Sonntag, 6. April 2025

Der letzte Auftritt der Dulucs

Chateau Branaire Ducru ging im 17. Jahrhundert aus dem (damals sehr großen) Besitz von Chateau Beychevelle hervor. Es wurde von einem Herrn Braneyre (Schreibweise später in Branaire geändert) gegründet. Später heiratete eine Nachfahrin einen Herrn Du Luc (Schreibweise später in Duluc geändert). In die Klassifikation von 1855 wurde das Gut als 4ème Grand Cru Classé unter dem Namen Chateau Duluc aufgenommen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbte Gustave Ducru zusammen mit seiner Schwester das Weingut und fügte seinen Namen dem des Chateaus hinzu.

Auf Grund dieser Geschichte firmierte das Weingut bis einschließlich 2001 als Chateau Branaire mit dem Klammerzusatz "(Duluc Ducru)". Ab dem Jahrgang 2002 wurde der Name dann (aus mir nicht bekannten Gründen) in Branaire Ducru geändert. Insofern sind die Jahrgänge 2000 und 2001 die letzen Auftritte der Dulucs. Jedenfalls auf dem Etikett des Erstweins des Gutes. Der Zweitwein (den ich allerdings noch nie im Glas hatte) heißt auch heute noch "Duluc de Branaire Ducru".


2001 Chateau Branaire (Duluc-Ducru)

Mittleres bis dunkles Rot mit Reifenoten 
Recht verhaltener Duft nach vorwiegend dunklen Früchten, Rauch, auch etwas Waldboden
Am Gaumen wieder dunkle Frucht, gut gereift, noch ein wenig (leicht trocknendes) Tannin, mineralischer Touch, ordentliche Länge
In Ehren gereifter Wein aus kleinerem Jahr, sollte aber bald getrunken werden 

88-90, bald trinken 


2000 Chateau Branaire (Duluc-Ducru) 

Mittleres bis dunkles Rot mit orange-bräunlicher Reifenote 
Schöner Duft, geprägt von dunkler Frucht (Richtung Heidelbeeren und Brombeeren) und einer floralen Note
Auch am Gaumen dunkelfruchtig, nachhaltiger und etwas generöser als der 2001er und mit längerem Abgang. Ebenfalls noch leicht trocknendes Tannin.

90-92, bis 2030

Dienstag, 1. April 2025

Schnäppchenalarm?

Ende Februar bewarb Silkes Weinkeller ein Überraschungspaket, das für 47,90 Euro sechs Flaschen enthielt, deren Warenwert laut Werbung sonst über 115 Euro liege. Angesichts von 60% Rabatt haben sich offenbar wichtige Teile meines Hirns abgeschaltet und ich habe ein Paket bestellt. Vielleicht aus einer Motivation heraus wie: Wenn ich mir aus dem Sortiment sechs Weine mit Listenpreis 115 Euro aussuchen und die dann für 47,90 kaufen kann, wäre das ein ziemlich guter Deal. Da wäre vielleicht sogar der größte Dealmaker aller Zeiten ein bisschen neidisch geworden. Der Denkfehler dabei ist natürlich, dass nicht ich die Weine aussuche. And here we go...



2019 Pendio Antico Primitivo die Manduria Riserva 

Dunkles Rot mit erster Reife
Duftet recht intensiv nach Pflaume, frisch gemahlenem Kaffee, hat aber auch eine portige Note, die die Erwartung von Süße weckt
Am Gaumen druckvoll mit deutlich spürbarem Alkohol; die 15% machen sich deutlich bemerkbar. Wirkt etwas strukturlos. Würzig, pflaumige Frucht, leicht salzig, im Finale dann auch spürbares und etwas trocknendes Tannin
Es gibt sicher Leute die das mögen, aber mich stören die labbrige Struktur und der alkoholische Eindruck. Mehr als ein Glas kann ich davon nicht trinken. 

82-84, eher bald tinken


Ohne Jahrgang Tre Zone Vini Rossi d'Italia (eine Cuvée aus Primitivo aus Apulien, Nero d'Avola aus Kalabrien und Syrah aus Sizilien)

Dunkles, noch eher jugendlich wirkendes Rot
Im Duft zunächst eher verhalten, mit Luft intensiver mit viel eher roter Frucht (Himbeeren)
Am Gaumen dann ebenfalls sehr fruchtbetont, deutlicher Süßeeindruck, reifes, "weiches" Tannin, mittellanger und wieder rotfruchtiger Abgang.
Eine etwas vordergündige und gefällige Fruchtbombe. Der ebenfalls recht hohe Alkohol (14,5%) ist hier deutlich besser verpackt als bei dem Primitivo. Das ist kein Wein, den ich mag oder im Keller haben wollte, aber auf seine Art ist er gut gemacht und wird seine Liebhaber finden. 

85-87, in den nächsten zwei bis drei Jahren trinken

 

2021 Poggetto di Toscana

Dunkles Rot
Im Duft fruchtbetont, rote Frucht mit (wirklich!) leichter Zitruskomponente, etwas parfumiert wirkend
Am Gaumen etwas strukturlos daherkommend, wieder ausgeprägte Frucht mit leichter Zitrusnote, im ordentlichen Abgang leicht trocknendes Tannin.
Wird nach dem ersten Glas etwas anstrengend

84-86, eher jung trinken


2022 Ruppertsberger Weinkeller Hoheburg Riesling

Helles bis mittleres Gelb
Verhaltener Duft nach Zitrusfrüchten
Auch am Gaumen zitrusfruchtig, sauberer, einfacher Riesling 

83-85, in den nächsten ein bis zwei Jahren trinken

 

2023 Cantina Tollo Tanica No. Uno Cerasuolo Rosato

Lachsfarben
Etwas dropsiger Duft nach roten Früchten mit floralen Noten
Am Gaumen undifferenziert mit etwas diffuser roter Frucht, kurz

76-79, bald trinken


2018 Bodegas Olarra Caballero del Rey Rioja Gran Reserva 

Sehr dunkles Rot mit leichten Reifenoten
Im Duft dunkle Frucht, die von (für gereiften Rioja typischen) balsamischen Noten etwa überlagert wird
Am Gaumen an Pflaume erinnernde Frucht, wieder dezent balsamische Noten und eine etherische Note, die dem Wein eine gewisse Frische verleiht. Im Finale eine an Suppenkräuter erinnernde Note, leicht salzig 

87-89, bis 2030