Samstag, 18. Oktober 2025

Elferrat

Der Bordeaux-Jahrgnag 2011 besitzt keinen guten Ruf. Die Weine waren deutlich schlechter als die der beiden Vorgänger und die Preise angesichts der gebotenen Qualität hoch. Im "Vintage Chart" des Wine Advocat wird der Jahrgang trotzdem mit "Above Average to Excellent" bewertet. Allerdings werden seit 30 Jahren alle Bordeaux-Jahrgänge so hoch oder noch höher bewertet. Der letzte Bordeaux-Jahrgang, der ein "Average" erhielt, war 1993. Vielleicht sollte der Wine Advocate mal seine Definition von "Durchschnitt" überdenken.

Der Einschätzung des Jahrgangs entsprechend habe ich mich bei der Subskription damals zurückgehalten - 2011 ist eines meiner "Nicht-Jahre" (guckstu hier). Trotzdem sind zwischenzeitlich einige 2011er in unserem Keller gelandet. Die haben wir jetzt mal begutachtet.

 

Die erste von unseren Smith Haut Lafittes haben wir vor etwa zwei Jahren getrunken, da war das noch ein ziemlicher Raufbold (guckstu hier). Jetzt kommt der Wein etwas zivilisierter daher, kann aber den schwächeren Jahrgang nicht ganz verleugnen. 

2011 Chateau Smith Haut Lafitte

Mittleres bis dunkles Rot mit eichtem Wasserrand
Eher verhaltener Duft nach Leder, dunkler Frucht, etwas Menthol und (etwas überraschend) einer an Orangenzesten erinnernden Note
Am Gaumen mittelgewichtig, von eher kühler Stilistik und mit dunkler Frucht (Zwetschke), noch recht präsentem Tannin und mittellangem Finale, in dem wieder die Zwetschke ihren Auftritt hat.
Eher Charakterkopt als Charmebolzen, dürfte jetzt in der Trinkreife angekommen sein. 

90-92, dürfte sein Niveau sicher für fünf und mehr Jahre halten 


2011 Chateau Leoville Poyferré

Mittleres bis dunkles Rot, noch fast jugendlich wirkend mit leichtem Violettschimmer
Mittelkräftiger Duft nach dunklen Früchten, Cassis, etwas Rauch. Am zweiten Tag wirkt der Duft etwas "schwerer" mit einer likörigen Note
Auch am Gaumen dunkelfruchtig, steinige Mineralik, ausgeprägtes Tannin, das die Zunge etwas belegt
Jetzt in der Trinkreife angekommen und sicherlich ein guter Speisenbegleiter.
Kommt mir etwas "mainstreaminger" vor als der Smith Haut Lafitte, aber der eher schwache Jahrgang macht sich doch bemerkbar.

90-92, auch hier Potential für fünf und mehr Jahre 


Den "D de C" hatte ich zuletzt vor fast acht Jahren im Glas. Er gefiel mir damals schon sehr gut (guckstu hier). Und bevor jetzt jemand mein Gedächtnis bewundert: Ich habe 2017 den Wein hier im Blog beschrieben und von unseren ursprünglich 6 Flaschen waren jetzt noch 5 im Keller - also muss das damals die bislang einzige Flasche gewesen sein.

2011 Domaine de Chevalier

Mittleres bis dunkles Rot
Mittelkräftiger und recht komplexer Duft nach dunkler Frucht, Kirsche und etwas Tabak mit einer leicht mentholigen Note
Am Gaumen recht ausladend mit viel "warmer" Frucht und etwas burschikosem Tannin, das wohl dem Jahrgang geschuldet ist. Gefällt mir einen Tick besser als Smith Haut Lafitte und Leoville Poyferré. 

91-93, wirkt etwas reifer als die beiden vorerigen Weine und sollte m.E. bis 2030 getrunken sein.   

 

2011 Chateau Pavie Macquin

Mittleres Rot mit angedeuteter Reife
Recht komplexer und herb wirkender Duft nach roten und dunklen Früchten (Cassis, Aronia?)
Am Gaumen greift dann die Abteilung Attacke an. Viel (herbe) Frucht kleidet den Gaumen aus. Da ist ausserdem viel Tannin, das ebenfalls den ganzen Gaumen (auf nicht unangenehme Weise) belegt. Langer Abgang.
Das ist sehr gut und eindrucksvoll, aber es fehlt am Ende doch etwas die Präzision und Konturiertheit, die einen grossen Wein ausmachen würde. 

91-93, bis 2035+ 


2011 Chateau Clinet

Mittleres bis dunkles Rot mit ganz dezenter Reifenote
Delikater Duft von zunächst mittlerer Intensität mit Schokolase, verhaltener dunkler Frucht, etwas Minze, Kräutern. Wird mit Luft vielschichtiger und intensiver; die Frucht wird ausgeprägter (und es kommt eine rotfruchtige Note Richtung Himbeere hinzu) und auch die Minznote wird ausgeprägter
Am Gaumen eher kühle Stilistik, (noch?) etwas monolithisch wirkend; wieder etwas Schokolade, Kräuter, verhaltene Frucht, aber mit Tannin sehr guter Qualität. Im Abgang dann etwas mehr Frucht, kombiniert wieder mit schokoladiger Note. 

92-94, bis 2030+


2011 Chateau Montrose

Dunkles Rot mit leichtem Wasserrand
Im Duft von mittlerer Inensität mit viel dunkler Frucht, etwas Rauch, sehr dezenter Holzeinfluss. Wirkt insgesamt recht jung und (noch) nicht voll entfaltet (und das ändert sich auch nach 5 Stunden Dekantierzeit nicht)
Auch am Gaumen noch verschlossen wirkend mit einem Kern dunkler Frucht, recht massivem Tannin, das die Zunge belegt, und einer prägnanten Säure.
Ich denke, dass da noch mehr kommen wird, aber im derzeitigen Zustand doch unter den Erwartungen, die der Name (selbst in einem mäßigen Jahrgang) weckt. 

90-92+, Noch einige Jahre liegen lassen, dann sicher bis 2040 

Interessant ist übrigens die Trinkreifeeinschätzung für den Montrose im Wine Advocate. Bei der Primeurverkostung 2012 schrieb Robert Parker himself "2012-2027". Nach der Abfüllung 2014 wurde daraus "2017-2032". Neal Martin setzte das 2016 herauf auf "2021-2045" und William Kelley setzte 2021 noch eins drauf mit "2025-2045". Vielleicht wird der Wein ja nie wirklich trinkreif?


Sonntag, 5. Oktober 2025

Der Süßwein der Woche (15)

Diesmal geht es wieder ziemlich bunt durcheinander was Jahrgänge und Herkunft angeht. Es geht los mit einer Spätlese aus dem warmen Jahr 2005. Den Wein habe ich als in seiner Jugend etwas von Süße dominiert in Erinnerung. Nach 20 Jahren ist die Süße nach wie vor präsent, aber gut eingebunden.



2005 Schloß Lieser Lieser Niederberg Helden Riesling Spätlese

Reifes Goldgelb
Recht verhaltener Duft nach gelben Früchten, etwas Zitrus
Am Gaumen auf der süßen Seite, aber mit schöner Frucht (Aprikose), leichter Vanillenote und recht langem Nachhall 

89-91, dürfte die Form noch ein paar Jahre halten


Der nächste Wein hat eine Vorgeschichte. In den Tagen und Wochen zuvor hatte ich eine ganze Reihe trockener Moselweine des Jahrgangs 2011 probiert, mit ziemlich katastrophalem Ergebnis. Selbst GGs aus renommierten Häusern enttäuschten auf ganzer Linie. Insofern waren meine Erwartungen nicht allzu hoch, als ich nun von 2011 trocken auf 2011 restsüß wechselte. Ich wurde angenehm überrascht. 

 


2011 A.J. Adam Dhroner Hofberg Riesling Spätlese

Reifes Goldgelb
Im mittelintensiven Duft eine (gelbe) Fruchtmischung, die mich an den Jahrgang 2003 erinnert, daneben Backgewürze (Vanille)
Am Gaumen präziser Fruchtausdruck, wieder etwas Vanille, passende Säure, recht langes Finale
Insgesamt ein sehr stimmiges Paket; schöne Spätlese aus warmem Jahr. 

90-92, jetzt und sicher auch noch in den nächsten 3-5 Jahren in bester Trinkreife 

 

Über den nächsten Wein habe ich auch an anderer Stelle (guckstu hier) berichtet, aber da er auch Süßwein der Woche war, wiederhole ich die Notiz hier. 

2021 Benvenuti "Corona Grande"

Goldgelb
Ausgeprägter und reintöniger Duft mit Muskatprägung, florale Noten und exotische Frucht (Litschi?)
Sehr süßer Antrunk, intensive und etwas parfümiert wirkende Aromatik mit exotischer Frucht und Honig, recht lang
Dürfte als Dessertbegleitung gut "funktionieren", als Solist macht der Wein recht schnell satt.  

88-90, würde ich eher jung trinken 

 

Der folgende Wein ist ein echter Oldie mit 36 Jahren auf dem Buckel. Gekauft habe ich ihn 1995 auf dem Weingut. Ich bin länger um die (halbe) Flasche herumgeschlichen, weil ich befürchtete, sie könnte ihren Zenit überschritten haben. Zum Glück waren diese Befürchtungen unbegründet; der Wein präsentierte sich sehr vital. 

Ich habe einen alten Probebericht (etwa 2008, guckstu hier) gefunden, in dem dieser Wein mit 82 Punkten "abgestraft" wurde. Das kann ich so nicht nachvollziehen (aber ich weiß natürlich nicht, wie der Wein sich damals präsentiert hat).


1989 Müller-Catoir Mußbacher Eselshaut Rieslaner Beerenauslese (0,375) 

Bernsteinfarben 
Im Duft von mittlerer Intensität mit Noten von Trockenpflaumen, Nüssen
Am Gaumen wieder Trockenfrüchte, schöne Balance zwischn der Süße und einer fast rassigen Säure. Der für eine Beerenauslese recht hohe Alkoholgehalt (12%) ist gut verpackt. Langer Nachhall.
Schöner, wenn auch durch den recht hohen Alkohol etwas untypischer Süßwein ohne Ermüdungserscheinungen. "Funktioniert" wahrscheinlich als Begleiter zu Desserts oder Blauschimmelkäse besser denn als Solist.

90-92, bald trinken 

 

Und zum Schluß zurück an die Mosel bzw. genauer an die Ruwer. Die erste von unseren sechs Flaschen 2016er Abtsberg Spätlese kam unter den Korkenzieher. 


2016 Abtsberg Spätlese 

Goldgelb
Recht ausgeprägter und animierender Duft nach gelben Früchten, etwas Stachelbeere, Kräutern und Backgewürzen 
Am Gaumen wird die recht ausgeprägte Süße gut von der Säure balanciert, saftige Frcuht mit Kandisnoten, recht lang
Sehr schöne Spätlese mit weiterem Potential 

91-93, bis 2030+

Samstag, 27. September 2025

Der Ersatzwein

Als im Frühjahr die Subskriptionskampagne für die 2024er Bordeaux (eher holprig) lief, habe ich mehr aus der Ferne zugeschaut. Ich hatte nämlich beschlosen, mich aus diesem Geschäft zurückzuziehen und keine Bordeaux aus 2024 und den nachfolgenden Jahren mehr zu kaufen. Erstens haben wir den Keller übervoll mit Bordeaux und zweitens bin ich mittlerweile in einem Alter, in dem man sich nicht unbedingt Weine in den Keller legen muss, die noch 20 Jahre bis zur vollen Reife brauchen. Vieles von dem, was man über die Qualität der 2024er las, machte den Verzicht auch leicht. 

Aber irgendwie juckt es ja dann doch in den Fingern. Daher habe ich, während die 2024er Kampagne lief, noch einen 2022er nachgekauft. Chateau Tronquoi (früher Tronquoi-Lalande), mit neuem Design und aus dem gleichen Stall, aus dem auch Chateau Montrose kommt, hatte Kritikerbewertungen bekommen, die angesichts des moderaten Preises geradezu sensationell waren. Das ging, und zwar auf recht breiter Basis, bis hinauf zu 96 Punkten. Angesichts eines Preises von ganz knapp über 30 Euro schien mir das ein besserer Kauf als die 2024er (die ich mir zudem ja selbst verboten hatte).


 

2022 Chateau Tronquoi 

Sehr dunkles, jugendliches Rot mit Purpurschimmer
Intensiver Duft, bei dem zunächst florale Noten dominieren, gefolgt von dunkler Frucht. Mit mehr Luft wird das vielschichtiger mit etwa Lakritz und einer interessanten pfeffrigen Würze.
Am Gaumen rollt eine Welle von mit Gewürzen gespickter dunkler Frucht an, getragen von einer Ladung sehr reifen Tannins, das sich erst im recht langen Abgang richtig bemerkbar macht. Der nominell hohe (14,5%) Alkohol ist gut verpackt.
Der Wein trinkt sich derzeit sehr gut (auch wenn ich da etwas zurückhaltender punkte als andere), aber da ist noch viel Babyspeck. Ich werde die restlichen Flaschen erstmal weglegen.

91-93+, 2030-2040+

Sonntag, 21. September 2025

Saufignon Blanc

Sauvignon kann recht markant bis aufdringlich geraten und ist dann auch nicht immer ganz leicht mit Speisen zu kombinieren. Auf diesen hier (von dem ich eher zufällig eine Flasche als "Beifang" gekauft habe) trifft das allerdings nicht zu. Das ist eine angenehm unaufdringliche Interpretation der Sorte, die Substanz mit Trinkfluß kombiniert. Da sollte ich vielleicht mal nachbestellen.

 


 

2023 Schauer Sauvignon Blanc Ried Theresienhöhe 

Helles bis mittleres Gelb
Mittelkräftiger, unaufdringlicher Duft mit Noten von schwarzen Johannisbeeren und Johannisbeerblättern sowie Apfel 
Am Gaumen wieder Johannisbeere und Apfel, dazu eine sehr feine Säure. Der Wein hat Grip, ist nachhaltig und hat ein langes Finale 
Sehr schöne Interpretation der Rebsorte. Blitzsauber, mit Substanz und Trinkfluß und mit etwa 20 Euro fair bepreist. 

90-92, trinkt sich jetzt hervorragend, hat aber Potential bis sicher 2030

Montag, 18. August 2025

Der Süßwein der Woche (14)

Die Auswahl ist dieses Mal etwas "Keller-lastig". Den Reigen eröffnet eine noch junge Auslese vom Weingut Keller

 


2022 Keller Rieslaner Auslese 

Mittelgelb
Recht kräftiger und animierender Duft, ein Potpourri exotischr Früchte
Ausgeprägte Süße, die aber von einer unaufdringlich-präsenten Säure gut in Schach gehalten wird. Die Frucht ist noch recht kompakt, das dürfte sich mit Reife weiter entfalten. Recht langer Abgang 

89-91+, bis 2035+ 

 

Wir bleiben beim gleichen Weingut, gehen aber sechs Jahre zurück. "Pius" gibt es beim Weingut Keller in jedem Jahr, mal als Auslese und mal als Beerenauslese. Welche Rebsorten da in welcher Zusammensetzung einfliessen und aus welchen Lagen der Wein stammt ist (jedenfalls mir) nicht bekannt. Macht aber nichts, wichtig ist eigentlich nur, dass man hier Jahr für Jahr einen sehr guten Süßwein zu einem echten Freundschaftspreis bekommt (der 2016er hat 17,90€ pro halbe Flasche gekostet). 

 


2016 Keller Beerenauslese "Pius" (17,90)

Goldgelb
Ausgeprägter und sehr animierender Duft nach exotischen Früchten (Mango, Maracuja), etwas Vanille
Am Gaumen wieder ausgeprägte, klare Frucht, etwas Kandis, die Süße wird durch lebhafte Säure gut gepuffert, langer Nachhall, in dem wieder exotische Fruchtnoten dominieren.
Ein grosser Süßwein-Spaß

91-93, hat Reserven für sicher 5-10 weitere Jahre, aber es gibt eigentlich keinen Grund zu warten 


Und als nächstes noch einmal 2016, aber ein Sauternes und damit eine völlig andere Süßwein-Stilistik. Aber saugut. 


2016 Chateau Doisy Daene 

Goldgelb
Intensiver und animierender Duft mit viel gelber Frucht (Aprikose), etwas Lychee. Das ist kristallklar und wirkt sehr präzise.
Am Gaumen voluminös, leicht viskos, die 14% Alkohol sind gut integriert. Da ist viel Frucht, aber auch kräutrige Noten, etwas Ingwer(?). Gut integriertes Holz und ein langer Abgang.
Eindeutig mein bester Sauternes seitdem es den "Süßwein der Woche" gibt. 

93-95, über die Lagerfähigkeit muß ich mir keine Gedanken machen, das können meine Erben tun :-) 


Zurück zu Keller und noch einmal Pius: 2018 gab es eine Auslese. 



2018 Keller Auslese "Pius" 

Mittelgelb mit Goldschimmer 
Im Duft ein Korb voll Früchten mit einer exotischen Note und etwas Kandis.
Auch am Gaumen ausgeprägt "multifruchtig". Obschon die Säure eher zurückhaltend wirkt, ist die Süße gut eingebunden und dominiert den Wein nicht.
Das erinnert mich ein wenig an restsüße Weine aus dem Hitzejahr 2003; die haben (jedenfalls in meiner Erinnerung) in ihrer Jugend eine ähnliche Ausprägung gehabt.  

89-91, hat jetzt eine schöne Trinkreife erreicht, wird aber sicher noch 10 und mehr Jahre Freude machen


Als nächstes geht es an die Nahe, nach Niedernhausen und zum Weingut Jakob Schneider. 


2013 Jakob Schneider Niederhäuser Hermannshöhle Riesling Auslese 

Goldgelb
Ausgeprägter und sehr sauberer Duft nach Honig, gelben und exotischen Früchten und etwas Kandis
Am Gaumen ist das eine trotz ihrer ausgeprägten Süße sehr saftig wirkende Auslese mit schöner Frucht, dezenter Mineralik und einem recht langen Abgang, in dem neben der Frucht auch etwas Kandisaroma auftaucht. 

90-92, jetzt in hervorragender Trinkreife mit Reserven sicher bis 2030 


Für den nachfolgenden Wein gibt es zwar einen eigenen Post (guckstu hier), aber Süßwein der Woche war er natürlich auch, daher hier noch einmal.


2006 J.J. Prüm Bernkasteler Badstube Riesling Beerenauslese 

Reifes Goldgelb
Zunächst verhaltener, mit mehr Luft intensiverer Duft nach gelben Früchten (Aprikose), Nüssen und einem Hauch Zitrus
Am Gaumen viskose Textur, sauber gezeichnet mit satter gelber Frucht, kräftiger aber harmonisch eingebundener Süße und langem, fruchtbetontem Abgang 

92-94, bis 2040+



Und zum Schluß back to square 1: Den Abschluß bildet eine weitere junge Auslese vom Weingut Keller, diesmal die 2022er Ausgabe des Pius.



2022 Keller Auslese "Pius" 

Mittelgelb
Im Duft intensive Noten exotischer Früchte (Maracuja!) sowie Backgewürze (Vanille)
Am Gaumen sehr süß, deutliche Kandisnote, wieder exotische Frucht, trotz der hohen Süße trinkanimierend
Sehr schöne Auslese, die durch weitere Lagerung gewinnen dürfte, wenn sich die Süße besser einbindet. 

89-91+, 2028-2040+

Donnerstag, 7. August 2025

Urlaubsnachlese

Während eines sehr schönen Urlaubs in Istrien haben wir auch einige Weingüter besucht und ein paar Flaschen eingekauft. Die meisten der Weißweine, die wir probiert haben, stammen aus der Rebsorte Malvazija (guckstu hier), die wohl auch ursprünglich aus Kroatien stammt. Rotweine haben wir deutlich weniger probiert; interessant waren vor allem die aus der Sorte Teran (oder Terrano). Das ist eine Rebsorte, die in Italien, Slowenien und Kroatien auf insgesamt knapp 2000 Hektar angebaut wird (für Details guckstu hier).

Die nachfolgenden Notizen entstanden nicht vor Ort, sondern nach der Rückkehr aus dem Urlaub zu Hause. Sie sind etwas "Benvenuti-lastig", denn die Weine dieses Guts hatten uns vor Ort am besten gefallen, und so haben wir dort am meisten eingekauft. 



2023 Benvenuti Malvazija 

Mittleres Gelb
Duftet eher verhalten, gelbe Früchte (Pfirsisch), auch dezent nussige Noten.
Am Gaumen stoffig, wieder gelbe Frucht, passende Säure, im Abgang dezente Zitrusnote. 

86-88, würde ich bis Ende nächsten Jahres trinken


2021 Kozlovic Malvazija Selection

Mittelgelb
Duft von mittlerer Intensität, zunächst etwas Zitrus, vegetabil. Mit Luft intensiver, Orange und gelbe Fruchtnoten
Am Gaumen nachhaltig und mit Schmelz, dezent gelbfruchtig, die 14% Alkohol sind gut verpackt, dürfte ein guter Speisenbegleiter sein.

88-90, würde ich in den nächsten zwei bis drei Jahren trinken





2020 Benvenuti Teran "Livio"

Recht dunkles Rot mit leichtem Violettschimmer
Intensiver Duft nach dunklen Früchten, Tomatenmark und pfeffrig-würzigen Noten
Auch am Gaumen deutliche pfeffrige Würze, daneben dunkle Frucht, recht lebhafte Säure spürbares Tannin, mittellanger würziger Nachhall.
Sehr schöner, eigenständiger Rotwein. 

88-90, dürfte Potential für drei bis fünf Jahre haben



"Corona Grande" hatten wir ab 2020 zur Genüge, und ich brauche wirklich nicht mehr davon. Der Wein kann aber nichts für seinen Namen und hat mir gut gefallen.


2021 Benvenuti "Corona Grande"

Goldgelb
Ausgeprägter und reintöniger Duft mit Muskatprägung, florale Noten und exotische Frucht (Litschi?)
Sehr süßer Antrunk, intensive und etwas parfümiert wirkende Aromatik mit exotischer Frucht und Honig, recht lang
Dürfte als Dessertbegleitung gut "funktionieren", als Solist macht der Wein recht schnell satt.  

88-90, würde ich eher jung trinken

Freitag, 25. Juli 2025

Kleiner Schloßberg ganz groß

Vor einiger Zeit habe ich ein gemischtes Dreier-Paket gekauft, in dem sich auch eine halbe Flasche 2008er Schloßberg Spätburgunder von Bernhard Huber befand. 2008 war ein eher kühles Jahr. Der Schloßberg ist der zweitteuerste Rotwein im Weingutsportfolio (nach dem Wildenstein), so dass man durchaus hohe Erwartungen haben durfte. Allerdings sind 17 Jahre ein stattliches Alter, zumal es sich ja um eine halbe Flasche handelte (und der Wine Advocate ein Trinkfenster von 2016 bis 2021 prognostizierte). Derartige Befürchtungen erwiesen sich allerdings als völlig unbegründet.

 


2008 Huber Hecklinger Schloßberg Spätburgunder GG (aus 0,375l-Flasche)

Mittleres Rot mit deutlichen orange-bräunlichen Reifenoten
Recht intensiver und vielschichtiger Duft mit Noten von dunklen Früchten, Fleisch und Gewürzen
Tritt am Gaumen kraftvoll auf, wieder vielschichtig, fleischig, mit dunkler Frucht und Gewürzanklängen, mürbes Tannin. Eine leichte etherische Note (die mit der Zeit deutlicher hervortritt), geleitet den Wein in den langen Abgang.
Ein grossartiger Spätburgunder in hervorragender Trinkreife. 

93-95, in den nächsten Jahren trinken


Fazit: Dieser Wein belegt, warum das Weingut Bernhard Huber zur absoluten Spitze der Spätburgunder-Erzeuger Deutschlands zählt. Kleines Detail am Rande: die Flasche war mit einem richtig guten Korken verschlossen.