Donnerstag, 25. Juli 2024

Der Süßwein der Woche (9)

Diese Ausgabe beginnt mit einer sehr schönen Spätlese aus Piesport:


2009 Reinhold Haart Piesporter Goldtröpfchen Riesling Spätlese

Reifes Goldgelb
Zunächst eher verhaltener, nach Belüftung intensiverer Duft nach gelbem Steinobst mit etwas Vanille, später auch eine dezent rotfruchtige Komponente.  
Auch am Gaumen viel gelbe Frucht, merkliche Kandisnote, die (analytisch vermutlich hohe) Süße wirkt ausgesprochen unaufdringlich, recht langer Abgang mit wiederum deutlicher Kandisnote.
Sehr schöne Spätlese mit Potential für weiter Lagerung 

91-93, bis 2030+ 

 

Der Jahrgang 2000 war eher schwieirig und kein guter Start ins neue Jahrtausend. Einige restsüße Weine - drei von der Mosel und einer aus dem Rheingau - haben in unserem Keller überlebt und kamen jetzt auf den Prüfstand

 


2000 Dr. Loosen Ürziger Würzgarten Spätlese 

Reifes Goldgelb mit leichtem Orangeschimmer
Recht intensiver und interessanter Duft mit einer "abgeklärt" wirkenden Mineralik, gelber Frucht und leichter Firne, auch etwas nasser Karton 
Am Gaumen ein Leichtgewicht, noch etwas gelbe Frucht, präsente Säure, sehr unaufdringliche Süße, leichte Bitternote im Abgang. Am zweiten Tag ist der Wein zwar noch "da", aber die Frucht ist verhaltener und der Abgang leicht säuerlich
In Ehren gereift, aber doch auf dem absteigenden Ast. 

84-86, austrinken 


2000 Fritz Haag Brauneberger Juffer-Sonnenuhr Riesling Auslese 

Reifes Goldgelb mit deutlicher Orangenote
Direkt nach dem Öffnen zurückhaltender, aber sauberer Duft nach gelben Früchten mit einem Hauch Vanille
Auch am Gaumen noch präsente Frucht, eine schöne Balance zwischen Süße und Säure läßt den Wein sehr harmonisch wirken. Wirkt schlank und dürfte im Mostgewicht nicht allzu hoch gewesen sein. 

88-90, recht bald trinken 

 

2000 J.J. Prüm Graacher Himmelreich Riesling Auslese 

Wieder reifes Goldgelb mit deutlicher Orangenote
Im Duft Noten von gelben Früchten (getrocknete Aprikose), etwas Orange, deutliche Mineralik
Auch am Gaumen mineralische Prägung, sehr klar gezeichnet mit reifer Frucht. Die Süße wird von einer ausgeprägten Säure und einer herben Kräuternote bestens balanciert. Sehr fein. 

90-92, in den nächsten Jahren trinken 

 

Den folgenden Wein hatte ich seinerzeit auf einer Veranstaltung (ich weiß nicht mehr, welche) gesehen und probiert und war sehr erstaunt, dass eine Beerenauslese guter Herkunft für € 16,50 pro Flasche (0,5l) zu haben war. Ein paar Flaschen habe ich dann gekauft, und diese hier war die vorletzte.

 


2000 Schloß Schönborn Hattenheimer Pfaffenberg Riesling Beerenauslese 

Bernsteinfarben
Verhaltener Duft mit Noten von Trockenpflaumen, etwas Möbelpolitur
Sehr süßer Gaumenauftakt, Aromen von Trockenfrüchten und Nüssen, lebendige Säure, aber auch eine leichte Bitternote, die die Harmonie stört. 

85-87, würde ich bald trinken

 


Donnerstag, 18. Juli 2024

Spannender Beifang

Diese Flasche war in einem Paket enthalten, das ich wegen seines sonstigen Inhalts gekauft hatte. Von Wein und Weingut hatte ich noch nie etwas gehört, habe es mir dann aber natürlich ergugelt. Fiona Leroy produziert seit 2017 selbst Wein (weiß und rot), arbeitet biodynamisch und verwendet anscheinend kein neues Holz. Sie gilt als Geheimtip (jedenfalls behaupten das Händler, die ihren Wein verkaufen wollen...). 

So eine Einzelflasche lange aufzuheben schien mir nicht sinnvoll zu sein (auch wenn es dem Wein vielleicht gutgetan hätte) und so beschloß ich, gleich zur Probe zu schreiten. 


2021 Fiona Leroy Maranges Premier Cru "Le Clos des Loyères"

Mittleres, jugendlich wirkendes Rot mit leichtem Rosa/Violettschimmer
Recht ausgeprägter, fruchtbetonter Duft nach roten Früchten und Kirsche, etwas Rauch. Mit mehr Luft kommen florale Noten hinzu. Auch am zweiten Tag noch pralle Frucht.
Auch am Gaumen viel Frucht, dabei betont trocken, recht ausgeprägte Säure, präsentes Tannin.
Schöner Pinot Noir mit niedrigem Alkoholgehalt (12% laut Etikett) und einer gewissen Rustikalität, die sich mit etwas Kellerreife legen könnte. Macht jetzt wegen seine ausgeprägten Frucht viel Spaß, hat aber sicher Reifepotential

90-92,  sicher bis 2030 und wahrscheinlich auch darüber hinaus


Fazit: Schöner, spannender Pinot Noir, der allerdings auch seinen Preis hat (um 50 Euro im Handel)

Mittwoch, 3. Juli 2024

Weissburgunder in richtig gut

Weissburgunder gibt es viele, aber bei richtig guten Weissburgundern wird die Luft recht dünn. Dieser hier kann was und hat definitiv das Niveau eines Grossen Gewächses (was er aber schon deshalb nicht sein kann, weil die VdP-Richtlinien in Rheinhessen nur Grosse Gewächse aus Riesling und Spätburgunder vorsehen).

 


 

2020 Wittmann Weisser Burgunder Reserve 

Helles bis mittleres Gelb
Recht ausgeprägter, "ruhiger" Duft mit nussigen und dezent gelbfruchtigen Noten, etwas Zitrus
Am Gaumen recht kratvoll und ausladend, spürbare, aber unaufdringliche Holznote, dazu gelbe Früchte, passende Säure, schöner Schmelz, gute Länge
Sehr schöner Weissburgunder, eher auf der üppigen als auf der mineralisch-kargen Seite. 

90-92, jetzt sehr gut trinkbar, aber mit Reserven für einige Jahre


Fazit: Wir haben nachbestellt