommen dann irgendwann im zweiten Teil zusammen mit dem auf Wiedervorlage gelegten (s.u.) Giscours.



2003 Chateau Charmail 

Recht dunkles Rot mit leichtem bräunlichen Reifeschimmer
In der Nase Cassis, Brombeeren, Leder; wird mit Luft intensiver. Sehr typisch linkes Ufer
Auch am Gaumen sehr typisch, dunkelfruchtig, noch präsentes und leicht trocknendes Tannin
Wirkt angesichts des heißen Jahres durchaus klassisch mit moderatem Alkoholgehalt (13%). Knapp mittellanger Abgang 

87-89, sicher noch weitere 2-3 Jahre in guter Trinkreife

 

2003 Chateau Grand-Puy Ducasse 

Noch recht dunkles Rot mit Reifenoten am Rand
Sehr typische Nase mit Noten von dunklen Früchten und Leder, wird mit Luft vielschichtiger
Wirkt am Gaumen trotz des Hitzejahres klassisch, mit Noten dunkler Früchte, noch sehr präsenten (und leicht trocknenden) Tanninen und einer belebenden Säure.
Sehr schöner Wein, den ich nie im Jahr 2003 verortet hätte. Jetzt in sehr schöner Trinkreife, hält bei guter Lagerung aber sicher noch ein paar Jahre dieses Niveau. 

90-92, bis 2025+


2003 Chateau Moulin Haut Laroque 

Recht dunkles. aber deutlich gereift wirkendes Rot mir Brauntönen
In der Nase von mittlerer Intensität, dunkle Kirsche und Pflaume
Am Gaumen sehr präsent wirkend, noch spürbarer Gerbstoff-Grip, dunkelfruchtig, mittlere Länge, der recht hohe Alkohol ist gut integriert 
Stilistisch natürlich anders, aber im Niveau ähnlich wie der oben beschriebene Charmail. 

87-89, sollte m.E. bald getrunken werden

 

2003 Chateau Giscours 

Auch hier mittleres bis dunkles, deutlich gereift wirkendes Rot mit Brauntönen
In der Nase ein dunkelfruchtiger Grundton, daneben kräutrig-gewürzige Noten
Am Gaumen recht kraftvoll mit noch präsentem feinsandigem Tannin. Wenig Frucht, dafür Noten von Kakao und Schololade, recht lang.
Der Wein ist noch völig intakt mit Potential für weitere Jahre, aber er wirkt bei aller Qualität weniger typisch (oder "klassisch") als der Grand-Puy Duvasse 

88-90, in den nächsten 3-5 Jahren trinken 


2003 Chateau Duhart-Milon

Mittleres bis dunkles, noch recht jung wirkendes Rot
In der Nase recht ausgeprägt, zunächst dominieren ein minzig-mentholischer Ton und grünliche Noten. Mit Luft kommt dann eine sehr schöne dunkle Frucht zum Vorschein, die mit dem minzig-mentholischen Ton gut harmoniert. Daneben etwas Bleistift. Insgesamt sehr stimmig, elegant und durchaus tiefgründig.
Am Gaumen sehr schöne Kombination aus Kraft und Eleganz (die sprichwörtliche Faust im Samthandschuh); dunkle Früchte, etwas Waldboden, stützende und fast seidige Tannine, lang.
Sehr schöner Pauillac mit für das warme Jahr moderatem Alkoholghalt von 13%. 

93-95, derzeit besser dekantieren; wird sicher bis Ende des Jahrzehnts Freude machen 


Fazit: Charmail und Moulin Haut-Laroque liefern etwa auf dem Niveau, das man erwartet. Positiv überrascht hat mich der Grand-Puy Ducasse, der nicht nur sehr schön ist, sondern dem man auch das Hitzejahr nicht anmerkt. Noch besser (aber auch ein gutes Stück teurer) ist der Duhart-Milon. Giscours hat mich etwas enttäuscht. Da aber mein Eindruck deutlich von anderen Beschreibungen dieses Weins abweicht, will ich nicht ausschliessen, dass ich einfach eine schlechte Flasche erwischt habe und werde den Wein daher demnächst noch einmal prüfen.

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