Freitag, 11. Juli 2025

Ein kapitaler Hirsch

Die Lage Zöbinger Heiligenstein im Kamptal besitzt einen hervorragenden Ruf. Das Weingut Bründlmayer etwa produziert dort ganz hervorragende Rieslinge. Das Weingut Hirsch war mir zwar namentlich bekannt, aber im Glas bin ich seinen Weinen bislang nicht begegnet. Seit 2021 vinifiziert man dort einen aus alten Reben in einem als Rotfels bezeichneten Teilstück des Heiligensteins einen separaten Wein. Der Falstaff vergab dafür 100 Punkte. Nun ist der Falstaff gemeinhin nicht knausrig mit Punkten, aber 100 für einen (zudem noch bezahlbaren) österreichischen Weißwein sind schon ein Wort. Daher kamen vor zweieinhalb Jahren vier Flaschen in unseren Keller. Heute ging es der ersten davon an ihren Schraubverschluß.



2021 Hirsch Zöbinger Heiligenstein-Rotfels Riesling

Mittelgelb
In der Nase zwar noch kompakt, aber mit erkennbarer Tiefe; knapp reife gelbe Frucht, auch grüne Frucht (Stachelbeere?) sowie Kräuter
Am Gaumen viel Substanz und Tiefe, gelbfruchtig (aber auch hier eher in der knapp reifen Variante), steinige Mineralik, hervorragend integrierte Säure, nicht völlig trocken, lang und nachhaltig.
Ein grosser Riesling, der noch nicht alles zeigt. Kommt in meine Riesling Hall of Fame.

95-97, bis 2035


Donnerstag, 10. Juli 2025

Riesling vom Faulenberg

Das Pfälzer Weingut Theo Minges war und ist mir zwar ein Begriff, aber ich weiß nicht, ob ich jemals einen Wein des Gutes getrunken habe. Dankenswerterweise haben mir liebe Kollegen aber eine Flasche zum Geburtstag geschenkt, so dass ich diese Bildungslücke schliessen konnte. Der Wein zeichnet sich nicht nur durch ein interessantes Etikett aus, sondern ist auch ansonsten sehr gut. Ob allerdings "Unterer Faulenberg" eine sehr kaufanimierende Lagenbezeichnung ist, sei dahingestellt... 

 


2023 Theo Minges Gleisweiler Hölle Unterer Faulenberg Riesling GG

Helles bis mittleres Gelb
Recht ausgeprägter Duft nach gelben Steinfrüchten, vor allem Pfirsisch, ein Hauch Banane(?)
Am Gaumen zwar noch unentwickelt, aber eine ausgeprägte gelbfruchtige Aromatik deutet sich hier ebenfalls an. Gut eingebunde Säure und eine ins Salzige spielende Mineralik bilden das Fundament dazu.
Sehr schöner Riesling mit Zukunft

91-93, sollte noch zwei bis drei Jahre liegen und hat danach Reserven für sicher weitere fünf Jahre 

Schnäppchenjagd relaoded

Da habe ich doch schon wieder so ein preisreduziertes Überraschungspaket bestellt... 

Im letzten (guckstu hier) war nicht viel Überzeugendes, aber dieses hier (eine "Mystery-Box" mit sechs Flaschen zu 40 Euro plus Versand) war sowohl preiswerter als auch besser. Unter anderem befand sich darin eine Flasche 2013er "La Dama" der Domaine Lupier. Den kenne und schätze ich (guckstu hier). Dazu neben drei Weinen, zu denen ich keine Notizen gemacht habe, diese beiden Italiener hier. 

 

2024 Zenato Lugana Santa Christina

Helles Gelb
Intensiver, etwas parfumiert wirkender Duft mit floralen und gelbfruchtigen Noten
Auch am Gaumen intensiv floral-fruchtiger Auftakt, dem aber nicht sehr viel folgt. Gut trinbarer Wein, dem es aber etwas an Substanz und Tiefgang mangelt. Endet recht kurz auf eine leicht herbe Note.
Ich kann durchaus nachvollziehen, dass dieser Stil populär ist, finde den Wein aber doch ein wenig oberflächlich.

84-86, würde ich jung trinken

 


2021 San Silvestro Barbera d'Alba Superiore

Mittleres Rot
Recht kräftiger Duft mit intensiver Frucht, bei der Kirsche dominiert
Auch am Gaumen fruchtbetont, schöne Frische, dabei mittelgewichtig und ohne wahrnehmbares Tannin
Das ist Easy Drinking auf ansprechendem Niveau; fruchtbetont und unkompliziert. Wenn der offene Rote in der Pizzeria diese Qualität hätte, wäre schon viel gewonnen.

85-87, würde ich in der jetzigen Fruchtphase trinken 



Samstag, 14. Juni 2025

Quartett mit Trumpf

Unter der Woche begegnete mir im Keller eine Flasche 2016er Wiltinger von Van Volxem. Ein Stück daneben lag die letzte Flasche des 2017ers. Dann fiel mir ein, dass es irgendwo auch noch 2018er und 2019er geben muss. Gesucht gefunden, und alle vier für einen Vergleich vorgemerkt. Der stand gestern und heute auf dem Programm. 



2016 Van Volxem Wiltinger Riesling

Mittelgelb
Im Duft verhalten gelbfruchtig, gewürzige Noten (Kurkuma?)
Am Gaumen reife Gelbfrucht, harmonisch eingebundene Säure, herb-gewürzige Note im mittellangen Abgang
Insgesamt recht unspektakulär. 

84-86, bald trinken


2017 Van Volxem Wiltinger Riesling

Sattes Mittelgelb
Im Duft dominiert zunächst schiefrige Mineralik, etwas Rauch, dann kommt auch gelbe Frucht mit einem Hauch Orange durch
Auch am Gaumen mineralisch geprägt, betont trocken mit ausgeprägter, reifer Säure
Gefällt mir besser als der ein Jahr ältere Kollege

86-88, dürfte noch zwei bis drei Jahre in Form bleiben


2018 Van Volxem Wiltinger Riesling 

Mittelgelb
Recht zurückhaltender Duft mit Noten von Stachelbeere, auch ein ganz leicht rotfruchtiger Eindruck
Wirkt am Gaumen reif, mit Zug, aber da ist auch eine leichte Bitternote, die sich in den Abgang hineinzieht.

84-86, recht bald trinken


2019 Van Volxem Wiltinger Riesling

Mittelgelb
Der intensivste Duft der vier Weine, pikant und animierend, gelbe Frucht mit leicht exotischem Einschlag
Am Gaumen sehr "erwachsen", Steinobst, herbe Mineralik, reife Säure. Recht langer und herber Nachhall.
Der Klare Gewinner in diesem Vergleich. 

88-90, trinkt sich jetzt ganz hervorragend, hat aber noch einige Jahre vor sich 


Fazit: Offenbar sollte man den Wiltinger vorzugsweise aus ungeraden Jahren kaufen, denn der 2017er und der 2019er gefallen mir besser als der 2016er und 2018er. Klarer Gewinner ist für mich der 2019er, der im übrigen auch ein sehr gutes Preis-Qualitätsverhältnis aufweist.  Eine andere mögliche Schlußfolgerung aus dem Vergleich ist, dass die älteren Weine ihren Zenit bereits etwas überschritten haben könnten. Ich habe jedenfalls unsere restlichen Flaschen zum baldigen Konsum vorgemerkt. 

Donnerstag, 5. Juni 2025

Ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk

Prädikate von J.J. Prüm jenseits der Auslese stehen normalerweise nicht auf meinem Einkaufszettel, weil ihr Preis in der Regel weit nördlich meines Budgets liegt. Diese Beerenauslese konnte ich aber sehr günstig (ein zweistelliger Preis für eine ganze Flasche) ersteigern. Eigentlich wollte ich sie an meinem Geburtstag öffnen, aber dazu kam es dann nicht. Daher habe ich mich nun ein paar Tage später beschenkt. 



2006 J.J. Prüm Bernkasteler Badstube Riesling Beerenauslese 

Reifes Goldgelb
Zunächst verhaltener, mit mehr Luft intensiverer Duft nach gelben Früchten (Aprikose), Nüssen und einem Hauch Zitrus
Am Gaumen viskose Textur, sauber gezeichnet mit satter gelber Frucht, kräftiger aber harmonisch eingebundener Süße und langem, fruchtbetontem Abgang 

92-94, bis 2040+


Fazit: Auch wenn das ein sehr schöner Wein ist, hatte ich mir doch mehr versprochen. So, wie er sich hier darstellt, würde ich zum Beispiel die vor einige Zeit getrunkene 2017er Graacher Himmelreich Auslese (guckstu hier) vorziehen, da ist einfach mehr Zzzing.

Samstag, 31. Mai 2025

Ein ungleiches Paar

Diese beiden Weine haben auf den ersten, zweiten und dritten Blick nichts miteinander zu tun. Nur wenn man noch genauer hinschaut, erkennt man eine Gemeinsamkeit: den Preis. Beide Weine haben knapp 20 Euro gekostet. Allerdings hat der Graacher die knapp 20 Euro Anfang des Monats gekostet, der Montrose dagegen 1991 in der Subskription. Will man ihn heute kaufen, so zahlt man einen Preis, für den man mindestens vier Sechser-Kisten des Graacher Rieslings bekäme. Was besser ist, muss wohl jede/r für sich entscheiden...


 

 

2024 Willi Schäfer Graacher Riesling feinherb 

Helles Gelb mit leichtem Grünschimmer
Ausgeprägter Duft mit deutlicher Pfirsischnote und floralen Elementen, das wirkt fast schon ein wenig parfümiert 
Auch am Gaumen viel Frucht, wieder Pfirsisch, der deutlich wahrnehmbare Restzucker wird durch die prägnante, reife Säure gut balanciert. Im Abgang spielt dann der Pfirsisch wieder die erste Geige. 

88-90, wird sicher bis ins nächste Jahrzehnt Freude machen 


1990 Chateau Montrose 

Mittleres Rot, am Rand orange Reifenoten
Ausgeprägter Duft nach roten Früchten, Leder. Mit sehr viel Luft (5 bis 6 Stunden in der Karaffe) wird der Duft "ruhiger" und dunkle Früchte dominieren jetzt, begleitet von Eisen und getrockneten Kräutern
Baut am Gaumen sofort Druck auf, da ist wieder etwas rote Frucht, viel Leder, Waldboden, schöne Fruchtsüße, durchaus noch präsentes Tannin, langes Finale. Auch am Gaumen ändert sich das Bild nach ein paar Stunden Luftkontakt deutlich. Der Wein wird dunkelfruchtig, sehr harmonisch mit einem Hauch mentholischer Frische und feinsandigem Tannin.
Erinnert etwas an den vor etwa anderthalb Jahren getrunkenen 1982er Montrose - auch der veränderte sich mit längerer Luftzufuhr sehr deutlich (guckstu hier).
Das ist ein sehr schöner Bordeaux, aber bei 100 Punkten sehe ich ihn dann doch nicht. 

94-96, dürfte seinen 40. Geburtstag noch in guter Verfassug erleben 

Ein Klassiker

Von keinem anderen Bordeaux haben wir so viele Jahrgänge im Keller wie von Leoville Barton. Das heißt nun allerdings (leider) nicht, dass jeder Wein des Gutes uns begeistert (guckstu zum Beispiel hier). Heute gab es den 2004er. In pauschalen Jahrgangsbewertungen wird der Jahrgang nicht sehr gut beurteilt, er landet eher im hinteren Mittelfeld seines Jahrzehnts. Das hat den Verantwortlichen bei Leoville Barton aber zum Glück niemand erzählt, denn die haben einen Volltreffer gelandet.



2004 Chateau Leoville Barton 

Dunkles Rot mir nur sehr leichter Reifenote am Rand
Ganz klassischer und gediegen wirkender Duft nach roten und dunklen Früchten und einem Hauch Leder. Mit mehr Luft wird der Duft dunkelfruchtiger, es kommt etwas Süßholz und eine ganz dezente mentholische Note hinzu
Am Gaumen ungemein präzise wirkend mit klarem Fruchtausdruck, belebender Säure und spürbarem Tannin. Das ist sehnig, ohne ein Gramm Fett. Ein Klassiker eben. 

93-95, bis 2030+