Im Laufe der letzten Monate haben sich einige Verkostungsnotizen angesammelt, die es bislang nicht in einen Post geschafft haben. Ein paar davon habe ich hier jetzt mal, quasi unter "Verschiedenes", zusammengestellt.
Der "Back to the Future" war der 2017er Wein der Deutschen Weinentdeckungsgesellschaft (guckstu hier). Ein "virtueller gemischter Satz". Will heissen: die Reben (in diesem Fall Riesling, Weiss- und Spätburgunder) wachsen nicht wirklich im gleichen Weinberg, wurden aber zeitgleich geernetet und dann zusammen verarbeitet. Das war jedenfalls der Plan. Tatsächlich musste der Weissburgunder wegen Hagelschäden früher geerntet werden. Was der Qualität des Weines anscheinend nicht geschadet hat.
2016 Balthasar Ress "Back to our Future"
Mittelgelb
Sauberer und sehr frisch wirkender Duft mit Noten von roten Früchten, Brot und Kräutern
Auch am Gaumen frisch wirkend mit pointierter Säure, dezent (zitrus)fruchtiger Aromatik und feinem Schmelz im langen Abgang.
88-90, bis 2025
Fazit: Guter und spannender Wein, der sich eine schöne Frische bewahrt hat. War mit 29 Euro aber auch kein Schnäppchen.Die weissen Graves bzw. Pessac-Leognans haben mich bislang nicht so richtig überzeugen können. Als sich die Gelegenheit bot, einen der wirklich guten Weine der Region zu einem (relativ) günstigen Preis zu kaufen, habe ich zugeschlagen - allerdings nur mit einer Flasche und dem Hintergedanken "das ist die letzte Chance". 2013 war für trockene Weissweine in Bordeaux ein deutlich besserer Jahrgang als für Rotweine. Der Smith Haut Lafitte besteht übrigens zu 90% aus Sauvignon Blanc; der Semillon-Anteil ist also geringer als bei vielen anderen Weissweinen der Region.
2013 Chateau Smith Haut Lafitte (blanc)
Reifes Goldgelb
Im
Duft zunächst deutliche, mit Luft schwächer werdende "vanillige"
Holzprägung, dazu ausgeprägte und frische Frucht; Zitrus und exotische
Früchte (Papaya?)
Auch am Gaumen spürbar vom Holzausbau geprägt,
herbe Zitrusfrucht, Kräuter im Hintergrund, harmonisch integrierte
Säure, sehr nachhaltig mit langem, betont herbem und
salzig-mineralischem Abgang.
Labet gilt Eingeweihten als "Kultwinzer" aus dem Jura. Diese Flasche habe ich "ertauscht" und weiss daher nicht, was sie normalerweise kostet. Was ich jetzt wohl weiss ist, dass das richtig gut ist.
2016 Domaine Labet Chardonnay "La Bardette"
Goldgelb
Kraftvoller Duft, leicht oxidativ, Nüsse, Apfelschale, Kräuter. Sehr komplex und mit mineralischer Komponente
Am Gaumen kraftvoll mit phenolischem Grip, aromatisch wieder Nüsse, Apfel und Kräuter, gut integrierte Säure, sehr lang.
Toller Chardonnay. Kein Schmusewein, sondern eher von der bissigen Art.
Den Godramsteiner Münzberg Grauburgunder habe ich als Einzelflasche bei Oliver Zeter mitbestellt, weil er mich interessierte.
2021 Oliver Zeter Godramsteiner Münzberg Grauburgunder (29.1.12024)
Kupferfarben
Recht ausladender Duft nach Butter, etwas Kräutern und gelben (auch roten?) Früchten
Am Gaumen zupackend mit spürbarem Tannin, viel Körper, betont trocken. Langer Nachhall.
Eigenständiger
Grauburgunder, der mit seinem deutlichen Tannin sicher nich everybody's
darling ist. Dürfte als Essensbegleiter gut "funktionieren", als Solist
eher weniger
Wir haben genau einen Wein aus Bandol im Keller und von den zwei letzten Flaschen war eine "fällig".
2009 Domaine La Vivonne Bandol AC (14./15.2.2024)
Mittleres bis dunkles Rot mit erster Reife am Rand
Recht kräftiger Frucht nach Pflaumenkompott und Gewürzen (Sternanis?)
Am Gaumen wieder reife, pflaumige Frucht, mürbes, im Abgang auch etwas trocknendes Tannin. Recht langes, leicht salziges Finale.
Schöner und gut gereifter Wein, der sehr deutlich die Eigenschaften der Rebsorte Mourvèdre zeigt.
88-90, sollte sich noch ein paar Jahre auf dem Niveau halten
Vor gut vier Jahren tranken wir die vorletzte Flasche des 2004er "Copa Santa" von Pierre Clavel (guckstu hier). Ich war damals überrascht, wie gut sich der Wein gehalten hat. Nun, die letzte Flasche hat nochmal vier Jahre im Keller überdauert und kam, gemeinsam mit der ebenfalls letzten Flasche des 2005ers, jetzt unter die Räder. Anscheinend sind 20 Jahre für einen Copa Santa gar kein Problem.
2004 Domaine Clavel Coteaux du Languedoc Terroir de la Mejanelle "Copa Santa" (6.3.2024)
Mittleres bis dunkles Rot mit deutlichen Reifenoten
Recht kräftiger Duft nach dunklen Früchten (Kirschen), Waldboden, Kräutern und einer frisch wirkenden etherischen Note
Am
Gaumen sehr präsent, fleischig und wieder mit einer leicht etherischen
Note. Das Tannin ist weitgehend abgeschmolzen. Ordentliche Länge.
Ganz erstaunlich gut gereift. Hat mich ein wenig an Chateau Musar erinnert.
87-89, bald trinken (aber das habe ich vor vier Jahren auch schon geschrieben)
2005 Domaine Clavel Coteaux du Languedoc Terroir de la Mejanelle "Copa Santa" (7.3.2024)
Kräftiges Rot mit Reifenoten
Recht intensiver und klarer Duft nach süßen Kirschen und Kräutern
Wie
der 2004er noch sehr präsent am Gaumen, hier aber auch noch spürbares,
leicht trocknendes Tannin. Noch deutliche Frucht, etwas alkoholische
Wärme, wiederum ordentliche Länge
87-89, bald trinken
Kann Weißburgunder reifen? Sicher nicht alle, aber dieser hier, im übrigen mit sehr bescheidenen 12% Alkohol daherkommend, ist hervorragend gereift.
2014 Salwey Oberrotweiler Kirchberg Weißburgunder GG (19.4.2024)
Reifes Goldgelb
Recht kräftiger, animierender Duft mit nussigen Noten, etwas grüner Birne und Kräutern
Am
Gaumen herb mit etwas Gerbstoff, aromatisch eher vegetabil als
fruchtig, animierender Stil, prägnante Säure, salzige Mineralik,
herb-saftiges Finale.
Erstaunlich nachhaltig bei nur 12% Alkohol.
Hat durchaus noch ein paar Jahre vor sich. Wer sagt, dass Weißburgunder
nicht reifen kann?
89-91, in den nächsten Jahren trinken
Als Kochwein (für den Koch, nicht für das Essen) habe ich diesen restsüßen Kabinett ausgesucht, dessen 7% Alkohol einem nicht zu Kopf steigen. Aber Spaß macht das!
2015 Max Ferd. Richter Brauneberger Juffer Riesling Kabinett "Faß 4" (20./21.4.2024)
Sattes Mittelgelb
Sehr animierender Duft nach gelben Früchten und reifem Apfel
Am
Gaumen mit sehr schöner, reifer Frucht. Leichtgewichtig mit
hervorragende Balance; der Restzucker ist perfekt eingebunden, so dass
sich ein eher feinherbes Geschmacksbild ergibt.
Das ist ein Bilderbuchkabinett, jetzt in hervorragender Trinkreife.
89-91, bis 2030+
Vor ein paar Wochen hatten wir Besuch und ich öffnete unter anderem eine Flasche des 2015er Poggio Valente. Eine Entäuschung (wahrscheinlich eine fehlerhafte Flasche), sodass wir schnell zum nächsten Wein übergingen. Nach dieser Erfahrung war ich etwas skeptisch, als ich heute den 2013er öffnete. Zu Unrecht.
2013 Fattoria Le Pupille "Poggio Valente" (21.4.2024)
Noch recht kräftiges Rot mit orange-braunen Reifenoten
Recht ausgeprägter und expressiver Duft nach roten Früchten (reife Himbeere), vor allem aber nach Kirschen
Auch am Gaumen ausgeprägte (Kirsch)Frucht, mürbes Tannin, würzig, gewisse alkoholische Wärme, mittlere Länge. Sehr typisch Sangiovese
90-92, würde ich recht bald trinken
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