Freitag, 23. März 2018

Toskana-Fraktion

Das ist der erste Brunello, der sich in unseren Keller verirrt hat. Und das auch nur, weil ein weinbegeisterter Kollege den Wein erstens sehr empfohlen hat und ihn zweitens zu einem sehr guten Preis vermitteln konnte. Von dem Weingut hatte ich vorher noch nie etwas gehört, aber der Wein ist sehr gut und (zumal für Brunello-Verhältnisse) sein Geld allemal wert.



2011 Verbena Brunello di Montalcino
Mittleres Rot, am Rand angedeutete Reifenoten.
Sehr schöne und intensive Nase, Kirsche und dunkle Früchte, aber auch Süßholz und balsamische Noten. Erinnert mich tatsächlich ein wenig an klassische Riojas (wie den 904 von La Rioja Alta).
Auch am Gaumen ein sehr schöner Wein, Pflaume, Gewürze. Druckvoll und nachhaltig, das Tannin verleiht einen schönen Grip. Jetzt gut antrinkbar, aber mit Potential für sicher weitere fünf und mehr Jahre. Die Charakterisierung als "austere" im Wine Advocate kann ich nicht recht nachvollziehen.
89-91+

Montag, 5. März 2018

Ungeheuer gut

Angesichts des Weins ein billiges Wortspiel, ich weiß. Aber es stimmt halt. Seit mindestens einem Jahr schleiche ich um den Karton mit dem 2013er Forster Ungeheuer GG herum, konnte mich aber bislang nicht dazu durchringen, die erste Flasche zu öffnen. Heute war es dann endlich soweit - und ich habe es nicht bereut.




2013 von Winning Forster Ungeheuer Riesling GG
Goldgelb
In der Nase ausgeprägte Zitrusfrucht
Am Gaumen kandierte Zitrusfrüchte, animierende Säure, das Holz ist kaum wahrnehmnbar (ich weiß nicht, ob ich den Holzausbau bei einer Blindverkostung identifiziert hätte), verleiht aber einen dezenten Schmelz, schöne Länge.
92-94, bis 2023+

Fazit: Ein sehr schöner Riesling. Erfreulich niedrig im Alkohol - die 12% laut Etikett sind für ein Großes Gewächs aus der Pfalz wirklich sehr moderat. Der Wein sei allen empfohlen die der Meinung sind, nur an der Mosel (bzw. der Saar - aber Namen nenne ich nicht) ginge "leichter" Riesling. 

Dienstag, 27. Februar 2018

Das Blut des Jupiter

Das ist ein ganz billiger Versuch, mit einer blutrünstigen Überschrift Leser anzulocken. Vielleicht sollte ich meinen Blog in Wein-BILD umbenennen? Aber das gäbe wahrscheinlich juristischen Ärger.

Tatsächlich geht es hier auch "nur" um vier Weine aus der Rebsorte Sangiovese. Deren Name leitet sich angeblich aus dem lateinischen Sanguis Jovis, Blut von Jupiter ab (guckstu hier). Einen davon, den Fonterutoli, habe ich voriges Jahr schon probiert, für gut befunden und eingekellert. Die drei anderen waren aus Neugier bestellte Einzelflaschen. Am ersten Abend habe ich die Weine blind verkostet (den Fonterutoli allerdings wiedererkannt), an den darauffolgenden Tagen offen.



2015 Fattoria Le Pupille Morellino di Scansano
Mittleres Rot mit leichtem Wasserrand.
In der Nase von mittlerer Intensität, Veilchen, rote Früchte, leicht dropsige Art.
Am Gaumen schöne Frucht, ausgewogen, jetzt mit Spaß zu trinken.
86-88, bis 2020

2015 Castello di Fonterutoli Chianti classico
Kräftiges Kirschrot mit Wasserrand.
Wirkt in der Nase ernsthafter als der Morellino, Kirschen, Marzipan.
Am Gaumen schöne Frucht, dezentes aber wahrnehmbares Tannin sorgt zusammen mit einer feinen Säure für Struktur, Potential.
89-91, bis 2023

2015 Isole e Olena Chianti classico
Leuchtendes Kirschrot mit leichtem Wasserrand.
Nase von mittlerer Intensität, transparent wirkend, Kirsche.
Noch verhaltene Frucht, Tannine und Säure verleihen Frische und Struktur, Potential.
Legt am zweiten Tag zu und ist da auf Augenhöhe mit dem Fonterutoli.
Am ersten Tag 86-88+, am zweiten Tag dan 89-91, bis 2023+

2015 Fattoria di Felsina Chianti classico
Kirschrot, am Rand Rosa.
In der Nase dezente Frucht, leicht vegetabil. Am zweiten Tag kommt die Frucht (rote Früchte, Erdbeeren) deutlicher zum Vorschein, während die vegetabilen Noten verschwunden sind.
Am Gaumen mit eher erdigen Noten, dezent rotfruchtig, Erdbeeren? Das Tannin ist präsenter als bei den beiden anderen Chiantis. Den Felsina würde ich eher noch 1-2 Jahre liegen lassen oder zumindest karaffieren.
Am ersten Tag  war ich bei 86-88, aber auch hier habe ich am zweiten Tag auf 89-91 erhöht, 2019-2023+

Fazit: Der Morellino di Scansano ist ein schöner Wein. Für knapp unter 10 Euro hat man da viel Spaß im Glas. 93 Punkte (Suckling) sehe ich aber beim besten Willen nicht. Den Fonterutoli kannte ich schon. Das war für mich am ersten Tag der beste der vier Weine und ist ein sehr schöner Chianti mit sehr gutem Preis-Leistungsverhältnis, der jetzt schon Spaß macht. Der (etwas teurere) Isole e Olena liegt derzeit in der Trinkspaßwertung knapp dahinter, könnte den Rückstand aber aufholen. Ich mag die Weine von Felsina sehr und war daher am ersten Tag doch etwas enttäuscht. Nach der Entwicklung am zweiten Tag bin ich aber sicher, dass das wird - der Wein braucht nur etwas Zeit.



Donnerstag, 8. Februar 2018

Wein ohne Grenzen

Wenn bei einem Wein als Herkunftsbezeichnung "Wein aus der EG" angegeben ist, denke ich zuerst an Tetra-Packs mit unsäglicher Plörre. Und nun finde ich exakt diese Bezeichnung auf einer 20+ Euro-Flasche. Aber der Wein (Blaufränkisch alias Kekfrankos alias Lemberger - die Rebsorte hat mehr Namen als Jason Bourne Pässe) ist von Uwe Schiefer, also wird's wohl so schlimm nicht sein.

Hintergrund ist, dass die Reben im Ungarn wachsen, der Wein aber in Österreich vinifiziert wird. Bzw. wurde, denn 2012 war der letzte Jahrgang, danach gab es irgendwelche rechtlichen Probleme (es wird auch von "Enteignung" gesprochen; ich weiß aber zu wenig, um dazu etwas zu sagen). Es ist auf jeden Fall schade, dass es den Wein nicht mehr gibt, denn er ist wirklich gut. Pala ist übrigens ungarisch für Schiefer und kann sich sowohl auf den Namen des Winzers als auch auf den Boden beziehen, denn soweit ich weiß, wächst der Pala auf Schieferboden.




2012 Uwe Schiefer Blaufränkisch "Pala"
Mittleres bis dunkles Rot, am Rand Rosa
Schöne Nase mit Noten von Sauerkirschen, Tabak und Gewürzen
Am Gaumen mittelgewichtig, schöne und auf eine angenehme Art säuerlich wirkende Frucht, wirkt bereits recht rund, prägende Säure, mittellang. Schöner Wein, vergleichsweise moderat im Alkohol (13%)
89-91, bis 2021+

Montag, 5. Februar 2018

Wachauer Dickschiff

Dieser Wein ist angeblich ein Unfall. Ich habe ihn über einen Bekannten bezogen, der den Wein erstens sehr lobte und zweitens folgende Geschichte dazu erzählte: 

Normalerweise verwendet der Winzer Reinzuchthefen. Er hat aber ein Faß Spitzer Point "ausgelagert" und vergessen, die Reinzuchthefe zuzugeben. Der Wein hat dann angefangen, spontan zu gären. Ursprünglich war wohl die Absicht, die spontan vergorene Partie mit einer anderen Partie Spitzer Point zu verschneiden; dazu ist es aber dann nicht gekommen. So entstand dann eben dieses Unikat hier:



2012 Johann Donabaum Spitzer Point Grüner Veltliner Smaragd "Spontan"
Goldgelb
In der Nase ziemlich intensiv, ein Potpourri gelber Früchte, vor allem Aprikose, aber auch exotische Fruchtnoten
Am Gaumen von fast viskoser Textur, opulent, wieder intensive Noten gelber Früchte, ein dezentes "Pfefferl", das die Rebsorte verrät. Lang. Der hohe Alkohol (14,5%) ist gut eingebunden, so dass der Wein weder bitter noch brandig wirkt.
Ein schöner Wein, der aber auch schnell satt macht.
89-91, bis 2020+ 

Donnerstag, 1. Februar 2018

Weltklasse oder Kreisklasse?

Die Bordeaux-Bewertungen in "Vinum" verfolge ich seit Jahren mit einer gewissen Skepsis. Zu offensichtlich scheint es mir, dass der Verkoster spezifische Vorlieben hat. So bekommt etwa Chateau Moulin Haut Laroque seit vielen Jahren sehr hohe Bewertungen (2012 nach Arrviage 17 Punkte; 2014 nach Arrivage 17.5, was jeweils eine gleich hohe oder höhere Bewertung als etwa Beausejour-Becot oder Canon-la-Gaffeliere bedeutet). Nichts gegen den Wein (wir haben mehrere Jahrgänge selbst im Keller), aber in dieser Liga spielt er meiner Ansicht nach nicht (muß er auch nicht - er kostet ja nur einen Bruchteil). Seit einigen Jahren werden bei den Bordeaux-Verkostungen auch einige Güter aus Margaux, die dort nach meiner Wahrnehmung eher in der zweiten Reihe stehen, mit sehr hohen Benotungen bedacht, die Chateaux Ferriere (2014 nach Arrivage 19 Punkte) und Monbrison (18,5) etwa.

Den Vogel abgeschossen hat dann aber bei den Arrivage-Verkostungen des Jahrgangs 2014 Chateau Durfort-Vivens, ein deuxieme Cru, das ich doch bisher eher als notorischen Underperformer wahrgenommen habe. Für den 2014er gab es bei der Arrivage-Verkostung in Vinum 19 Punkte (genau so viel wie Latour und Mouton-Rothschild, während Lafite und Margaux "nur" auf 18,5 kamen). Im Text zu Durfort-Vivens heißt es "...hat Premier-Cru-Niveau. Einer der besten Weine des Jahres".  Ein Weltklassewein also offenbar - und er ist für um die 40 Euro zu haben. Also kistenweise bestellen? Nun bekommt der gleiche Wein allerdings, ebenfalls nach der Abfüllung verkostet, von Neal Martin im Wine Advocate 86 Punkte und den Kommentar "this just does not appeal as much as other Margaux 2014s tasted in bottle". Also doch ein Kreisklassewein? Dafür wären 40 Euro ziemlich happig.

Ich wollte wissen, was da los ist, und habe mir eine Flasche 2014er Durfort-Vivens besorgt. Um den Wein besser einordnen zu können, habe ich ihn parallel (und am ersten Tag blind) neben zwei anderen 2014er Margaux verkostet, nämlich Labergorce und Malescot St. Exupery. Beide werden von Vinum klar schlechter (16,5 bzw. 17,5) und von Neal Martin klar besser (93 bzw. 92) bewertet als Durfort-Vivens.

Ein kleiner Nebeneffekt: Durfort-Vivens war der einzige deuxieme Cru, den ich bislang noch nie getrunken habe. Das hätten wir also jetzt auch erledigt. 



2014 Chateau Labergorce
Tiefdunkles Rot, zum Rand hin dezentes Rosa
In der Nase verhalten, aber sehr elegant, dunkle Früchte, auch eine mineralische Note; mit mehr Luft etwas Holzkohle und etwas intensiver. Am zweiten Tag in der Nase ausgeprägter und mit eher an Himbeeren erinnernder Frucht.
Am Gaumen elegant und samtig, hochfeines Tannin, keine Bitternoten, dezente Fruchtausprägung.
Ein "leiser", sehr eleganter Wein mit Potential. Wirkt am zweiten Tag noch etwas kraftvoller.
92-94, 2020-2030

2014 Chateau Malescot St. Exupery
Tiefdunkles Rot, am Rand eine ganz leichte Orange-Note.
In der Nase etwas intensiver als der erste Wein, dunkle Früchte, fleischig, mit mehr Luft entwickelt sich eine rotfruchtige Note.
Die fleischige Note findet sich am Gaumen wieder, dezente Frucht, wirkt ganz leicht rustikal; auch hier keine Bitternote.
Schöner und schon recht zugänglicher Wein, aber es fehlt etwas die Eleganz des ersten Weins. Legt über drei Tage zu und gefällt mir am dritten Tag am besten.
89-91+, 2019-2025+

2014 Chateau Durfort-Vivens
Ebenfalls tiefdunkles Rot mit ganz dezenter Orange-Note am Rand.
In der Nase vergleichsweise ausgeprägt, etwas eigenwillig mit deutlicher Kräuternote, Teeblätter.
Auch am Gaumen kräutrig, sehr weiches Tannin ohne Bitternoten, aber kaum Frucht.
Eigenwillig, und mir ist auch nicht ganz klar, wohin sich das entwickelt.
86-88+, 2020-2025

Fazit: Der 2014er Labergorce ist "the wine to have". Ein hervorragender, sehr eleganter Bordeaux mit exzellentem Preis-Leistungsverhältnis. Die 93 Punkte von Neal Martin kann ich absolut nachvollziehen. Den Wein hatte ich im Sommer bereits verkostet (guckstu hier). Das Holz hat sich überraschend schnell weiter eingebunden und die im Sommer konstatierte Bitternote kann ich jetzt auch nicht mehr wahrnehmen. Den Labegorce gibts derzeit noch für etwa 25 Euro, und das scheint mir ein sehr schlauer Kauf zu sein (ich habe nachbestellt). Der Malescot, obgleich ein schöner Wein, ist hier nur zweiter Sieger. Und der Durfort-Vivens? Kreisklasse ist vielleicht ein zu hartes Wort, aber mehr als Regionalliga ist das nicht. Von Weltklasse ist der Wein ungefähr so weit entfernt wie Martin Schulz von der Kanzlerschaft.

Natürlich ist das hier nur eine Momentaufnahme von Weinen, die sich weiter entwickeln und verändern werden. Den Malescot und den Labegorce kann ich weiter verfolgen, den Durfort-Vivens allerdings nicht - nochmal 40 Euro ist mir der Spaß dann doch nicht wert.

Samstag, 6. Januar 2018

Getrüffelter Bauchpinsel

Liebe Leser/innen, zwei Warnungen vorweg: Erstens ist das hier hauptsächlich ein Bericht über einen Restaurantbesuch und gehört damit eigentlich gar nicht hierher (aber ganz am Ende gibt es dann doch noch eine Verkostungsnotiz). Zweitens ist der Bericht wahrscheinlich noch weniger objektiv als das, was ich hier sonst so schreibe. 

Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich hier über ein Abendessen im J'AIME in Bangkok berichtet (guckstu hier). Das war denkwürdig erstens, weil das Essen sehr gut war. Ich habe dem Restaurant damals einen Stern zugesprochen. Mittlerweile gibt es einen Guide Michelin für Thailand und das J'AIME hat - genau, einen Stern. Vielleicht sollte ich mich mal als Tester beim Guide Michelin bewerben. Appetit für den Job hätte ich jedenfalls genug. Es war denkwürdig zweitens, weil ich an einem Samstagabend zur besten "Sendezeit" der einzige Gast war.

Nun - ich war heute wieder da. Es war deutlich voller und ein Mehr-als-ein Sterne-Erlebnis. Aber der Reihe nach. Bei meiner Online-Reservierung hatte ich (honni soit qui mal y pense) meinen letztjährigen Besuch erwähnt und wurde beim Empfang durch die Chefin, Marine Lorain (die Tochter von Jean-Michel Lorain), dann auch darauf angesprochen und ausgesprochen freundlich zum gleichen Tisch wie beim ersten Mal geleitet. Also wieder diese Sitzbank, in der man versinken könnte. Schon hier fühlte ich mich einigermassen gebauchpinselt. Geordert habe ich dann das 5-Gang-Menu mit Weinbegleitung. Ich hätte auch mehr Gänge genommen, aber bei den umfangreicheren Menus sagte mir die Zusammenstellung weniger zu.

Was genau das Amuse Bouche war, habe ich nicht verstanden, was am Englisch des Kellners, an meinem Englisch oder an uns beiden lag. Es schmeckte wie fein abgestimmtes Kartoffelpüree und war ungefähr so aufregend. Der dazu (und zum ersten Gang) gereichte Vouvray Petillant war ebenfalls gut, ohne denkwürdig zu sein.


Erster Gang des Menus war ein Rote-Beete-Borschtsch (ok, der ist eigentlich immer aus Roter Beete, aber es stand halt so auf der Karte) mit einer Kugel aus Sour Cream, sehr aromatisch und gut abgestimmt.


Anschliessend Languste mit Carpaccio von Palmherzen. Letzteres war recht säuerlich, die Languste aber hervorragend. Dazu wurde ein 2014er Puilly Fuissé (2014 Terres de Pierres, Maison Verget) gereicht, der mir ausgesprochen gut gefallen hat.


Ab jetzt wird es immer besser. Der nächste Gang war eine Tarte von Wachtel und Foie Gras, annonciert als "Signature Dish". Und zwar zu Recht, das war wirklich grossartig.


Ich war nun in freudiger Erwartung des Hauptgangs, für den ich Rinderfilet gewählt hatte. Ich war dann etwas irritiert, als mir eine Gabel und ein Fischmesser vorgelegt wurden. Kurz darauf kam dann die Chefin und brachte eine getrüffelte Seezunge. Der Küchenchef habe sich so gefreut, dass ich nach einem Jahr wieder da sei, dass er mir diesen Gang als Aufmerksamkeit des Hauses zukommen liesse. Hat sie so gesagt. Ach wären nur alle Häuser so aufmerksam, die ich jährlich oder öfter besuche. Das war nun wirklich ein getrüffelter Bauchpinsel. Und schmeckte so gut, wie es aussah.

Getrüffelter Bauchpinsel. Oder so.
Kann man da noch einen draufsetzen? Ja, man kann. Nämlich das beste Rindfleisch, das ich je gegessen habe. Punkt. Filet vom Kamui beef. Davon hatte ich vorher ehrlich gesagt noch nie etwas gehört (wieder eine Bildungslücke geschlossen). Es ist Angus-Rind, das in Japan wie Kobe wagyu aufgezogen wird, also mit Bier, Musikberieselung und täglichen Streicheleinheiten. Oder so ähnlich. Jedenfalls war das Fleisch phantastisch. Großartiger Geschmach, schmelzende Konsistenz und genau der richtige Fettgehalt, um das perfekt abzurunden. War. Das. Gut. Hätte Gott so etwas geschaffen, wenn er gewollt hätte, dass wir Vegetarier werden?

Der dazu gereichte 2016er Cotes-du-Rhone Belleruche von Chapoutier war übrigens ausnehmend gut, schon das zweite Mal innerhalb kurzer Zeit, dass mich ein einfacherer Wein von Chapoutier wirklich überzeugt (für den anderen guckstu hier).

Best Beef ever
Als zusätzlichen Gang (vorab und gegen Aufpreis zu ordern, was ich nur empfehlen kann) gab es geschmolzenen Reblochon mit Kartoffeln, Trüffeln und Pancetta. Das war zwar sehr gut, hat mich aber nicht ganz so begeistert wie das Knoblauchbrot beim letzten Mal.


Dafür war das Dessert diesmal viel besser. Ein großartiges Passionsfruchtsorbet mit nahezu schaumiger Konsistenz, ein hervorragendes Millefeuille und ein Entremet au chocolat Macaé et abricot. Dazu wurde ein Muscat de Beaume de Venise gereicht, der mir so gut gefallen hat, dass ich dann doch noch den Stift gezückt und Notizen gemacht habe.


2015 Domaine des Bernardins Muscat de Beaume de Venise
Goldgelb, mit einem deutlichen Einschlag in Richtung orange-rosa (das ist bei gedämpftem Kunstlicht schwer auszumachen)
In der Nase ausgeprägt, prägnanter Muskatduft, floral
Am Gaumen ausladend, wieder floral, Muskat, trotz intensiver Süße (und trotz 15% Alkohol) frisch wirkend, viskose Textur, schön. So etwas trinkt man viel zu selten - und es ist gar nicht teuer, der 2016er kostet ab Werk 13,80. In Deutschland ist der Wein allerdings nicht so leicht zu bekommen und kostet dann auch eher 20 Euro.
89-91

Zum Abschluß eines mehr als gelungenen Abends gab es dann noch einen Ausblick auf das gediegene Ambiente des U Sathorn Hotels, in dem sich das J'AIME befindet. In diesem Sinne: Bis nächstes Jahr.

Gediegenes Ambient am U Sathorn Hotel