Donnerstag, 17. Juli 2025

Ein Bordeaux-Sammelsurium

Im Laufe der letzten ein bis zwei Jahre habe ich einiges an Bordeaux getrunken und mir zwar Notizen gemacht, aber das jeweilige Datum nicht notiert (und auch nicht immer Fotos gemacht). Diese Notizen habe ich jetzt in diesem Post gesammelt. Die Reihenfolge der einzelnen Weine ist mehr oder weniger zufällig. Einige der Weine sind auch schon in anderen Posts aufgetaucht, aber das waren dann andere Flaschen. 

Es geht los mit (mal wieder) einem Calon-Segur. Für dieses Weingut habe ich ja eine (mir selbst schwer erklärliche) Schwäche, guckstu hier.



 

2017 Chateau Calon-Segur 

Mittleres bis dunkles Rot
Recht ausgeprägter und gut entwickelter Duft nach dunklen Beeren und Gewürzen, etwas Kaffeepulver. Am zweiten Tag wirkt der Duft "heller" und mit einer zusätzlichen floralen Komponente
Am Gaumen mittelgewichtig mit Aromen dunkler Beeren, spürbares, aber doch eher zurückhaltendes Tannin, mittlere Länge.
Das ist ein sehr schöner Wein, aber man merkt ihm doch an, dass er nicht aus einem grossen Jahr stammt. Schon gut trinkbar, aber wohl auch nicht mit dem Reifepotential grosser Jahrgänge. 

91-93, bis 2030+

 

Weiter geht es mit einem 2011er, einem Jahrgang, der nicht den besten Ruf hat. 

2011 Chateau Smith Haut Lafitte 

Dunkles Rot fast ohne Reifenoten
Herb wirkender Duft nach roten und schwarzen Beeren (Cranberries), etwas gegrillte Paprika, Tabak. Nach zwei Tagen dominieren die dunklen Früchte, es kommt aber (etwas überraschend) eine an Orangenschale erinnernde Note hinzu.
Am Gaumen kraftvoll und auch hier betont herb mit noch deutlich spürbarem Tannin, dunkle Frucht. Der Wein hat gute Anlagen, wirkt aber noch immer recht zugeknöpft und bewegt sich sicher nicht auf der charmanten Seite des Bordeaux-Spektrums. Nach zwei Tagen etwas gemäßigter mit weniger ruppigem Tannin und auch am Gaumen eher dunkelfruchtiger Aromatik. Mittleres bis langes Finale. Insgesamt eindrucksvoll, ohne charmant zu sein. Da brauchts ein Steak dazu. 

90-92+, würde ich eher noch etwas liegen lassen 


Als nächstes ein deutlich preiswerterer Wein aus einem deutlich besseren Jahr. 

2009 Chateau Fontenil 

Kräftiges Rot mit leichter Reife am Rand 
Intensiver Duft nach roten (Himbeere) und schwarzen Früchten, etwas Heftpflaster (ohne negative Konnotation), am zweiten Tag auch etwas Cassis
Am Gaumen viel Kraft, reifes Tannin, belebende Säure, auch viel Frucht, die aber bis in den mittellangen und ganz leicht bitteren Abgang etwas säuerlich wirkt. Am zweiten Tag wirkt das harmonischer, wenn auch eine ganz leichte Bitternote bleibt.

88-90, dürfte noch ein paar Jahre auf diesem Niveau vor sich haben 


Der nächste Wein ist ein Klassiker, den ich sehr gerne mag (guckstu auch hier)


1998 Chateau Pavie Macquin 

Dunkles Rot mit leichten Reifenoten am Rand
Intensiver und vielschichtiger Duft nach dunklen Früchten, Pflaumen, Gewürzen, Blut und einem Hauch Tabak
Kraftvoller Auftritt mit gaumenfüllender Frucht, fleischige Noten, noch präsentes, reifes Tannin, kreidige Mineralik, sehr lang. 

95-97, grosses Bordeaux-Kino und noch Potential für ein paar Jahre  


Ein Jahr jünger ist der nachfolgende Pauillac.

1999 Chateau d'Armailhac 

Recht dunkles Rot mit deutlichen Reifenoten
Sehr typischer Duft mit (nur anfänglich) ein bisschen Funk, roter und dunkler Frucht und etwas Zedernholz. Wird mit mehr Luft runder, jetzt eher dunkelfruchtig mit etwas Graphit
Am Gaumen gute Präsenz, eher rote Frucht, spürbares und leicht trocknendes Tannin 

89-91, bald trinken 


Weiter geht es ans rechte Ufer, zu den Cötes de Castillon. Dort produziert das Chateau d'Aiguilhe in guten Jahren mit schöner Regelmäßigkeit Weine mit hervorragendem Preis-Leistungsverhältnis.
(zu dem auf dem Bild gezeigten 2000er gibt es leider keine Notizen)


2015 Chateau d'Aiguilhe 

Dunkles Rot mit erster angedeuteter Reife
In der Nase viel Frucht, zuerst Kirsche, mit mehr Luft auch dunkle Fruchtnoten und eine dezente Würze
Am Gaumen dann kraftvoll mit gaumenauskleidender und (auch durch eine passende Säure) frisch wirkender Frucht, aber auch recht präsentes Tannin, das dem Wein Struktur gibt. Im ordentlichen Abgang findet sich dann auch die Würze aus dem Duft wieder. 
Ein schöner Spaß-Bordeaux, der jetzt in bester Trinkreife ist. 

89-91, hält sich sicher noch einige Jahre auf diesem Niveau, aber warum warten? 


Den 2004er Leoville Barton habe ich erst kürzlich über den grünen Klee gelobt (guckstu hier). Diese Notiz hier ist älter.

2004 Chateau Leoville Barton 

Sehr dunkles Rot mit nur ganz leicht angedeuteter Reife
Der Duft schreit förmlich "Bordeaux". Kraftvoll, tiefgründig mit roten und dunklen Früchten, etwas gerösteter Paprika, etwa Edelholz und ein wenig Menthol. Anfangs mit leichten Stallnoten, die sich mit Luft verziehen.
Jetzt in bester Trinkreife mit noch präsentem Tannin, einer recht lebhaften Säure. Dunkelfruchtig und herb mit leichter Mentholnote, recht langes dunkelfruchtiges Finale. Dicht, sehnig und ohne jede Süße.
Ganz klassischer linksufriger Bordeaux, dem niemad erzählt hat, dass er aus einem (angeblich) eher kleinen Jahrgang stammt. Ein dickes "like".

92-94, in dieser Verfassung und bei guter Lagerung sicher bis 2030


Nicht alle 2004er sind so gut gelungen, das beweist der nächste Wein (der aber zugegebenermaßen auch nur etwas mehr als die Hälfte gekostet hat).



2004 Chateau Phelan Segur

Dunkles Rot mit nur ganz leichten Reifenoten
Verhaltener Duft nach vorwiegend dunklen Früchten (Heidelbeeren)
Auch am Gaumen recht zurückhaltend mit dunkelfruchtiger Aromatik. Während das im Antrunk durchaus gediegen wirkt, macht sich dann eine gewisse Rustikalität mit einer leichten Bitternote bemerkbar, die den Wein in den eher knappen Abgang geleitet. Insgesamt etwas freudlos.

85-87, wohl eher bald trinken


Als nächstes ein Wein aus Pessac-Leognan, der in den letzten Jahren eine gewisse Aufmerksamkeit (sprich: gute Kritikerbewertungen) erfahren hat. Soweit ich mich erinnern kann war das meine erste Begegnung mit Malartic-Lagraviere.

2015 Chateau Malartic Lagraviere

Dunkles, noch recht jugendlich wirkendes Rot
Im Duft noch vom Holzausbau geprägt, noch nicht voll entfaltete Frucht
Wirkt am Gaumen rund mit leichter alkoholischer Wärme, sehr präsentem Tannin und einer recht ausgeprägten Säure. Das ist gut, noch nicht bei seiner endgültigen Trinkreife angekommen, aber auch etwas mainstreamig. 

89-91+, eher noch einige Jahre liegenlassen 


Der nächste Wein ist ein schönes Beispiel dafür, dass Bordeaux auch Trinkspaß zu kleinen Preisen (13,50 in diesem Fall) bieten kann.


2009 Chateau Cap de Faugeres 

Sehr dunkles, noch fast jugendlich wirkendes Rot
Recht intensiver Duft mit Noten von eher roten als dunklen Früchten, etwas Kreide, insgesamt frisch und animierend 
Am Gaumen voll entwickelt mit schöner Frucht, noch durchaus präsentem, strukturgebendem und auch leicht trocknendem Tannin und recht langem, fruchtbetonten Finale
Sehr schön - nicht sehr komplex, aber ein grosser Trinkspaß 

88-90, in den nächsten Jahren trinken - wird sicher nicht mehr besser 


Als nächstes ein kleiner Wein aus grossem Jahr. Auch den gab es hier schon einmal (guckstu hier).


2005 Chateau de Fonbel 

Recht kräftiges Rot mit deutlichen orange-braunen Reifenoten
Mittelkräftiger Duft nach Kirschen und Gewürzen sowie etwas Waldboden. Nach Belüftung wird der Duft kräftiger und es tritt eine leichte Mentholnote hinzu.
Am Gaumen recht verhaltene Frucht, noch deutlich vernehmbares Tannin, wirkt überraschend frisch. 
Ist die Frucht hier auf dem Rückzug? Auch wenn der Wein ansonsten noch sehr vital wirkt, würde ich ihn eher bald trinken.

87-89, bald trinken 


Chateau Lagrange mag ich eigentlich (guckstu zum Beispiel hier), und so habe ich mich gefreut, kürzlich ein paar Flaschen 2005er zu einem guten Preis kaufen zu können. Sooo gut war er dann aber leider doch nicht.

2005 Chateau Lagrange Saint Julien 

Dunkles Rot mit leichten Reifenoten
Im Duft nach ausreichender Belüftung viel dunkle Frucht (Blaubeeren), etwas Tabak, Teer
Am Gaumen noch viel Tannin, das aber von guter Qualität ist, nichts hartes. Zusammen mit einer prägnanten Säure bildet das einen festen Rahmen, der die dunkle Frucht in den recht langen Abgang trägt.
Insgesamt ein schöner Bordeaux, aber die Struktur dominiert doch etwas. 

89-91, bis 2035+


Von Chateau Charmail aus dem Haut-Médoc habe ich einige Jahrgänge gehabt, bin mit dem Wein aber nie so recht warm geworden. Das galt leider auch für diesen 2009er.

2009 Chateau Charmail 

Kräftiges Rot mit Reifenoten
Recht kräftiger, rauchiger Duft nach roten und dunklen Früchten sowie Gewürzen
Da hält der Wein am Gaumen nicht ganz mit: Kraftvoller Auftritt zwar, aber mit nur verhaltener Frucht und noch recht präsentem, etwas trocknendem Tannin, mittlere Länge. Die 14% Alkohol machen sich bemerkbar, wenn der Wein im Glas wärmer wird. 

86-88, eher bald trinken 


Der nächste Wein ist einer von denen, bei denen ich nicht weiß, warum ich sie eigentlich gekauft habe. Vermutlich bin ich da auf die Anpreisungen des Händlers hereingefallen.




2015 Chateau Lafon la Tuilerie Saint Emilion Grand Cru 

Sehr dunkles Rot
Mittelkräftiger Duft, in dem sich pflaumige Frucht mit einer vanilligen Holzprägung und Kräuternoten verbindet. Ungewöhnlich, aber nicht schlecht. 
Am Gaumen "dick", wieder leicht pflaumige Frucht, viel reifes Tannin, aber auch eine störende Bitternote und deutlicher Alkoholeindruck (die 15% lassen grüssen...).
Das macht mir so keinen richigen Spaß

83-85, hat sicher noch Potential




Freitag, 11. Juli 2025

Ein kapitaler Hirsch

Die Lage Zöbinger Heiligenstein im Kamptal besitzt einen hervorragenden Ruf. Das Weingut Bründlmayer etwa produziert dort ganz hervorragende Rieslinge. Das Weingut Hirsch war mir zwar namentlich bekannt, aber im Glas bin ich seinen Weinen bislang nicht begegnet. Seit 2021 vinifiziert man dort einen aus alten Reben in einem als Rotfels bezeichneten Teilstück des Heiligensteins einen separaten Wein. Der Falstaff vergab dafür 100 Punkte. Nun ist der Falstaff gemeinhin nicht knausrig mit Punkten, aber 100 für einen (zudem noch bezahlbaren) österreichischen Weißwein sind schon ein Wort. Daher kamen vor zweieinhalb Jahren vier Flaschen in unseren Keller. Heute ging es der ersten davon an ihren Schraubverschluß.



2021 Hirsch Zöbinger Heiligenstein-Rotfels Riesling

Mittelgelb
In der Nase zwar noch kompakt, aber mit erkennbarer Tiefe; knapp reife gelbe Frucht, auch grüne Frucht (Stachelbeere?) sowie Kräuter
Am Gaumen viel Substanz und Tiefe, gelbfruchtig (aber auch hier eher in der knapp reifen Variante), steinige Mineralik, hervorragend integrierte Säure, nicht völlig trocken, lang und nachhaltig.
Ein grosser Riesling, der noch nicht alles zeigt. Kommt in meine Riesling Hall of Fame.

95-97, bis 2035


Donnerstag, 10. Juli 2025

Riesling vom Faulenberg

Das Pfälzer Weingut Theo Minges war und ist mir zwar ein Begriff, aber ich weiß nicht, ob ich jemals einen Wein des Gutes getrunken habe. Dankenswerterweise haben mir liebe Kollegen aber eine Flasche zum Geburtstag geschenkt, so dass ich diese Bildungslücke schliessen konnte. Der Wein zeichnet sich nicht nur durch ein interessantes Etikett aus, sondern ist auch ansonsten sehr gut. Ob allerdings "Unterer Faulenberg" eine sehr kaufanimierende Lagenbezeichnung ist, sei dahingestellt... 

 


2023 Theo Minges Gleisweiler Hölle Unterer Faulenberg Riesling GG

Helles bis mittleres Gelb
Recht ausgeprägter Duft nach gelben Steinfrüchten, vor allem Pfirsisch, ein Hauch Banane(?)
Am Gaumen zwar noch unentwickelt, aber eine ausgeprägte gelbfruchtige Aromatik deutet sich hier ebenfalls an. Gut eingebunde Säure und eine ins Salzige spielende Mineralik bilden das Fundament dazu.
Sehr schöner Riesling mit Zukunft

91-93, sollte noch zwei bis drei Jahre liegen und hat danach Reserven für sicher weitere fünf Jahre 

Schnäppchenjagd relaoded

Da habe ich doch schon wieder so ein preisreduziertes Überraschungspaket bestellt... 

Im letzten (guckstu hier) war nicht viel Überzeugendes, aber dieses hier (eine "Mystery-Box" mit sechs Flaschen zu 40 Euro plus Versand) war sowohl preiswerter als auch besser. Unter anderem befand sich darin eine Flasche 2013er "La Dama" der Domaine Lupier. Den kenne und schätze ich (guckstu hier). Dazu neben drei Weinen, zu denen ich keine Notizen gemacht habe, diese beiden Italiener hier. 

 

2024 Zenato Lugana Santa Christina

Helles Gelb
Intensiver, etwas parfumiert wirkender Duft mit floralen und gelbfruchtigen Noten
Auch am Gaumen intensiv floral-fruchtiger Auftakt, dem aber nicht sehr viel folgt. Gut trinbarer Wein, dem es aber etwas an Substanz und Tiefgang mangelt. Endet recht kurz auf eine leicht herbe Note.
Ich kann durchaus nachvollziehen, dass dieser Stil populär ist, finde den Wein aber doch ein wenig oberflächlich.

84-86, würde ich jung trinken

 


2021 San Silvestro Barbera d'Alba Superiore

Mittleres Rot
Recht kräftiger Duft mit intensiver Frucht, bei der Kirsche dominiert
Auch am Gaumen fruchtbetont, schöne Frische, dabei mittelgewichtig und ohne wahrnehmbares Tannin
Das ist Easy Drinking auf ansprechendem Niveau; fruchtbetont und unkompliziert. Wenn der offene Rote in der Pizzeria diese Qualität hätte, wäre schon viel gewonnen.

85-87, würde ich in der jetzigen Fruchtphase trinken 



Samstag, 14. Juni 2025

Quartett mit Trumpf

Unter der Woche begegnete mir im Keller eine Flasche 2016er Wiltinger von Van Volxem. Ein Stück daneben lag die letzte Flasche des 2017ers. Dann fiel mir ein, dass es irgendwo auch noch 2018er und 2019er geben muss. Gesucht gefunden, und alle vier für einen Vergleich vorgemerkt. Der stand gestern und heute auf dem Programm. 



2016 Van Volxem Wiltinger Riesling

Mittelgelb
Im Duft verhalten gelbfruchtig, gewürzige Noten (Kurkuma?)
Am Gaumen reife Gelbfrucht, harmonisch eingebundene Säure, herb-gewürzige Note im mittellangen Abgang
Insgesamt recht unspektakulär. 

84-86, bald trinken


2017 Van Volxem Wiltinger Riesling

Sattes Mittelgelb
Im Duft dominiert zunächst schiefrige Mineralik, etwas Rauch, dann kommt auch gelbe Frucht mit einem Hauch Orange durch
Auch am Gaumen mineralisch geprägt, betont trocken mit ausgeprägter, reifer Säure
Gefällt mir besser als der ein Jahr ältere Kollege

86-88, dürfte noch zwei bis drei Jahre in Form bleiben


2018 Van Volxem Wiltinger Riesling 

Mittelgelb
Recht zurückhaltender Duft mit Noten von Stachelbeere, auch ein ganz leicht rotfruchtiger Eindruck
Wirkt am Gaumen reif, mit Zug, aber da ist auch eine leichte Bitternote, die sich in den Abgang hineinzieht.

84-86, recht bald trinken


2019 Van Volxem Wiltinger Riesling

Mittelgelb
Der intensivste Duft der vier Weine, pikant und animierend, gelbe Frucht mit leicht exotischem Einschlag
Am Gaumen sehr "erwachsen", Steinobst, herbe Mineralik, reife Säure. Recht langer und herber Nachhall.
Der Klare Gewinner in diesem Vergleich. 

88-90, trinkt sich jetzt ganz hervorragend, hat aber noch einige Jahre vor sich 


Fazit: Offenbar sollte man den Wiltinger vorzugsweise aus ungeraden Jahren kaufen, denn der 2017er und der 2019er gefallen mir besser als der 2016er und 2018er. Klarer Gewinner ist für mich der 2019er, der im übrigen auch ein sehr gutes Preis-Qualitätsverhältnis aufweist.  Eine andere mögliche Schlußfolgerung aus dem Vergleich ist, dass die älteren Weine ihren Zenit bereits etwas überschritten haben könnten. Ich habe jedenfalls unsere restlichen Flaschen zum baldigen Konsum vorgemerkt. 

Donnerstag, 5. Juni 2025

Ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk

Prädikate von J.J. Prüm jenseits der Auslese stehen normalerweise nicht auf meinem Einkaufszettel, weil ihr Preis in der Regel weit nördlich meines Budgets liegt. Diese Beerenauslese konnte ich aber sehr günstig (ein zweistelliger Preis für eine ganze Flasche) ersteigern. Eigentlich wollte ich sie an meinem Geburtstag öffnen, aber dazu kam es dann nicht. Daher habe ich mich nun ein paar Tage später beschenkt. 



2006 J.J. Prüm Bernkasteler Badstube Riesling Beerenauslese 

Reifes Goldgelb
Zunächst verhaltener, mit mehr Luft intensiverer Duft nach gelben Früchten (Aprikose), Nüssen und einem Hauch Zitrus
Am Gaumen viskose Textur, sauber gezeichnet mit satter gelber Frucht, kräftiger aber harmonisch eingebundener Süße und langem, fruchtbetontem Abgang 

92-94, bis 2040+


Fazit: Auch wenn das ein sehr schöner Wein ist, hatte ich mir doch mehr versprochen. So, wie er sich hier darstellt, würde ich zum Beispiel die vor einige Zeit getrunkene 2017er Graacher Himmelreich Auslese (guckstu hier) vorziehen, da ist einfach mehr Zzzing.

Samstag, 31. Mai 2025

Ein ungleiches Paar

Diese beiden Weine haben auf den ersten, zweiten und dritten Blick nichts miteinander zu tun. Nur wenn man noch genauer hinschaut, erkennt man eine Gemeinsamkeit: den Preis. Beide Weine haben knapp 20 Euro gekostet. Allerdings hat der Graacher die knapp 20 Euro Anfang des Monats gekostet, der Montrose dagegen 1991 in der Subskription. Will man ihn heute kaufen, so zahlt man einen Preis, für den man mindestens vier Sechser-Kisten des Graacher Rieslings bekäme. Was besser ist, muss wohl jede/r für sich entscheiden...


 

 

2024 Willi Schäfer Graacher Riesling feinherb 

Helles Gelb mit leichtem Grünschimmer
Ausgeprägter Duft mit deutlicher Pfirsischnote und floralen Elementen, das wirkt fast schon ein wenig parfümiert 
Auch am Gaumen viel Frucht, wieder Pfirsisch, der deutlich wahrnehmbare Restzucker wird durch die prägnante, reife Säure gut balanciert. Im Abgang spielt dann der Pfirsisch wieder die erste Geige. 

88-90, wird sicher bis ins nächste Jahrzehnt Freude machen 


1990 Chateau Montrose 

Mittleres Rot, am Rand orange Reifenoten
Ausgeprägter Duft nach roten Früchten, Leder. Mit sehr viel Luft (5 bis 6 Stunden in der Karaffe) wird der Duft "ruhiger" und dunkle Früchte dominieren jetzt, begleitet von Eisen und getrockneten Kräutern
Baut am Gaumen sofort Druck auf, da ist wieder etwas rote Frucht, viel Leder, Waldboden, schöne Fruchtsüße, durchaus noch präsentes Tannin, langes Finale. Auch am Gaumen ändert sich das Bild nach ein paar Stunden Luftkontakt deutlich. Der Wein wird dunkelfruchtig, sehr harmonisch mit einem Hauch mentholischer Frische und feinsandigem Tannin.
Erinnert etwas an den vor etwa anderthalb Jahren getrunkenen 1982er Montrose - auch der veränderte sich mit längerer Luftzufuhr sehr deutlich (guckstu hier).
Das ist ein sehr schöner Bordeaux, aber bei 100 Punkten sehe ich ihn dann doch nicht. 

94-96, dürfte seinen 40. Geburtstag noch in guter Verfassug erleben