Sonntag, 5. Oktober 2025

Der Süßwein der Woche (15)

Diesmal geht es wieder ziemlich bunt durcheinander was Jahrgänge und Herkunft angeht. Es geht los mit einer Spätlese aus dem warmen Jahr 2005. Den Wein habe ich als in seiner Jugend etwas von Süße dominiert in Erinnerung. Nach 20 Jahren ist die Süße nach wie vor präsent, aber gut eingebunden.



2005 Schloß Lieser Lieser Niederberg Helden Riesling Spätlese

Reifes Goldgelb
Recht verhaltener Duft nach gelben Früchten, etwas Zitrus
Am Gaumen auf der süßen Seite, aber mit schöner Frucht (Aprikose), leichter Vanillenote und recht langem Nachhall 

89-91, dürfte die Form noch ein paar Jahre halten


Der nächste Wein hat eine Vorgeschichte. In den Tagen und Wochen zuvor hatte ich eine ganze Reihe trockener Moselweine des Jahrgangs 2011 probiert, mit ziemlich katastrophalem Ergebnis. Selbst GGs aus renommierten Häusern enttäuschten auf ganzer Linie. Insofern waren meine Erwartungen nicht allzu hoch, als ich nun von 2011 trocken auf 2011 restsüß wechselte. Ich wurde angenehm überrascht. 

 


2011 A.J. Adam Dhroner Hofberg Riesling Spätlese

Reifes Goldgelb
Im mittelintensiven Duft eine (gelbe) Fruchtmischung, die mich an den Jahrgang 2003 erinnert, daneben Backgewürze (Vanille)
Am Gaumen präziser Fruchtausdruck, wieder etwas Vanille, passende Säure, recht langes Finale
Insgesamt ein sehr stimmiges Paket; schöne Spätlese aus warmem Jahr. 

90-92, jetzt und sicher auch noch in den nächsten 3-5 Jahren in bester Trinkreife 

 

Über den nächsten Wein habe ich auch an anderer Stelle (guckstu hier) berichtet, aber da er auch Süßwein der Woche war, wiederhole ich die Notiz hier. 

2021 Benvenuti "Corona Grande"

Goldgelb
Ausgeprägter und reintöniger Duft mit Muskatprägung, florale Noten und exotische Frucht (Litschi?)
Sehr süßer Antrunk, intensive und etwas parfümiert wirkende Aromatik mit exotischer Frucht und Honig, recht lang
Dürfte als Dessertbegleitung gut "funktionieren", als Solist macht der Wein recht schnell satt.  

88-90, würde ich eher jung trinken 

 

Der folgende Wein ist ein echter Oldie mit 36 Jahren auf dem Buckel. Gekauft habe ich ihn 1995 auf dem Weingut. Ich bin länger um die (halbe) Flasche herumgeschlichen, weil ich befürchtete, sie könnte ihren Zenit überschritten haben. Zum Glück waren diese Befürchtungen unbegründet; der Wein präsentierte sich sehr vital. 

Ich habe einen alten Probebericht (etwa 2008, guckstu hier) gefunden, in dem dieser Wein mit 82 Punkten "abgestraft" wurde. Das kann ich so nicht nachvollziehen (aber ich weiß natürlich nicht, wie der Wein sich damals präsentiert hat).


1989 Müller-Catoir Mußbacher Eselshaut Rieslaner Beerenauslese (0,375) 

Bernsteinfarben 
Im Duft von mittlerer Intensität mit Noten von Trockenpflaumen, Nüssen
Am Gaumen wieder Trockenfrüchte, schöne Balance zwischn der Süße und einer fast rassigen Säure. Der für eine Beerenauslese recht hohe Alkoholgehalt (12%) ist gut verpackt. Langer Nachhall.
Schöner, wenn auch durch den recht hohen Alkohol etwas untypischer Süßwein ohne Ermüdungserscheinungen. "Funktioniert" wahrscheinlich als Begleiter zu Desserts oder Blauschimmelkäse besser denn als Solist.

90-92, bald trinken 

 

Und zum Schluß zurück an die Mosel bzw. genauer an die Ruwer. Die erste von unseren sechs Flaschen 2016er Abtsberg Spätlese kam unter den Korkenzieher. 


2016 Abtsberg Spätlese 

Goldgelb
Recht ausgeprägter und animierender Duft nach gelben Früchten, etwas Stachelbeere, Kräutern und Backgewürzen 
Am Gaumen wird die recht ausgeprägte Süße gut von der Säure balanciert, saftige Frcuht mit Kandisnoten, recht lang
Sehr schöne Spätlese mit weiterem Potential 

91-93, bis 2030+