Mittwoch, 12. Juni 2024

Hohes C

Das Chateau Les Carmes Haut-Brion hat in den letzten 10-15 Jahren nach einem Besitzerwechsel einen rasanten Aufstieg hingelegt. Die Weine wurden von Kritikern sehr gelobt. Sie sind stilistisch insofern  eigenständig, als der Anteil an Cabernet Sauvignon gering, der Cabernet Franc-Anteil dagegen hoch ist. Neben dem (mittlerweile teuren) Erstwein gibt es noch den "Le C de Carmes Haut-Brion". Der "Le C" wird oft als Zweitwein bezeichnet, ist es aber nicht. Er stammt von eigenen Rebflächen, die zudem eine andere Rebsortenzusammensetzung (insbesondere einen viel höheren Cabernet Sauvignon-Anteil) aufweisen, als der Les Carmes Haut-Bron. Die Rebfläche des "Le C" ist auch deutlich größer als die des Hauptweins, so dass der "Le C" deutlich preiswerter (um 35 Euro) und leichter erhältlich ist. Und, das hat diese Flasche bewiesen, der "Le C" ist auch jung mit Genuß zu trinken.



2019 Le C des Carmes Haut Brion 

Mittleres bis dunkles Rot ohne Reifenoten
Recht ausgeprägter und sehr reintöniger Duft nach roten Früchten (Himbeere), etwas Paprika und Kräutern (Rosmarin)
Am Gaumen mittelgewichtig, aber sehr elegant mit wieder roter Frucht, wieder einem Hauch Paprika und wohldosiertem, reifem Tannin
Schon sehr gut trinkbar, aber mit Potential für weitere 10 Jahre 

90-92, bis 2034 

Donnerstag, 6. Juni 2024

You want it - you get it

Ab und zu muss es auch mal die volle Breitseite sein. Mit einem australischen Shiraz ist man da in der Regel auf der sicheren Seite. Vor einiger Zeit habe ich in einem sehr gemischten Dreier-Paker (ein Portugiese, ein Chilene und eben dieser Australier) eine Flasche des 2017er "The Dead Arm" von D'Arenberg erstanden. Von dem Weingut hatten wir in der Vergangenheit bereits den ein oder anderen Wein, insbesondere mehrere Jahrgänge des "Laughing Magpie", einer Cuvée aus Shiraz und Viognier. Der "Dead Arm" ist ein reinsortiger Shiraz und preislich etwas über dem Laughing Magpie angesiedelt.

 


2017 D'Arenberg The Dead Arm Shiraz 

Sehr dunkles und noch jugendlich wirkendes Rot
Ausgeprägter, etwas rauchiger Duft nach dunklen Früchten mit pfeffriger Würze
Am Gaumen der Blockbuster, den man erwartet: Kraftvoll und mit viel Druck, viel dunkle Frucht, eine Ladung reifes Tannin und eine feine Säure, durch die der Wein nicht schwerfällig wirkt. Recht langer, fruchtbetonter Abgang.
You want it - you get it

91-93, dürfte sicher bis Ende des Jahrzehnts in guter Form bleiben

Mittwoch, 5. Juni 2024

Der Süßwein der Woche (8)

Wir starten mit einem echten Exoten, einer Eszencia aus Tokaji. Bei dem "normalen" Süßweinen aus Tokaji, dem Aszu, werden dem Grundwein Bütten mit je 25kg (Puttonys) edelfauler Trauben zugegeben. Die Zahl der Puttonys (drei bis sechs) ist auf dem Etikett angegeben und es gilt in der Regel mehr Puttonys gleich süßer und teurer. Die Eszencia nun wird ausschließlich aus edelfaulen Trauben hergestellt und ist damit süßer (und teurer) als alle Aszus. Ich konnte zu einem mir sehr günstig erscheinenden Preis eine Einzelflasche Eszencia erwerben und wurde dann schnell neugierig... 
Interessant ist, dass der Wein nur 2,5% Alkohol hat (ob er damit überhaupt als Wein bezeichnet werden darf, weiß ich nicht - eigentlich liegt die Grenze meines Wissens bei 5,5%).
 


 



2013 Gran Tokaji Eszencia 

Reifes Goldgelb 
Intensiver Duft nach reifen gelben Früchten (Aprikose) und Teeblättern, dazu gesellen sich florale Noten
Am Gaumen sehr dickflüssig, enorme Süße, die aber keinesfalls schwerfällig wirkt, wiederum intensive Aromen von gelben Früchten und einer Spur Zitrus, trotz der Intensität sehr klar gezeichnet, sehr langer Abgang
Ein faszinierendes Elixier 

95-97, dürfte fast ewig halten


Es folgten zwei schöne Auslesen von der Mosel und eine aus Franken.



2013 Max Ferd. Richter Brauneberger Juffer-Sonnenuhr Riesling Auslese (halbe Flasche)

Reifes Goldgelb mit leichtem Orangeschimmer
Animierender Duft mit viel reifer gelber Frucht und etwas Honig
Süßer Antrunk, wieder reife gelbe Frucht, Honig, passende Säure, recht lang
Jetzt in bester Trinkreife

90-92, sicher bis 2030 


2011 Maximin Grünhäuser Herrenberg Riesling Auslese #21 

Reifes Goldgelb, auch hier mit leichtem Orangeschimmer
Duft nach gelben Früchten (Aprikose)
Auch am Gaumen eine volle Ladung gelber Frucht, etwas Backgewürze, recht kräftige Säure, dezent-herbe Kräuternote im langen Finale 

91-93, jetzt und in den nächste drei bis fünf Jahren 



2009 Juliusspital Würzburger Stein Riesling Auslese 

Goldgelb mit deutichem Orangeschimmer
Recht intensiver Duft, viel teil getrocknete Aprikose, etwas Orangenschale
Am Gaumen süßer Antrunk, die Frucht bleibt zunächst etwas im Hintergrund, mit mehr Luft gelbfrichtig, etwas Zitrus. Passende Säure, mittellanges Finale

89-91, jetzt und bis Ende des Jahrzehnts 


Der letzte Wein hat wieder eine Geschichte. In den Neunzigerjahren habe ich bei Müller-Catoir eine großartige Riesling Auslese (1992 Mußbacher Eselshaut) gekauft. Jahre später habe ich dann diese 1997er Auslese aus dem Haardter Bürgergarten gekauft und gehofft, dass sie genau so großartig sein würde. War sie aber nicht, der Wein hat mich immer enttäuscht. Vielleicht lag da auch einfach die Latte zu hoch. Eine letze Flasche der 1997er Auslese befand sich noch im Keller und war jetzt "fällig". 



1997 Müller-Catoir Haardter Bürgergarten Riesling Auslese 

Reifes Goldgelb mit deutlicher Orange-Note
Im Duft eher verhalten, reife Gelbfrüchte mit exotischem Einschlag, aber auch etwas kräutrig-gewürziges 
Am Gaumen mit vergleichsweise moderater Süße, aber auch eher zurückhaltender Frucht. Gut balancierende Säure, ganz leichte Bitternote, recht langer Abgang

88-90, recht bald trinken