Dienstag, 22. April 2025

O Zahir

"O Zahir" ist ein Roman von Paulo Coelho. Bei Oliver Zeter wird der Name der Romanfigur für die Bordeaux-Blends des Hauses verwendet. Den roten Zahir, gekeltert aus Cabernot Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc, gibt es schon länger (bei cellartracker.com finden sich Verkostungsnotizen zurück bis 2012). 2021 gabe es erstmals auch einen weißen Zahir, gekeltert aus 85% Sauvignon Blanc, 12% Sauvignon Gris und 3% Semillon. Mit einem Sauvignon Blanc-Anteil von 85% hätte man den übrigens auch als "reinsortigen" Sauvignon Blanc etikettieren dürfen. 

Vom weißen Zahir haben wir vor ein paar Monaten sechs Flaschen gekauft. Der rote (aus 2019) war eine Einzelflasche.

 


2021 Zahir weiß

Mittelgelb
Duftet nach Holunder und exotischen Früchten (Maracuja) - nicht vorlaut, sondern sehr gediegen (fast möchte ich "aristokratisch" schreiben)
Am Gaumen harmoniert die Frucht prächtig mit einer lebhaften Säure, das wirkt delikat und gleichzeitig sehr lebhaft, hallt lange nach.

91-93, bis 2030 mindestens, wahrscheinlich länger 


Fazit: Das ist für mich der beste deutsche Sauvignon bisher. Bleibt zu hoffen, dass es davon weitere Jahrgänge geben wird.



2019 Zahir rot 

Recht dunkles, noch eher jugendlich wirkendes Rot
Im Duft Cassis, dunkle Frucht, Rauch, auch etwas Paprika
Am Gaumen recht ausgeprägte Frucht, wieder etwas Paprika, herber Saft, reifes Tannin
Schöner Pfälzer Bordeaux-Blend.

89-91, bis 2030+ 


Nachdem wir den Zahir im Glas hatten tauchte die Frage auf, was denn ein Bordeaux vergleichbarer Preisklasse kann. Also kurz in den Keller und einen 2019er Bordeaux hervorgekramt. La Croix Ducru-Beaucaillou wird oft als Zweitwein von Chateau Ducru-Beaucaillou in Saint-Julien bezeichnet, stammt aber tatsächlich von eigenen Rebflächen (wie z.B. auch der "Le C des Carmes Haut-Brion", guckstu hier). Der 2019er wird sehr gelobt, insofern haben wir die Latte für den Zahir wohl ziemlich hoch gelegt. Wir haben für den La Croix Ducru-Beaucaillou 37,50 bezahlt, derzeit ist er noch für um die 45 Euro im Handel erhältlich.


2019 La Croix Ducru-Beaucaillou 

Dunkles, jugendliches Rot
Recht ausgeprägter Duft nach dunklen Früchten, überlagert von Gewürzaromen und einer an Kokos erinnernden Note vom Holzausbau 
Am Gaumen ein "Vorrat" an noch nicht voll entfalteter Frucht, sehr feines Tannin, recht langes Finale. Wirkt insgesamt sehr gediegen, braucht aber noch ein paar Jahre um zu zeigen, was wirklich in ihm steckt. 

91-93+, noch zwei bis drei Jahre warten und dann sicher bis 2040


Fazit: So schön der Zahir ist - der La Croix Ducru-Beaucaillou legt noch eine ordentliche Schippe drauf.





Montag, 7. April 2025

Der letzte Auftritt der Dulucs

Chateau Branaire Ducru ging im 17. Jahrhundert aus dem (damals sehr großen) Besitz von Chateau Beychevelle hervor. Es wurde von einem Herrn Braneyre (Schreibweise später in Branaire geändert) gegründet. Später heiratete eine Nachfahrin einen Herrn Du Luc (Schreibweise später in Duluc geändert). In die Klassifikation von 1855 wurde das Gut als 4ème Grand Cru Classé unter dem Namen Chateau Duluc aufgenommen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbte Gustave Ducru zusammen mit seiner Schwester das Weingut und fügte seinen Namen dem des Chateaus hinzu.

Auf Grund dieser Geschichte firmierte das Weingut bis einschließlich 2001 als Chateau Branaire mit dem Klammerzusatz "(Duluc Ducru)". Ab dem Jahrgang 2002 wurde der Name dann (aus mir nicht bekannten Gründen) in Branaire Ducru geändert. Insofern sind die Jahrgänge 2000 und 2001 die letzen Auftritte der Dulucs. Jedenfalls auf dem Etikett des Erstweins des Gutes. Der Zweitwein (den ich allerdings noch nie im Glas hatte) heißt auch heute noch "Duluc de Branaire Ducru".


2001 Chateau Branaire (Duluc-Ducru)

Mittleres bis dunkles Rot mit Reifenoten 
Recht verhaltener Duft nach vorwiegend dunklen Früchten, Rauch, auch etwas Waldboden
Am Gaumen wieder dunkle Frucht, gut gereift, noch ein wenig (leicht trocknendes) Tannin, mineralischer Touch, ordentliche Länge
In Ehren gereifter Wein aus kleinerem Jahr, sollte aber bald getrunken werden 

88-90, bald trinken 


2000 Chateau Branaire (Duluc-Ducru) 

Mittleres bis dunkles Rot mit orange-bräunlicher Reifenote 
Schöner Duft, geprägt von dunkler Frucht (Richtung Heidelbeeren und Brombeeren) und einer floralen Note
Auch am Gaumen dunkelfruchtig, nachhaltiger und etwas generöser als der 2001er und mit längerem Abgang. Ebenfalls noch leicht trocknendes Tannin.

90-92, bis 2030

Dienstag, 1. April 2025

Schnäppchenalarm?

Ende Februar bewarb Silkes Weinkeller ein Überraschungspaket, das für 47,90 Euro sechs Flaschen enthielt, deren Warenwert laut Werbung sonst über 115 Euro liege. Angesichts von 60% Rabatt haben sich offenbar wichtige Teile meines Hirns abgeschaltet und ich habe ein Paket bestellt. Vielleicht aus einer Motivation heraus wie: Wenn ich mir aus dem Sortiment sechs Weine mit Listenpreis 115 Euro aussuchen und die dann für 47,90 kaufen kann, wäre das ein ziemlich guter Deal. Da wäre vielleicht sogar der größte Dealmaker aller Zeiten ein bisschen neidisch geworden. Der Denkfehler dabei ist natürlich, dass nicht ich die Weine aussuche. And here we go...



2019 Pendio Antico Primitivo die Manduria Riserva 

Dunkles Rot mit erster Reife
Duftet recht intensiv nach Pflaume, frisch gemahlenem Kaffee, hat aber auch eine portige Note, die die Erwartung von Süße weckt
Am Gaumen druckvoll mit deutlich spürbarem Alkohol; die 15% machen sich deutlich bemerkbar. Wirkt etwas strukturlos. Würzig, pflaumige Frucht, leicht salzig, im Finale dann auch spürbares und etwas trocknendes Tannin
Es gibt sicher Leute die das mögen, aber mich stören die labbrige Struktur und der alkoholische Eindruck. Mehr als ein Glas kann ich davon nicht trinken. 

82-84, eher bald tinken


Ohne Jahrgang Tre Zone Vini Rossi d'Italia (eine Cuvée aus Primitivo aus Apulien, Nero d'Avola aus Kalabrien und Syrah aus Sizilien)

Dunkles, noch eher jugendlich wirkendes Rot
Im Duft zunächst eher verhalten, mit Luft intensiver mit viel eher roter Frucht (Himbeeren)
Am Gaumen dann ebenfalls sehr fruchtbetont, deutlicher Süßeeindruck, reifes, "weiches" Tannin, mittellanger und wieder rotfruchtiger Abgang.
Eine etwas vordergündige und gefällige Fruchtbombe. Der ebenfalls recht hohe Alkohol (14,5%) ist hier deutlich besser verpackt als bei dem Primitivo. Das ist kein Wein, den ich mag oder im Keller haben wollte, aber auf seine Art ist er gut gemacht und wird seine Liebhaber finden. 

85-87, in den nächsten zwei bis drei Jahren trinken

 

2021 Poggetto di Toscana

Dunkles Rot
Im Duft fruchtbetont, rote Frucht mit (wirklich!) leichter Zitruskomponente, etwas parfumiert wirkend
Am Gaumen etwas strukturlos daherkommend, wieder ausgeprägte Frucht mit leichter Zitrusnote, im ordentlichen Abgang leicht trocknendes Tannin.
Wird nach dem ersten Glas etwas anstrengend

84-86, eher jung trinken


2022 Ruppertsberger Weinkeller Hoheburg Riesling

Helles bis mittleres Gelb
Verhaltener Duft nach Zitrusfrüchten
Auch am Gaumen zitrusfruchtig, sauberer, einfacher Riesling 

83-85, in den nächsten ein bis zwei Jahren trinken

 

2023 Cantina Tollo Tanica No. Uno Cerasuolo Rosato

Lachsfarben
Etwas dropsiger Duft nach roten Früchten mit floralen Noten
Am Gaumen undifferenziert mit etwas diffuser roter Frucht, kurz

76-79, bald trinken


2018 Bodegas Olarra Caballero del Rey Rioja Gran Reserva 

Sehr dunkles Rot mit leichten Reifenoten
Im Duft dunkle Frucht, die von (für gereiften Rioja typischen) balsamischen Noten etwa überlagert wird
Am Gaumen an Pflaume erinnernde Frucht, wieder dezent balsamische Noten und eine etherische Note, die dem Wein eine gewisse Frische verleiht. Im Finale eine an Suppenkräuter erinnernde Note, leicht salzig 

87-89, bis 2030