Samstag, 10. Oktober 2020

Die zarteste Versuchung...

Das Weingut Hofgut Falkenstein an der Saar kannte ich vom Hörensagen. Zwei Dinge waren dabei interessant. Erstens bewirtschaftet das Gut Lagen, die (jedenfalls in meiner Wahrnehmung) nicht zu den grossen Namen der Saar gehören. Und zweitens waren die Weine offenbar schwer zu bekommen, weil immer schnell ausverkauft. Nachdem nun aber Mosel Fine Wines (ein frei erhältlicher und sehr empfehlenswerter regelmäßiger Führer zu den Weinen von Mosel, Saar und Ruwer, der von zwei Enthusiasten herausgegeben wird, guckstu unbedingt hier) galaktische Bewertungen für die 2019er veröffentlicht hat, habe ich mich dann doch mal auf die Suche gemacht und bei verschiedenen Quellen den ein oder anderen Wein aufgetrieben. Es gibt, obwohl das Gut mit etwa 9 Hektar Rebfläche nicht besonders groß ist, jedes Jahr ziemlich viele verschiedene Weine. Es wird nämlich quasi jedes einzelne Faß separat abgefüllt, so dass es zum Beispiel mehrere feinherbe Spätlesen aus der Lage Niedermenniger Herrenberg gibt. Die Fässer wiederum haben Namen, die sich (jedenfalls teilweise) auf den Etiketten wiederfinden und zu so kuriosen Bezeichunugen wie "Meyer Nepal" oder "Mutter Anna" führen.




2019 Krettnacher Euchariusberg Riesling Spätlese -6-
Helles bis mittleres Gelb
In der Nase eher leise, aber delikat und vielschichtig, gelbe Früchte (Pfirsisch) und ein Hauch Mango
Am Gaumen fast tänzerisch leicht, auch hier wieder gelbfruchtig mit klarer Pfirsischnote, recht dezent wirkende Süße, pikante Note im Abgang.
89-91, bis 2030+

2019 Niedermenniger Herrenberg Riesling Spätlese feinherb "Meyer Nepal"
Helles Gelb mit grünlichen Reflexen
In der Nase zurückhaltender, aber animierender Duft nach Limette, grünen Äpfeln und Kräutern, auch nasse Kieselsteine
Am Gaumen leichtgewichtig, tänzelnd, von einer laserartigen, vibrierenden Säure getragen, sehr dezent schmeckbare Restsüße (analytisch sind es meines Wissens 27 g/L), Aromen von Äpfeln. Ein "zarter" Wein, filigran, elegant und mit angesichts des schlanken Baus und des sehr niedrigen Alkoholgehalts (8,5% laut Etikett) erstaunlicher Länge.
91-93, bis 2030+

2019 Krettnacher Euchariusberg Riesling Kabinett -Athuro-
Helles Gelb mit leichtem Grünschimmer
Eher zurückhaltender, aber animierender Duft nach gelben Früchten (Pfirsisch) und Kräutern
Am Gaumen leichtgewichtig, wieder gelbfruchtig, hervorragende Süße-Säure-Balance; die Süße (etwa 40 g/l) wird durch die rasante Säure soweit gezähmt, dass ein fast feinherber Geschmackseindruck entsteht. Für einen so leichten Wein erstaunliche Länge
89-91, bis 2030+

2019 Niedermenniger Herrenberg Riesling Kabinett trocken "Mutter Anna"
Helles Gelb mit leichtem Grünschimmer
In der Nase zurückhaltender, aber delikater Duft, grüner Apfel, Limettenschale
Am Gaumen leichtgewichtig aber dennoch mit geschmacklicher Tiefe, ausgeprägte Säure, wieder Limette, Kräuter. In seiner verspielten, leichten Art (11% Alkohol) extrem trinkanimierend und überraschend lang. 
90-92, bis 2025+

2019 Niedermenniger Herrenberg Riesling Spätlese feinherb "Palm"
Helles bis mittleres Gelb
In der Nase verhalten, gelbfruchtig, Pfirsisch, Kräuter
Auch am Gaumen gelbfruchtig, ausgeprägte Säure, Süße sehr dezent, animierend
89-91, bis 2030+

2019 Niedermenniger im Kleinschock Riesling Kabinett
Helles Gelb mit leichtem Grünschimmer
Zurückhaltender, aber sehr animierender Duft nach Kräutern, etwas Limettenschale
Ausgeprägte Säure läßt einen fast halbtrockenen Geschmackseindruck entstehen; kühle Stilistik, gelbfruchtige Aromatik
87-89

2019 Niedermenniger Herrenberg Weißburgunder Spätlese trocken
Recht helles Gelb
In der Nase eher zurückhaltend, reife Melone, Sommerwiese
Am Gaumen kräftige, für Weißburgunder ungewöhnliche Säure, die Frucht tritt hier etwas in den Hintergrund. Frisch und animierend.
84-86, bis 2023

Fazit: Ich kann jetzt sehr gut verstehen, warum die Weine immer so schnell ausverkauft sind. Das sind hervorragende Rieslinge (der Weissburgunder hat mich nicht so begeistert), die einen ganz anderen Stil verkörpern als zum Beispiel van Volxem. Wenn ich nur ein Wort für die Beschreibung der Weine verwenden dürfte, wäre das "zart". Die zarteste Versuchung seit es Riesling gibt, sozusagen.







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen