Samstag, 14. April 2018

Ein Ruwer-Klassiker

Als ich diese wunderbare Spätlese trank fiel mir auf, dass in diesem Blog bislang kaum Grünhäuser Weine erwähnt wurden. Das geht natürlich gar nicht, denn das ist definitiv eines meiner Lieblings-Weingüter. Vor allem die restsüßen Weine haben es mir angetan. Ich finde diese Weine sehr trinkanimierend, und sie zeichnen sich durch große Haltbarkeit aus. Kürzlich gab es zum Einläuten der Osterfeiertage die 2012er Abtsberg Spätlese aus der halben Flasche.



2012 Maximin Grünhäuser Abtsberg Riesling Spätlese
Mittleres Gelb
In der Nase klassisch Ruwer mit ausgeprägten Kräuternoten und etwas Stachelbeere, auch etwas Mango kann man erahnen
Am Gaumen sehr harmonisch, die Süße ist nicht vordergründig, sondern wird von der lebhaften Säure glänzend balanciert, geschmacklich auch hier eindeutig auf der kräutrigen Seite, im Abgang dezent cremig. Das ist ungeheuer animierend und hat einen unverschämten Trinkfluß. Jetzt wohl am Beginn der Trinkreife, aber mit noch vielen Jahren vor der Brust.
89-91, bis 2025+

Freitag, 13. April 2018

Der Prophet gilt nichts im eigenen Land...

Ich war gerade zwei Tage in Lyon und hatte gehofft, dort ein paar schöne Weine von der nördlichen Rhône trinken zu können. Das hat leider nicht funktioniert. Zum Abendessen am ersten Tag habe ich die Weinbegleitung geordert. Die Weine kamen überall her (Elsas, Loire, Savoyen), nur nicht von der Rhône. Am zweiten Abend war ich eingeladen und man führte mich in ein  - argentinisches Restaurant. Frankreich ist auch nicht mehr, was es mal war. Dort gab es Malbec. Nicht schlecht, aber eben nicht von der Rhône.

Also mußte ich mir selber helfen und habe zwei Einzelflaschen von Saint-Cosme aus dem Keller geholt, die ich vor einiger Zeit zum Probieren gekauft hatte. Den Gigondas hatte ich gleichzeitig bestellt, aber schon im November probiert.




2015 Chateau de Saint Cosme Gigondas
Mittleres, jugendliches Rot, am Rand rosa.
In der Nase zunächst noch recht zurückhaltender nach einiger Zeit ausgeprägterer und sehr typischer Duft nach Kräutern, Kirsche und etwas Leder.
Auch am Gaumen sehr typisch, ausgeprägte Extraktsüße, Gewürznoten, präsentes Tannin, nachhaltig und lang.
Schöner und quasi archetypischer, Grenache-geprägter Gigondas. 
89-91+, 2020-2025+

2015 Chateau de Saint Cosme Crozes-Hermitage
Dunkles, jugendliches Violettrot
In der Nase sehr zurückhaltend, aber vielversprechend mit Noten von dunklen Früchten. Mit mehr Luft lassen sich Brombeeren identifizieren
Am Gaumen druckvoll, wieder dunkle Früchte, betont trocken, sehr feines Tannin.
Läßt sich jetzt schon gut antrinken, aber da wird sicher noch deutlich mehr kommen.
89-91+, 2020-2030

2015 Chateau de Saint Cosme Saint-Joseph
Ebenfalls dunkles, jugendliches Violettrot
In der Nase etwas entwickelter, dunkle Früchte, aber auch dezente Röstaromen
Am Gaumen eher noch verschlossener als der Crozes-Hermitage, wieder betont trocken, auch hier hohe Tanninqualität.
89-91+, 2020-2030

Fazit: Drei hervorragende Weine, und ale ihren Preis wert. Der Gigondas ist, wie oben schon geschrieben, ein sehr typischer Vertreter seiner Appelation. Zwischen dem Crozes-Hermitage und dem Saint-Joseph zu differenzieren, fällt mir derzeit schwer. Beide sind sehr verschlossen, lassen sich aber durchaus schon gut trinken. Trotzdem dürfte es sich lohnen, 2-3 Jahre zu warten.

Freitag, 23. März 2018

Toskana-Fraktion

Das ist der erste Brunello, der sich in unseren Keller verirrt hat. Und das auch nur, weil ein weinbegeisterter Kollege den Wein erstens sehr empfohlen hat und ihn zweitens zu einem sehr guten Preis vermitteln konnte. Von dem Weingut hatte ich vorher noch nie etwas gehört, aber der Wein ist sehr gut und (zumal für Brunello-Verhältnisse) sein Geld allemal wert.



2011 Verbena Brunello di Montalcino
Mittleres Rot, am Rand angedeutete Reifenoten.
Sehr schöne und intensive Nase, Kirsche und dunkle Früchte, aber auch Süßholz und balsamische Noten. Erinnert mich tatsächlich ein wenig an klassische Riojas (wie den 904 von La Rioja Alta).
Auch am Gaumen ein sehr schöner Wein, Pflaume, Gewürze. Druckvoll und nachhaltig, das Tannin verleiht einen schönen Grip. Jetzt gut antrinkbar, aber mit Potential für sicher weitere fünf und mehr Jahre. Die Charakterisierung als "austere" im Wine Advocate kann ich nicht recht nachvollziehen.
89-91+

Montag, 5. März 2018

Ungeheuer gut

Angesichts des Weins ein billiges Wortspiel, ich weiß. Aber es stimmt halt. Seit mindestens einem Jahr schleiche ich um den Karton mit dem 2013er Forster Ungeheuer GG herum, konnte mich aber bislang nicht dazu durchringen, die erste Flasche zu öffnen. Heute war es dann endlich soweit - und ich habe es nicht bereut.




2013 von Winning Forster Ungeheuer Riesling GG
Goldgelb
In der Nase ausgeprägte Zitrusfrucht
Am Gaumen kandierte Zitrusfrüchte, animierende Säure, das Holz ist kaum wahrnehmnbar (ich weiß nicht, ob ich den Holzausbau bei einer Blindverkostung identifiziert hätte), verleiht aber einen dezenten Schmelz, schöne Länge.
92-94, bis 2023+

Fazit: Ein sehr schöner Riesling. Erfreulich niedrig im Alkohol - die 12% laut Etikett sind für ein Großes Gewächs aus der Pfalz wirklich sehr moderat. Der Wein sei allen empfohlen die der Meinung sind, nur an der Mosel (bzw. der Saar - aber Namen nenne ich nicht) ginge "leichter" Riesling. 

Dienstag, 27. Februar 2018

Das Blut des Jupiter

Das ist ein ganz billiger Versuch, mit einer blutrünstigen Überschrift Leser anzulocken. Vielleicht sollte ich meinen Blog in Wein-BILD umbenennen? Aber das gäbe wahrscheinlich juristischen Ärger.

Tatsächlich geht es hier auch "nur" um vier Weine aus der Rebsorte Sangiovese. Deren Name leitet sich angeblich aus dem lateinischen Sanguis Jovis, Blut von Jupiter ab (guckstu hier). Einen davon, den Fonterutoli, habe ich voriges Jahr schon probiert, für gut befunden und eingekellert. Die drei anderen waren aus Neugier bestellte Einzelflaschen. Am ersten Abend habe ich die Weine blind verkostet (den Fonterutoli allerdings wiedererkannt), an den darauffolgenden Tagen offen.



2015 Fattoria Le Pupille Morellino di Scansano
Mittleres Rot mit leichtem Wasserrand.
In der Nase von mittlerer Intensität, Veilchen, rote Früchte, leicht dropsige Art.
Am Gaumen schöne Frucht, ausgewogen, jetzt mit Spaß zu trinken.
86-88, bis 2020

2015 Castello di Fonterutoli Chianti classico
Kräftiges Kirschrot mit Wasserrand.
Wirkt in der Nase ernsthafter als der Morellino, Kirschen, Marzipan.
Am Gaumen schöne Frucht, dezentes aber wahrnehmbares Tannin sorgt zusammen mit einer feinen Säure für Struktur, Potential.
89-91, bis 2023

2015 Isole e Olena Chianti classico
Leuchtendes Kirschrot mit leichtem Wasserrand.
Nase von mittlerer Intensität, transparent wirkend, Kirsche.
Noch verhaltene Frucht, Tannine und Säure verleihen Frische und Struktur, Potential.
Legt am zweiten Tag zu und ist da auf Augenhöhe mit dem Fonterutoli.
Am ersten Tag 86-88+, am zweiten Tag dan 89-91, bis 2023+

2015 Fattoria di Felsina Chianti classico
Kirschrot, am Rand Rosa.
In der Nase dezente Frucht, leicht vegetabil. Am zweiten Tag kommt die Frucht (rote Früchte, Erdbeeren) deutlicher zum Vorschein, während die vegetabilen Noten verschwunden sind.
Am Gaumen mit eher erdigen Noten, dezent rotfruchtig, Erdbeeren? Das Tannin ist präsenter als bei den beiden anderen Chiantis. Den Felsina würde ich eher noch 1-2 Jahre liegen lassen oder zumindest karaffieren.
Am ersten Tag  war ich bei 86-88, aber auch hier habe ich am zweiten Tag auf 89-91 erhöht, 2019-2023+

Fazit: Der Morellino di Scansano ist ein schöner Wein. Für knapp unter 10 Euro hat man da viel Spaß im Glas. 93 Punkte (Suckling) sehe ich aber beim besten Willen nicht. Den Fonterutoli kannte ich schon. Das war für mich am ersten Tag der beste der vier Weine und ist ein sehr schöner Chianti mit sehr gutem Preis-Leistungsverhältnis, der jetzt schon Spaß macht. Der (etwas teurere) Isole e Olena liegt derzeit in der Trinkspaßwertung knapp dahinter, könnte den Rückstand aber aufholen. Ich mag die Weine von Felsina sehr und war daher am ersten Tag doch etwas enttäuscht. Nach der Entwicklung am zweiten Tag bin ich aber sicher, dass das wird - der Wein braucht nur etwas Zeit.



Donnerstag, 8. Februar 2018

Wein ohne Grenzen

Wenn bei einem Wein als Herkunftsbezeichnung "Wein aus der EG" angegeben ist, denke ich zuerst an Tetra-Packs mit unsäglicher Plörre. Und nun finde ich exakt diese Bezeichnung auf einer 20+ Euro-Flasche. Aber der Wein (Blaufränkisch alias Kekfrankos alias Lemberger - die Rebsorte hat mehr Namen als Jason Bourne Pässe) ist von Uwe Schiefer, also wird's wohl so schlimm nicht sein.

Hintergrund ist, dass die Reben im Ungarn wachsen, der Wein aber in Österreich vinifiziert wird. Bzw. wurde, denn 2012 war der letzte Jahrgang, danach gab es irgendwelche rechtlichen Probleme (es wird auch von "Enteignung" gesprochen; ich weiß aber zu wenig, um dazu etwas zu sagen). Es ist auf jeden Fall schade, dass es den Wein nicht mehr gibt, denn er ist wirklich gut. Pala ist übrigens ungarisch für Schiefer und kann sich sowohl auf den Namen des Winzers als auch auf den Boden beziehen, denn soweit ich weiß, wächst der Pala auf Schieferboden.




2012 Uwe Schiefer Blaufränkisch "Pala"
Mittleres bis dunkles Rot, am Rand Rosa
Schöne Nase mit Noten von Sauerkirschen, Tabak und Gewürzen
Am Gaumen mittelgewichtig, schöne und auf eine angenehme Art säuerlich wirkende Frucht, wirkt bereits recht rund, prägende Säure, mittellang. Schöner Wein, vergleichsweise moderat im Alkohol (13%)
89-91, bis 2021+

Montag, 5. Februar 2018

Wachauer Dickschiff

Dieser Wein ist angeblich ein Unfall. Ich habe ihn über einen Bekannten bezogen, der den Wein erstens sehr lobte und zweitens folgende Geschichte dazu erzählte: 

Normalerweise verwendet der Winzer Reinzuchthefen. Er hat aber ein Faß Spitzer Point "ausgelagert" und vergessen, die Reinzuchthefe zuzugeben. Der Wein hat dann angefangen, spontan zu gären. Ursprünglich war wohl die Absicht, die spontan vergorene Partie mit einer anderen Partie Spitzer Point zu verschneiden; dazu ist es aber dann nicht gekommen. So entstand dann eben dieses Unikat hier:



2012 Johann Donabaum Spitzer Point Grüner Veltliner Smaragd "Spontan"
Goldgelb
In der Nase ziemlich intensiv, ein Potpourri gelber Früchte, vor allem Aprikose, aber auch exotische Fruchtnoten
Am Gaumen von fast viskoser Textur, opulent, wieder intensive Noten gelber Früchte, ein dezentes "Pfefferl", das die Rebsorte verrät. Lang. Der hohe Alkohol (14,5%) ist gut eingebunden, so dass der Wein weder bitter noch brandig wirkt.
Ein schöner Wein, der aber auch schnell satt macht.
89-91, bis 2020+