Sonntag, 12. März 2017

Gipfeltreffen

Klassische Riojas sind großartige Weine, und einige von ihnen bieten ein Preis-Leistungsverhältnis, das weltweit ziemlich einmalig ist. Paradebeispiel war (und ist) für mich die Bodega La Rioja Alta. Dort gibt es verschiedene Linien, wobei es mir die "Vina Ardanza"-Weine und die Gran Reserva 904 besonders angetan haben. Das Spitzenprodukt, die Gran Reserva 890, hat leider noch nicht den Weg in mein Glas gefunden. Alle diese Weine kommen erst 8-12 Jahre nach der Ernte in den Verkauf.

Nun gibt es ein Weingut, das vielleicht noch klassischer ist als La Rioja Alta, nämlich Lopez der Heredia. Von diesem Weingut noch nie etwas getrunken zu haben schien mir eine Bildungslücke zu sein, die geschlossen werden mußte. Legendär sind die 10 Jahre im Barrique ausgebauten weißen Gran Reservas, die in dieser Form wohl nirgends sonst mehr produziert werden, die allerdings auch nicht ganz billig sind. Derzeit ist da der 1996er im Verkauf. Hier geht es aber um die Rotweine. Da wird derzeit der 2004er Vina Tondonia Reserva angeboten.

An diesem Wochenende war es dann soweit - der 2004er "904" von La Rioja Alta und der 2004er Tondonia kamen in die Gläser. Beides übrigens Weine, die recht moderat im Alkohol sind - jeweils 13% laut Etikett. Da ich nicht das Gefühl hatte, irgendwie voreingenommen zu sein, kamen die Weine offen ins Glas.

Die Teilnehmer des Gipfeltreffens

2004 Lopez de Heredia Vina Tondonia Reserva
Mittleres Rot mit einem leicht dunkleren Kern als beim 904, am Rand orange 
In der Nase nicht "laut", aber komplex und vielschichtig; ein Hauch Orange, Gewürze, Tabak, Am zweiten Tag auch deutlich balsamische Noten. Am dritten Tag stehen die Gewürznoten im Vordergrund, auch Zitrusnoten sind deutlich wahrnehmbar.
Am Gaumen noch unnahbar, mittelgewichtig mit recht kräftiger Säure, nachhaltig und lang. Wirkt am zweiten und dritten Tag etwas zugänglicher, die Säure ist weniger ausgeprägt, dafür rücken zupackende Tannine in den Vordergrund.
Braucht definitiv noch Zeit.
92-94+, nicht vor 2022

2004 La Rioja Alta Gran Reserva 904
Mittleres Rot mit orange-bräunlichem Rand
In der Nase intensiver als der Tondonia, Gewürze, Fleisch, balsamische Note. Das Fleischige tritt am zweiten und dritten Tag etwas in den Hintergrund, dafür sind die balsamischen Noten noch ausgeprägter.  
Deutlich zugänglicher als der Tondonia. Sehr eleganter Wein mit spürbarem, aber sanftem Tannin. Fleischig, wieder balsamische Noten, lang. Am zweiten Tag noch etwas zugänglicher.
Auch der 904 ist noch nicht ganz auf dem Höhepunkt - besser noch zwei bis drei Jahre weglegen und in der Zwischenzeit den 2001er trinken :-)
92-94, 2020-2030+

Fazit: Der 904 ist definitiv derzeit der zugänglichere Wein und macht jetzt mehr Spaß. Der Tondonia ist ein Langstreckenläufer und gehört in die hinterste Ecke des Kellers. Beides sind großartige klassische Riojas - und beide sind bezahlbar. Ob der Tondonia mit mehr Reife "nur" genauso gut wird wie der 904 oder sogar besser, klären wir dann in fünf oder zehn Jahren. Bei dieser Probe wird dann auch ein 2004er Ygay dabei sein, von dem ich extra für diese Gelegenheit eine Flasche gekauft habe (der Wein ist kaum noch zu bekommen, aber ich habe einen Händler in Österreich gefunden, der noch exakt eine Flasche hatte...).

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