Als im Frühjahr die Subskriptionskampagne für die 2024er Bordeaux (eher holprig) lief, habe ich mehr aus der Ferne zugeschaut. Ich hatte nämlich beschlosen, mich aus diesem Geschäft zurückzuziehen und keine Bordeaux aus 2024 und den nachfolgenden Jahren mehr zu kaufen. Erstens haben wir den Keller übervoll mit Bordeaux und zweitens bin ich mittlerweile in einem Alter, in dem man sich nicht unbedingt Weine in den Keller legen muss, die noch 20 Jahre bis zur vollen Reife brauchen. Vieles von dem, was man über die Qualität der 2024er las, machte den Verzicht auch leicht.
Aber irgendwie juckt es ja dann doch in den Fingern. Daher habe ich, während die 2024er Kampagne lief, noch einen 2022er nachgekauft. Chateau Tronquoi (früher Tronquoi-Lalande), mit neuem Design und aus dem gleichen Stall, aus dem auch Chateau Montrose kommt, hatte Kritikerbewertungen bekommen, die angesichts des moderaten Preises geradezu sensationell waren. Das ging, und zwar auf recht breiter Basis, bis hinauf zu 96 Punkten. Angesichts eines Preises von ganz knapp über 30 Euro schien mir das ein besserer Kauf als die 2024er (die ich mir zudem ja selbst verboten hatte).
2022 Chateau Tronquoi
Sehr dunkles, jugendliches Rot mit Purpurschimmer
Intensiver Duft, bei dem zunächst florale Noten dominieren, gefolgt von dunkler Frucht. Mit mehr Luft wird das vielschichtiger mit etwa Lakritz und einer interessanten pfeffrigen Würze.
Am Gaumen rollt eine Welle von mit Gewürzen gespickter dunkler Frucht an, getragen von einer Ladung sehr reifen Tannins, das sich erst im recht langen Abgang richtig bemerkbar macht. Der nominell hohe (14,5%) Alkohol ist gut verpackt.
Der Wein trinkt sich derzeit sehr gut (auch wenn ich da etwas zurückhaltender punkte als andere), aber da ist noch viel Babyspeck. Ich werde die restlichen Flaschen erstmal weglegen.
91-93+, 2030-2040+