Freitag, 25. August 2023

Ahr-Riesling-Tage

Die Ahr ist bekannt als Spätburgunder-Land, und tatsächlich macht Spätburgunder rund zwei Drittel der Rebfläche aus. An Platz 2 (wenn auch mit weniger als 10% Anteil) steht allerdings der Riesling. Meine bisherigen Begegnungen mit Rieslingen von der Ahr lassen sich an den Fingern abzählen. Ende letzten Jahres habe ich allerdings drei Flaschen des 2021er Rieslings Altenahrer Eck "Im Eck" des Weinguts Sermann gekauft. Der Wein gefiel mir sehr gut, so dass ich kürzlich aus Neugier zwei weitere Rieslinge des Guts zur Probe gekauft habe.  Diese Woche kamen die drei Rieslinge dann in die Gläser.




2021 Sermann Riesling "Vom Schiefer" 

Mittelgelb
Zunächst verhaltener Zitrusduft, späer dann ins Gelbfruchtige wechselnd
Am Gaumen recht schlank mit Zitrusfrucht und etwas vordergründiger Säure, saftig, aber auch recht kurz. 

83-85, würde ich bis Ende nächsten Jahres trinken  


2021 Sermann Altenahrer "Eck im Eck" Riesling wurzelecht

Hellgelb
Verhaltener, aber feiner Duft mit Kräuternoten, etwas Zitrus und gelben Früchten
Am Gaumen feingliederig mit gut integrierter, reifer Säure, gelb- und teilweise auch rotfruchtigen Nuancen, saftig und recht lang. 

87-89, bis 2026 


2021 Sermann Recher Herrenberg Riesling Kabinett 

Hellgelb
Recht verhaltener zitrusfruchtiger Duft
Auch am Gaumen dominiert Zitrusfrucht, unaufdringliche Süße, die von einer kräftigen, wieder etwas vordergründigen Säure gebändigt wird. 

84-86, würde ich in den nächsten zwei bis drei Jahren trinken 


Fazit: Der "Im Eck" ist ein sehr schöner Riesling, der durch seine feingliedrige Art besticht. Der Riesling "Vom Schiefer" und der Kabinett aus dem Recher Herrenberg sind gute Rieslinge, überzeugen mich aber nicht so, dass ich da Nachkaufbedarf hätte.

Mittwoch, 9. August 2023

Der Süßwein der Woche (2)

Und weiter geht die Süßwein-Sause... 

Den ersten Wein habe ich 2002 probiert, für gut befunden und gekauft, für 10 Euro für 0,5l. Es war offensichtlich, dass das keine normale Spätlese war, sondern vom Mostgewicht her eine fette Auslese. Von den ursprünglich 6 Flaschen hat eine im Keller überdauert und präsentierte sich nach über 20 Jahren hervorragend.

 


 

2001 Josef Rosch Trittenheimer Apotheke Riesling Spätlese***

Bernsteinfarben
Nicht allzu intensiver, aber sehr schöner Duft nach Vanille, Macademia-Nüssen und Trockenfrüchten
Am Gaumen sehr saftig mit Aromen von Trockenfrüchten, sehr schöne Balance zwischen einer noch sehr deutlichen Süße und fulminanter Säure, lang.
Toller Wein, auch wenn er mit einer Spätlese eher wenig zu tun haben dürfte: Vom Mostgewicht her ist das vermutlich eine (sehr gute) hochgradige Auslese. 

92-94, sollte bei guter Lagerung noch einige Jahre auf dem Niveau vor sich haben 



Zunächst entschied ich mich für die letze Flasche einer 2009er Auslese des Weinguts Dr. Crusius, die ich in guter Erinnerung hatte.

2009 Dr. Crusius Schlossböckelheimer Felsenberg Riesling Auslese

Dunkelgold
Eher verhaltener Duft nach gelben Früchten (Aprikose), aber auch ein ganz leichter Muffton (Verdacht auf ganz leichten Korktreffer)
Das setzt sich am Gaumen fort. Sehr süßer Auftakt, präsente Säure, gelbe Frucht, aber auch hier wieder der leichte, störende Muffton. 

ohne Bewertung. Potentiell (d.h. ohne den Muffton) ist das aber eine hervorragende Auslese, die klar über 90 Punkte verdienen würde und auch noch Reifepotential hat. 

 

Da die Felsenberg Auslese nicht so gesungen hat, wie ich das gehofft hatte, musste etwas anderes her. Etwas ohne Korkverdacht. Also die einzige Auslese mit Schraubverschluss aus dem Keller geholt. 

 

2021 Knewitz Riesling Auslese

Helles Gelb
Recht intensiver Duft nach Birne, Pfirsisch und Backgewürzen
Süßer, aber dennoch frischer Auftakt, Zitrusnoten und gelbe Früchte, guter Trinkfluß 

89-91 



In den Nuller-Jahren habe ich eine ganze Reihe von Weinen des Weinguts Göttelmann (in Münster-Sarmsheim an der Nahe) gekauft und getrunken, weil das Weingut an den Jahrgangspräsentationen von FUB (damals einer meine Stamm-Dealer) teilnahm. Insbeondere die restsüssen Weine habe ich in guter Erinnerung. Später habe ich das Gut dann etwas aus den Augen verloren. Ein paar Flaschen dieser Auslese haben jedoch die Jahre überdauert.

 

2004 Göttelmann Münsterer Rheinberg Riesling Auslese***

In der Farbe zwischen Rotgold und Braun
Recht ausgeprägter Duft nach Früchtebrot und Rosinen
Sehr süßer Antrunk, dem sich dann eine kräftige Säure entgegenstellt, Trockenfrüchte und Rosinen, recht langes, süßes Finale.
Schön gereifte Auslese

90-92, hält bei guter Lagerung sicher noch einige Jahre durch 



Die nachfolgende Auslese von J.J. Prüm stammt nicht aus eigenen Beständen, sondern aus einem kürzlichen Internet-Kauf. Der Füllstand war zwar gut, aber man konnte sehen, dass der Korken bereits ein wenig aus der Flasche gedrückt war. Daher beschloß ich, die Flasche schnell zu öffnen. Der Korken war dann auch komplett durchnässt, was bei einem guten Korken und guter Lagerung in diesem Alter eigentlich noch nicht der Fall sei sollte. Der Wein war dann zum Glück einwandfrei, aber vielleicht präsentiert er sich bei einer perfekten Flasche ja noch besser?


2008 J.J. Prüm Graacher Himmelreich Riesling Auslese 

Helles bis mittleres Gelb
Eher zurückhaltender, aber "vornehmer" Duft mit viel Schiefermineralik und gelber Frucht
Am Gaumen vergleichsweise leichtgewichtig mit präsenter Süße und lebhafter Säure, gelber Frucht und langem Nachhall
Schöne Auslese von eher schlankem Bau, vermutlich aus Botrytis-freiem Lesegut. 

90-92, hat Reserven für 10 und mehr Jahre


Das Weingut August Eser habe ich in den 90er Jahren für mich entdeckt und war dann dort etwa 20 Jahre lang Stammkunde. Nachdem ich dann immer seltener in den Rheingau kam, ist das dann aber irgendwann eingeschlafen. Die trockenen Weine (die allerdings meist Restzuckerwerte am oberen Ende des für als "trocken" bezeichnete Weine zulässigen hatten) machten den Großteil des Sortiments aus. Es gab aber immer auch den ein oder anderen restsüßen Wein. Sehr gut sind mir die 1999er im Gedächtnis geblieben. Eine Flasche (die es laut meiner Kellerbuchführung nicht mehr hätte geben dürfen) habe ich mehr oder weniger zufällig kürzlich gefunden und zum Süßwein der Woche erkoren.


1999 August Eser Winkeler Hasensprung Riesling Auslese 

Rötlich-braune Farbe
Im Duft zunächst sehr verhalten, etwas Lösungsmittel, gelbe Früchte. Mit mehr Luft etwas intensiver, der Lösungsmittelton verschwindet, dafür etwas Karamell, nach wie vor nur sehr verhaltener Fruchteindruck
Am Gaumen mit schöner Balance zwischen Süße, Säure und einer dezenten, nicht unangenehmen Bitternote. Getrocknete Aprikose, Rosinen. 

86-88, bald trinken


Sonntag, 6. August 2023

(Endlich) Fürstlich

Das Weingut Rudolf Fürst gilt als einer der besten Spätburgunder-Produzenten im Lande. Allerdings haben die Spätburgunder mich bei den (zugegebenermassen nicht sehr häufigen) Begegnungen bislang nicht richtig begeistern können. Das war bei dem heutigen Wein (einem der wenigen Fürst-Weine, die wir selbst im Keller haben) anders: ein sehr feiner, eleganter und auf den Punkt gereifter Spätburgunder.


2013 Rudolf Fürst Bürgstadter Centgrafenberg Spätburgunder GG

Mittleres Rot mit deutlichen Reifenoten am Rand
Nach Belüftung wird der anfangs etwas animalische Duft komplexer mit Noten von Trockenkräutern und dunkler Frucht, dezent Schwarzkirsche; dabei sehr fein und elegant 
Am Gaumen dann kühle Anmutung, sehr elegant, seidiges (Rest)Tannin, aromatisch eher bei Trockenkräutern, etwas Zartbitterschokolade, langer Nachhall 
Hervorragend gereifter Spätburgunder, der sicher jetzt auf dem Höhepunkt ist. 

91-93, würde ich in den nächsten zwei bis drei Jahren trinken

Donnerstag, 27. Juli 2023

Der zweite Streich

Vor mittlerweile auch schon wieder sieben Jahren haben wir bei einem Besuch auf dem Weingut Franz Keller drei 2013er Spätburgunder gekauft, den "S", den (teureren) "A" und das (noch teurere) Große Gewächs aus dem Oberrotweiler Eichberg. Während wir vom "S" schon getrunken haben, (guckstu hier) lagen die beiden anderen bislang unangetastet im Keller. Bis heute, denn da ging es dem "A" an den Korken.

 

2013 Franz Keller Spätburgunder "A" 

Mittleres Rot ohne Altersnoten
Vornehm-zurückhaltender, aber sehr feiner Duft nach Kirschen, Johannisbeeren und sehr dezenter Holzwürze
Tritt am Gaumen zurückhaltend auf, baut dann aber Druck auf. Schöne Kirschfrucht, sehr feines, seidiges Tannin, recht lang. 

90-92, mit Reserven für einige weitere Jahre 


Fazit: Sehr schöner, nobler Spätburgunder. Ob er aber wirklich besser ist als der "S"? Man müsste die beiden wohl mal direkt nebeneinander stellen.

Dienstag, 25. Juli 2023

Rancia

Kürzlich hatte ich Kontakt mit jemandem, der gereifte "Rancias" sucht. Rancia ist ein Lagen-Chianti der Fattoria di Felsina. Er gehört meiner Meinung nach zu den besten und zuverlässigsten Chiantis, ist ausgesprochen lagerfähig und für die gebotene Qualität fair bepreist. Ich versprach, mal nachzuschauen, was wir noch haben. Dabei fiel mir auf, dass wir den 2006er noch gar nicht probiert haben. Das haben wir heute nachgeholt. Jetzt muss ich gut überlegen, ob ich von den verbleibenden Flaschen welche abgeben möchte...



2006 Fattoria di Felsina Chianti Classico Riserva "Rancia" 

Mittleres Rot, noch weitgehend ohne Reifenoten
Nicht sehr intensiver, aber feiner und distinguierter Duft nach Kirsche, Zwetschken mit einer mentholigen Note
Am Gaumen sehr elegant mit delikater Frucht und noch präsentem, seidigem Tannin. Sehr lang.
Grossartiger Chianti, der sehr viel Noblesse ausstrahlt. 

93-95, dürfte bei guter Lagrung problemlos bis Ende des Jahrzehnts durchhalten


Sonntag, 16. Juli 2023

Selbstversuch

Aus Gründen, die ich nicht zu vertreten habe, sind zwei Flaschen Rosé von Aldi bei uns gelandet. Beide Weine werden heftig mit Falstaff-Punkten beworben (einmal 87, einmal 89, wobei mir nicht klar ist, was diese Information dem durchschnittlichen Aldi-Kunden sagt) und kosten jeweils 4,99. Nachdem die Weine einmal da und geöffnet waren, habe ich mich einem Selbstversuch unterzogen.





2022 La Ferme Julien Vin de France (angeblich aus dem Hause Perrin)

Sehr helle Farbe mit nur ganz dezentem Rosaschimmer
Verhaltener Duft nach roten Früchten (Erdbeere und Himbeere)
Wirkt am Gaumen sehr beliebig ohne klaren Fruchtausdruck. Lebendige Säure, kleines Zuckerschwänzchen im (kurzen) Abgang 

80-82, bis Ende des Jahres trinken

 

2022 Coteaux d'Aix-en-Provence (von einem namenlosen Erzeuger; "Grands Vins Selection")

Mittleres Rosa 
Duft nach rotn Früchten mit einer dezenten Zitruskomponente
Am Gaumen recht neutral mit dezenten Fruchtnoten, etwas Würze, passender Säure und deutlich längerem Abgang. 

83-85, ebenfalls bis Ende des Jahres trinken 


Fazit: Beides sehr durchschnittliche Weine, wobei mir der "namenlose" Coteaux d'Aix-en-Provence etwas besser gefällt.

Mittwoch, 12. Juli 2023

ǑǑ

Das Weingut Von Othegraven habe ich eigentlich nicht auf dem Radar. Ab und habe ich bei einer Verkostung mal den ein oder anderen Wein probiert, aber gekauft habe ich noch keinen. Kürzlich ergab sich jedoch die Gelegenheit, zwei Flaschen aus dem Kanzemer Altenberg recht günstig zu bekommen, ein Grosses Gewächs und eine restsüße Spätlese, beide aus dem Jahrgang 2019. Zwecks Erweiterung des Riesling-Horizonts habe ich zugegriffen.

 


 

2019 Von Othegraven Kanzemer Altenberg Riesling Spätlese Alte Reben 

Helles bis mittleres Gelb
Direkt nach dem Öffnen (und noch etwas zu kalt) kaum wahrnehmbarer Duft; mit etwas mehr Luft und Temperatur wird daraus ein eher zurückhaltender, subtiler und zarter Duft nach grünen (Stachelbeeren) und gelben Früchten und Kräutern, später auch florale Noten (Holunderblüte?)
Am Gaumen noch ungestüm und unsortiert. Die recht ausgeprägte Süße wird durch Säure und eine "herbe" Mineralik gut gepuffert, aromatisch noch nicht ausdifferenziert, Potential

89-91+, sollte noch ein paar Jahre im Keller ruhen 


2019 Von Othegraven Kanzemer Altenberg Riesling GG 

Mittelgelb
Nicht sehr intensiver aber reintöniger Duft nach Kräutern, Limettenschale und gelben Früchten
Wirkt am Gaumen recht linear, hat ordentlich Kraft mit herber Grundnote und wieder gelben Früchten, recht lang, sehr dezente Süße im Abgang.
In dieser Form kein Wein, der mich beeindruckt. Wenn es keine Einzelflasche wäre, hätte ich "Wiedervorlage in 2-3 Jahren" gesagt, aber ohne allzu viel Hoffnung auf eine deutliche Verbesserung. 

88-90, ab 2025 

 

Fazit: Die restsüße Spätlese gefällt mir sehr gut. Das (teurere) Große Gewächs ist natürlich kein schlechter Wein, aber in dieser Kategorie und Preisklasse hatte ich mir mehr versprochen.