Sonntag, 28. Oktober 2018

9 mal 14

Der Jahrgang 2014 steht in Bordeaux etwas im Schatten der beiden Folgejahrgänge 2015 und 2016. Andererseits habe ich schon sehr schöne 2014er getrunken. Daher war es an der Zeit, den Jahrgang einer etwas umfassenderen Prüfung zu unterziehen, bevor die Weine sich nach der anfänglichen Fruchtphase verschließen. Und so kamen denn gestern neun 2014er auf den Tisch, alle vom linken Ufer. Die folgenden Notizen sind von der heutigen Nachprobe, so dass alle Weine genug Luft bekommen haben sollten. Der Jahrgang 2014 hat seine Chance genutzt und sich sehr gut präsentiert (besser zum Beispiel als einige 2012er, die demnächst hier präsentiert werden).



2014 Clos Floridene
Recht dunkles, jugendlich wirkendes Rot
In der Nase eher verhalten mit Noten von dunklen Früchten aber auch etwas Johannisbeere und einem erdigen Ton
Am Gaumen eher rotfruchtig (Johannisbeere, Cassis), recht ausgeprägte Säure, insgesamt etwas rustikal wirkend
86-88, bis 2023+

2014 Domaine de Chevalier
Sehr dunkler Rot
In der Nase recht intensiv, Tabak, dunkle Früchte, Graphit, das Ganze sehr distinguiert wirkend
Am Gaumen elegant wirkend, hohe Tanninqualität, dunkelfruchtig, auch wieder etwas Tabak, stützende Säure, recht lang.
89-91+, 2020-2025+

2014 Chateau Grand Puy Lacoste
Sehr schöne Nase, rauchig, Himbeeren, das hat etwas Aristokratisches
Am Gaumen kraftvoll, rote Früchte, geröstete Paprika, exzellente Tanninqualität.
Schöner, eleganter Wein, aber eine ganz leichte grüne Note steht einer höheren Bewertung im Weg
89-91+, 2020-2035+

2014 Chateau Charmail
Recht intensive Nase, dunkle Früchte (Heidelbeeren), ein klein wenig grobschlächtig vielleicht
Schöne Frucht, aber recht ausgeprägtes und etwas trocknendes Tannin
86-88+, 2020-2025+

2014 Chateau Labergorce
Intensive Nase, dunkelfruchtig, sehr Margaux-typisch, mit einer dezent mineralischen Note
Am Gaumen dunkelfruchtig, auch etwas Himbeere, sehr elegant, nachhaltig.
Toller Margaux mit herausragendem Preis-Leistungsverhätlnis, trinkt sich bereits sehr gut.
92-94, bis 2025+

2014 Chateau Rauzan Segla
In der Nase distinguiert, dunkelfruchtig (Heidelbeere), ganz dezenter Rumtopf
Am Gaumen sehr elegant, dunkelfruchtig, nachhaltig, hervorragende Tanninqualität, in der Entwicklung noch etwas weniger weit als der Labegorce
92-94, 2020-2030+

2014 Chateau Langoa-Barton
Sehr schöne, intensive Nase mit ausgeprägter Frucht, Himbeeren, dunkle Früchte
Auch am Gaumen sehr schöne Frucht, leicht säuerlich wirkend (was nicht negative gemeint ist), sehr gute Tanninqualität
Macht jetzt schon Spaß, hat aber klar erkennbares Potential und dürfte noch zulegen. Exzellent.
92-94, 2020-2030+

2014 Chateau Leoville-Barton
Auch hier tolle, intensive Nase, eher dunkelfruchtig, etwas Leder, komplex
Noch unentwickelt, aber angedeutete Tiefe und Intensität, violette Früchte, wieder etwas Leder, viel Tannin hoher Qualität, braucht Zeit. Großes Kino.
92-94+, 2023-2035+

2014 Chateau Leoville Poyferre
In der Nase noch sehr unentwickelt, aber angedeutete Tiefe und Fruchtintensität, eher rotfruchtig, mit mehr Zeit im Glas aber auch dunkle Früchte (Heidelbeeren)
Am Gaumen ebenfalls verschlossen, dunkelfruchtig, leicht salzige Mineralität, komplex, grosses Potential.
92-94, 2023-2035+

Fazit: Ein sehr schönes Line-up, das die Qualität des 2014er Jahrgangs unter Beweis stellt. Bei den preiswerteren Weinen hat Charmail die Nase vorn vor dem Clos Floridene. Der dritte Cru Bourgeois, Labergorce, spielt eine Liga höher (ist aber auch 10 Euro teurer) und hält im Feld der Cru Classes locker mit. Unbedingte Kaufempfehlung (ca. 25 Euro).
Die drei St Juliens sind großartig - der Langoa Barton macht mit seiner expressiven Frucht jetzt viel Spaß und "punches above its weight". Mit etwas Suchen ist er für unter 50 Euro noch zu finden. Kaufempfehlung. Der Leoville-Barton braucht noch Zeit, dürfte aber am Ende der (noch) bessere Wein sein. Es lohnt sich, danach zu suchen und Preise zu vergleichen (die reichen derzeit von knapp 70 bis über 90 Euro). Der Leoville-Poyferre wirkt derzeit unnahbarer; vielleicht ist der Wein bereits auf dem Weg in die Verschlußphase. Vom Potential her ist er aber auf Augenhöhe mit dem Leoville-Barton.



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