Sonntag, 9. Oktober 2022

Bordeaux 2003 (Teil 2)

Im Frühjahr gab es hier einen Post mit einer Verkostung von eingen 2003er Bordeaux. Hier folgt nun der angekündigte zweite Teil, bei dem auch der seinerzeit "auf dem falschen Fuß" erwische Giscours noch einmal in die Gläser kam, daneben Sociando-Mallet aus dem Haut-Médoc und das Pärchen Langoa-Barton und Leoville-Barton aus Saint-Julien. 

Bemerkenswert ist, dass trotz des sehr heissen Jahres die Alkoholwerte (zumindest die auf dem Etikett angegebenen) bei allen vier Weinen bei moderaten 13% liegen.

 


2003 Chateau Giscours 

Noch recht dunkles Rot mit deutlichen Reifenoten am Rand
Nach Belüftung sehr schöner und präsenter Duft nach dunklen Früchnte, Leder und Gewürzen
Zeigt am Gaumen schöne Intensität, ausgeprägte Frucht mit Noten sowohl dunkler als auch roter (Himbeere) Früchte.  Präsente, etwas körnig wirkende Tannine geben dem Wein Struktur. Das Tannin ist allerdings merklich trocknend. Mittellanger Abgang. 

90-92, bei guter Lagerung hat der Wein noch ein paar Jahre vor sich, wird aber sicher nicht mehr besser 

Bei der Nachverkostung am nächsten Tag leider nur noch ein Schatten seiner selbst; der Wein hat extrem stark abgebaut und macht keine Freude mehr.  


2003 Chateau Sociando-Mallet 

Dunkles Rot mit leichten Reifenoten am Rand
Unmittelbar nach dem Öffnen schöner und überraschend jugendlich wirkender Duft nach vor allem dunklen Früchten (Brombeere, Cassis).
Am Gaumen ist die Frucht etwas weniger ausgeprägt und wird ergänzt durch eine schokoladig-holzwürzige Note. Das ganze wirkt kompakt, so, als ob der Wein noch gar nicht voll entfaltet wäre. Noch viel reifes, nur leicht trocknendes Tannin.
Dem Wein merkt man weder seine fast 20 Jahre noch den extrem heißen Jahrgnag an. Starker Auftritt. 

91-93, dürfte bei guter Lagerung das nächste Jahrzehnt noch in guter Verfassung erreichen

Bei der Nachverkostung am zweiten Tag etwas schwächer, baut aber bei weitem nicht so dramatisch ab wie der Giscours


2003 Chateau Langoa-Barton 

Recht dunkles Rot mit Reifenoten am Rand
In der Nase recht ausgeprägt und gut entwickelt, dunkle und rote Früchte (Cassis, Himbeere), florale Noten, Milchschokolade
Auch am Gaumen gut entfaltet, fleischig mit viel dunkler Frucht, ein Hauch Tabak. Noch präsentes, leicht trocknendes Tannin, recht langes, salziges Finale
Schöner Saint Julien, der aber wohl jetzt auf dem Höhepunkt ist und nicht mehr zu lange gelagert werden sollte 

90-92, in den nächsten Jahren trinken

2003 Chateau Leoville-Barton

Recht dunkles Rot mit leichten Reifetönen
Duftet direkt nach dem Öffnen noch etwas monolithisch nach dunklen Früchten (Cassis). Mit etwas Luft wird das tiefer und vielschichtiger und sehr fein; nach wie vor Cassis, aber auch Brombeeren, Holzkohle und eine dezent florale Note. Am zweiten Tag wirkt der Duft reifer und ähnlicher dem des Langoa-Barton
Am Gaumen sehr konzentriert, noch nicht voll entfaltete Frucht. Noch sehr präsentes Tannin und deutliche Mineralik. Lang. Am zweiten Tag auch am Gaumen reifer wirkend, generös, sehr lang, mit feiner (Extrakt)Süße und langem Abgang. 
Hervoragender Wein, der am ersten Tag den Eindruck machte, eigentlich noch gar nicht bei seiner optimalen Trinkreife angekommen zu sein. 

93-95, bei guter Lagerung sicher bis 2040 


Fazit: Im Vergleich zur ersten Verkostung hat der Giscours sich etwas rehabilitiert. Das ist ein sehr guter Bordeaux mit präsenter Frucht. Die trocknenden Tannine stehen einer besseren Bewertung dann aber doch im Weg. Die sehr schlechte Performance am zweiten Tag floss nicht mit in die Bewertung ein, ist aber ebenso bedenklich wie ungewöhnlich. Der Sociando-Mallet ist dem Giscours qualitativ leicht überlegen und dürfte zudem klar der langlebigere Wein sein. Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass der Sociando-Mallet, obschon kein Grand Cru Classé, seinerzeit in der Subskription soger etwas teurer war als der Giscours. Zu Recht, wie ich jetzt weiß. Der Langoa-Barton (über dessen Subsktiptionspreis ich nichts weiss, weil ich den Wein erst viel später gekauft habe) ist qualitativ auf vergleichbarem Niveau, aber weiter entwickelt und macht jetzt viel Spaß. Der "grosse Bruder" Leoville-Barton legt qualitativ noch eine gute Schippe drauf, ist weniger weit entwickelt und voraussichtlich langlebiger.

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