Donnerstag, 6. Juli 2023

Der Süßwein der Woche

Seit vielen Jahren kaufe ich, zwar in kleinen Mengen, aber doch regelmäßig, Süßweine: Auslesen, seltener (weil teuer) BAs, TBAs und Eisweine. Außerdem hie und da ein paar Flaschen Sauternes und manchmal auch (für mich) Exotisches wie Süßweine von der Loire. Trinken tun wir derlei aber selten, so dass sich über die Jahre und Jahrzehnte ein erklecklicher Vorrat an jüngeren und gereiften Süßweinen angesammelt hat. Um dem unkontrollierten Wachstum Einhalt zu gebieten, habe ich im Mai beschlossen, dass es ab sofort den "Süßwein der Woche" gibt. Da es sich meist um halbe Faschen handelt und die Weine (wenn es sich nicht gerade um Sauternes handelt) meist einen niedrigen Alkoholgehalt haben, sollte sich das auch nachhaltig realisieren lassen. 

Nachfolgend berichte ich über die ersten vier Wochen (wobei es, bedingt durch süßweinfreien Urlaub, tatsächlich sechs Wochen waren). Weitere Berichte sollen in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen folgen.

 

2005 Emrich-Schönleber Monzinger Halenberg Riesling Auslese (halbe Flasche)  

Reifes Goldgelb
Mittelkräftiger Duft nach gelben Früchten mit einer deutlichen mineralischen Komponente
Am Gaumen sehr klare, präzise und präsente Fruchtnoten, vor allem Aprikose. Wenn der recht ausgeprägten Süße etwa mehr Säure gegenüberstünde, wäre das eine richtig tolle Auslese, so ist sie "nur" sehr gut. Im übrigen auch hervorragend gereift, ohne nennenswerte Altersnoten

89-91, hat noch Reserven für ein paar Jahre 


1996 Müller-Catoir Haardter Bürgergarten Riesling Eiswein 

Dunkelbraun mit leichtem Rotschimmer
Nach Belüftung sehr ausgeprägter und sauberer Duft nach Trockenfrüchten (vor allem Pflaume), Nüssen, Molasse sowie Back-Gewürzen
Am Gaumen intensive Süße, der aber eine prächtige Säure entgegensteht. Dadurch entsteht ein fast saftiger und animierender Gesamteindruck. Aromatisch wieder viel getrocknete Pflaume. Viskose Textur. Extrem langer (man muss das wirklich in Minuten messen) und wieder überraschend saftig-animierender Abgang. Das ist ganz grosses Süßwein-Kino. Die Mischung aus immenser Intensität, viskoser Textur und sehr ausgeprägter Süße einerseits und einem saftig-animierendem Charakter (fast kommt mir das Wort "leichtfüssig" über die Lippen) ist genial.
In kleinen Schlucken zu geniessen - aber davon will man immer mehr.

98-100 (und ein klarer Fall für die Riesling Hall of Fame)  



2013 Keller Beerenauslese "Pius" 

Rotgold
Duft von mittlerer Intensität mit Noten von Nüssen und Trockenpflaumen. Nach zwei Tagen wirkt der Duft fruchtiger und animierender.
Am Gaumen ausgeprägte Süße, Noten von Pflaumen und Datteln, feiner Säurestrahl, durchaus saftig und trinkanimierend, lang. Nach zwei Tagen weitgehend unverändert.
Das ist ein schöner Süßwein, vor allem auch angesichts des moderaten Preises, zu dem er verkauft wurde (ich habe für die halbe Flasche 15,90 bezahlt), aber in die Fußstapfen des Müller-Catoirschen Eisweins paßt er dann doch nicht.

91-93, bis 2030+



1999 Chateau Suduiraut 

Bernsteinfarben
In der Nase etwas Crême Brulée, getrocknete Früchte (Aprikose, Mango), ein Hauch Vanille 
Am Gaumen sehr süß mit spürbarem Alkohol und viskoser Textur, wieder Trockenfrüchte, lang.
Schöner Wein, der mir mit weniger spürbarem Alkohol aber noch besser gefallen hätte.

90-92, dürfte sein Niveau noch 5-10 Jahre halten 

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