Samstag, 30. Dezember 2023

von der Fels

Seit mindestens 2001 gibt es beim Weingut Keller den Riesling "von der Fels". Gemäß den VdP-Richtlinien ist das ein Gutswein (da weder Ort noch Lage angegeben sind), aber man munkelt, dass der Wein aus den großen Lagen des Gutes stammt (etwa aus jüngeren Reben) und daher als so eine Art Zweitwein der Großen Gewächse gelten kann. Aber so ganz genau weiß man es nicht. Ist auch nicht so wichtig, solange die Qualität stimmt.

Mittlerweile ist der von der Fels im Handel nicht mehr ohne weiteres zu bekommen. Wer das Glück hat, ab Weingut kaufen zu können, erhält für knapp über 20 Euro einen sehr guten Gegenwert. Am Sekundärmarkt werden aber deutlich höhere Preise aufgerufen. 

Nach meiner Erfahrung ist der von der Fels ein sehr guter Riesling, der nicht nur lagerfähig ist, sondern oft auch Zeit braucht. Meine (zu früh getrunkenen) 2005er haben mir keinen rechten Spaß gemacht - aber was für ein toller Wein das geworden ist, kann man unten sehen. Anfang Dezember gab es nämlich in Köln die Gelegenheit, die Jahrgänge 2005 bis 2019 zu verkosten, und das habe ich mir nicht entgehen lassen.





2005 Keller Riesling "von der Fels"

Toller Duft mit kräftigen gelbfruchtigen Aromen, mineralisch und animierend
Auch am Gaumen schöäne Frucht, ausgeprägte Säure, leichter Süßeeindruck
Sehr schön und toll gereift. 

92-93, Potential für weitere Jahre 


2006 Keller Riesling "von der Fels"

Im Duft etwas verhaltener als der 2005er, wieder gelbfruchtig, etwas Karamell
Am Gaumen reife Frucht, auf hohem Niveau fehlt hier aber etwas Spannung. 

89-91

 

2007 Keller Riesling "von der Fels"

Der Duft war anfangs nicht ganz sauber mit einer an Plastik erinnernden Note. Ich hatte den Eindruck, dass das besser wurde und dieser Ton vielleicht ganz verschwunden wäre, aber da die Probe weiterging. liess sich das nicht mehr verifizieren. Daher: 

ohne Bewertung.


2008 Keller Riesling "von der Fels"

Im Duft zunächst gemüsige Noten (Spargel?), mt mehr Luft auch gelbe Früchte
Sehr trinkanimierend mit kräftiger Säure, leichter Süßeeindruck

88-90, Potential für weitere Jahre 

 

2009 Keller Riesling "von der Fels"

Vergleichsweise verhaltener Duft, bei dem etwas Vanille neben die Frucht tritt
Schöne Reife, leicht rotfruchtiger Eindruck, passende Säure, leichter Süßeeindruck.
Jetzt auf dem Höhepunkt und sehr stimmig. 

89-91

2010 Keller Riesling "von der Fels"

In der Nase reife Frucht mit exotischem Einschlag, mit Luft auch Karamell
Am Gaumen hohe Reife, geht etwas in die Breite 

85-87, trinken 


2011 Keller Riesling "von der Fels"

Schöne gelb- und ansatzweise auch rotfruchtige Nase
Am Gaumen mit schöner Frucht, sehr stimmig 

89-91


2012 Keller Riesling "von der Fels"

Wirkt in der Nase kühler und "grüner" als die Vorgänger, eher verhalten
Spürbarer Süßeeindruck, schöne Reife, stimmig 

88-90 


2013 Keller Riesling "von der Fels"

In der Nase ausgeprägt gelbfruchtig (erinnert an den 2010er), mit Luft ins Exotische spielend
Am Gaumen reif mit kräftiger Säure.
Erinnert auch hier an den 2010er, aber weniger in die Breite gehend und daher etwas besser 

86-88

 

2014 Keller Riesling "von der Fels"

Eher verhalten-gelbfruchtiger Duft
Wenig Frucht, dominierende Säure, leichter Süßeeindruck 

83-85

 

2015 Keller Riesling "von der Fels"

Sehr schöner Duft nach gelben Früchten und etwas kandierter Zitrusfrucht
Auch am Gaumen schöne Frucht und hervorragend integrierte Säure, sehr stimmig 

91-93, Potential bis sicher 2030 

 

2016 Keller Riesling "von der Fels"

Intensiver Duft, aber nicht ganz auf dem Niveau des 2015ers, kandierte Gelbfrüchte 
Am Gaumen stimmig mit passender Säure und einer Aromatik, die sich nicht gut in Worte fassen läßt (was nicht abwertend gemeint ist)

89-91


2017 Keller Riesling "von der Fels"

Sehr feine Nase, elegant und filigran
Am Gaumen kühl wirkend mit prononcierter Säure, Mirabelle, sehr fein 

90-92, Potential bis ins nächste Jahrzehnt 

 

2018 Keller Riesling "von der Fels"

Kraftvoller Duft, eher rotfruchtig mit etwas Apfel
Am Gaumen intensiv, wieder eher rotfruchtig, eher wenig Säure. Hier fehlt etwas Struktur 

86-88 

 

2019 Keller Riesling "von der Fels"

Recht kraftvoller Duft, nach Belüftung deutlich gelbfruchtig
Auch am Gaumen kraftvoll, betont herb, kreidige Mineralik, Potential 

90-92+

 

Ein Fazit mit Einschränkungen: Die Probe hat eindrücklich gezeigt, dass der von der Fels ein hervorragender Riesling ist, der in guten Jahren absolut das Niveau vieler Grosser Gewächse erreicht - für etwa die Hälfte des Preises. Meine Favoriten in dieser Hinsicht waren 2005, 2015, 2017 und 2019 (wobei andere Teilnehmer auch den 2009er sehr weit vorne auf ihren Listen hatten). Beeindruckend auch die sehr große Jahrgangsvariation. Und hier kommt jetzt auch die Einschränkung. Bei gereiften Weinen kann es sehr große Flaschenvarianzen geben, etwa wegen einem "schleichenden Korktreffer" (der dem Wein die Fruct nimmt, ohne aber als Korkschmecker wahrnehmbar zu sein) oder wegen hoher Luftdurchlässigkeit des Korkens und dadurch bedingter schnellerer Reifung (die Luftdurchlässigkeit von Korken varriert sehr stark). Wenn von jedem Jahrgang nur eine Flasche geöffnet wird, können solche Flaschenvariationen ein falsches Bild ergeben. Vielleicht war 2014 einfach eine schlechte Flasche, und vielleicht kam der 2005er aus einer ungewöhnlich guten Flasche. Insofern sollte man die Ergebnisse einer solchen Probe nicht überbewerten. Aber Spaß hat es gemacht :-)

Sonntag, 17. Dezember 2023

Der Süßwein der Woche (5)

Die letzte Ausgabe der "Süßweine der Woche" für dieses Jahr präsentiert wieder fünf Weine, davon drei von der Mosel.


2008 Schloß Lieser Brauneberger Juffer-Sonnenuhr Riesling Auslese 

Goldgelb
Vergleichsweise zurückhaltender Duft nach gelben Steinfrüchten und Quitte
Am Gaumen deutliche, aber gut von Säure im Zaum gehaltene Süße. Wirkt sehr frisch und animierend. Gelbe Steinfrüchte und etwas Kandis. Ein wenig dünn in der Gaumenmitte, aber gute Länge. 
Schöne, frisch wirkende Auslese mit Potential bis mindestens Ende des Jahrzehnts. 

90-92, bis 2030+ 

 


2007 Horst Sauer Escherndorfer Lump Riesling Auslese 

Rotbraun
Sauberer, recht verhaltener Duft nach Trockenfrüchten (Pflaume) und Nüssen
Am Gaumen mit sehr schöner Süße-Säure-Balance, wieder Trockenfrüchte, aber auch etwas "nasser Karton" mit ganz leichter Bitternote, trotzdem animierend, mittlere Länge

86-88, bald austrinken



2005 Schloß Lieser Brauneberger Juffer-Sonnenuhr Riesling Auslese lange Goldkapsel 

Dunkles Goldgelb
Sehr reintöniger Duft nach reifen gelben Früchten, einer Spur Honig und Vanille
Am Gaumen sehr süß, wieder sehr reintönig mit Aromen gelber Früchte (Aprikose), langer, mineralisch geprägter Abgang.
Sehr schöne Auslese, der es aber doch ein wenig an Spannung fehlt. Das ist hier aber Jammern auf sehr hohem Niveau 

91-93, Potential mindestens bis weit ins nächste Jahrzehnt 



2013 Markus Molitor Wehlener Sonnenuhr Riesling Spätlese 

Goldgelb
Eher zurückhaltender, deutlich mineralisch geprägter Duft nach gelben Früchten und Kandis
Besticht am Gaumen durch hervorragende Süße-Säure-Balance, deutliche Mineralik und eine wieder von gelben Früchten und Kandis geprägte Aromatik.
Hervorragende Spätlese mit Potetial bis ins nächste Jahrzehnt. 

92-94, bis 2030+



2015 Keller Westhofener Morstein Riesling Auslese 

Goldgelb
Im Duft viel gelbe Früchte mit exotischen Noten und Kandis
Süßer Gaumenauftakt, dann folgen wieder gelbe und exotische Früchte, Kandis und eine gut dosierte Säure. Langes Finale
Hervorragende Auslese, die aber noch nicht bei ihrer optimalen Trinkreife angekommen ist. 

92-94, sollte noch zwei bis drei Jahre ruhen und bei guter Lagerung locker bis Ende des nächsten Jahrzehnts durchhalten

Freitag, 15. Dezember 2023

Ein seltener Gast

Obwohl ich von Blaufränkisch aka Lemberger durchaus eine hohe Meinung habe, ist er doch ein eher seltener Gast in unseren Gläsern. Inspiriert durch eine Woche in Österreich (während der es auch Blaufränkisch gab) habe ich heute Abend einen der wenigen Lemberger in unserem Keller geöffnet. Im Alter von 10 Jahren zeigt er sich in bester Trinkreife.


 

2013 Schnaitmann Fellbacher Lämmler Lemberger GG

Mittleres Rot mit ganz leichter Reifenote
Elegant wirkender Duft mit etwas Rauch, viel Kirsche und Gewürznoten
Am Gaumen von mittlerer Intensität, aber sehr elegante, fast kühle Stilistik mit feiner Frucht und ausgeprägter pfeffriger Würze. Jetzt in hervorragender Trinkreife

90-92, würde ich recht bald trinken - jetzt genau auf dem Punkt und wird sicher nicht mehr besser

Donnerstag, 30. November 2023

Ein "Auserwählter"

Der Bordeaux-Jahrgang 2017 hat nicht den besten Ruf. Zum einen steht er qualitativ im Schatten der Vorgänger (2015 und 2016) sowie der Nachfolger (2018, 2019 und 2020), die allesamt besser eingeschätzt werden. Zum anderen waren die Preise angesichts der Qualität sehr hoch, so dass der Jahrgang zu teuer auf den Markt kam. 

Angesichts dessen haben wir nicht viele 2017er Bordeaux im Keller. Zu den "Auserwählten" gehört Chateau Fonplegade, ein Saint-Emilion, den ich bis dato nicht auf dem Radar hatte, den ich aber angesichts sehr guter Beurteilungen subskribiert habe. Heute war die erste Flasche "fällig".



2017 Chateau Fonplegade 

Sehr dunkles Rot
Kraftvoller, aber noch etwas unentwickelter Duft nach dunklen Beeren, Schwarzkirsche und Gewürzen
Auch am Gaumen kraftvoll, noch jugendlich wirkende Frucht, viel reifes Tannin, betont trocken, recht lang.
Sehr schöner Wein mit Potential für mindestens noch 10 Jahre.

91-93, 2025-2035+

Montag, 13. November 2023

Der Süßwein der Woche (4)

Es geht los mit einem Wein, den ich 1993 im (mittlerweile nicht mehr als eigenständiges Gut existierenden) Weingut Lamgwerth von Simmern gekauft habe. Für 75,50 DM die halbe Flasche, was damals sehr viel Geld war. Was mich damals geritten hat, kann ich nicht mehr sagen. Heute auf jeden Fall eine Enttäuschung.

 

1992 Langwerth von Simmern Hattenheimer Nussbrunnen Riesling Beerenauslese (aus halber Flasche mit sehr gutem Füllstand)

Rotgold
Verhaltener, aber sauberer Duft mit Noten von Trockenfrüchten (Aprikose, etwas Orange)
Sehr süßer Antrunk, eher verhaltene Säure, die Frucht spielt hier nur die zweite Geige
Wirkt (auf gutem Niveau) doch etwa behäbig und eindimensional. 

87-89, hat noch Reserven für viele weitere Jahre


Als nächstes ein weiterer Wein von Josef Rosch, der ja schon mit einer 2001er Spätlese überzeugen konnte (guckstu hier). Diesmal ein Eiswein, den ich irgendwann mal für recht kleines Geld (um 20 Euro) bei Ebay ersteigert habe. Und auch der hat geliefert.



2008 Josef Rosch Leiwener Klostergarten Riesling Eiswein

Rotbraun
Kräftiger und absolut reintöniger Duft nach Rosinen, Trockenfrüchten und etwas Vanille
Viskos wie Motoröl, enorme Süße, die aber von einer lebhaften Säure gebändigt wird. Wieder Trockenfrüchte und Rosinen, sehr lang.
Hervoragender Eiswein

93-95, Potential für weitere 10 und mehr Jahre 


Die nachfolgende Auslese habe ich 2006 für einen Spottpreis (so um 12,50 für 0,75l) in der Restpostenliste eines Händlers gefunden und gekauft. Toll gereift.


 

2003 Selbach-Oster Zeltinger Schloßberg Riesling Auslese**

Reifes Goldgelb
Im Duft von mittlerer Intensität, reife Frucht (Aprikose, Quitte)
Am Gaumen schöne Präsenz mit deutlicher Süße und sehr klarer Frucht. Wirkt trotz vergleichsweise zurückhaltender Säure ausgesprochen harmonisch, deutliche Mineralik, langes, fruchtbetontes Finale.
Eine ausgesprochen schöne, hervorragend gereifte Auslese aus dem Hitzejahr 2003. 

91-93, dürfte noch ein paar Jahre in guter Form bleiben 


Schliesslich habe ich über mehrere Wochen die "Dönnhoff-Festspiele" veranstaltet. Ich konnte vor einiger Zeit noch ein paar 2006er zu fairen Preisen nachkaufen. Ich mag die restsüßen 2006er von Dönnhoff sehr gerne und wurde auch diesmal nicht enttäuscht. Die Spätlese aus der Hermannshöhle ist sensationell gut und verweist die beiden (hervorragenden) Auslesen und die Beerenauslese auf die Plätze.




2006 Dönnhoff Niederhäuser Hermannshöhle Riesling Spätlese (ganze Flasche mit perfektem Füllstand)

Reifes Goldgelb mit leichtem Orangeschimmer
Absolut reintöniger, animierender und mineralisch unterlegter Duft nach Aprikosen. Mit mehr Luft macht sich die Mineralik stärker bemerkbar, der Duft wird komplexer, jetzt auch Orange  
Am Gaumen: Ein Meisterwerk. Sagenhafte Harmonie. Ja, da ist Frucht (viel sogar, vor allem Aprikose), da ist Süße, da ist Säure, da ist ein tiefes mineralisches Fundament. Aber das Ganze ist viel mehr als die Summe der Teile. Nichts drängt sich in den Vordergrund, alles ist perfekt proportioniert. Leicht viskose Textur, ewig langer (wirklich minutenlanger) Nachhall mit Honignoten. Groß.
Man kann Spätlesen anders machen, aber ich weiß nicht, ob man sie besser machen kann. 

95-97 und ein klarer Fall für die Riesling Hall of Fame


2006 Dönnhoff Oberhäuser Brücke Riesling Auslese (halbe Flasche mit perfektem Füllstand)

Reifes Goldgelb mit Orangeschimmer
Duft von mittlerer Intensität, aber absolut reintönig mit Noten von Orangenschale, Aprikosen und Vanille
Am Gaumen ausgeprägte Frucht (auch hier wieder Aprikose), kräftige Süße, der genügend Säure als Kontrapunkt entgegensteht, mineralisch, lang. 

92-94, hat noch einige Jahre vor sich 


2006 Dönnhoff Niederhäuser Hermannshöhle Riesling Auslese (halbe Flasche mit perfektem Füllstand)

Dunkles Goldgelb mit Orangeschimmer 
Ausgeprägter Duft nach reifen und getrockneten Aprikosen, Nüssen,
Am Gaumen viskose Textur, grossartige Harmonie zwischen Frucht (viel Aprikose), Süße und Säure, sehr lang.
Hervorragende Auslese, aber die Spätlese fand ich noch faszinierender. 

93-95, hat ebenfalls noch einige Jahre vor sich (und hat es bereits voriges Jahr in die Riesling Hall of Fame geschafft, guckstu hier)


2006 Dönnhoff Niederhäuser Hermannshöhle Riesling Beerenauslese (halbe Flasche mit perfektem Füllstand) 

Bernsteinfarben
Im Duft eher verhalten mit Noten von Nüssen und Trockenfrüchten, aber ohne die Intensität und Klarheit der Auslese
Am Gaumen ausgeprägte Süße, die von ausreichender Säure balanciert wird, deutliche Mineralik, gelbfruchtig (Aprikose), aber weniger intensiver Fruchtausdruck als bei der Auslese. Sehr lang. 

91-93, hat noch Reserven für viele Jahre



Freitag, 10. November 2023

Jaspis

Heute Abend hatte ich Lust auf einen gereiften Spätburgunder. Beim Stöbern im Keller fiel mein Auge auf die beiden letzten Flaschen des 2008er "Jaspis" vom Weingut Ziereisen. Den Wein habe ich bei meinem ersten Besuch auf dem Weingut 2011 gekauft. Dass ich die Spätburgunder von Ziereisen mag, ist kein Geheimnis (guckstu etwa hier). Dieser hier war allerdings mit 15 Jahren auf dem Buckel der älteste, den ich bislang getrunken habe. Er ist in Ehren gereift.


 

2008 Ziereisen Spätburgunder "Jaspis"

Mittleres Rot mit Wasserrand und leichten bräunlichen Reifenoten am Rand
Recht intensiver, vielschichtiger und eleganter Duft nach dunklen Früchten, etwas (getrockneten) Tomaten, Gewürzen und Schokolade
Sehr harmonischer Auftritt am Gaumen; elegant und mit schöner Reife. Die Frucht wird begleitet von einer etherischen Note. Tannin und Säure verleihen dem Wein eine gute Struktur.
Schöner Spätburgunder, der auch noch Reserven für ein paar Jahre hat. 

90-92, bis 2025+

Dienstag, 10. Oktober 2023

Der Allerweltskultwein

Dem Sauvignon von Cloudy Bay aus Marlborough wird gerne Kultstatus zugesprochen (vor allem von denen, die den Wein verkaufen wollen). Das Gut gehörte zu den Pionieren des neuseeländischen Weinbaus im allgemeinen und des Sauvignons im besonderen. Andererseits rümpft man in gewissen Kreisen die Nase über den Cloudy Bay; er gilt dort als (überteuerter) Allerweltswein. Tatsächlich wird der Wein in grossen Mengen hergestellt.

Wir trinken Cloudy Bay extrem selten; vor diesem hier hatten wir mal drei Flaschen 2012er und eine Einzelflasche 2019er. Von dem aktuellen Jahrgang 2022 haben wir drei Flaschen zu knapp 20 Euro pro Flasche gekauft.

 



2022 Cloudy Bay Sauvignon 

Hellgelb
Recht ausgeprägter Duft mit intensiver Frucht: Passionsfrucht, dazu aber auch weisse Johannisbeeren und ganz leicht grasige Noten
Am Gaumen frisch, eher exotische Frucht (wieder Passionsfrucht), endet dann aber auf herben Noten, ordentlicher Nachhall.

Das ist ein guter Sauvignon, und für das, was ich bezahlt habe, finde ich ihn keineswegs überteuert. Allerdings ist das auch ein Wein ohne Ecken und Kanten, vermutlich ein echter Crowd Pleaser. Ich bin aber nicht bereits, ihn deswegen schlechter zu beurteilen. 

88-90, würde ich in den nächsten zwei bis drei Jahren trinken 



Sonntag, 24. September 2023

Sauvignon 2.0

Vor etwa zwei Monaten habe ich, mehr aus einer Laune heraus, zwei Flaschen der "Utopie Creative" von Nicolas Barbou gekauft. Der hat in Neuseeland und bei besten Adressen in Burgund gearbeitet, bevor in seine Heimatregion an der Loire zurückgekehrt ist.

Zum Wein: 100% Sauvignon aus der Touraine (Oisly), etwa 50 Jahre alte Reben. Ausgebaut in gebrauchten Barriques bester burgundischer Provenienz. Und das merkt man dem Wein tatsächlich an. Bei der heutigen Recherche habe ich festgestellt, dass der Wein rar und gesucht ist und am Sekundärmarkt anscheinend mittlerweilse dreistellige Preise erzielt. Man darf also gespannt sein und durchaus hohe Erwartungen haben...

 


2021 Nicolas Barbou Utopie Creative 

Mittelgelb
Sehr schöner Duft nach gelben Früchten mit leicht exotischem Einschlag, daneben eine sehr dezente grasig-grüne Note, das gane fein verwoben und animierend.
Am Gaumen dann eine erkennbare Holzprägung, und zwar nicht rauchig wie bei vielen Sauvignon fumées, sondern nobel wie bei guten Chardonnays aus Burgund. Wieder gelbfruchtig, wobei die Frucht zunächst eher zurückhaltend ist, mit mehr Luft und bei etwas höherer Temperatur aber deutlich intensiver wird. Gleichzeitig tritt die Holzprägung in den Hintergrund. Nachhaltig mit sehr langem Finale, in dem sich eine minzig-frische Note zeigt.
Sauvignon mal anders, aber sehr, sehr gut. Nicht vorlaut, sondern gediegen und geradezu aristokratisch. Je länger ich das trinke, desto besser finde ich den Wein. Das ist in dem mir bekannten Teil des Sauvignon-Universums ziemlich weit vorne. Die zweite Flasche lasse ich erstmal liegen.

93-95, könnte sogar noch etwas zulegen


Freitag, 22. September 2023

Der Süßwein der Woche (3)

Nun also die dritte Auflage des Süßweins der Woche. Den ersten Wein habe ich 1998 auf dem Weingut gekauft.  




1997 Karthäuserhof Eitelsbacher Karthäuserhofberg Riesling Auslese (aus halber Flasche mit perfektem Füllstand)

Rotgold
Der Duft ist sauber, aber recht zurückhaltend mit dezenten Noten von Trockenfrüchten
Am Gaumen vollkommen intakt mit sehr schöner Süße-Säure-Balance, recht langer Abgang mit ganz leichter Bitternote.
Eine schön gereifte Auslese. Man muss kein Altweinfreak sein, um das mit Genuss zu trinken. Aber das sollte man wohl (zumindest bei halben Flaschen) auch recht bald tun.

86-88, bald trinken


Als nächstes die erste TBA, die ich je gekauft habe. Es gibt sogar noch zwei weitere Flaschen davon im Keller.

1976 Gräflich Wolff-Metternich'sches Weingut Durbacher Schloß Grohl Gewürztraminer Trockenbeerenauslese (aus 0,5-Liter-Flasche mit perfektem Füllstand)

Rotbraun
Nach etwas Belüftung entströmt dem Glas ein zwar zurückhaltender, aber sehr sauberer Duft, in dem typische Aromen der Rebsorte (Lychees) noch klar erkennbar sind.
Am Gaumen dann (natürluch) sehr süß. Obwohl der Süße nicht viel Säure entgegensteht, wirkt sie nicht klebrig. Aromatisch geht das in Richtung Dörrobst und Früchtebrot. 

90-92, dürfte bei guter Lagerung noch das ein oder andere Jahrzehnt überdauern

 

Als nächstes einen der ersten Weine von Klaus Peter Keller, die ich gekauft habe (der allererste war der 2001er von der Fels).


2002 Keller Dalsheimer Hubacker Riesling Auslese

Dunkles Goldgelb mit Rotschimmer
Feiner Duft mit präsenter Frucht (Aprikose), angedeutet Trockenfrüchten und Noten von Teeblättern
Der erste Eindruck am Gaumen ist sehr ausgeprägte Süße, die von einer kräftigen Säure sofort gebändigt wird, erst danach kleidet die noch sehr frisch wirkende Frucht (gelbe Steinfrüchte, vor allem Aprikose) den Gaumen aus. Im langen Finale dann auch wieder Tee und eine leicht herbe Note.
Hervorragende Auslese ohne jede Ermüdungserscheinung 

92-94, dürfte bei guter Lagerung noch einige Jahre in Form bleiben 


Dann aus dem gleichen Jahrgang eine Auslese von der Mittelmosel:


2002 Joh. Jos. Christoffel Erben Ürziger Würzgarten Riesling Auslese***

Rotgold
Schöner Duft nach Nüssen, Trockenfrüchten (Aprikose, Datteln?) und Vanille 
Am Gaumen sofort präsent mit schöner Süße-Säure-Balance, Aromen von Trockenfrüchten und Backgewürzen, lang.
Tolle Auslese, die nach 20 Jahren noch frisch wirkt 

92-94, hat bei guter Lagerung noch einige Jahre vor sich 


Zur Abwechslung mal wieder ein echter Oldtimer. Vor vielen Jahren als Einzelflasche bei Ebay ersteigert. Der Wein stammt noch aus der Ära des Grafen Matuschka-Greiffenclau, der sich 1997 das Leben nahm.

 

1989 Schloss Vollrads Riesling Auslese "weißgold" (0,75 mit sehr gutem Füllstand)

Rotgold
In der Nase etwas nasser Karton und leichte Firne, daneben aber auch noch durchaus ausgeprägte Frucht (Aprikose)
Am Gaumen noch präsent, dezente Süße, gelbfruchtig (wie Aprikosenmarmelade), recht ausgeprägte Bitternote im mittellangen Abgang
Der Wein ist noch gut trinkbar, aber deutlich "past its prime"

85-87, trinken


Nocmal Klaus Peter Keller, diesmal aber 10 Jahre jünger:

2012 Keller Rieslaner Auslese (0,375l) 

Goldgelb
Eher "leiser", aber sehr feiner Duft nach Blüten, exotischen Früchten und einem Hauch Vanile
Am Gaumen ausgeprägte Süße, wieder exotische Fruchtnoten, präsente Säure, gewisse Mineralik, gut mittellanger Abgang. 

89-91, sicher bis 2030 


Und als Abschluß der dritten Ausgabe eine Auslese von der Nahe aus dem Hitzejahr 2003:



2003 Dr. Crusius Traiser Rotenfels Riesling Auslese

Reifes Goldgelb
Recht dezenter, sauberer Duft nach gelben Früchten (Aprikose) und etwas Vanille
Ziemlich süß im Antrunk, dann wieder gelbe Früchte, wirkt einerseits recht jung, andererseits aber auch ein wenig schwerfällig durch die eher zurückhaltende Säure 

89-91, dürfte bei guter Lagerung bis Ende des Jahrzehnts und darüber hinaus in Form bleiben.

Mittwoch, 20. September 2023

Out of the Dark

Mehr als ein Drittel der Grand Cru Classés der Klassifikation von 1855 stammt aus der Appelation Margaux. Darunter sind einige Chateaus, die mir immer etwas "obskur" vorgekommen sind. Eines davon ist Chateau Dauzac, ein fünftes Gewächs, das ich noch nie im Glas hatte. Kürzlich konnte ich bei einer Versteigerung eine Einzelflasche Dauzac aus dem großen Jahr 2009 für vergleichsweise bescheidene 35 Euro ersteigern (im Handel findet man den Wein - wenn überhaupt - eher für 60 Euro und mehr). Da der 2009er jetzt trinkreif sein sollte, habe ich nicht lange gefackelt und ihn heute entkorkt.

 

2009 Chateau Dauzac 

Sehr dunkles Rot ohne Reifenoten
Schöner und sehr "charmanter" Duft nach dunklen Früchten und Cassis mit floralen Noten und einer Spur Waldboden, leichte Röstaromen
Am Gaumen wird die Charmeoffensive fortgesetzt: Der Wein fliesst seidenweich über den Gaumen mit viel dunkler Frucht und einer Mentholnote, die eine gewisse Frische verleiht. 
Sehr guter Margaux aus großem Jahrgang. Das ist kein Wein mit Ecken und Kanten, man kann ihm "Gefälligkeit" vorwerfen - aber am Ende ist das ein großer Trinkspaß, und das sollte doch sein, was zählt. 

90-92, ist wohl jetzt auf dem Höhepunkt und sollte sich da noch ein paar Jahre halten

Freitag, 25. August 2023

Ahr-Riesling-Tage

Die Ahr ist bekannt als Spätburgunder-Land, und tatsächlich macht Spätburgunder rund zwei Drittel der Rebfläche aus. An Platz 2 (wenn auch mit weniger als 10% Anteil) steht allerdings der Riesling. Meine bisherigen Begegnungen mit Rieslingen von der Ahr lassen sich an den Fingern abzählen. Ende letzten Jahres habe ich allerdings drei Flaschen des 2021er Rieslings Altenahrer Eck "Im Eck" des Weinguts Sermann gekauft. Der Wein gefiel mir sehr gut, so dass ich kürzlich aus Neugier zwei weitere Rieslinge des Guts zur Probe gekauft habe.  Diese Woche kamen die drei Rieslinge dann in die Gläser.




2021 Sermann Riesling "Vom Schiefer" 

Mittelgelb
Zunächst verhaltener Zitrusduft, späer dann ins Gelbfruchtige wechselnd
Am Gaumen recht schlank mit Zitrusfrucht und etwas vordergründiger Säure, saftig, aber auch recht kurz. 

83-85, würde ich bis Ende nächsten Jahres trinken  


2021 Sermann Altenahrer "Eck im Eck" Riesling wurzelecht

Hellgelb
Verhaltener, aber feiner Duft mit Kräuternoten, etwas Zitrus und gelben Früchten
Am Gaumen feingliederig mit gut integrierter, reifer Säure, gelb- und teilweise auch rotfruchtigen Nuancen, saftig und recht lang. 

87-89, bis 2026 


2021 Sermann Recher Herrenberg Riesling Kabinett 

Hellgelb
Recht verhaltener zitrusfruchtiger Duft
Auch am Gaumen dominiert Zitrusfrucht, unaufdringliche Süße, die von einer kräftigen, wieder etwas vordergründigen Säure gebändigt wird. 

84-86, würde ich in den nächsten zwei bis drei Jahren trinken 


Fazit: Der "Im Eck" ist ein sehr schöner Riesling, der durch seine feingliedrige Art besticht. Der Riesling "Vom Schiefer" und der Kabinett aus dem Recher Herrenberg sind gute Rieslinge, überzeugen mich aber nicht so, dass ich da Nachkaufbedarf hätte.

Mittwoch, 9. August 2023

Der Süßwein der Woche (2)

Und weiter geht die Süßwein-Sause... 

Den ersten Wein habe ich 2002 probiert, für gut befunden und gekauft, für 10 Euro für 0,5l. Es war offensichtlich, dass das keine normale Spätlese war, sondern vom Mostgewicht her eine fette Auslese. Von den ursprünglich 6 Flaschen hat eine im Keller überdauert und präsentierte sich nach über 20 Jahren hervorragend.

 


 

2001 Josef Rosch Trittenheimer Apotheke Riesling Spätlese***

Bernsteinfarben
Nicht allzu intensiver, aber sehr schöner Duft nach Vanille, Macademia-Nüssen und Trockenfrüchten
Am Gaumen sehr saftig mit Aromen von Trockenfrüchten, sehr schöne Balance zwischen einer noch sehr deutlichen Süße und fulminanter Säure, lang.
Toller Wein, auch wenn er mit einer Spätlese eher wenig zu tun haben dürfte: Vom Mostgewicht her ist das vermutlich eine (sehr gute) hochgradige Auslese. 

92-94, sollte bei guter Lagerung noch einige Jahre auf dem Niveau vor sich haben 



Zunächst entschied ich mich für die letze Flasche einer 2009er Auslese des Weinguts Dr. Crusius, die ich in guter Erinnerung hatte.

2009 Dr. Crusius Schlossböckelheimer Felsenberg Riesling Auslese

Dunkelgold
Eher verhaltener Duft nach gelben Früchten (Aprikose), aber auch ein ganz leichter Muffton (Verdacht auf ganz leichten Korktreffer)
Das setzt sich am Gaumen fort. Sehr süßer Auftakt, präsente Säure, gelbe Frucht, aber auch hier wieder der leichte, störende Muffton. 

ohne Bewertung. Potentiell (d.h. ohne den Muffton) ist das aber eine hervorragende Auslese, die klar über 90 Punkte verdienen würde und auch noch Reifepotential hat. 

 

Da die Felsenberg Auslese nicht so gesungen hat, wie ich das gehofft hatte, musste etwas anderes her. Etwas ohne Korkverdacht. Also die einzige Auslese mit Schraubverschluss aus dem Keller geholt. 

 

2021 Knewitz Riesling Auslese

Helles Gelb
Recht intensiver Duft nach Birne, Pfirsisch und Backgewürzen
Süßer, aber dennoch frischer Auftakt, Zitrusnoten und gelbe Früchte, guter Trinkfluß 

89-91 



In den Nuller-Jahren habe ich eine ganze Reihe von Weinen des Weinguts Göttelmann (in Münster-Sarmsheim an der Nahe) gekauft und getrunken, weil das Weingut an den Jahrgangspräsentationen von FUB (damals einer meine Stamm-Dealer) teilnahm. Insbeondere die restsüssen Weine habe ich in guter Erinnerung. Später habe ich das Gut dann etwas aus den Augen verloren. Ein paar Flaschen dieser Auslese haben jedoch die Jahre überdauert.

 

2004 Göttelmann Münsterer Rheinberg Riesling Auslese***

In der Farbe zwischen Rotgold und Braun
Recht ausgeprägter Duft nach Früchtebrot und Rosinen
Sehr süßer Antrunk, dem sich dann eine kräftige Säure entgegenstellt, Trockenfrüchte und Rosinen, recht langes, süßes Finale.
Schön gereifte Auslese

90-92, hält bei guter Lagerung sicher noch einige Jahre durch 



Die nachfolgende Auslese von J.J. Prüm stammt nicht aus eigenen Beständen, sondern aus einem kürzlichen Internet-Kauf. Der Füllstand war zwar gut, aber man konnte sehen, dass der Korken bereits ein wenig aus der Flasche gedrückt war. Daher beschloß ich, die Flasche schnell zu öffnen. Der Korken war dann auch komplett durchnässt, was bei einem guten Korken und guter Lagerung in diesem Alter eigentlich noch nicht der Fall sei sollte. Der Wein war dann zum Glück einwandfrei, aber vielleicht präsentiert er sich bei einer perfekten Flasche ja noch besser?


2008 J.J. Prüm Graacher Himmelreich Riesling Auslese 

Helles bis mittleres Gelb
Eher zurückhaltender, aber "vornehmer" Duft mit viel Schiefermineralik und gelber Frucht
Am Gaumen vergleichsweise leichtgewichtig mit präsenter Süße und lebhafter Säure, gelber Frucht und langem Nachhall
Schöne Auslese von eher schlankem Bau, vermutlich aus Botrytis-freiem Lesegut. 

90-92, hat Reserven für 10 und mehr Jahre


Das Weingut August Eser habe ich in den 90er Jahren für mich entdeckt und war dann dort etwa 20 Jahre lang Stammkunde. Nachdem ich dann immer seltener in den Rheingau kam, ist das dann aber irgendwann eingeschlafen. Die trockenen Weine (die allerdings meist Restzuckerwerte am oberen Ende des für als "trocken" bezeichnete Weine zulässigen hatten) machten den Großteil des Sortiments aus. Es gab aber immer auch den ein oder anderen restsüßen Wein. Sehr gut sind mir die 1999er im Gedächtnis geblieben. Eine Flasche (die es laut meiner Kellerbuchführung nicht mehr hätte geben dürfen) habe ich mehr oder weniger zufällig kürzlich gefunden und zum Süßwein der Woche erkoren.


1999 August Eser Winkeler Hasensprung Riesling Auslese 

Rötlich-braune Farbe
Im Duft zunächst sehr verhalten, etwas Lösungsmittel, gelbe Früchte. Mit mehr Luft etwas intensiver, der Lösungsmittelton verschwindet, dafür etwas Karamell, nach wie vor nur sehr verhaltener Fruchteindruck
Am Gaumen mit schöner Balance zwischen Süße, Säure und einer dezenten, nicht unangenehmen Bitternote. Getrocknete Aprikose, Rosinen. 

86-88, bald trinken


Sonntag, 6. August 2023

(Endlich) Fürstlich

Das Weingut Rudolf Fürst gilt als einer der besten Spätburgunder-Produzenten im Lande. Allerdings haben die Spätburgunder mich bei den (zugegebenermassen nicht sehr häufigen) Begegnungen bislang nicht richtig begeistern können. Das war bei dem heutigen Wein (einem der wenigen Fürst-Weine, die wir selbst im Keller haben) anders: ein sehr feiner, eleganter und auf den Punkt gereifter Spätburgunder.


2013 Rudolf Fürst Bürgstadter Centgrafenberg Spätburgunder GG

Mittleres Rot mit deutlichen Reifenoten am Rand
Nach Belüftung wird der anfangs etwas animalische Duft komplexer mit Noten von Trockenkräutern und dunkler Frucht, dezent Schwarzkirsche; dabei sehr fein und elegant 
Am Gaumen dann kühle Anmutung, sehr elegant, seidiges (Rest)Tannin, aromatisch eher bei Trockenkräutern, etwas Zartbitterschokolade, langer Nachhall 
Hervorragend gereifter Spätburgunder, der sicher jetzt auf dem Höhepunkt ist. 

91-93, würde ich in den nächsten zwei bis drei Jahren trinken

Donnerstag, 27. Juli 2023

Der zweite Streich

Vor mittlerweile auch schon wieder sieben Jahren haben wir bei einem Besuch auf dem Weingut Franz Keller drei 2013er Spätburgunder gekauft, den "S", den (teureren) "A" und das (noch teurere) Große Gewächs aus dem Oberrotweiler Eichberg. Während wir vom "S" schon getrunken haben, (guckstu hier) lagen die beiden anderen bislang unangetastet im Keller. Bis heute, denn da ging es dem "A" an den Korken.

 

2013 Franz Keller Spätburgunder "A" 

Mittleres Rot ohne Altersnoten
Vornehm-zurückhaltender, aber sehr feiner Duft nach Kirschen, Johannisbeeren und sehr dezenter Holzwürze
Tritt am Gaumen zurückhaltend auf, baut dann aber Druck auf. Schöne Kirschfrucht, sehr feines, seidiges Tannin, recht lang. 

90-92, mit Reserven für einige weitere Jahre 


Fazit: Sehr schöner, nobler Spätburgunder. Ob er aber wirklich besser ist als der "S"? Man müsste die beiden wohl mal direkt nebeneinander stellen.

Dienstag, 25. Juli 2023

Rancia

Kürzlich hatte ich Kontakt mit jemandem, der gereifte "Rancias" sucht. Rancia ist ein Lagen-Chianti der Fattoria di Felsina. Er gehört meiner Meinung nach zu den besten und zuverlässigsten Chiantis, ist ausgesprochen lagerfähig und für die gebotene Qualität fair bepreist. Ich versprach, mal nachzuschauen, was wir noch haben. Dabei fiel mir auf, dass wir den 2006er noch gar nicht probiert haben. Das haben wir heute nachgeholt. Jetzt muss ich gut überlegen, ob ich von den verbleibenden Flaschen welche abgeben möchte...



2006 Fattoria di Felsina Chianti Classico Riserva "Rancia" 

Mittleres Rot, noch weitgehend ohne Reifenoten
Nicht sehr intensiver, aber feiner und distinguierter Duft nach Kirsche, Zwetschken mit einer mentholigen Note
Am Gaumen sehr elegant mit delikater Frucht und noch präsentem, seidigem Tannin. Sehr lang.
Grossartiger Chianti, der sehr viel Noblesse ausstrahlt. 

93-95, dürfte bei guter Lagrung problemlos bis Ende des Jahrzehnts durchhalten


Sonntag, 16. Juli 2023

Selbstversuch

Aus Gründen, die ich nicht zu vertreten habe, sind zwei Flaschen Rosé von Aldi bei uns gelandet. Beide Weine werden heftig mit Falstaff-Punkten beworben (einmal 87, einmal 89, wobei mir nicht klar ist, was diese Information dem durchschnittlichen Aldi-Kunden sagt) und kosten jeweils 4,99. Nachdem die Weine einmal da und geöffnet waren, habe ich mich einem Selbstversuch unterzogen.





2022 La Ferme Julien Vin de France (angeblich aus dem Hause Perrin)

Sehr helle Farbe mit nur ganz dezentem Rosaschimmer
Verhaltener Duft nach roten Früchten (Erdbeere und Himbeere)
Wirkt am Gaumen sehr beliebig ohne klaren Fruchtausdruck. Lebendige Säure, kleines Zuckerschwänzchen im (kurzen) Abgang 

80-82, bis Ende des Jahres trinken

 

2022 Coteaux d'Aix-en-Provence (von einem namenlosen Erzeuger; "Grands Vins Selection")

Mittleres Rosa 
Duft nach rotn Früchten mit einer dezenten Zitruskomponente
Am Gaumen recht neutral mit dezenten Fruchtnoten, etwas Würze, passender Säure und deutlich längerem Abgang. 

83-85, ebenfalls bis Ende des Jahres trinken 


Fazit: Beides sehr durchschnittliche Weine, wobei mir der "namenlose" Coteaux d'Aix-en-Provence etwas besser gefällt.

Mittwoch, 12. Juli 2023

ǑǑ

Das Weingut Von Othegraven habe ich eigentlich nicht auf dem Radar. Ab und habe ich bei einer Verkostung mal den ein oder anderen Wein probiert, aber gekauft habe ich noch keinen. Kürzlich ergab sich jedoch die Gelegenheit, zwei Flaschen aus dem Kanzemer Altenberg recht günstig zu bekommen, ein Grosses Gewächs und eine restsüße Spätlese, beide aus dem Jahrgang 2019. Zwecks Erweiterung des Riesling-Horizonts habe ich zugegriffen.

 


 

2019 Von Othegraven Kanzemer Altenberg Riesling Spätlese Alte Reben 

Helles bis mittleres Gelb
Direkt nach dem Öffnen (und noch etwas zu kalt) kaum wahrnehmbarer Duft; mit etwas mehr Luft und Temperatur wird daraus ein eher zurückhaltender, subtiler und zarter Duft nach grünen (Stachelbeeren) und gelben Früchten und Kräutern, später auch florale Noten (Holunderblüte?)
Am Gaumen noch ungestüm und unsortiert. Die recht ausgeprägte Süße wird durch Säure und eine "herbe" Mineralik gut gepuffert, aromatisch noch nicht ausdifferenziert, Potential

89-91+, sollte noch ein paar Jahre im Keller ruhen 


2019 Von Othegraven Kanzemer Altenberg Riesling GG 

Mittelgelb
Nicht sehr intensiver aber reintöniger Duft nach Kräutern, Limettenschale und gelben Früchten
Wirkt am Gaumen recht linear, hat ordentlich Kraft mit herber Grundnote und wieder gelben Früchten, recht lang, sehr dezente Süße im Abgang.
In dieser Form kein Wein, der mich beeindruckt. Wenn es keine Einzelflasche wäre, hätte ich "Wiedervorlage in 2-3 Jahren" gesagt, aber ohne allzu viel Hoffnung auf eine deutliche Verbesserung. 

88-90, ab 2025 

 

Fazit: Die restsüße Spätlese gefällt mir sehr gut. Das (teurere) Große Gewächs ist natürlich kein schlechter Wein, aber in dieser Kategorie und Preisklasse hatte ich mir mehr versprochen.

Donnerstag, 6. Juli 2023

Der Süßwein der Woche

Seit vielen Jahren kaufe ich, zwar in kleinen Mengen, aber doch regelmäßig, Süßweine: Auslesen, seltener (weil teuer) BAs, TBAs und Eisweine. Außerdem hie und da ein paar Flaschen Sauternes und manchmal auch (für mich) Exotisches wie Süßweine von der Loire. Trinken tun wir derlei aber selten, so dass sich über die Jahre und Jahrzehnte ein erklecklicher Vorrat an jüngeren und gereiften Süßweinen angesammelt hat. Um dem unkontrollierten Wachstum Einhalt zu gebieten, habe ich im Mai beschlossen, dass es ab sofort den "Süßwein der Woche" gibt. Da es sich meist um halbe Faschen handelt und die Weine (wenn es sich nicht gerade um Sauternes handelt) meist einen niedrigen Alkoholgehalt haben, sollte sich das auch nachhaltig realisieren lassen. 

Nachfolgend berichte ich über die ersten vier Wochen (wobei es, bedingt durch süßweinfreien Urlaub, tatsächlich sechs Wochen waren). Weitere Berichte sollen in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen folgen.

 

2005 Emrich-Schönleber Monzinger Halenberg Riesling Auslese (halbe Flasche)  

Reifes Goldgelb
Mittelkräftiger Duft nach gelben Früchten mit einer deutlichen mineralischen Komponente
Am Gaumen sehr klare, präzise und präsente Fruchtnoten, vor allem Aprikose. Wenn der recht ausgeprägten Süße etwa mehr Säure gegenüberstünde, wäre das eine richtig tolle Auslese, so ist sie "nur" sehr gut. Im übrigen auch hervorragend gereift, ohne nennenswerte Altersnoten

89-91, hat noch Reserven für ein paar Jahre 


1996 Müller-Catoir Haardter Bürgergarten Riesling Eiswein 

Dunkelbraun mit leichtem Rotschimmer
Nach Belüftung sehr ausgeprägter und sauberer Duft nach Trockenfrüchten (vor allem Pflaume), Nüssen, Molasse sowie Back-Gewürzen
Am Gaumen intensive Süße, der aber eine prächtige Säure entgegensteht. Dadurch entsteht ein fast saftiger und animierender Gesamteindruck. Aromatisch wieder viel getrocknete Pflaume. Viskose Textur. Extrem langer (man muss das wirklich in Minuten messen) und wieder überraschend saftig-animierender Abgang. Das ist ganz grosses Süßwein-Kino. Die Mischung aus immenser Intensität, viskoser Textur und sehr ausgeprägter Süße einerseits und einem saftig-animierendem Charakter (fast kommt mir das Wort "leichtfüssig" über die Lippen) ist genial.
In kleinen Schlucken zu geniessen - aber davon will man immer mehr.

98-100 (und ein klarer Fall für die Riesling Hall of Fame)  



2013 Keller Beerenauslese "Pius" 

Rotgold
Duft von mittlerer Intensität mit Noten von Nüssen und Trockenpflaumen. Nach zwei Tagen wirkt der Duft fruchtiger und animierender.
Am Gaumen ausgeprägte Süße, Noten von Pflaumen und Datteln, feiner Säurestrahl, durchaus saftig und trinkanimierend, lang. Nach zwei Tagen weitgehend unverändert.
Das ist ein schöner Süßwein, vor allem auch angesichts des moderaten Preises, zu dem er verkauft wurde (ich habe für die halbe Flasche 15,90 bezahlt), aber in die Fußstapfen des Müller-Catoirschen Eisweins paßt er dann doch nicht.

91-93, bis 2030+



1999 Chateau Suduiraut 

Bernsteinfarben
In der Nase etwas Crême Brulée, getrocknete Früchte (Aprikose, Mango), ein Hauch Vanille 
Am Gaumen sehr süß mit spürbarem Alkohol und viskoser Textur, wieder Trockenfrüchte, lang.
Schöner Wein, der mir mit weniger spürbarem Alkohol aber noch besser gefallen hätte.

90-92, dürfte sein Niveau noch 5-10 Jahre halten 

Freitag, 30. Juni 2023

Keller Open 2023

Im Mai hatte ich zum zweiten Mal (nach 2019, guckstu hier) das Vergnügen, bei den "Keller Open" mitzuspielen, der (nicht nur) Jahrgangspräsentation des Weinguts Keller. Wein kaufen kann man da zwar (fast - eine trockene Scheurebe und einen Grauburgunder Réserve konnte man vor Ort erwerben) nichts, da im Mai alles längst ausverkauft ist, aber probieren kann man. Und wie. Bei den 2022er Weinen gibt es eine herausragende Riesling-Kollektion (was zugegebenermassen nicht überrascht) und eine grandiose Silvaner-Quadrologie mit einer (für mich) neuen Benchmark bei dieser Rebsorte. Daneben wurde eine Vertikale mit fünf Jahrgängen des Grossen Gewächses aus dem Westhofener Kirchspiel und eine beeindruckende Phalanx restsüßer Weine angeboten.


Weisse Burgundersorten

2021 Grauburgunder Reserve

Kupferfarben, kraftvoller noch nicht ausdifferenzierter Duft, Kraftvoll am Gaumen mit Schmelz und Potential. 89-91+


2021 Alte Reben Reserve

Ausgeprägter, floral wirkender Duft, am Gaumen mit Holzprägung, dabei aber sehr fein und lang. 91-93+ 

 

Spätburgunder

2015 Spätburgunder GG Dalsheimer Bürgel

Nachhaltiger Duft mit feiner Kirschfrucht (Amarena?), auch am Gaumen schöne Kirschfrucht, durchaus kantig wirkend, recht lang. 90-92 


2015 Spätburgunder GG Flörsheimer Frauenberg 

Im Duft ähnlich wie der Bürgel: nachhaltig mit feiner Kirschfrucht, am Gaumen wieder Kirsche, etwas voller als der Bürgel, lang. 91-93


2020 Spätburgunder GG Westhofener Morstein "Felix"

Noch unentwickelt, perfekt-samtiges Tannin, lang, wird groß. 93-95+ 


Die Scheurebe

2022 Scheurebe trocken "aus dem Morstein" 

Feiner, unaufdringlicher Duft, sehr schön mit feiner Säure. 87-89 

 

Die Riesling-Trilogie

2022 Riesling von der Fels

Vielversprechender, primär gelbfruchtiger Duft, auch am Gaumen gelbfruchtiger Charakter, toller von der Fels. 90-92

 

2022 Riesling GG Westhofener Kirchspiel 

Wow. Toller Duft mit kalkiger Mineralik, gelbe und rote Früchte. Das setzt sich am Gaumen fort: Sehr mineralisch mit gelber und roter Frucht, tolle Säure, lang, wird groß. 94-96. 


2022 Riesling GG Dalsheimer Oberer Hubacker

Im Duft etwas verhaltener als das Kirchspiel, gelbfruchtig mit hintergründiger Mineralik. Am Gaumen tritt die Mineralik dann deutlicher hervor, gelbfruchtig. 93-95.



Die Kirchspiel-Vertikale 

2019 Westhofener Kirchspiel Riesling GG

Intensive und eher rotfruchtige Nase mit deutlicher Mineralik. Auch am Gaumen deutliche Mineralik, eher rotfruchtige Aromatik, sehr lang. 94-96 

 

2017 Westhofener Kirchspiel Riesling GG

Etwas weiter entwickelt als der 2019er (natürlich), wieder diser eher rotfruchtige Charakter mit deutlicher Mineralik. 94-96

 

2013 Westhofener Kirchspiel Riesling GG

Großartige Nase, voll entwickelt mit viel gelber und roter Frucht, stützende Mineralik. Am Gaumen fein, toll gereift, lang. 94-96

 

2011 Westhofener Kirchspiel Riesling GG

Wieder eher rotfruchtig, weniger mineralisch als der 2013er, auch am Gaumen vielleicht etwas weniger Spannung. 93-95.

 

2005 Westhofener Kirchspiel Riesling GG

Eher gelbfruchtig mit feiner Honignote (?). Sehr schöne Frucht, etwas Restsüße, lang, noch Zukunft. 94-96


Die Silvaner-Quadrologie

2022 Grüner Silvaner

Schöner Sortentyp, fein, macht Spaß. 86-88


2022 Westhofen Sylvaner

Setzt auf den "Grünen Silvaner" eins drauf: nachhaltiger, sehr fein. 89-91


2022 Sylvaner "Feuervogel" 

Und noch ein Schritt nach oben mit klarer mineralischer Komponente, hervorragend. 90-92+


2022 Sylvaner "vom Austernfels"

Und da ist sie: die neue Benchmark für Sylvaner. Feiner, nachhaltiger und mundwässernder Duft, am Gaumen deutlich mineralische Prägung, feingliedrig, sehr lang, grossartig. 93-95+



Süße Versuchungen 

2022 Riesling Kabinett "limestone"

In der Nase floral mit etwas Zitrus. Am Gaumen wieder Zitrus, schönes Spiel. 87-89


2014 Niersteiner Hipping Riesling Kabinett -Versteigerung-

Deutlich mineralischer Duft mit Zitrus und rotfruchtigfen Noten. Am Gaumen feingliedrig mit unaufdringlicher Süße. 91-93.


2013 Niersteiner Pettenthal Riesling Spätlese Goldkapsel

Etwas "schwer" wirkender gelbfruchtiger Duft. Wirkt am Gaumen etwas undifferenzierter als der vorherige Kabinett. 89-91


2015 Westhofen Abts E Riesling Spätlese Goldkapsel 

Feiner, etwas ins Rotfruchtige changierender Duft. Feingliedrig mit perfekter Süße-Säure-Balance, lang. 92-94 


2011 Niersteiner Pettenthal Riesling Auslese 

Großartige Nase mit gelber Frucht, Maracuja, feine Honignote. Auch am Gaumen großartig, lang. 94-96 


2015 Westhofen Abts E Riesling Auslese Goldkapsel -Versteigerung-

Im Duft eher zurückhaltend, gelbe Früchte, Honignote. Am Gaumen groß mit perfekter Säure und viel gelber Frucht, wieder Maracuja. 95-97

Sonntag, 25. Juni 2023

Drei Farben Silvaner

Roter und blauer Silvaner sind Varianten der Rebsorte mit etwas dunkelschaligeren Beeren (die aber trotzdem Weissweine liefern). Vor einiger Zeit habe ich ein Trio des Jahrgangs 2021 vom fränkischen Weingut Zehnthof Luckert erstanden - drei Sulzfelder Ortswein aus Silvaner (den man auch als grünen Silvaner bezeichnen kann), rotem und blauem Silvaner. Da lag ein Vergleich dann nahe... 

Mehr Details zur Rebsorte gibt es übrigens hier.

 


2021 Sulzfelder Silvaner

Mittelgelb mit leichtem Goldschimmer
Recht ausgeprägter und animierender Duft nach Birne, Quitte und herben Kräutern  
Auch am Gaumen animierend mit schöner Frucht und passender Säure. Blitzsauberer Wein und für mich archetypischer fränkischer Silvaner 

86-88, bis 2025


2021 Sulzfelder Blauer Silvaner

Mittelgelb
Im Duft etwas zurückhaltender, aber mit sehr präziser Frucht (wieder Birne), frisch und mit gewisser Mineralik
Am Gaumen saftige Frucht, deutlich erdiger Charakter, recht nachhaltig
Wirkt im Vergleich zum "farblosen" Silvaner etwas fokussierter und präziser

87-89, bis 2025


2021 Sulzfelder Roter Silvaner 

Mittelgelb
Im Duft fruchtgeprägt mit erdigem Charakter
Am Gaumen dezente Frucht, feine Säure, wieder erdig, etwas Schmelz, nachhaltig 

86-88, bis 2025  


Fazit: Drie sehr schöne Silvaner, die sich (natürlich) sehr ähnlich sind. Mein Favorit ist der blaue Silvaner wegen seiner fokussierten und präzisen Charakteristik.

Drei Farben Rosé

Rosés sind seltene Gäste in unserem Keller und unseren Gläsern.  In den letzten Monaten haben sich aber drei Rosés im Keller "aufgestaut", so dass sich - auch wenn die drei Weine in vielerlei Hinsicht sehr verschieden sind - ein Vergleich anbot. Gestern und heute war es dann soweit.

 


 


2021 Hofgut Falkenstein Niedermenninger Herrenberg Rosé 

Kräftiges, recht dunkles Rosa
Sauberer, leicht rauchiger Duft nach roten Früchten (Erdbeeren). Die rauchige Note war am zweiten Tag nicht mehr da. Vielleicht hatten am ersten Tag auch nur die Nachbarn gegrillt :-) 
Am Gaumen schlank und recht säurebetont, verhaltene Frucht, betont trocken, säurebetontes Finale
Interessante Interpretation, sehr moderat im Alkohol (10,5%)

84-86, würde ich bis Ende nächsten Jahres trinken 


2012 Lopez de Heredia Vina Tondonia Gran Reserva 

Kräftiges Orange-Rosa
Recht ausladender und klar vom Holzausbau geprägter Duft nach Nüssen, Zitrusfrüchten und Kräutern
Am Gaumen voluminös mit viel Grip und gut integrierter Säure, wieder Zitrus und Kräuter, langer Abgang 

91-93, dürfte Potential bis Ende des Jahrzehnts haben


2020 Huber Malterdinger 

Vergleichsweise helles Rosa
In der Nase verschlossen, etwas Zündplättchen, erkennbar vom Holzausbau geprägt, kaum Frucht
Auch am Gaumen noch zugeknöpft und auch hier vom Holzausbau geprägt, ganz dezent rotfruchtig, viel Grip, betont trocken, langes, deutlich mineralisches Finale. Potential.

88-90+, eher noch 1-2 Jahre ruhen lassen 


Fazit: Drei sehr verschiedene Rosés, alle abseits des Mainstreams. So richtig begeistern tut mich keiner (wobei man beim Vina Tondonia den Preis von über 70 Euro berücksichtigen muss). Rosés werden wohl auch weiterhin seltene Gäste bei uns bleiben.

Donnerstag, 22. Juni 2023

F&F Peters

F&F Peters ist ein junges und kleines Weingut, das hervorragende Lagen in Rheinhessen bewirtschaftet. Felix Peters hat lange beim rheinhessischen Weingut St. Antony gearbeitet, bevor er sein eigenes Weingut gegründet hat. Ich hatte davon gehört und gelesen, aber noch nicht getrunken. Im Frühjahr konnte ich aber ein Paket mit drei Weinen aus dem Jahrgang 2020 zu einem sehr günstigen Preis erwerben.


2020 F&F Peters Nierstein "Roter Schiefer" Riesling

Mittelgelb
Zurückhaltender, primär gelbfruchtiger Duft
Auch am Gaumen eher gelbfruchtig, pikant, nicht sehr komplex aber mit schönem Trinkfluß.
Sehr schöner Ortsriesling, der durchaus die "Gene" der Lagenrieslinge in sich trägt. 

86-88, würde ich in den nächsten 2-3 Jahren trinken


2020 F&F Peters Niersteiner Orbel Riesling

Helles bis mittleres Gelb
Im Duft eher schlank, aber sauber, animierend und pikant mit einem Mix aus gelben und teils roten Früchten sowie Kräutern
Am Gaumen schlank, fokussiert und in sich ruhend. Deutliche Mineralik, pikantes Finale

89-91, würde ich in den nächsten 3-5 Jahren trinken


2020 F&F Peters Dalsheimer Hubacker Riesling

Helles bis mittleres Gelb
In der Nase schlank, aber sehr präzise und animierend mit Noten von gelben Früchten und dunklen Beeren
Am Gaumen ebenfalls vergleichsweise schlank mit ausgeprägter Mineralik, viel Saft, gut integrierter Säure und einem langen, pikant-animierenden Abgang
Ausgesprochen schöner Riesling mit ausgeprägtem Trinkfluss 

90-92, sicher 3-5 Jahre, auf länger möchte ich mich da nicht festlegen


Fazit: Drei sehr schöne Weine, die eine klare Handschrift erkennen lassen. Dieser eher schlanke, in sich ruhende und pikant-animierende Stil gefällt mir sehr gut. Die 55 Euro, die ich für die drei Weine bezahlt habe, sind extrem günstig. Allerdings sind "normalerweise" wohl auch gut 80 Euro fällig. Vom Hubacker habe ich sechs Flaschen nachgeordert.

Montag, 29. Mai 2023

Der Geburtstagsriesling

Zum Geburtstag, zumal an einem Feiertag, sollte es ein besonderer Riesling sein. Zunächst hatte ich an 2013 Hubacker von Keller gedacht, mich dann aber (in Erinnerung an die grandiose Performance dieses Weines bei der 2013 Ten-Years-After-Probe Anfang Mai (guckstu hier)) umentschieden für Dönnhoffs 2013er Hermannshöhle.

 

2013 Dönnhoff Niederhäuser Hermannshöhle Riesling GG

Reifes Goldgelb
Intensiver und komplexer Duft nach gelben Früchten, Orangen, Rauch, Safran(?)
Auch am Gaumen Rauch, viel felsige Mineralik, sehr klare, fast strahlende gelbe Frucht, harmonisch integrierte Säure, Schmelz und große Länge
Großes Riesling-Kino und jetzt im besten Trinkfenster 

94-96, würde ich in den nächsten drei bis fünf Jahren trinken 

Fazit: Toller Riesling, wirkt aber etwas reifer und nicht ganz so großartig wie sein "Kollege" auf der  Ten-Years-After-Probe drei Wochen zuvor.


2013 - 10 Years After

Am 5. Mai fand in Kirchheim unter Teck eine großartige und großartig organisierte (vielen Dank, Dirk) Probe mit dem Who-is-who der Rieslinge des Jahrgangs 2013 statt. 

Bei einer solchen Probe mit über 25 Weinen und einem Menu "zwischendurch" fallen die Notizen mehr oder weniger zwangsläufig kürzer und sicher auch weniger präzise und verläßlich aus, als wenn man einen Wein über Stunden zu Hause in Ruhe verfolgen kann. Insofern sollten die folgenden Notizen mit einer gewissen Vorsicht interpretiert werden.



(alles Riesling und natürlich alles 2013)

 

Groebe Westhofener Kirchspiel Grande Réserve Auction

Sehr schöne Nase, "ölig", eher exotisch
Toller Wein, viskos, körperreich, deutliche Restsüße, sehr harmonisch, lang 

93-95

Diesen Wein habe ich besser bewertet als die meisten anderen Teilnehmer, aber er hat mir eben wirklich hervorragend gefallen 


Markus Molitor Zeltinger Sonnenuhr Auslese ***

Schlanke Nase, eher grüne, sehr saubere Frucht
Sehr mineralisches Fundament, vollmundig, Zukunft

91-93+


Trimbach Clos Ste. Hune

Schöne Frucht in der Nase, leichter Süßeeindruck, Apfel, sehr komplex
Sehr schöne Frucht, feine, perfekt eingebundene Säure, sehr harmonisch, sehr lang, wieder leichter Süßeeindruck. Groß. 

95-97


Bürklin-Wolf Forster Kirchenstück
Nase verhalten, reife Frucht
Verhalten, aber sehr nachhaltig, ausgeprägte Mineralik, fein, braucht noch Zeit 

91-93+


Emrich-Schönleber Monzinger Halenberg

Tolle Nase, extrem mineralisch, inensive und sehr feine gelbe Frucht, etwas Orange
Am Gaumen tolle gelbe Frucht, sehr mineralisch, tief, groß 

95-97

 

Schäfer-Fröhlich Bockenauer Felseneck 

Reife, etwas säuerlich wirkende Frucht, Apfel.
Nicht mein Wein

? (keine Bewertung)

Da ist mein Problem mit Schäfer-Fröhlich wieder. Ich konnte mit diesem Wein nicht viel anfangen und verzichte lieber auf eine Bewertung, als hier irgend etwas Albernes zu posten. Vielleicht verstehe ich die Weine von Schäfer-Fröhlich einfach nicht.


Emmerich Knoll Smaragd Ried Schütt

Großartige Nase
Am Gaumen etwas unharmonisch

91-93?


Nikolaihof Privatreserve Klause am Berg

Nase fein, in sich ruhend
Sehr fein, etwas parumiert, leichter Süßeeindruck, schön 

92-94


Keller Westhofener Kirchspiel

Schöne Frucht (gelbe und rote Früchte)
Straff, kalkige Mineralik

92-94


Wittmann Westhofener Kirchspiel

Apfel
Am Gaumen toll, perfekt integrierte Säure, feine Süße

94-96

Dass Wittmann in diesem Flight vor Keller lag, hat einige überrascht. Ich konnte Kellers 2013er Kirchspiel zwei Wochen später auf dem Weingut noch einmal verkosten und fand es dort klar besser.


Dönnhoff Norheimer Dellchen

Tolle rauchig-gelbfruchtige Nase
Reife Gelbfrucht, toll

93-95


Dönnhoff Niederhäuser Hermannshöhle 

Großartige intensive Nase
gelbe und rote Frucht, enorme Mineralik, lang

96-98 und Einzug in meine Riesling Hall of Fame

Das Dellchen war hervorragend, aber die Hermannshöhle in dieser Verfassung der Wein des Abends.


Breuer Rauenthaler Nonnenberg

Säuerliche Fruucht (was hier nicht negativ gemeint ist), viel Potential 

91-93


Breuer Rüdesheimer Berg Schloßberg 

Wirkt in der Nase noch verschlossen, säuregeprägt
Schön, eher rotfruchtig, toll integrierte Säure, lang, Zukunft 

94-96+

Einer der wenigen Weine, die wohl noch nicht auf dem Höhepunkt sind. Die anderen waren Molitors Zeltinger Sonnenuhr, Bürklin-Wolfs Kirchenstück und Breuers Nonnenberg. 


P.J. Kühn Schlehdorn 

Tolle, intensive Nase, eher süß, medizinal
Sehr intensiv, eher kräutrig, viel Glyzerin, wieder medizinal, lang

93-95


Schätzel Niersteiner Pettenthal 

Nase eher säuerlich, leicht rotfruchtig
Auch am Gaumen eher rotfruchtig, schlank, Säure dominiert  

91-93+?


Keller AbtsE

Schöne, leicht medizinale Nase
Schön, leicht viskos

92-94


Wittmann Westhofener Brunnenhäuschen 

Nase schlank, puristisch, etwas säuerlich
Spannend, wieder puristisch, lang., Potential

91-93+

Die Mehrheit der Teilnehmer hatt das Brunnenhäuschen vorne. Unabhängig von der Reihenfolge hatte ich mir von der AbtsE mehr versprochen (auch wenn das natürlich Jammern auf sehr hohem Niveau ist).


Christmann Königsberger Ölberg Kapelle 

Sehr schöne, eher rotfruchtige Nase
In sich ruhend, schön integrierte Säure 

92-94


Knipser und Philippi Kallstadter Saumagen Spätlese trocken

Spezielle Nase, Rhabarber? Spannend, leicht oxidativ

87-89?

Dieses "in-sich-ruhende" haben Chtistmanns Weine eigentlich immer, und ich mag das sehr. Der Saumagen war irgendiwe nicht auf der Höhe.


Trimbach Cuvée Frédéric Emile

Nase "warm", leicht medizinal
Am Gaumen überraschend schlank, prägnante Säure, Apfel 

92-94


Zind-Humbrecht Brand

Nase eher verhalten, aber durchaus ähnlich der des Frédéric Emile
Am Gaumen harmonischer, gut integrierte Säure, medizinal 

93-95


Hirtzberger Singgerriedl

Schöne reife Nase
Viskos, reif, schön

93-95


F.X. Pichler Riesling Unendlich

Medizinal-kräutrige Nase, Heftpflaster
Etwas monolithisch, recht lang, medizinal-kräutrig 

89-91

 

Zum Abschluß und nach der "eigentlichen" Probe gabe es noch zwei Süßweine, die ich aus unserem Keller mitgebracht hatte: 

 

Dönnhoff Niederhäuser Hermannshöhle Spätlese

Dezente Gelbfrucht, mineralische Prägung
Schöne Harmonie

91-93


Fritz Haag Brauneberger Juffer-Sonnenuhr Auslese Goldkapsel -9- 

Deutlich mineralisch geprägte Nase
Deutliche Süße, sehr mineralisch, würzig 

92-94

 

Fazit: Tolle Probe. Wenn ich es einrichten kann, komme ich nächstes Jahr zu "2014 - Ten Years After" gerne wieder. Und da hätte ich dann eine Prognose, welcher Wein gewinnt... (guckstu hier