In dieser Ausgabe gibt es eine Reihe von Weinen, die ihre besten Jahre wohl hinter sich haben. Und zum Abschluß dann eine Spätlese, die ihre große Zeit defintiv noch vor sich hat.
1983 Forstmeister Geltz Zilliken Ockfener Bockstein Riesling Auslese (0,75l mit perfektem Füllstand)
Reifes Goldgelb mit deutlicher Orange-Note
Im Duft findet sich noch Frucht (Aprikose) verbunden mit Backgewürzen (Vanille) und einer leichten Firne
Am Gaumen wird die Süße durch herb-gewürzige Noten und die Säure bestens balanciert, sodass ein sehr harmonischer Gesamteindruck entsteht. Wie schon im Duft Reste gelber Frucht und eine leichte Firne.
87-89, trinken
Die beiden nachfolgenden Weine habe ich in den neunziger Jahren jeweils auf dem Weingut gekauft. Obwohl sie für damalige Verhältnisse teuer waren, haben sie mich nie begeistert, und wohl nur deshalb haben diese beiden Flaschen, jeweils die letzten, überdauert. Sie haben auch die Weingüter überlebt, aus denen sie stammen, denn beide Güter existieren nicht mehr.
1990 Langwerth von Simmern Erbacher Marcobrunn Riesling Auslese (0,375l)
Rotbraun
Erstaunlich präsenter Duft mit ausgeprägter Frucht (Quitte und Trockenfrüchte). Mit mehr Luft wird der Duft "ruhiger", bleibt aber sehr sauber
Am Gaumen zunächst bereits leicht gezehrt wirkend mit leichter Bitternote, aber auch hier noch präsente Frucht, dezente Süße. Mit Luft wird der Wein auch am Gaumen ruhiger und harmonischer.
Gut gereift und mit Genuß trinkbar, ohne zu begeistern. Hält seine Form über mehrere Tage in der geöffneten Flasche.
86-88
1990 Schloß Schönborn Erbacher Marcobrunn Riesling Auslese (0,5l)
Wieder Rotbraun
In der Nase auch nach längerer Belüftung noch etwas Muff, daneben Trockenfrüchte
Am Gaumen schon mit deutlicher Bitternote, Nüsse, etwas Trockenfrucht, etwas Möbelpolitur
Macht so keinen Spaß mehr.
76-79
Der nächste Wein ist eine Einzelflasche, die ich wohl irgendwann auf Ebay ersteigert habe. Die Auslese stammt aus dem sehr guten Jahrgang 1975, und die zwei Sterne deuten darauf hin, dass es sich hier um eine höherwertige Auslese (vielleicht analog zu einer heutigen Goldkapsel) handelt.
1975 Karthäuserhof Eitelsbacher Karthäuserhofberg Kronenberg Riesling Auslese**
Reifes Goldgelb mit deutlichem Orangeschimmer
In der Nase zwar schon weit gereift mit etwas Firne und leichtem Muffton, aber noch deutlich erkennbare Frucht; Quitte, Orangenmarmelade (?)
Am Gaumen fast trocken wirkend mit leichter Karamellnote, dazu etwas Restfrucht (Quitte). Noch gut trinkbar und ohne Bittertöne, eher kurz
84-86, austrinken
Der nächste Wein ist, wenn man den Notizen auf Cellartracker Glauben schenkt, in vielen Fällen noch voll "da" und wird hervorragend beurteilt. Auf diese Flasche hier traf beides leider nicht zu.
1990 Domaine Huet Vouvray "Le Haut Lieu" Moelleux
Bernsteinfarben
Im Duft Quitte, Rosinen, aber auch etwas nasser Karton
Am Gaumen ausgeprägte Süsse, noch präsente Säure, aber auch ein vernehmbarer Muffton und ganz leichte Bitternote
80-83, austrinken
Nach den ganzen alten und zum Teil doch etwas anstrengenden Weinen zum Schluß eine Spätlese, die garantiert noch nicht "über den Punkt ist":
2023 Dönnhoff Niederhäuser Hermannshöhle Riesling Spätlese
Helles Gelb
Direkt nach dem Öffnen recht zurückhaltender Duft mit Noten exotischer Früchte (Mango)
Am
Gaumen deutliche Restsüße, der eine sehr schöne, reife Säure Paroli
bietet. Wirkt noch sehr kompakt, aber gibt ein Versprechen auf eine
grosse Zukunft ab. Im Moment ist das "Potentialtrinken".