Sonntag, 14. Dezember 2025

Mit fünf Jahren Verspätung

Bei der Subskriptionskampagne für den Jahrgang 2019 während der Corona-Pandemie hatte ich überlegt, diesen Wein zu subskribieren, habe es dann aber doch gelassen. Vorigen Monat flatterte mir dann das Angebot eines Händlers in den virtuellen Briefkasten, der den Wein zu einem Preis anbot, der nur wenig über dem seinerzeitigen Subskriptionspreis lag (und der Jahrgang 2019 war wegen der damaligen Umstände und angesichts seiner Qualität preislich attraktiv). Da bin ich dann doch schwach geworden und habe, quasi mit 5 Jahren Verspätung, ein paar Flaschen geordert.



2019 Chateau du Domaine de l'Eglise 

Sehr dunkles Rot ohne Reifenoten
Der Duft springt einen direkt an: intensiv, mit viel reifer dunkler und auch roter (Himbeere) Frucht, heller Tabak, unmittelbar nach dem Öffnen auch etwas Blut
Auch am Gaumen ist da sehr viel Frucht, eingebettet in weiches Tannin, das sich erst im Finale richtig bemerkbar macht. Der hohe Alkohol (15% laut Etikett) ist im Finale spürbar.
Das ist ein guter, etwas "plüschiger" Wein, der (nicht zuletzt wegen des hohen Alkohols) zum Essen serviert werden sollte - "solo" macht er schnell satt. 

90-92, ob der Wein sich noch verbessern wird, vermag ich nicht zu sagen. Aber er hat auf jeden Fall noch viele Jahre vor sich

Donnerstag, 11. Dezember 2025

Der Süßwein der Woche (16)

Diesmal ist die Auswahl deutlich Mosel(Nebenfluß)-lastig mit nur einem kurzen Abstecher nach Österreich. Den Anfang macht eine hochkarätige Auslese von der Saar.



2017 Markus Molitor Saarburger Rausch Riesling Auslese***

Goldgelb
Intensiver Duft nach gelben Früchten (Aprikose und Pfirsisch) mit leicht exotischem Einschlag (Mango?)
Am Gaumen süßer Antrunk, dem dann eine Ladung gelber Frucht folgt. Das Ganze wird von sehr gut eingebundener Säure in sehr schöner Balance gehalten, so dass der Wein animierend wirkt. Leicht viskose Textur. Im langen Abgang mit dezenter Kandisnote.
Hervorragende Auslese, die noch ein langes Leben vor sich hat. 

93-95, bis 2040+ 

 

Von der Mosel geht die Reise in die Steiermark. Tement, einer der absoluten Top-Betriebe hier, macht hin und wieder auch edelsüße Weine, darunter diese Trockenbeerenauslese aus Sauvignon Blanc und der Paradelage Zieregg.

 


2017 Tement Ried Zieregg Sauvignon blanc TBA Tement Essenz 

Reifes Goldgelb
Ausgeprägter Duft mit viel exotischer Frucht, auch etwas Rosine und Kandis
Am Gaumen opulente Süße, viskos, die Frucht ist hier etwas verhaltener als im Duft. Die Süße wird weniger durch die Säure als durch eine herbe Note im Finale gepuffert. 

91-93, bis 2040+

 

Zurück an die Mosel. Nochmal Saarburger Rausch, nochmal 2017. Ich fange an, ein Fan dieses Mosel-Jahrgangs zu werden (guckstu auch hier). 




2017 Forstmeister Geltz Zilliken Saarburger Rausch Riesling Spätlese

Goldgelb
Im Duft sehr schön und animierend mit viel Aprikose, Quitte und einem exotischen Einschlag 
Am Gaumen wieeder viel Aprikose und exotische Frucht; ausgeprägte, aber sehr gut durch die Säure balancierte Restsüße. Langes und leicht herbes Finale.
Was für eine schöne Spätlese.

92-94, jetzt in perfekter Trinkreife mit Potential für weitere Jahre 

 

Ein Jahr jünger, aus dem warmen Jahr 2018 und ebenfalls von der Mosel stammt der nächste Wein 


2018 A.J. Adam Dhroner Hofberg Riesling Kabinett 

Mittelgelb 
Recht ausgeprägter und leicht rauchiger Duft nach einem Potpourri von Früchten mit Apfel, rotfruchtigen Noten und exotischem Einschlag, auch etwas Backgewürz
Auch am Gaumen fruchtbetont, unaufdringliche Süße, pikant, guter Trinkfluß, recht langes Finale
Für einen Kabinett eher auf der üppigen Seite, aber gut 

89-91, Potential für 5-10 Jahre 

 

Und auch zum Abschluß noch einmal Mosel, bzw. genauer gesagt Ruwer. Die nachfolgende Spätlese, ursprünglich 2015 auf der Versteigerung des Großen Rings versteigert, konnte ich für kleines Geld als reduzierten Restposten bei einem Händler kaufen. Ob die Nummerierung eine Hommage an Douglas Adams ist?



2014 Eitelsbacher Karthäuserhofberg Riesling Spätlese Nr. 42 -Versteigerung- 

Goldgelb
Mittelkräftiger, sauberer und animierender Duft nach gelben Früchten (Aprikose), rauchig
Am Gaumen ebenfalls gelbfruchtig mit leichter Zitrusnote und sehr schöner Balance zwischen unaufdringlicher Süße und Säure, dabei präzise und von fast kristalliner Klarheit. Langer Nachhall.
Sehr schöne, eher "leise" Spätlese. 

92-94, hat Reserven für weitere fünf bis zehn Jahre

Freitag, 14. November 2025

Sangiovese meets Merlot

Der Siepi ist eine Cuvée aus Sangiovese und Merlot und ist quasi der "Supertuscan" aus dem Hause Mazzei (Castello di Fonterutoli). In der Liga spielt er auch preislich; aktuelle Jahrgänge sind für knapp unter 100 Euro zu haben. Von diesem 2006er konnte ich im Sommer aber einige wenige Flaschen für 35 Euro kaufen, und da habe ich dann nicht lange überlegt.

 


2006 Siepi

Mittleres bis dunkles Rot mit ganz leichten Reifenoten
Im Duft eher verhalten mit Noten von Kirsche, dunkler Frucht und einer schönen Würze
Am Gaumen zeigt sich der Wein auf den Punkt gereift. Da ist wieder die Kombination aus Frucht und Würze, dazu noch ausreichend Tannin, um dem Wein Struktur zu geben. Im Finale zeigt sich dann eine etherische Note, die den Wein frisch wirken läßt. 

91-93, jetzt in hervorragender Trinkreife. Dieses Niveau mag der Wein noch einige Jahre halten, aber es gibt keinen Grund zu warten.

Mittwoch, 12. November 2025

Die vergessenen Flaschen

2015 habe ich sechs Flaschen 2014er Chateau Charmail in Subskription gekauft. Zwei Flaschen haben wir jung getrunken und den Wein dann mehr oder weniger vergessen. Irgendwann fiel mir dann wieder ein, dass es ihn irgendwo im Keller noch geben muss, aber ich konnte ihn nicht finden. Erst als ich (aus ganz anderem Grund) die unterste (und unbeschriftete) Kiste in einem Stapel aus Bordeaux-Holzkisten untersucht habe, habe ich sie wiedergefunden. Dieses Ereignis wurde dann wenige Tage später mit dem Öffnen einer Flasche gefeiert. Und wo wir schon mal dabei waren, gab es kurz darauf den ebenfalls 2015 in Subskription gekauften 2014er Clos Floridene (in rot; es gibt auch einen Weißwin des Gutes).




2014 Chateau Charmail

Recht dunkles Rot mit leichter Reifenote
Ausgeprägter Duft nach eher roten als dunklen Früchten, daneben etwas Waldboden
Auch am Gaumen viel Frucht, mittelgewichtig und von eher kerniger Art mit einer gesunden Portion leicht trocknenden Tannins. Am zweiten Tag weitgehend unverändert.
Schöner, sehr gut trinkbarer kleinerer Bordeaux mit Reserven 

88-90, bis 2030 


2014 Clos Floridene

Recht dunkles Rot mit leichter Reifenote
Im Duft dunkle Früchte (Heidelbeere) mit einem ganz leichten grünen Akzent
Am Gaumen ebenfalls dunkelfruchtig, mit weitegehnd abgeschmolzenem Tannin und recht prägnanter Säure. Nicht sehr komplex, aber gut trinkbar. Wird sicher nicht mehr besser. 

86-88, in den nächsten zwei bis drei Jahren trinken

Samstag, 18. Oktober 2025

Elferrat

Der Bordeaux-Jahrgnag 2011 besitzt keinen guten Ruf. Die Weine waren deutlich schlechter als die der beiden Vorgänger und die Preise angesichts der gebotenen Qualität hoch. Im "Vintage Chart" des Wine Advocat wird der Jahrgang trotzdem mit "Above Average to Excellent" bewertet. Allerdings werden seit 30 Jahren alle Bordeaux-Jahrgänge so hoch oder noch höher bewertet. Der letzte Bordeaux-Jahrgang, der ein "Average" erhielt, war 1993. Vielleicht sollte der Wine Advocate mal seine Definition von "Durchschnitt" überdenken.

Der Einschätzung des Jahrgangs entsprechend habe ich mich bei der Subskription damals zurückgehalten - 2011 ist eines meiner "Nicht-Jahre" (guckstu hier). Trotzdem sind zwischenzeitlich einige 2011er in unserem Keller gelandet. Die haben wir jetzt mal begutachtet.

 

Die erste von unseren Smith Haut Lafittes haben wir vor etwa zwei Jahren getrunken, da war das noch ein ziemlicher Raufbold (guckstu hier). Jetzt kommt der Wein etwas zivilisierter daher, kann aber den schwächeren Jahrgang nicht ganz verleugnen. 

2011 Chateau Smith Haut Lafitte

Mittleres bis dunkles Rot mit eichtem Wasserrand
Eher verhaltener Duft nach Leder, dunkler Frucht, etwas Menthol und (etwas überraschend) einer an Orangenzesten erinnernden Note
Am Gaumen mittelgewichtig, von eher kühler Stilistik und mit dunkler Frucht (Zwetschke), noch recht präsentem Tannin und mittellangem Finale, in dem wieder die Zwetschke ihren Auftritt hat.
Eher Charakterkopf als Charmebolzen, dürfte jetzt in der Trinkreife angekommen sein. 

90-92, dürfte sein Niveau sicher für fünf und mehr Jahre halten 


2011 Chateau Leoville Poyferré

Mittleres bis dunkles Rot, noch fast jugendlich wirkend mit leichtem Violettschimmer
Mittelkräftiger Duft nach dunklen Früchten, Cassis, etwas Rauch. Am zweiten Tag wirkt der Duft etwas "schwerer" mit einer likörigen Note
Auch am Gaumen dunkelfruchtig, steinige Mineralik, ausgeprägtes Tannin, das die Zunge etwas belegt
Jetzt in der Trinkreife angekommen und sicherlich ein guter Speisenbegleiter.
Kommt mir etwas "mainstreaminger" vor als der Smith Haut Lafitte, aber der eher schwache Jahrgang macht sich doch bemerkbar.

90-92, auch hier Potential für fünf und mehr Jahre 


Den "D de C" hatte ich zuletzt vor fast acht Jahren im Glas. Er gefiel mir damals schon sehr gut (guckstu hier). Und bevor jetzt jemand mein Gedächtnis bewundert: Ich habe 2017 den Wein hier im Blog beschrieben und von unseren ursprünglich 6 Flaschen waren jetzt noch 5 im Keller - also muss das damals die bislang einzige Flasche gewesen sein.

2011 Domaine de Chevalier

Mittleres bis dunkles Rot
Mittelkräftiger und recht komplexer Duft nach dunkler Frucht, Kirsche und etwas Tabak mit einer leicht mentholigen Note
Am Gaumen recht ausladend mit viel "warmer" Frucht und etwas burschikosem Tannin, das wohl dem Jahrgang geschuldet ist. Gefällt mir einen Tick besser als Smith Haut Lafitte und Leoville Poyferré. 

91-93, wirkt etwas reifer als die beiden vorerigen Weine und sollte m.E. bis 2030 getrunken sein.   

 

2011 Chateau Pavie Macquin

Mittleres Rot mit angedeuteter Reife
Recht komplexer und herb wirkender Duft nach roten und dunklen Früchten (Cassis, Aronia?)
Am Gaumen greift dann die Abteilung Attacke an. Viel (herbe) Frucht kleidet den Gaumen aus. Da ist ausserdem viel Tannin, das ebenfalls den ganzen Gaumen (auf nicht unangenehme Weise) belegt. Langer Abgang.
Das ist sehr gut und eindrucksvoll, aber es fehlt am Ende doch etwas die Präzision und Konturiertheit, die einen grossen Wein ausmachen würde. 

91-93, bis 2035+ 


2011 Chateau Clinet

Mittleres bis dunkles Rot mit ganz dezenter Reifenote
Delikater Duft von zunächst mittlerer Intensität mit Schokolade, verhaltener dunkler Frucht, etwas Minze, Kräutern. Wird mit Luft vielschichtiger und intensiver; die Frucht wird ausgeprägter (und es kommt eine rotfruchtige Note Richtung Himbeere hinzu) und auch die Minznote wird ausgeprägter
Am Gaumen eher kühle Stilistik, (noch?) etwas monolithisch wirkend; wieder etwas Schokolade, Kräuter, verhaltene Frucht, aber mit Tannin sehr guter Qualität. Im Abgang dann etwas mehr Frucht, kombiniert wieder mit schokoladiger Note. 

92-94, bis 2030+


2011 Chateau Montrose

Dunkles Rot mit leichtem Wasserrand
Im Duft von mittlerer Inensität mit viel dunkler Frucht, etwas Rauch, sehr dezenter Holzeinfluss. Wirkt insgesamt recht jung und (noch) nicht voll entfaltet (und das ändert sich auch nach 5 Stunden Dekantierzeit nicht)
Auch am Gaumen noch verschlossen wirkend mit einem Kern dunkler Frucht, recht massivem Tannin, das die Zunge belegt, und einer prägnanten Säure.
Ich denke, dass da noch mehr kommen wird, aber im derzeitigen Zustand doch unter den Erwartungen, die der Name (selbst in einem mäßigen Jahrgang) weckt. 

90-92+, Noch einige Jahre liegen lassen, dann sicher bis 2040 

Interessant ist übrigens die Trinkreifeeinschätzung für den Montrose im Wine Advocate. Bei der Primeurverkostung 2012 schrieb Robert Parker himself "2012-2027". Nach der Abfüllung 2014 wurde daraus "2017-2032". Neal Martin setzte das 2016 herauf auf "2021-2045" und William Kelley setzte 2021 noch eins drauf mit "2025-2045". Vielleicht wird der Wein ja nie wirklich trinkreif?


Sonntag, 5. Oktober 2025

Der Süßwein der Woche (15)

Diesmal geht es wieder ziemlich bunt durcheinander was Jahrgänge und Herkunft angeht. Es geht los mit einer Spätlese aus dem warmen Jahr 2005. Den Wein habe ich als in seiner Jugend etwas von Süße dominiert in Erinnerung. Nach 20 Jahren ist die Süße nach wie vor präsent, aber gut eingebunden.



2005 Schloß Lieser Lieser Niederberg Helden Riesling Spätlese

Reifes Goldgelb
Recht verhaltener Duft nach gelben Früchten, etwas Zitrus
Am Gaumen auf der süßen Seite, aber mit schöner Frucht (Aprikose), leichter Vanillenote und recht langem Nachhall 

89-91, dürfte die Form noch ein paar Jahre halten


Der nächste Wein hat eine Vorgeschichte. In den Tagen und Wochen zuvor hatte ich eine ganze Reihe trockener Moselweine des Jahrgangs 2011 probiert, mit ziemlich katastrophalem Ergebnis. Selbst GGs aus renommierten Häusern enttäuschten auf ganzer Linie. Insofern waren meine Erwartungen nicht allzu hoch, als ich nun von 2011 trocken auf 2011 restsüß wechselte. Ich wurde angenehm überrascht. 

 


2011 A.J. Adam Dhroner Hofberg Riesling Spätlese

Reifes Goldgelb
Im mittelintensiven Duft eine (gelbe) Fruchtmischung, die mich an den Jahrgang 2003 erinnert, daneben Backgewürze (Vanille)
Am Gaumen präziser Fruchtausdruck, wieder etwas Vanille, passende Säure, recht langes Finale
Insgesamt ein sehr stimmiges Paket; schöne Spätlese aus warmem Jahr. 

90-92, jetzt und sicher auch noch in den nächsten 3-5 Jahren in bester Trinkreife 

 

Über den nächsten Wein habe ich auch an anderer Stelle (guckstu hier) berichtet, aber da er auch Süßwein der Woche war, wiederhole ich die Notiz hier. 

2021 Benvenuti "Corona Grande"

Goldgelb
Ausgeprägter und reintöniger Duft mit Muskatprägung, florale Noten und exotische Frucht (Litschi?)
Sehr süßer Antrunk, intensive und etwas parfümiert wirkende Aromatik mit exotischer Frucht und Honig, recht lang
Dürfte als Dessertbegleitung gut "funktionieren", als Solist macht der Wein recht schnell satt.  

88-90, würde ich eher jung trinken 

 

Der folgende Wein ist ein echter Oldie mit 36 Jahren auf dem Buckel. Gekauft habe ich ihn 1995 auf dem Weingut. Ich bin länger um die (halbe) Flasche herumgeschlichen, weil ich befürchtete, sie könnte ihren Zenit überschritten haben. Zum Glück waren diese Befürchtungen unbegründet; der Wein präsentierte sich sehr vital. 

Ich habe einen alten Probebericht (etwa 2008, guckstu hier) gefunden, in dem dieser Wein mit 82 Punkten "abgestraft" wurde. Das kann ich so nicht nachvollziehen (aber ich weiß natürlich nicht, wie der Wein sich damals präsentiert hat).


1989 Müller-Catoir Mußbacher Eselshaut Rieslaner Beerenauslese (0,375) 

Bernsteinfarben 
Im Duft von mittlerer Intensität mit Noten von Trockenpflaumen, Nüssen
Am Gaumen wieder Trockenfrüchte, schöne Balance zwischn der Süße und einer fast rassigen Säure. Der für eine Beerenauslese recht hohe Alkoholgehalt (12%) ist gut verpackt. Langer Nachhall.
Schöner, wenn auch durch den recht hohen Alkohol etwas untypischer Süßwein ohne Ermüdungserscheinungen. "Funktioniert" wahrscheinlich als Begleiter zu Desserts oder Blauschimmelkäse besser denn als Solist.

90-92, bald trinken 

 

Und zum Schluß zurück an die Mosel bzw. genauer an die Ruwer. Die erste von unseren sechs Flaschen 2016er Abtsberg Spätlese kam unter den Korkenzieher. 


2016 Abtsberg Spätlese 

Goldgelb
Recht ausgeprägter und animierender Duft nach gelben Früchten, etwas Stachelbeere, Kräutern und Backgewürzen 
Am Gaumen wird die recht ausgeprägte Süße gut von der Säure balanciert, saftige Frcuht mit Kandisnoten, recht lang
Sehr schöne Spätlese mit weiterem Potential 

91-93, bis 2030+

Samstag, 27. September 2025

Der Ersatzwein

Als im Frühjahr die Subskriptionskampagne für die 2024er Bordeaux (eher holprig) lief, habe ich mehr aus der Ferne zugeschaut. Ich hatte nämlich beschlosen, mich aus diesem Geschäft zurückzuziehen und keine Bordeaux aus 2024 und den nachfolgenden Jahren mehr zu kaufen. Erstens haben wir den Keller übervoll mit Bordeaux und zweitens bin ich mittlerweile in einem Alter, in dem man sich nicht unbedingt Weine in den Keller legen muss, die noch 20 Jahre bis zur vollen Reife brauchen. Vieles von dem, was man über die Qualität der 2024er las, machte den Verzicht auch leicht. 

Aber irgendwie juckt es ja dann doch in den Fingern. Daher habe ich, während die 2024er Kampagne lief, noch einen 2022er nachgekauft. Chateau Tronquoi (früher Tronquoi-Lalande), mit neuem Design und aus dem gleichen Stall, aus dem auch Chateau Montrose kommt, hatte Kritikerbewertungen bekommen, die angesichts des moderaten Preises geradezu sensationell waren. Das ging, und zwar auf recht breiter Basis, bis hinauf zu 96 Punkten. Angesichts eines Preises von ganz knapp über 30 Euro schien mir das ein besserer Kauf als die 2024er (die ich mir zudem ja selbst verboten hatte).


 

2022 Chateau Tronquoi 

Sehr dunkles, jugendliches Rot mit Purpurschimmer
Intensiver Duft, bei dem zunächst florale Noten dominieren, gefolgt von dunkler Frucht. Mit mehr Luft wird das vielschichtiger mit etwa Lakritz und einer interessanten pfeffrigen Würze.
Am Gaumen rollt eine Welle von mit Gewürzen gespickter dunkler Frucht an, getragen von einer Ladung sehr reifen Tannins, das sich erst im recht langen Abgang richtig bemerkbar macht. Der nominell hohe (14,5%) Alkohol ist gut verpackt.
Der Wein trinkt sich derzeit sehr gut (auch wenn ich da etwas zurückhaltender punkte als andere), aber da ist noch viel Babyspeck. Ich werde die restlichen Flaschen erstmal weglegen.

91-93+, 2030-2040+