Freitag, 24. April 2020

Dreiundachtzig?

2010 gilt als großes Bordeaux-Jahr und Chateau Meyney als ein sehr zuverlässiges Gut, das Weine auf hohem Niveau erzeugt. Etwas erstaunt war ich daher, als ich kürzlich Lisa Perrotti-Browns aktuelle Bewertung des 2010er Chateau Meyney im Wine Advocate sah: 83 Punkte. Und in der Beschreibung war von "oxidized notes" und "drying out" die Rede. So etwas liest man nicht gerne, wenn man noch sechs Flaschen im Keller hat. Allerdings wurde der Wein auf Cellartracker.com (wo allerdings jeder, also auch Banausen wie ich, ihre Bewertungen posten können) weiterhin gut bewertet, die Durchschnittsbewertung dort liegt derzeit bei 90.7. In einer solchen Situation gibts nur eins, nämlich selber nachschauen bzw. nachschmecken.





2010 Chateau Meyney
Sehr dunkles, fast schwarzes Rot mit Purpurrand
In der Nase mit etwas Luft zwar intensiv, aber auch noch sehr kompakt mit einem Kern dunkler Fruchtnoten und angedeuteter Tiefe. Am zweiten Tag weitgehend unverändert, vielleicht etwas runder und zugänglicher wirkend.
Am Gaumen hat der Wein noch nicht ganz zueinander gefunden. Einerseits schöne Noten dunkler Früchte mit einer generös wirkenden Fruchtsüße, andererseits aber auch noch etwas harsche und leicht trocknende Tannine. Recht lang. Meiner Ansicht nach ein guter Wein mit Potential, der noch etwas Zeit braucht. Hat bei aller Qualität aber etwas leicht Rustikales.
88-90+, 2022-2030+

Fazit: Ich kann weder die Bewertung noch die Beschreibung im Wine Advocat nachvollziehen. Eine Erklärung liefert im übrigen die nachfolgende Notiz von Neal Martin, die sich offensichtlich auf die gleiche Verkostung bezieht, an der auch Lisa Perrotti-Brwon teilgenommen hat.

"After the first bottle was found both oxidised and corked, the second and third bottle of 2010 Meyney was also found to be wanting. Re-tasted at the château, I found a more representative bottle. Juxtaposed against the 2009 Meyney, this has greater clarity on the nose with dusky black fruit, sous-bois, graphite and pressed rose petals. The palate is medium-bodied with fine-grain tannins. It has a clean, crisp line of acidity with impressive precision on the finish. That's more like it - but I will caution readers by attaching a question mark to my score. Tasted at the château as part of a vertical tasting." (92 Punkte, Neal Martin in April 2020, zitiert nach Farr Vintners https://www.farrvintners.com/wine.php?wine=30168, überprüft am 23. April 2020).

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