Sonntag, 18. September 2016

Ausflug in die Pfalz

Eine sehr angenehme Möglichkeit, sich einen Überblick über den Jahrgang 2015 in der Pfalz zu verschaffen, ist ein Ausflug nach Deidesheim. Also habe ich mich an einem schönen Septembertag in den Zug gesetzt.

Winzerverein Deiodesheim 

Meine erste Station war der Deidesheimer Winzerverein. Dafür gab es zwei Gründe. Erstens läuft man auf dem Weg vom Bahnhof zu von Winning ohnehin daran vorbei, und zweitens wurden in letzter Zeit die Editions-Rieslinge des Winzervereins mehrfach im Falstaff sehr gut bewertet (wobei gute Bewertungen im Falstaff allerdings nicht viel heißen müssen). Diese Editionsweine (alle 2015) habe ich dann auch probiert.

Grainhübel
Schöne Pfirsischfrucht und kräutrige Noten in der Nase
Am Gaumen zurückhaltende Säure, wenig spannend.
83-85

Kieselberg
In der Nase dezent, Zitrus, Stachelbeeren
Schöne Frucht, ausgeprägte aber reife Säure, eher kühle Stilistik
86-88

Paradiesgarten
In der Nase etwas opulenter und reifer wirkend, Pfirsisch
In der Säure zurückhaltender als der Kieselberg.
83-85+

Fazit: Der beste Wein war für mich der Kieselberg. Der kann mit den Weinen der beiden "Renommiergüter" mithalten. Mit € 9,50 hat er ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.


Von Winning 

Danach ging es zum ersten "eigentlichen" Ziel des Ausflugs. Leider habe ich den Zettel mit meinen Notizen verlegt. Ich habe drei der Erste-Lage-Rieslinge und zwei GGs probiert. Bei den Erste-Lage-Rieslingen hatte die Mäushöhle eine recht deutliche Holznote. Den Reiterpfad (€ 16,00) mit seiner präzisen Frucht und den Ölberg (€ 19,00) fand ich hervorragend (beide 89-91+ und jeweils 6 Flaschen eingekellert). Die beiden GGs (Grainhübel und Ungeheuer) fand ich gut, aber nicht dramatisch viel besser als die Erste-Lage-Rieslinge.

Nach dem Besuch im Weingut ging es dann zu einem späten und eher rustikalen Lunch ins "Leopold", ehe dann das Weingut Reichsrat von Buhl den Schlußpunkt bildete.





Reichsrat von Buhl

Deidesheimer (Ortswein)
In der Nase zurückhaltend, Pfirsisch
Sehr trocken, schöne Frucht
86-88

Forster (Ortswein)
In der Nase kräutrig-mineralisch
Auch am Gaumen kräutrig, kühl, schön
86-88+

Forster Musenhang
Mineralische Nase, Limette
Kompromißlos trocken, mineralisch, Säure
89-91

Deidesheimer Mäushöhle
In der Nase "kühl", Zitrus, Pfirsisch
Am Gaumen sehr trocken, schöne Frucht
89-91

Riesling "Suez"
Schöne gelbfruchtige Nase, Aprikose, Pfirsisch
Auch am Gaumen gelbfruchtig, etwas weniger kompromißlos als die anderen Weine - das ist hier so etwas wie der Crowd Pleaser
86-88+

Deidesheimer Leinhöhle
Die junge Dame, die (sehr freundlich und kompetent übrigens) durch die Probe geführt hat, merkte freimütig an, dieser Wein sei tendenziell zu spät und damit überreif gelesen worden und dann in neuem Holz ausgebaut worden. Er hat mit 13,5% auch deutlich mehr Alkohol als die anderen Weine
In der Nase expressiv, spürbares Holz
Am Gaumen cremig, auch hier spürbares Holz. Mir ist nicht ganz klar, wie sich das entwickeln wird.
86-88+

2014 Freundstück GG
Extrem verschlossen, aber sehr klar und präzise wirkend
89-91?

2015 Ungeheuer GG
In der Nase verschlossen, angedeutete Intensität
Am Gaumen intensiv, etwas Holz, Potential
89-91+

2015 Jesuitengarten GG
In der Nase "kühl" wirkend, Stachelbeeren, Limette
Sehr ausgewogen, in sich ruhend.
92-94

2015 Kieselberg GG
Sehr schöne Nase, reife Gelbfrüchte, sehr sauber, dezente Holznote
Transparent wirkend, schöne Frucht, wieder dezentes Holz.
92-94

Fazit: Hier werden keine Gefangenen gemacht. Die Weine sind kompromißlos trocken. Der Holzeinsatz ist (mit Ausnahme der Leinhöhle und des Ungeheuers) dezent. Aus der insgesamt sehr guten Kollektion herausheben möchte ich den Forster Ortsriesling (€ 11,90) und die Erste Lage Mäushöhle (€ 16,00). Beides sind tolle Weine mit einem hervorragenden Preis-Leistungsverhältnis (und beide bereichern mittlerweile auch unseren Keller). Der von Stephan Reinhardt überschwenglich gelobte ("This is a monument of dry Pfalz Riesling", 96-98 Punkte) Pechstein ist leider ausverkauft und war auch nicht zu probieren.

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