Mittwoch, 17. Februar 2021

Schon wieder ein Nachruf

Nachdem vor einigen Jahren das Rheingauer Traditionsgut Langwerth von Simmern seine Pforten geschlossen hat (guckstu hier) wurde kürzlich bekannt, dass auch Schloss Schönborn seine Weinbauaktivitäten im Rheingau einstellt (die in Franken werden allerdings weitergeführt). Als Begründung werden wirtschaftliche Aspekte angeführt. Mit dem Skandal, in den das Gut vor einigen Jahren verwickelt war, habe die Entscheidung nichts zu tun.

Schönborn blickt auf eine Weinbautradition zurück, die bis ins 14.(!) Jahrhundert reicht und besitzt erstklassige Lagen im Rheingau, darunter den direkt am Rhein gelegenen Hattenheimer Pfaffenberg als Monopollage. In das Gut ist vor einigen Jahren noch kräftig investiert worden, wie man an der Vinothek in Hattenheim leicht erkennen kann. Insofern kam das Aus jetzt etwas überraschend.

Ich kann mich an mehrere Besuche in den 90er Jahren erinnern, bei denen der damalige Betriebsleiter, Domänenrat Robert Englert, sich viel Zeit für uns nahm. Seinerzeit habe ich auch den ein oder anderen Wein dort gekauft, obwohl das Preisniveau eher gehoben war. Von diesen Weinen ist nicht mehr viel übrig (und es haben auch nicht alle gehalten, was ich mir beim Kauf versprochen hatte). Heute habe ich aus dem Keller einen echten Oldie herausgesucht, eine 1976er Spätlese, die ich wohl irgendwann mal auf Ebay ersteigert haben muss. Derlei ist natürlich immer ein Glücksspiel, aber heute ging die Rechnung auf.



 

1976 Schloss Schönborn Winkeler Hasensprung Riesling Spätlese

Mahagonifarben
In der Nase Karamell, Teeblätter, ein Rest von Frucht (getrocknete Aprikose, mit etwas Phantasie auch Quitte), Firne, ein anfangs wahrnehmbarer etwas muffiger Ton (nasser Karton) verschwindet mit Belüftung
Zeigt am Gaumen noch schöne Präsenz, dezente Süße, wieder karamellige Noten, ganz leichte Bitternote im recht langen Abgang
Eine in Würde gereifte Spätlese, die sich noch mit Vergnügen trinken lässt.

86-88, trinken

 

 

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