Samstag, 30. Mai 2020

Einen kleinen Blick riskieren

Leider fallen ja in diesem Jahr die meisten Jahrgansverkostungen aus, so dass es nicht leicht ist, sich ein Bild von der Qualität des Jahrgangs zu machen. In einem "Paket für Helden", das ich bestellt habe (https://www.heeswein.de/weingut/probierpakete/index.html) befand sich nun (unter anderem) eine Flasche 2019er Roxheimer Höllenpfad von Dönnhoff. Die ist natürlich kein vollwertiger Ersatz für die normalerweise zu dieser Jahreszeit anstehende Verkostung des Gesamtsortiments vor Ort, aber sie erlaubt es jedenfalls, einen kleinen Blick zu riskieren. Und der ist sehr vielversprechend.




2019 Dönnhoff Roxheimer Höllenpfad Riesling Erste Lage
Recht sattes Mittelgelb
In der Nase recht ausgeprägt und vielschichtig, Orangenschale, vor allem aber deutliche Kräuternoten. Am zweite Tag ist die Orangennote intensiver.
Am Gaumen ausgesprochen saftig, gut integrierte Säure, auch hier aromatisch klar auf der kräutrigen Seite, mineralische Noten, im Abgang lang und leicht salzig
Hervorragender Riesling auf dem Niveau vieler Großer Gewächse
90-92, bis 2025+




Mittwoch, 27. Mai 2020

Vor der Haustür

Die Ahr liegt, von Bonn aus gesehen, quasi vor der Haustür. Trotzdem findet sich in unserem Keller mal gerade eine Handvoll Flaschen aus diesem kleinen Anbaugebiet. Das liegt teilweise daran, dass nach meiner (bescheidenen) Erfahrung das Preis-Leistungs-Verhältnis der Spätburgunder anderer Anbaugebiete besser ist. Trotzdem interessierten mich die Weine von Julia Bertram. Sie ist (nach dem Weinbau-Studium in Geisenheim) in den elterlichen Betrieb (das Weingut Sebastian) eingestiegen und hat dort aus dem Jahrgang 2013 die ersten Weine unter eigenem Namen produziert. 2017 hat sie den Betrieb dann ganz übernommen. Angebaut werden nur Früh- und Spätburgunder.

Der Basis-Spätburgunder heisst "Handwerk". Daneben gibt es Ortsweine und Lagenweine. Probiert habe ich zwei Spätburgunder, den 2018er Handwerk und den 2017er Wein aus der Lage Mayschosser Mönchberg.






2018 Julia Bertram Spätburgunder "Handwerk"
Recht helles, leuchtendes Rot mit Violettschimmer
In der Nase recht ausgeprägte, wenn auch nicht sehr komplexe Frucht, etwa Himbeere, Cassis und eine leicht "wacholdrige" Note
Am Gaumen eher leichtgewichtig, wenig Tannin, dafür verleiht eine ausgeprägte Säure Struktur, eher dunkelfruchtige Aromatik, guter Trinkfluß und angenehm leicht im Alkohol (12%).
85-87, wohl eher jung zu trinken

2017 Julia Bertram Mayschosser Mönchberg Spätburgunder
Recht helles Rot mit leichten Orange-Noten am Rand
Die Nase ist intensiv und komplex, mit Noten von Trockenkräutern, dunklen Früchten und etwas Schokolade
Am Gaumen kühle Stilistik, reintönige und wieder eher dunkelfruchtige und kräuterwürzige Aromatik, etwas Milchschokolade, dezentes Tannin und eine feine Säureader verleihen Struktur, guter Trinkfluß, ziemlich lang. Auch dieser Wein ist erfreulich niedrig im Alkohol (12,5%)
90-92, bis 2025+

Fazit: Zwei sehr schöne Weine. Natürlich ist der Mönchberg (auch preislich) eine ganz andere Hausnummer als der Handwerk, aber beide Weine verbindet ein guter Trinkfluß, die prägende Säure und der niedrige Alkoholgehalt.

Mittwoch, 6. Mai 2020

Eine Premiere

Ich gestehe, ich habe Dornfelder gekauft. Ich. Dornfelder. Zwei Flaschen.

Ich brauchte noch zwei Flaschen, um einen 6er-Karton voll zu machen, was wiederum für die versandkostenfreie Lieferung nötig war. Auf der Seite mit den aktuellen Angeboten fiel mir dann dieser "Late Release"-Dornfelder aus dem Jahr 2015 und aus gutem Hause - dem Pfälzer Weingut Reichsrat von Buhl - auf. Da er diesseits von 10 Euro kostete, schien mir das Risiko akzeptabel, und so kam ich also zu meinem ersten selbst gekauften Dornfelder.





2015 Reichsrat von Buhl Dornfelder Late Release
Sehr dunkles, blickdichtes Violett-Rot
In der Nase recht ausgeprägte Frucht, Kirsche, etwas Bittermandel
Am Gaumen vergleichsweie leichtgewichtig, wenig Tannin, angenehme dunkelfruchtige Aromatik, aber einfach gestrickt, recht kurz. Angenehm übrigens der mit 11,5% ausgesprochen niedrige Alkoholgehalt.
84-86, bis 2021


Dienstag, 5. Mai 2020

Die Neugier hat gesiegt


Eigentlich wollte ich die besseren 2016er Bordeaux liegenlassen, aber dann habe ich mich doch dazu hinreissen lassen, den Pavie Macquin zu probieren. Das ist ein Wein, von dem wir mittlerweile einige Jahrgänge im Keller haben. Da muss man sich dann doch ab und an mal versichern, das er auch schmeckt...
Der Wein besteht aus gut 80% Merlot, daneben Cabernet Franc und ein bisschen Cabernet Sauvignon.







2016 Chateau Pavie Macquin
Sehr dunkles, jugendliches Purpurrot mit Violettschimmer
In der Nase intensiv, viel Kirsche, daneben florale Noten, rote Beeren, Rauch, etwas Lakritze
Auch am Gaumen intensive Frucht, Kirsche dominiert, rote Beeren. Die Frucht ist so ausgeprägt, dass sie das Tannin an den Rand drängt. Auch der mit 14,5% hohe Alkohol macht sich nicht negativ bemerkbar. Lang. Momentan gut trinkbar.
Das ist kein Wein, der mit hintergründiger Feinheit und Eleganz punktet, sondern "volle Breitseite" - aber eben sehr gut und mit Potential.
94-96, bis 2035+