Donnerstag, 18. Juni 2020

Ohne alles

Den Trollinger überlasse ich normalerweise gerne den Schwaben. Bislang habe ich nur einen im Keller gehabt, und das auch nicht aus eigenem Antrieb (guckstu hier). Aber der "Sine" von Aldinger hat mich dann doch interessiert. Ich weiß zwar schon länger, dass es den gibt, aber getrunken hatte ich ihn bislang noch nicht.
Der Sine ist formal ein Ortswein aus Fellbach und wird, wie der Name andeutet, "ohne alles" hergestellt: keine Entrappung, keine Chaptalisierung, keine Schwefelung, keine Filtration und so weiter. Ob das der Weinqualität zugute kommt oder nur Marketing ist, muss sich im Glas entscheiden.





2018 Aldinger Fellbacher Trollinger "Sine"
Helles bit mittleres Rot, am Rand Rosa
In der Nase leicht rauchig, recht ausgeprägte Noten von Kirsche und etwas Pflaumenkompott
Am Gaumen wieder Kirsche, dazu etwas Bittermandel, eine ausgeprägte Säure läßt den Wein frisch wirken, im Abgang ist dezentes Tannin bemerkbar.
Schöner. sehr trinkanimierender Wein mit angenehm niedrigem Alkoholgehalt.
86-88, bis 2022

Fazit: Mangels hinreichender Kenntnis anderer Trollinger kann ich den Wein nicht mit anderen Weinen aus der gleichen Rebsorte (seien sie aus Württemberg oder aus Südtirol, wo die Rebsorte Vernatsch heisst) vergleichen. Was ich aber sagen kann ist, dass man hier einen sehr guten, charaktervollen und trinkanimierenden Rotwein bekommt, der einen guten Gegenwert für seinen Preis (14,10 ab Werk) darstellt.

Freitag, 12. Juni 2020

First Encounter

Seit einige Zeit begegnet mir hier und da der Name Saalwächter, ein mir zuvor unbekanntes Weingut im rheinhessischen Ingelheim. Insbesondere der Chardonnay des Gutes wurde sehr gelobt. Über das Weingut etwas herauszufinden ist nicht ganz leicht, denn die Webseite ist, höflich ausgedrückt, derzeit nicht sehr informativ.
Auf der Webseite von einem meiner Stammdealer fand ich dann nicht nur einige Weine des Gutes, sondern auch eine Beschreibung. Demnach hat der junge Winzer, Carsten Saalwächter, sein Handwerk bei renommierten Betrieben in Deutschland und Burgund gelernt und ist seit 2017 für die Weine des heimischen Betriebs verantwortlich. Dieser verfügt über 11,5 Hektar in Rheinhessen und eine gepachtete Fläche in Assmannshausen. Angebaut werden vorwiegend Sorten aus der Burgunderfamilie. Die Weine (jedenfalls die, die ich bislang gesehen habe) werden als "Landwein Rhein" vermarktet. Für meine erste Begegnung hätte ich eigentlich gerne den jeweils preiswertesten Weiß- und Rotwein gehabt. Bei den weißen wäre das aber ein Grauburgunder mit 14% Alkohol gewesen, was mir zuviel war. Daher habe ich einen 2018er Weißburgunder gewählt, der mit 19,80 Euro schon recht ambitioniert bepreist ist (zu Recht allerdings, wie man unten nachlesen kann). Er stammt von einer hochgelegenen und (schmeckbar) kalkhaltigen Parzelle und hat 12,5% Alkohol. Bei den roten habe ich den Basis-Spätburgunder aus 2017 für 13,90 gewählt.



2018 Saalwächter Weißer Burgunder
Recht kräftiges Gelb
In der Nase eher zurückhaltend aber sehr reintönig, kalkige Mineralik, sehr zurückgenommene gelbe Frucht 
Am Gaumen kühle Stilistik, ausgeprägt mineralische Note, eher schlanker Bau, wieder sehr zurückgenommene Frucht, dezente Zitrusnote, elegant, recht lang mit leicht salzigem Finale
Ein sehr schöner und eigenständiger Weißburgunder mit für die Rebsorte (jedenfalls nach meiner Erfahrung) eher untypischer Mineralik. Blind hätte ich wohl auf Chardonnay getippt.
89-91, bis 2025+

2017 Saalwächter Spätburgunder
Helles bis mittleres Rot, am Rand leichte Orange-Noten
In der Nase recht ausgeprägt, eher auf der dunkelfruchtigen Seite, Schwarzkirsche, Trockenkräuter
Am Gaumen schöne Frucht, Kirsche und Kirschkerne, eher kühle Stilistik, dezenter Tannin-Grip und eine belebende Säure, gewisse Länge
Schöner Spätburgunder, dessen Aromatik mich an Rheingauer Spätburgunder erinnert.
87-89, bis 2023+

Fazit: Das war zwar die erste, aber sicher nicht die letzte Begegnung mit dem Weingut Saalwächter. Die beiden Weine waren richtig gut und machen neugierig auf die höherwertigen Spätburgunder und den Chardonnay. Ich werde beizeiten berichten.