In den letzten Wochen haben wir einige Chardonnays getrunken. Teilweise waren das erste Flaschen von Weinen aus unserem Keller, teilweise aus Neugier gekaufte Einzelflaschen.
Vom ersten Wein war ich zunächst etwas enttäuscht. Am Wochenende geöffnet, wirkte er wie ein eher einfacher Basis-Chardonnay. Für einen Chablis aus gutem Hause für 25 Euro auf jeden Fall zu wenig. Also die halbvolle Flasche zurück in den Kühlschrank. Am Mittwoch darauf präsentierte der Wein sich dann deutlich stärker. Die nachfolgende Notiz stammt vom Mittwoch.
2021 Domaine Bessin-Tremblay Chablis vieilles vignes
Mittelgelb
Schöner, "ruhiger" Duft mit Noten von Brotkruste, Birne und etwas Zitrus, auch ein Hauch Feuerstein
Am Gaumen ein harmonisches Paket aus gelber Frucht, einer feinen Säure und dezenter Mineralik. Macht Spaß und hat Potential.
88-90, bis 2030+ (momentan würde ich dem Wein etwas Luft gönnen)
Auf die Domaine des Malandes bin ich tatsächlich durch Werbung aufmerksam geworden. Gute Bewertungen der Weine und die Tatsache, dass Richard Rottiers (der im Beaujolais ein Weingut betreibt, dessen Weine ich kenne und schätze) das Weingut jetzt mitleitet, haben mich zur Bestellung von zwei Probeflaschen bewogen, einem Basis-Chablis und einem Granf Cru (der kommt weiter unten).
2022 Domaine des Malandes Chablis
Mittelgelb
Schöner und recht kräftiger Duft mit viel gelber Frucht und etwas Zitrus
Auch am Gaumen viel Frucht, recht zurückhaltende Säure, gute Länge.
Schöner Chablis, der unmittelbar Spaß macht
87-89, würde ich eher jung trinken
Jérémy Arnaud war mir bislang nur vom Hörensagen ein Begriff. Was man hörte, war allerdings positiv, und so habe ich mal drei Probeflaschen bestellt, einen Chablis (der folgt weiter unten), einen Wein mit der Basis-Appelation Bourgogne und einen Bourgogne Tonnerre.
Bourgogne Tonnerre ist eine Regionalappelation in Burgund (nur) für Weißweine aus Chardonnay. Der namensgebende Ort Tonnerre liegt knapp 20 Kilometer östlich von Chablis.
2022 Jérémy Arnaud Bourgogne Tonnerre "Les Huées"
Mittelgelb
Leicht rauchiger Duft nach Zitrus und dezent nach gelben Früchten, auch etwas Brotkruste
Am Gaumen gut strukturiert mit etwas Grip, verhaltene Frucht, dezenter Holzprägung und ordentlichem Abgang
Hat weniger Frucht als der Chablis von Malandes, packt dafür am Gaumen aber etwas mehr zu.
87-89, bis 2030
Aus der Lage "Les Veuillots" produziert Jérémy
Arnauds mehrere Weine, die unterschiedlich ausgebaut werden. Die Cuvee OVOIDE reift in eiförmigen Betontanks, daher wohl der Name.
2022 Jérémy
Arnaud Bourgogne "Les Veuillots" Ovoide
Sattes Gelb mit Goldschimmer
Mittelkräftiger Duft nach Mandeln, etwas gelber Frucht und dezent Zitrus
Am Gaumen schöne Präsenz, Schmelz, Zitrusnoten, guter Nachhall
88-90, bis 2026+
Nun noch einmal Domaine des Malandes und Jérémy
Arnau, jetzt aber als Grand bzw. Premier Cru:
2021 Jérémy
Arnaud Chablis Premier Cru Vau de Vey "La Grange Chaume"
Goldgelb
Recht kräftiger Duft mit Zitrus, Orange, Haselnuß und Butterscotch
Am Gaumen dezente Holzprägung, wieder Zitrus, nachhaltig und mit ordentlichem Grip, recht langer Nachhall
Sehr schöner Chablis mit Zukunft
90-92, bis 2030
2022 Domaine des Malandes Chablis Grand Cru Les Clos
Mittelgelb
Recht ausgeprägter Duft nach Birne, Zitrus und Brotkruste
Am Gaumen nachhaltig und komplex, Zitrus und verhaltene gelbfruchtige Noten, sehr fein dosiertes Holz
Ein Klassewein, der noch einige Zeit braucht, bis er alles zeigt, was er hat und kann
92-94, noch zwei bis drei Jahre ruhen lassen und dann sicher bis 2035
Oliver Zeter macht tolle Chardonnays (wer es nicht
glaubt probiere den "Herzog"). Aus Neugier habe ich den 2023er Ortswein
aus Haardt bestellt.
2023 Oliver Zeter Chardonnay Haardt
Mittelgelb
Im Duft Zitrus, auch etwas Birne, vom Holzeinsatz geprägt
Auch am Gaumen spürbare Holzprägung, wieder Zitrusfrucht lebendige Säure,
mineralische Note im recht langen Abgang.
Guter und mit 12,50 fair bepreister Chardonnay, der noch etwas reifen sollte
86-88+, 2025-2030
Vom Wengut Champs de l'Abbaye hatte ich vor einiger Zeit mal einige Weine probiert und den 2020er Rully "Les Cailloux" in guter Erinnerung behalten. Daher wollte ich auch den 2022er probieren.
2022 Champs de l'Abbaye Rully "Les Cailloux"
Sattes Gelb mit Goldschimmer
Duftet nach gelben Früchten, Zitrus; dezente Holzprägung
Am Gaumen mit etwas deutlicherem Holzeinfluß, mineralisch, wieder Zitrus, etwas gebrannte Mandel
Schön, aber bei einem Preis von knapp 40 Euro kein Schnäppchen
88-90, bis 2030+
Von Nathalie und Gilles Fevre, einem Familienweingut in Chablis, haben wir nach sehr guten Anfangserfahrungen (guckstu hier) einige Weine im Keller. Diesmal gab es den "einfachen" Chabis aus 2022.
2022 Nathalie et Gilles Fevre Chablis AC
Mittelgelb
Recht ausgeprägter Duft mit Noten von gelben Früchten (Pfirsisch)
Auch am Gaumen fruchtbetont, kein spürbarer Holzeinfluß, dezent kräutrig im Abgang
Nicht sonderlich komplex, aber schöner Chardonnay mit guten Trinkfluß
86-88, eher jung trinken