Sonntag, 25. September 2016

Two Shades of Grey

Heute ist Grauburgunder-Tag. Zuerst gab es den 2013er Grauburgunder SL*** von Alexander Laible. Seine Grauburgunder kenne ich seit seinem ersten Jahrgang, 2007. Damals gab es ein Probierpaket mit dreien seiner Weine von der Zeitschrift "Essen & Trinken", und die haben uns "angefixt". Die Weine sind sehr schön, mit gutem Trinkfluß und ein paar Gramm Restzucker. Man kann ihnen Gefälligkeit vorwerfen, aber ein Wein ist ja nicht deshalb schlecht, weil er vielen schmeckt.
Der zweite Wein ist von Dönnhoff. Dort gibt es jedes Jahr zwei reinsortige Grauburgunder (den "normalen" und den in neuem Holz ausgebauten "S") und eine Cuvée aus Grau- und Weißburgunder.


2013 Dönnhoff Grauburgunder
Mittleres Gelb mit Goldschimmer
In der Nase recht ausgeprägt, Melone, rauchig, Stachelbeere, nussige Noten
Am Gaumen eher schlank wirkend, schöner Schmelz, gute Länge
86-88, bis 2018

2013 Alexander Laible Grauburgunder SL***
Goldgelb
Auch hier recht ausgeprägte Nase, zunächst etwas Zitrus, dann reife Gelbfrüchte, etwas Banane
Recht voluminös, süßlicher Schmelz, reif wirkend.
Sollte m.E. im Laufe des nächsten Jahres getrunken werden. 
83-85, bis 2017

Fazit: Mir gefällt der Grauburgunder von Dönnhoff besser. Der Wein ist etwas schlanker (hat aber trotzdem schönen Schmelz) und differenzierter. Der Wein von Laible ist schon eher eine Wuchtbrumme, dürfte mit seiner schmelzigen Art aber auch viele Anhänger haben.

Sonntag, 18. September 2016

Ausflug in die Pfalz

Eine sehr angenehme Möglichkeit, sich einen Überblick über den Jahrgang 2015 in der Pfalz zu verschaffen, ist ein Ausflug nach Deidesheim. Also habe ich mich an einem schönen Septembertag in den Zug gesetzt.

Winzerverein Deiodesheim 

Meine erste Station war der Deidesheimer Winzerverein. Dafür gab es zwei Gründe. Erstens läuft man auf dem Weg vom Bahnhof zu von Winning ohnehin daran vorbei, und zweitens wurden in letzter Zeit die Editions-Rieslinge des Winzervereins mehrfach im Falstaff sehr gut bewertet (wobei gute Bewertungen im Falstaff allerdings nicht viel heißen müssen). Diese Editionsweine (alle 2015) habe ich dann auch probiert.

Grainhübel
Schöne Pfirsischfrucht und kräutrige Noten in der Nase
Am Gaumen zurückhaltende Säure, wenig spannend.
83-85

Kieselberg
In der Nase dezent, Zitrus, Stachelbeeren
Schöne Frucht, ausgeprägte aber reife Säure, eher kühle Stilistik
86-88

Paradiesgarten
In der Nase etwas opulenter und reifer wirkend, Pfirsisch
In der Säure zurückhaltender als der Kieselberg.
83-85+

Fazit: Der beste Wein war für mich der Kieselberg. Der kann mit den Weinen der beiden "Renommiergüter" mithalten. Mit € 9,50 hat er ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.


Von Winning 

Danach ging es zum ersten "eigentlichen" Ziel des Ausflugs. Leider habe ich den Zettel mit meinen Notizen verlegt. Ich habe drei der Erste-Lage-Rieslinge und zwei GGs probiert. Bei den Erste-Lage-Rieslingen hatte die Mäushöhle eine recht deutliche Holznote. Den Reiterpfad (€ 16,00) mit seiner präzisen Frucht und den Ölberg (€ 19,00) fand ich hervorragend (beide 89-91+ und jeweils 6 Flaschen eingekellert). Die beiden GGs (Grainhübel und Ungeheuer) fand ich gut, aber nicht dramatisch viel besser als die Erste-Lage-Rieslinge.

Nach dem Besuch im Weingut ging es dann zu einem späten und eher rustikalen Lunch ins "Leopold", ehe dann das Weingut Reichsrat von Buhl den Schlußpunkt bildete.





Reichsrat von Buhl

Deidesheimer (Ortswein)
In der Nase zurückhaltend, Pfirsisch
Sehr trocken, schöne Frucht
86-88

Forster (Ortswein)
In der Nase kräutrig-mineralisch
Auch am Gaumen kräutrig, kühl, schön
86-88+

Forster Musenhang
Mineralische Nase, Limette
Kompromißlos trocken, mineralisch, Säure
89-91

Deidesheimer Mäushöhle
In der Nase "kühl", Zitrus, Pfirsisch
Am Gaumen sehr trocken, schöne Frucht
89-91

Riesling "Suez"
Schöne gelbfruchtige Nase, Aprikose, Pfirsisch
Auch am Gaumen gelbfruchtig, etwas weniger kompromißlos als die anderen Weine - das ist hier so etwas wie der Crowd Pleaser
86-88+

Deidesheimer Leinhöhle
Die junge Dame, die (sehr freundlich und kompetent übrigens) durch die Probe geführt hat, merkte freimütig an, dieser Wein sei tendenziell zu spät und damit überreif gelesen worden und dann in neuem Holz ausgebaut worden. Er hat mit 13,5% auch deutlich mehr Alkohol als die anderen Weine
In der Nase expressiv, spürbares Holz
Am Gaumen cremig, auch hier spürbares Holz. Mir ist nicht ganz klar, wie sich das entwickeln wird.
86-88+

2014 Freundstück GG
Extrem verschlossen, aber sehr klar und präzise wirkend
89-91?

2015 Ungeheuer GG
In der Nase verschlossen, angedeutete Intensität
Am Gaumen intensiv, etwas Holz, Potential
89-91+

2015 Jesuitengarten GG
In der Nase "kühl" wirkend, Stachelbeeren, Limette
Sehr ausgewogen, in sich ruhend.
92-94

2015 Kieselberg GG
Sehr schöne Nase, reife Gelbfrüchte, sehr sauber, dezente Holznote
Transparent wirkend, schöne Frucht, wieder dezentes Holz.
92-94

Fazit: Hier werden keine Gefangenen gemacht. Die Weine sind kompromißlos trocken. Der Holzeinsatz ist (mit Ausnahme der Leinhöhle und des Ungeheuers) dezent. Aus der insgesamt sehr guten Kollektion herausheben möchte ich den Forster Ortsriesling (€ 11,90) und die Erste Lage Mäushöhle (€ 16,00). Beides sind tolle Weine mit einem hervorragenden Preis-Leistungsverhältnis (und beide bereichern mittlerweile auch unseren Keller). Der von Stephan Reinhardt überschwenglich gelobte ("This is a monument of dry Pfalz Riesling", 96-98 Punkte) Pechstein ist leider ausverkauft und war auch nicht zu probieren.

Mittwoch, 14. September 2016

Alles Müller oder was?



Heute ist Müller-Thurgau-Tag. Von dem Rivaner pur von Stefan Steinmetz (Weingut Günther Steinmaetz) habe ich aus Neugier drei Flaschen gekauft, die vor ein paar Tagen kamen. Der Muschelkalk von Enderle & Moll ist mein Rekordeinkauf. Ich habe noch nie so viel von einem Wein gekauft. Ok, wenn man genau nachzählt, waren es nur sechs Flaschen. Aber es gab nur 200 Flaschen, also habe ich drei Prozent der Ernte gekauft :-)



2014 Günther Steinmetz Rivaner pur
Recht helles Gelb
In der Nase recht ausgeprägte Schiefermineralik, Sponti-Noten, gelbe Früchte
Am Gaumen sehr lebhaft, trotz des niedrigen Alkohols (11%) mit schönem Schmelz und erfrischender Säure, guter Trinkfluß. Macht bei dem heißen Wetter heute Spaß.
83-85, bis 2018

2013 Enderle & Moll Müller-Thurgau Muschelkalk
Goldgelb
Wirkt in der Nase "abgeklärt", Kräuter, Quitte, dezent zitrusfruchtig, vermutlich mit längerem Maischekontakt vergoren.
Am Gaumen recht voluminös, spürbares Tannin, schöner Schmelz.
83-85, bis 2020

Fazit: Zwei interessante und schöne "Müller", die beide weitab vom Mainstream dieser Rebsorte angesiedelt sind. Der "Rivaner pur" ist der unkompliziertere Wein, sehr trinkig und terrassengeeignet. Der Muschelkalk ist komplexer und komplizierter und kein Easy-Drinking-Wein, aber er macht auch nicht so unmittelbar Spaß wie der "pur".

Freitag, 9. September 2016

Steinrieg(e)l


Heute ging es zwei Neuankömmlingen an den Korken. Seit einer großartigen Probe mit 2010er Smaragden haben es mir die Weine von Prager angetan. Daher habe ich ein paar Flaschen 2015er von meinen Favoriten (Grüner Veltliner Stockkultur Achleiten und Riesling Wachstum Bodenstein) eingekellert. Und bei der Gelegenheit habe ich probehalber auch das Riesling Federspiel Steinriegl gekauft. Und "zufällig" kam kürzlich auch ein Riesling Steinriegel vom Weingut Potzinger aus der Steiermark hier an, den ich aus Neugier mitbestellt hatte. Riesling aus der Steiermark hatte ich nämlich noch nicht. Und was lag nun näher, als eine kleine Steinrieg(e)l-Probe zu machen? 


2015 Prager Riesling Steinriegl Federspiel
Mittleres Gelb
In der Nase ausgeprägt gelbfruchtig, Aprikose, Mirabellen, mit Luft nuancierter.
Auch am Gaumen gelbfruchtig, wieder Aprikose, passende Säure, noch verschlossen, Potential.
86-88+, 2017-2020

2015 Potzinger Riesling Steinriegel
Ebenfalls mittleres Gelb
In der Nase noch etwas ausgeprägter als der Prager; etwas Pfirsisch, Kräuter, aber auch eigentlich Sauvignon-typische Noten wie Johannisbeerblätter.
Am Gaumen exotische Frucht, wieder Johannisbeerblätter, leicht herbe Note, ordentliche Länge.
Das ist ein durchaus schöner Wein, aber ich hätte blind ziemlich sicher auf Sauvignon getippt. Ich habe extra nochmal auf die Flasche geschaut - es steht Riesling drauf.
86-88, -2020

Fazit: Der Steinriegl von Prager ist ein schöner, klassischer Riesling, der schon Spaß macht, aber von ein paar Monaten Flaschenreife profitieren dürfte. Den Fast-Namensvetter aus der Steiermark finde ich zwar durchaus gut, aber nicht rieslingtypisch. Mich würde wirklich interessieren, ob erfahrenere Verkoster als ich das blind als Riesling identifizieren würden.