Freitag, 3. März 2023

Entdeckung in Burgund

Kürzlich las ich etwas sehr Positives über den 2019er Côte de Nuits-Villages "La Montagne" von Jean-Jacques Confuron. Da sich das nach einem sehr guten und dabei bezahlbaren Burgunder anhörte, habe ich mir eine Bezugsquelle ergugelt und dort neben dem 2019er auch gleich den 2018er La Montagne sowie einen weiteren 2018er probehalber erworben. Die Probe aufs Exempel wurde dann gestern und heute durchgeführt und mit Bravour bestanden.

 


 

2018 Confuron Côtes de Nuits-Villages "Les Vignottes"

Mittleres bis dunkles, jugendlich wirkendes Rot, am Rand altrosa
In der Nase spannend und vielschichtig; Hagebutte, etwas Jod, dann Schwarzkirsche und Kräuternoten
Am Gaumen mittelgewichtig und sehr elegant, vergleichsweise zurückhaltende Kirschfrucht, wieder etwas Jod, seidenweiches Tannin, recht langer Abgang 

90-92, würde ich in den nächsten 3-5 Jahren trinken


2018 Confuron Côtes de Nuits-Villages "La Montagne"

Mittleres bis dunkles, jugendliches Rot mit Violettschimmer
In der Nase etwas zurückhaltender als der "Les Vignottes", Kirschen, etwas Kräuter (Rosmarin?)
Am Gaumen mit etwas mehr Ecken und Kanten und etwas burschikoserem Tannin; da ist wieder Kirsche, auch dunkle Früchte, gute Länge, aber ohne die seidige Eleganz des "Les Vignottes". 

88-90, eher noch ein bis zwei Jahre liegenlassen 

 

2019 Confuron Côtes de Nuits-Villages "La Montagne"

Mittleres Rot mit deutlichem Violettschimmer
Verhaltener Duft, zunächst eine Note von in Rotwein gedünsteten Zwiebeln, dann Kirsche
Am Gaumen recht zupackend, Kirsche, Trockenkräuter. Eine lebhafte Säure und (sehr reifes, fast seidiges) Tannin geben dem Wein Struktur. Am zweiten Tag wirkt die Frucht noch etwas präsenter

89-91, trinkt sich schon gut, hat aber Potential


Fazit: Der 2018er "Les Vignottes" ist ein hervorragender Spätburgunder, der insbesondere (und das ist im Burgund wahrlich nicht selbstverständlich) ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis aufweist (30 Euro, wird aber teilweise online auch für 40 und 50 Euro angeboten). Der 2018er "La Montagne" ist auch ein schöner Wein, kommt aber zumindest derzeit noch etwas unzugänglicher und kantiger daher. Er ist zwar preiswerter (24 Euro), aber ich würde trotzdem den "Les Vignottes" vorziehen. Den 2019er "La Montagne" sehe ich (trotz des etwas ungewöhnlichen ersten Dufteindrucks) leicht vor dem 2018er, aber hinter dem 2018er Les Vignottes. Da das Weingut an der Preisschraube gedreht hat und der 2019er "La Montagne" teurer ist, als der 2018er "Les Vignottes" ist die Sache für mich damit klar.



Freitag, 24. Februar 2023

Es müllert mal wieder

Wie die Zeiten sich ändern. Als ich in den Achtzigern begonnen habe, Wein zu trinken, war Müller-Thurgau die verbreitetste Rebsorte in Deutschland. Etwa 25% der Fläche waren damit bestockt und die Sorte wurde oft zur Produktion von billiger Massenware verwendet. Seitdem hat sich die Rebfläche mehr als halbiert.

Müller-Thurgau ist nicht dafür bekannt, Spitzenweine zu liefern (mir ist jedenfalls noch keiner begegnet), aber aus der Sorte lassen sich sehr schöne Alltagsweine herstellen (und der Begriff ist hier keinesfalls negativ gemeint). Von Horst Sauer haben wir in der Vegangenheit ab und an Müller-Thurgau gekauft und auch aus dem aktuellen Jahrgang landeten ein paar Flaschen in unserem Keller.


 

2021 Horst Sauer Escherndorfer Müller-Thurgau 

Helles bis mitttleres Gelb mit leichtem Grünschimmer
Im Duft erst floral, dann bricht sich die Frucht (reife Melone) Bahn, sauber und animierend
Am Gaumen dann schlank, mit dezenter Frucht, einem Hauch Süße und einer leichten Bitternote, die einen hübschen Kontrapunkt setzt. Ein Zechwein im besten Sinne, wozu auch der moderate Alkoholgehalt von 11,5% beiträgt. 

84-86, würde ich bis Ende nächsten Jahres trinken

Freitag, 17. Februar 2023

Villa Donoratico

Vor einiger Zeit habe ich einige Flaschen des hochgelobten 2019er Argentiera des gleichnamigen Weinguts aus Bolgheri gekauft (aber bislang noch nicht probiert). Aus Neugier und quasi als Einstieg habe ich dann kürzlich auch ein paar Flaschen Villa Donoratico gekauft. Dieser Wein vom gleichen Weingut liegt preislich im Mittelfeld (er ist um 27 Euro erhältlich; ich als alter Schnäppchenjäger habe ihn bei einer 15%-Rabatt-Aktion gekauft) und ist eine Cuvée aus Bordeaux-Rebsorten. Wenn ich richtig informiert bin, ist die Villa Donoratico der Sitz des Weinguts.



2020 Argentiera "Villa Donoratico" 

Kräftiges, jugendliches Purpur
In der Nase recht ausgeprägt mit dunklen Früchten und Gewürzanklängen, etwas Rauch
Am Gaumen sehr zugänglicher Wein, fruchtbetont, etwas Schokolade, mit sehr reifem, schmelzendem Tannin; mittlere Länge
Das ist ohne Zweifel ein sehr guter Wein mit anständigem Preis-Qualitäts-Verhältnis (und wohl auch ein Crowd Pleaser), aber er wirkt ein wenig beliebig; mir fehlt es da etwas an Charakter. 

89-91, würde ich in den nächsten eher drei als fünf Jahren trinken 


Ich bin hier (wie oft) ein Stück unter den Bewertungen der Profi-Verkoster, die eher 92-93 werten.

Donnerstag, 9. Februar 2023

Drei Schönheiten

In den letzten Tagen gab es drei durchaus verschiedene, aber sehr schöne Weine. 

Auf die Domaine Nathalie & Gilles Fèvre bin ich durch ihren sehr schönen 2020er 1er Cru Fourchaume aufmerksam geworden (guckstu hier). Als ich bei einem Händler die 21er des Gutes sah, habe ich eine Flasche des "einfachen" Chablis zur Probe bestellt. Die Idee war, den zu probieren und ggf. nachzubestellen. Problem dabei: Ich würde gerne nachbestellen (siehe die Notiz unten), aber der Wein ist leider schon ausverkauft. 

Der 2020er Ölberg ist mein erster Wein von Schätzel überhaupt, da bestand also Nachholbedarf. Was mich besonders neugierig gemacht hat, ist, dass wir hier ein Grosses Gewächs aus einem warmen Jahr haben, das trotzdem mit nur 11,5% Alkohol daherkommt. 

Der "R" ist quasi die halbtrockene Variante des Grossen Gewächses aus dem Monzinger Halenberg. Ich habe davon aus Neugier eine Einzelflasche gekauft. Die Neugier war von sehr guten Vorbewertungen (98 Punkte von Markus Hofschuster bei Wein Plus) befeuert worden.


2021 Nathalie & Gilles Fèvre Chablis 

Mittelgelb
Recht kraftvoller und animierender Duft nach gelben Früchten, etwas Brotkruste, mit mehr Luft auch nussige Noten
Am Gaumen ebenfalls schöne, sofort präsente Frucht, balancierende Säure, mittlerer Körper, schöne Präsenz und recht langer Abgang mit deutlich salzigem Finale. Kein erkennbarer Holzeinfluß.
Sehr schöner "kleiner" Chablis mit gutem Preis-Leistungsverhältnis (etwa 15 Euro) 

88-90, würde ich eher jung (bis etwa 2025 trinken )


2020 Schätzel Niersteiner Ölberg Riesling GG

Mittelgelb mit Goldschimmer
In der Nase recht ausgeprägt und animierend mit Noten von Apfel und Kräutern, wirkt sehr frisch und durchaus komplex
Am Gaumen zwar eher schlank, aber mit schöner Präsenz; wieder frisch wirkend und auch hier wieder mit einer überzeugenden Kombination aus Frucht (wieder Apfel) und Kräutern; präsente Säure, langer, kräutirger Abgang
Das ist ein ausgesprochen schöner Riesling, der sich jetzt schon gut trinkt. Man vermisst hier nichts - insbesondere keinen höheren Alkoholgehalt.

91-93, bis 2030+


2017 Emrich Schönleber Monzinger Halenberg Riesling "R" 

Mittleres Gelb mit Goldschimmer
In der Nase gleich nach dem Öffnen viel dunkle Mineralik, verflochten mit gelber Frucht: Mirabelle, aber auch exotische Früchte (Ananas). Das wirkt ebenso tiefgründig wie animierend. Mit mehr Luft und bei etwas höherer Temperatur kommen rotfruchtige Noten hinzu.
Am Gaumen dann ein sehr harmonischer, in sich ruhender Wein: Die dezente Süße wird von der Säure bestens balanciert, so dass ein fast trockener Geschmackseindruck entsteht. Saftige Frucht, langer, mineralisch geprägter Abgang. 

92-94, jetzt in bester Trinkreife, die der aber noch lange (2030+) halten dürfte 


Fazit: Der Chablis von Fèvre ist ein sehr schöner Chardonnay mit sehr gutem Preis-Leistungsberhältnis. Das wäre ein klarer Kauftip, wenn der Wein nicht schon ausverkauft wäre. Schätzels Ölberg ist ein sehr schöner, frisch wirkender Riesling und mit unter 30 Euro auch fair bepreist. Noch etwas besser gefällt mir der Halenberg "R", auch wenn ich hier nicht ganz so hoch punkte wie andere.

Samstag, 28. Januar 2023

Urlaubserinnerung

Im Toskanaurlaub im Juni wurde uns dieser Wein als Einstiegswein in einer Probe mit (ansonsten) Rotweinen aus Montalcino serviert. Ich hatte keine Ahnung, was das war, fand den Wein aber sehr gut - und das, wo ich ja durchaus meine Vorurteile gegenüber italienischen Weissweinen habe (guckstu hier).

Später habe ich dann nach dem Wein gesucht und ihn gefunden. Er kostet regulär um die 20 Euro, war aber (und ist noch immer) auch für gut 15 Euro zu haben. Er wächst in etwa 700 Meter Höhe und wird aus je 50% Chardonnay und Sauvignon vinifiziert, was ich allerdings niemals erraten hätte.



2019 Fattoria di Lamole "le Stinche" Bianco di Toskana IGT

Goldgelb
Im Duft recht ausgeprägt, primär Kräuter, etwas Birne
Auch am Gaumen dominieren kräutrige Aromen. Das Highlight hier ist das Mundgefühl mit hervorragend integrierter Säure und deutlichem Gerbstoff-Gripp (Maischevergärung?). Endet lang wieder auf kräutrigen und leicht zitrischen Noten.
Spannender und eigenständiger Wein, der viel Spaß macht und für seinen Preis viel bietet. Moderater Alkoholgehalt (12,5% laut Etikett).

89-91, jetzt in guter Trinkreife, die Lagerfähigkeit kann ich nicht gut einschätzen 


Das mit der Maischevergärung scheint übrigens zu stimmen, denn laut Angaben auf der Weingutsseite wird der Wein mit 48-stündiger Kaltmazeration hergestellt.


Sonntag, 22. Januar 2023

Nahe (Riesling 2014 Teil 3)

Und weiter geht die "Erkundung" des Riesling-Jahrgangs 2014. Nach Mosel (guckstu hier) und der Pfalz (guckstu hier) war jetzt die Nahe dran. Die verkosteten Weine stellen natürlich keinen repräsentativen Querschnitt des Gebiets dar, sondern höchstens einen repräsentativen Querschnitt unseres Einkäufe...

 


2014 Dönnhoff Riesling Tonschiefer 

Goldgelb
In der Nase von mittlerer Intensität, (teils kandierte) gelbe Früchte, etwas Petrol
Am Gaumen verhalten gelbfruchtig, präsente Säure, auf Zitrusnoten endend
Sehr sauberer, geradliniger Wein, der mit Freude zu trinken ist. 

85-87, in den nächsten zwei bis drei Jahren trinken


2014 Jakob Schneider Niederhäuser Hermannshöhle Riesling trocken 

Goldgelb
Duftet nach Kräutern und dezenten Noten gelber Früchte
Am Gaumen dominieren die gelbfruchtigen Aromen in einem sehr präzisen Wein mit lebhafter, gut integrierter Säure. Saftig und animierend.
Sehr schöner Riesling mit Potential für weitere Jahre und herausragendem Preis-Leistungsverhältnis (seinerzeit 9,50 ab Hof!). 

88-90, hat bei guter Lagerung sicher noch Potential für weitere fünf Jahre 


2014 Dönnhoff Roxheimer Höllenpfad Riesling trocken

Goldgelb
In der Nase zunächst Kräuter und eine Ahnung von gelber Frucht, mit mehr Luft wird die Frucht intensiver und es kommen rotfruchtige Noten hinzu 
Reife Noten von (teils roten) Früchten, Kräuter, sehr pikant. Der Wein wird von einer kräftigen Säure und einer mineralischen Note in den langen Abgang begleitet. 

89-91, dürfte ebenfalls noch Potential für weitere drei bis fünf Jahre haben


2014 Emrich-Schönleber Monzinger Frühlingsplätzchen Riesling GG 

Reifes Goldgelb
Kräftiger Duft nach kandierten Zitrusfrüchten, daneben dezente Noten tropischer Früchte
Kraftvoller Gaumenauftritt trotz sehr moderater 12% Alohol, auch hier wieder kandierte Zitrusfrucht, etwas Wachs, gut integrierte Säure, recht lang 

89-91, Potential bis mindestens 2025

2014 Dönnhoff Norheimer Dellchen Riesling GG

Reifes Goldgelb
Duft von mittlerer Intensität mit Noten von kandierten Zitrusfrüchten, etwas Orangenschale, am zweiten Tag auch Ananas
Am Gaumen reife Zitrusfrucht, leicht malzig, prägnante Säure, ganz dezenter Süßeeindruck im langen Abgang 

90-92, auch hier bis 2025+


2014 Dönnhoff Niederhäuser Hermannshöhle Riesling GG

Ebenfalls reifes Goldgelb
Wirkt in der Nase zurückhaltend mit leichtem Muffton; Korkverdacht
Auch am Gaumen sehr zurückhaltend
Was man hier trotz des Korkverdachts festhalten kann ist, dass der Wein erstens eine brillante Säure hat, die den Wein quasi marmoriert, und dass er zweitens lang und auf herbe Zitrusnoten endet.

ohne Bewertung


2014 Dönnhoff Niederhäuser Hermannshöhle Riesling GG (zweiter Versuch)

Ebenfalls reifes Goldgelb, ein wenig dunkler noch als beim Dellchen
In der Nase zunächst verhalten, mit Luft dann gelbfruchtig aber noch nicht ganz ausdifferenziert. Am zweiten Tag treten Zitrusnoten in den Vordergrund 
Am Gaumen tatsächlich noch etwas unnahbar wirkend: betont herb, kräutrige Aromen und eine tolle, den Wein marmorierende Säure. Langer, kräutriger und zitrusfruchtiger Abgang 

93-95, sicher bis 2030 und darüber hinaus


2014 Emrich-Schönleber Monzinger Halenberg Riesling GG

Reifes Goldgelb
Schon unmittelbar nach dem Öffnen sehr schöne und animierende Nase mit Noten von gelben Früchten (Pfirsisch!); mit mehr Luft wird das intensiver und wirkt tiefgründiger
Am Gaumen zunächst verhalten, wieder gelbfruchtig, von Säure geprägt. Mit mehr Luft und etwas höherer Temperatur tritt die Säure in den Hintergrund und macht Platz für eine Kombination aus Mineralik und gelbfruchtiger Aromatik, sehr langer, salzig-mineralischer Abgang. Wirkt frisch und ohne Alterungsnoten.

92-94; ebenfalls bis 2030 und darüber hinaus


2014 Schäfer-Fröhlich Bockenauer Felseneck Riesling GG

Mittleres Gelb mit Goldschimmer
Mittelkräftiger, pikanter Duft mit Noten von Äpfeln, Kräutern und exotischen Früchten (Ananas, Mango) 
Wirkt am Gaumen sehr frisch und präzise, deutliche Mineralik, Zitrus und wieder etwas Apfel, lang

91-93+, braucht vielleicht sogar noch ein paar Jahre bis zum Höhepunkt und dürfte bis deutlich ins nächste Jahrzehnt hinein Spaß machen


2014 Dönnhoff Schlossböckelheimer Felseneck Riesling GG

Wieder reifes Goldgelb
Unmittelbar nach dem Öffnen entströmt dem Glas ein mittelkräftiger, rauchiger und mineralisch geprägter Duft nach gelben und angedeutet roten Früchten
Am Gaumen straff, mundwässernd mit schöner gelber Frucht und prägender Mineralik, im langen Abgang salzig-mineralisch

92-94, auch hier Potential bis ins nächste Jahrzehnt


2014 Dönnhoff Niederhäuser Hermannshöhle Riesling Spätlese

Reifes Goldgelb
In der Nase recht ausgeprägte und reife Frucht, tendenziell gelbfruchtig mit einem Hauch Zitrus
Auch am Gaumen mit reifer Frucht, wieder eher gelbfruchtig, die recht ausgeprägte Säure sorgt für gute Balance, im recht langen Abgang spürbare Mineralik

89-91, dürfte jetzt sein optimales "Trinkfenster" erreicht haben und sollte sicher bis Ende des Jahrzehnts Spaß machen


Fazit: Der Tonschiefer ist ein schöner und mit Freude zu trinkender Riesling. Noch beser gefällt mir Jakob Schneiders Hermannshöhle - das ist richtig gut und sehr, sehr viel Wein für das Geld. Der Höllenpfad gefällt mir noch einen Tick besser. Das Frühlingsplätzchen für mich dann auf ähnlichem Niveau wie letzterer. Der Halenberg gefällt mir deutlich besser und ist auf ähnlichem Niveau wie der Felsenberg von Dönnhoff und das Felseneck von Schäfer-Fröhlich (wobei ich letzterem noch Potential für eine weitere Verbesserung zutraue). Dönnhoffs Dellchen ist ein sehr schöner Wein, zieht aber gegen den Felsenberg und vor allem die Hermannshöhle aus gleichem Haus den kürzeren. Letztere zählt für mich klar zu den besten Weinen des Jahrgangs.  Die restsüße Spätlese aus gleicher Lage ist zwar auch sehr schön, kann da aber nicht mithalten.

Insgesamt hat die Nahe im Jahrgang 2014 (jedenfalls auf Basis meiner Stichprobe) deutlich besser abgeliefert als die Pfalz und die Mosel.

Samstag, 14. Januar 2023

Les Impénitents

 "Les Impénitents" ist der Spitzenwein von Louis Claude Desvignes in Morgon. Mit seinen Weinen bin ich zum ersten mal anlässlich einer Beaujolais-Probe vor mehr als fünf Jahren in Berührung gekommen (guckstu hier). Danach habe ich von den Impénitents ab Jahrgang 2016 jedes Jahr ein paar Flaschen gekauft, aber bislang noch keine geöffnet. Insofern war also heute Premiere. Der "Les Impénitents" stammt von uralten, über 100-jährigen Reben der Lage Javernières. Wiliam Kelley bewertet diesen Wein im Wine Advocate regelmässig mit 95 bis 96 Punkten und damit als einen der absoluten Spitzenweine des Beaujolais.

Was der Name genau bedeutet, ist mir nicht ganz klar. "Impénitent" wird mit "unbußfertig" oder "unverbesserlich" (im Sinne z.B. eines unverbesserlichen Weintrinkers, der nicht von seinem Laster lassen will) gebraucht. Ich vermute mal, dass der Begriff sich auf die alten Rebstöcke bezieht. Ich war kurz versucht, dem Weingut zu schreiben, habe es dann aber ob meines eingerosteten Französisch gelassen und mich lieber auf den Wein konzentriert.



2016 Louis Claude Desvignes Morgon Javernières "Les Impénitents" 

Mittleres Rot mit angedeuteter Reife am Rand
Braucht viel Luft, um seinen Duft zu entfalten. Dann: Ausgeprägte Kirschfrucht, erdige Noten und eine leicht pfeffrige Würze, das Ganze fein verwoben und elegant
Am Gaumen die sprichwörtliche Faust in Samthandschuhen: Da ist viel Kraft, aber sie ist so elegant verpackt, dass man sie kaum bemerkt. Kirschfruchtig mit seidenweichem Tannin und perfekt proportionierter Säure, dabei sehr lang.
Das ist ein Wein, der sich nicht sofort erschliesst (und wohl auch nicht jedem so gut gefallen wird wie mir), der aber einmal mehr zeigt, dass es im Beaujolais grossartige und lagerfähige Rotweine gibt. 

92-94, derzeit unbedingt dekantieren, wird den Beginn des nächsten Jahrzehnts in bester Verfassung erleben